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CSU stellt Stadtratsliste auf

Trockene Angelegenheit in Glanz und Gloria

Die CSU scheint sich tatsächlich zusammengerauft zu haben. Mit fast 90 Prozent der Stimmen wurden am Samstag die 50 Kandidaten für den Stadtrat nominiert. SaalDas ist es wohl was die CSU ausmacht – man bewirft sich jahrelang gegenseitig mit Dreck, spricht dem jeweils anderem Kompetenz und moralische Eignung, meist gleich beides ab und sobald sie näher rückt – die Wahl – raufen sich diejenigen, die übrig geblieben sind erfolgreich zusammen, schütteln sich die Hände und stellen mit derart großer Mehrheit eine gemeinsame Stadtratsliste auf, dass man ihnen das anschließende Reden von „Stabilität“ und der „sprichwörtlichen Geschlossenheit“ fast abnehmen muss.

Einstimmige Empfehlung des Kreisvorstands

Am Vorabend der Listenaufstellung zur Stadtratswahl hatte der Kreisvorstand bis kurz vor Mitternacht getagt und, Rieger zufolge, „in geheimer Abstimmung“, einstimmig einen „Empfehlungsbeschluss“ für die Liste gefasst, der dann auch ohne große Diskussion angenommen wurde. Und dass man sich anschließend seiner Sache sicher war, zeigt nicht nur die Abwesenheit des Oberbürgermeisters – Hans Schaidinger war ob der Feierlichkeiten zur Städtepartnerschaft mit Pilsen verhindert, sondern auch von 20 der 117 Delegierten. Es kommt eben nicht mehr auf jede Stimme an.

„Schlechtes Omen für Wolli“

87 der 97 Anwesenden gaben am Samstag innerhalb von nicht einmal zwei Stunden den Kandidaten ihre Zustimmung. Gewählt wurden alle 50 in einem Block und weil man entsprechend nur mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen konnte, blieb die – wohl eher proforma aufgebaute – Wahlkabine an diesem Tag leer. Dass der Kreisvorsitzende Franz Rieger für diese Zusammenkunft einen Saal mit dem Namen „Glanz und Gloria“ gebucht“ hat, war nur noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen.
Einst Erzfeinde, jetzt stabil und geschlossen: Christian Schlegl und Franz Rieger. Fotos: as

Einst Erzfeinde, jetzt stabil und geschlossen: Christian Schlegl und Franz Rieger. Fotos: as

Nach dem „Regensburger Friedensschluss“, den er – Rieger – „energisch herbeigeführt“ habe, gelte es nun erneut den Oberbürgermeister zu stellen und stärkste Fraktion im Stadtrat zu werden. Da sei er auch sehr zuversichtlich, so Rieger. Schließlich sei er und nicht seine SPD-Konkurrentin Margit Wild der Stimmenkönig bei der Landtagswahl gewesen. „Nur der liebe Wolli hat das nicht gemerkt. Wenn das mal kein schlechtes Omen für ihn ist.“ Große Überraschungen – im negativen Sinn – blieben auf der Stadtratsliste aus. Zwar dürfte es für einige der derzeit schon amtierenden Stadträte wie Axel Reutter (Listenplatz 33), Josef Troidl (Platz 30) und Erich Tahedl (24) etwas schwer werden, erneut in die Fraktion zu kommen. Aber Haritun Sarik etwa hatte bereits bei der letzten Wahl gezeigt, dass das möglich ist – er kandidiert wie schon 2008 auf Listenplatz 34.

Ein Gugau, aber kein Gugau-Lager

Angeführt wird die Liste vom OB-Kandidaten Christian Schlegl, Franz Rieger und Astrid Freudenstein, die vergangene Woche – etwas überraschend – den Sprung in den Bundestag geschafft hat. Die JU ist nicht nur mit ihrem Vorsitzenden Michael Lehner (Platz 4) die wohl am besten vertretene Gruppe. Und die „Bürger für Regensburg“, einst als Drohkulisse zur Rieger-CSU aufgebauter Schlegl-Wahlverein, scheinen mit Platz 15 für ihren Vorsitzenden Konrad Brenninger und 23 für Manfred Hetznegger zufrieden zu sein. Brenninger kündigte bereits an, seinem Verein nun vorzuschlagen, bei der Wahl nicht mit einer eigenen Liste anzutreten. Armin Gugau, einst Protegé Riegers, dann von ihm als Kreisvorsitzender abserviert, erhielt – wohl auch als Geschenk für anschließende Stillhalten – den sicheren Listenplatz 7. Sein Lager, sofern man davon überhaupt sprechen kann, kam auf der Liste hingegen kaum zum Zuge.

„Dossierschreiber nicht wählen“

Da half auch die anonyme Mail eines „Parteimitglieds“ an Delegierte, Medien, CSU-Landesleitung und Generalsekretär Alexander Dobrindt nichts mehr, in der gefordert wurde, die drei zur Wahl stehenden „Dossierschreiber“ nicht zu nominieren. Gemeint waren Freudenstein, Schlegl und Josef Ludwig Zimmermann (Platz 8), denen – lang ist’s her – 2007 die rechten Umtriebe innerhalb der CSU plötzlich ein Anliegen geworden waren. Im Zuge dieser, vom parteiinternen Machtkampf motivierten Aktion entledigte man sich insbesondere Gero Kollmers und Thomas Fürsts, dessen immer wieder befürchteter/ erhoffter/ behaupteter Einfluss innerhalb der CSU – betrachtet man die aktuelle Liste – nicht (mehr) vorhanden zu sein scheint. Allerorten: Friede, Freude, Eierkuchen.
Trübte die Freude nur ein wenig: Arthur Bechert.

Trübte die Freude nur ein wenig: Arthur Bechert.

Einzig Arthur Bechert, Vorsitzender der Vertriebenen-Union, nutzte die Gelegenheit zur Aussprache. In seiner – hörbar von Unruhe begleiteten – Wortmeldung zeigte er sich mit seinem Listenplatz (49) unzufrieden. Er wolle mit Julia Kraus (Platz 16) tauschen. Diese gehöre zwar ebenfalls der Vertriebenen-Union an, sei aber (mit 31 Jahren) wohl noch zu jung, um all diese Verantwortung tragen zu können und deshalb – „nicht aus egoistischen Motiven“ – sei es doch besser ihn, Bechert, dort zu platzieren. Nachdem dieses Ansinnen nur 15 Delegierte unterstützten, zog Bechert seine Kandidatur für den Stadtrat zurück. Selbiges gilt für Stefan Neubert (Platz 36). Der selbst nicht anwesende CSU-Vorsitzende in Burgweinting, ließ – nach der Wahl – ausrichten, dass er nicht zur Verfügung stünde. Und so blieb für Beobachter, die sich einst am zerstrittenen Komödienstadel der CSU weiden konnten, am Ende der Eindruck, den Wahlleiter Hermann Vanino (Platz 5) zu Beginn formulierte: „Das ist eine ziemlich trockene Angelegenheit.“ Schade eigentlich.
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