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"Die Angst, dass es jeden treffen könnte"

Mollath-Rechercheure zu Gast in Regensburg

Sie waren mit die ersten Journalisten, die im Fall Mollath recherchiert und die zahlreichen Ungereimtheiten an die Öffentlichkeit gebracht haben: Olaf Przybilla und Uwe Ritzer. Erst im März erhielten die beiden für ihre Artikelserie in der Süddeutschen Zeitung den Wächterpreis des Netzwerk Recherche. Am nächsten Dienstag (9. Juli) kommen sie nach Regensburg, um ihr Buch über die Affäre Mollath („Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste“) vorzustellen und darüber zu diskutieren. Mollath Buch-CoverIn dem knapp 250 Seiten starken Buch haben Ritzer und Przybilla den derzeitigen Stand der Recherchen übersichtlich und anschaulich, dabei auch spannend und authentisch zusammengefasst. Und sie brauchen weder Spekulationen noch Verschwörungstheorien, um das Versagen von Gutachtern und Gerichten zu belegen und in deutlicher Sprache zu benennen: die Schwarzgeld-Vorwürfe, aufgrund derer Mollath ein „Wahnsystem“ attestiert wurde und die sich im Nachhinein als richtig herausgestellt haben. Gutachter, die Mollath nie gesehen haben und ihn dennoch für gefährlich erklärt haben. Ein Richter, der Mollaths Verteidigungsschrift nicht einmal gelesen hatte.
„Ein Einzelfall? Zumindest einer, der in Abgründe blicken lässt, wie man sie nur in zweifelhaften Systemen vermutet, nicht aber in Deutschland. Und was das Schlimme, das Unbehagliche an dieser Affäre ist: Es drängt sich der Eindruck auf, es könnte jeden treffen, so wie den ehemaligen Oldtimerrestaurator aus Nürnberg.“ Aus: Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste
Der Abend dürfte aber auch über die tiefen Einblicke in die Affäre hinaus spannend werden. Zum einen will das Landgericht Regensburg bis zum 19. Juli darüber entscheiden, ob es ein Wiederaufnahmeverfahren geben wird – mittlerweile gibt es auch vernehmbare Proteste vor dem Gerichtsgebäude.

Kritik von anderen Medien

Zum anderen: Während die kritische Berichterstattung der SZ in der breiten Öffentlichkeit auf ein fast durchweg zustimmendes Echo stößt, gibt es auch Stimmen, die Przybilla und Ritzer „Skandalisierung“, „Manipulation“ und „Tendenzberichterstattung“ vorwerfen. Unter anderem das Nachrichtenmagazin Spiegel, aber auch der in Bayreuth ansässige Nordbayerische Kurier nehmen zum Teil dezidiert eine Gegenposition zur SZ-Berichterstattung ein. „Das jüngst erschienene Buch der beiden Reporter ist zwar schmissig geschrieben, stellt aber von der ersten bis zur letzten Seite Schlussfolgerungen und Behauptungen als Tatsachen dar“, schreibt etwa der Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers, Joachim Braun, auf seinem Blog. Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe gar, dass vieles dafür spräche, „dass Gustl Mollath vor sieben Jahren zurecht als psychisch kranker Straftäter in die Psychiatrie eingewiesen wurde“. Gegenpositionen, auf die man an diesem Abend sicher eine Antwort erwarten darf. Die Lesung mit Diskussion findet am Dienstag, 9. Juli, um 19:30 Uhr im Auditorium des Thon-Dittmer-Palais am Haidplatz 8 statt. Eintritt: 8 Euro.
Demonstrierte auch am Dienstag wieder vor dem Landgericht für ein Wiederaufnahmeverfahren im Fall Mollath: der Regensburger Helmut Nachtigall. Foto: privat

Demonstrierte auch am Dienstag wieder vor dem Landgericht für ein Wiederaufnahmeverfahren im Fall Mollath: der Regensburger Helmut Nachtigall. Foto: privat

Ein-Mann-Demo vor dem Landgericht

Sieben Jahre Psychiatrie: Mollath liegt im Durchschnitt

Vor dem Landgericht Regensburg fordert am Freitag ein Mann „Gerechtigkeit für Gustl Mollath“ und erhält viel Zuspruch. Wie groß der Skandal tatsächlich ist, muss sich indes erst zeigen. Fest steht allerdings: Die Zahl der Insassen in geschlossenen Psychiatrien steigt ebenso wie deren Verweildauer. Und nicht jeder Fall rückt so in den Fokus der Öffentlichkeit.

65jähriger meldet Demo an

Protest vor Landgericht: „Gerechtigkeit für Gustl Mollath“

„Eigentlich bin ich gar kein so kritischer Mensch“, sagt Helmut Nachtigall. Und auch öffentliche Auftritte sind nicht so seine Sache. Trotzdem hat der 65jährige für den morgigen Freitag eine Kundgebung angemeldet – Motto: „Gerechtigkeit und Freiheit für Gustl Mollath“. Ab 10 Uhr will er vor dem Gerichtsgebäude an der Kumpfmühler Straße stehen.

Der öffentliche Raum ist nicht für jeden da

Kaufhof-Chef fordert: Neupfarrplatz soll punker-frei werden

In der Regensburger Altstadt ist viel Platz: für Auto-Ausstellungen, jedweden Werbestand, für Segways und Touristen-Rudel. Manche aber passen da nicht rein. Sie stören das Stadtbild und die Geschäfte. Der Galeria Kaufhof-Chef Ralf Kammermeier hat nun im Sicherheitsbeirat der Stadt gefordert, Punker vom Neupfarrplatz zu verbannen. Bürgermeister Gerhard Weber scheint bereits Vergrämungs-Methoden in petto zu haben.

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