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Bustunnelidee ist 30 Jahre alt

Unterirdisch: Mit Schlegl zurück in die Zukunft

Ob nun aus Freude oder Verärgerung: Der verstorbene CSU-Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher dürfte angesichts eines Vorschlags seines politischen Urenkels in spe im Grab rotieren: Christian Schlegl will die Altstadt für den Busverkehr untertunneln lassen. Eine Geschichte aus der Reihe: Und täglich grüßt das CSU-Murmeltier…

Visionäre Verkehrskonzepte gibt es nicht nur unter Christian Schlegl. Diese Broschüre stammt aus den 80ern.

Visionäre Verkehrskonzepte gibt es nicht nur unter Christian Schlegl. Diese Broschüre stammt aus den 80ern.

„Ich begrüße als Oberbürgermeister der Stadt Regensburg und als Aufsichtsratsvorsitzender der Regensburger Verkehrsbetriebe GmbH die Planungsstudie zum Einsatz von (…) Omnibussen auf unterirdischer Trasse in Regensburg.“

Am heutigen Montag hat Christian Schlegl den Medien sein Verkehrskonzept der Zukunft vorgestellt. Unterirdische Buslinien, Metrobus genannt, sollen die Altstadt vom (oberirdischen) ÖPNV befreien und gleichzeitig eine hervorragende Erreichbarkeit des Welterbes gewährleisten. Eine Studie dazu will der CSU-Oberbürgermeisterkandidat in Auftrag geben. Ein „Befreiungsschlag“ könne das Ganze werden, sagt er gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung.

Das Eingangszitat stammt indes nicht von Schlegl, es ist auch kein fiktiver Vorgriff auf eine Zukunft, in der Regensburg von ihm regiert werden wird, nein: es ist schon sehr, sehr alt und stammt von einem Parteifreund Schlegls.

30 Jahre alt: Die Vision von Bustunneln

Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher war es, der im Jahr 1984 mit der Idee einer Untertunnelung der Regensburger Altstadt von sich reden machte. Eine schöne Broschüre hat er damals in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der RVB herausgegeben.

100 Millionen Mark sollte das Ganze damals kosten, heute, zu Schlegls Zeiten, würde eine Untertunnelung wohl, so sagt er, mit 200 Millionen Euro zu Buche schlagen. Schließlich wird alles teurer.

Doch das ist im Wesentlichen auch schon der einzige Unterschied.

Gleiche Route, gleicher Professor, anderes Ergebnis

Die Route, auf der die Busse in der Schlegl-Zukunft durch die, pardon: unter der Altstadt fahren sollen ist just dieselbe, die sich nun, 30 Jahre später, sein politischer Urenkel in spe vorstellt.

Mit einer Planungsstudie für das Tunnelsystem will Schlegl Prof. Dr.-Ing. Alfred Haack von der „Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen“ (STUVA) betrauen. Ein kleines Konzept hat Haack ihm schon geschrieben. Keine halbe Million Euro werde die darauf aufbauende Studie kosten, versichert der CSU-Kandidat. Vielleicht ist es ja deshalb soooo günstig, weil Professor Haack offenbar schon einmal, vor fast genau 30 Jahren, eine solche Studie für Friedrich Viehbacher erstellt hat. So ein Glück!

Von Professor Haack, das sei am Rande erwähnt, stammt übrigens auch die Machbarkeitsstudie zum Riepl-Röhren-Vorschlag des gleichnamigen Stadtrats Günther Riepl (Freie Wähler), den die CSU in der Vergangenheit schon mal als „nicht nur wirr, sondern irr“ (Herbert Schlegl) bezeichnet hat. Die Riepl-Röhre aber hält die CSU – im Gegensatz zu Haack – auf keinen Fall für umsetzbar. Stammt ja auch nicht von ihr.

Weder irr noch wirr soll indes der CSU-Untertunnelungsvorschlag für die Altstadt sein. Auch wenn er Ende der 80er noch in der Versenkung verschwand. Warum nur?

In den 80ern: Erhebliche Schäden befürchtet

„Da war eben die Zeit noch nicht reif dafür“, meint Schlegl, als wir ihn auf die historischen Dokumente aus Viehbacher-Zeiten ansprechen. „Man hat damals nur andere politische Prioritäten gesetzt.“

Das mag vielleicht stimmen.

Nach bisherigen Recherchen unserer Redaktion wurde allerdings das damalige Aus für die Viehbacher-Röhren – gegenüber der Öffentlichkeit und den Stadträten – mit durchaus bemerkenswerten Argumenten begründet: Da die Regensburger Altstadt auf Schwemmsand gebaut ist, könnte, so die damalige Befürchtung, eine Untertunnelung zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen und diese Absenkung wiederum könnte erhebliche Schäden an der historischen Bausubstanz, Häusern also, nach sich ziehen.

Verbessertes Profil mit aufgewärmten Ideen? Christian Schlegl. Foto: Archiv/ Staudinger

Verbessertes Profil mit aufgewärmten Ideen? Christian Schlegl. Foto: Archiv/ Staudinger

Er habe, sagt Schlegl, von den Regensburger Verkehrsbetrieben die Auskunft erhalten, dass es damals „kein K.O.-Kriterium“ für diese Idee gegeben habe. Und überhaupt sei heute „doch alles machbar“. Jedenfalls dann und nur dann, wenn die CSU es will. Auch das hat sich seit Friedrich Viehbacher offenbar nicht geändert…

„Wir sind überzeugt, daß mit der Planungsstudie eine fundierte Aussage geschaffen werden konnte, die für die politischen Gremien der Stadt Regensburg eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Lösung der Verkehrsprobleme in der Altstadt darstellt.“
CSU-Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher 1984

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