Als ich Capote vor nun beinahe zehn Jahren zum ersten Mal sah war ich wie weggeblasen. Selten zuvor hatte ich eine Hauptfigur gesehen, die gleichzeitig so schräg war und doch mit so viel Klasse gespielt wurde. Der homosexuelle, leicht hinterhältige Schriftsteller mit der hohen Stimme und dem Gespür fürs Unkorrekte war dem damals mit 37 Jahren noch vergleichsweise jungen Charakterdarsteller wie auf den Leib geschrieben, machte ihn über Nacht zum Star und brachte ihm einen Oscar als bester Hauptdarsteller ein. (Übrigens nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Heath Ledger für seine Rolle in Brokeback Mountain.)
Es folgten unzählige Engagements in kleinen und großen Filmen. Von Mary & Max, einem sehr morbiden Animationsfilm, bis Die Tribute von Panem 2. Hoffman spielte für die ganz großen Regisseure, von Woody Allen bis Paul Thomas Anderson, und in Synecdoche, New York dem fantastischen Regiedebüt von Drehbuch-Genie Charlie Kaufman.
Wo er auftauchte stahl er seinen Schauspielkollegen die Show. Wie in Der Krieg des Charlie Wilson als griechischer dauergestresster CIA-Offizier neben Tom Hanks und Julia Roberts. Oder in Glaubensfrage neben Meryl Streep. Zwei Rollen, die ihm weitere Oscarnominierungen einbrachten.
Am Wochenende nachdem ich Capote im Kino gesehen hatte, fuhr ich zur Videothek und lieh mir alle Philip Seymour Hoffman-Filme, die mir in die Finger kamen. Darunter Filme, die ich schon kannte wie Boogie Nights, Almost Famous oder The Big Lebowski, bei denen ich noch einmal explizit auf Hoffman achten wollte. Sowie das Meisterwerk Magnolia. Eine Freundin hatte mir erzählt, die Geschichte um eine handvoll verwobener Schicksale und eine Nacht, in der es Frösche regnet sei so gut, dass sie danach drei Tage nicht hätte sprechen können.
Die vielleicht größte Überraschung für mich war der Film Makellos. Robert DeNiro spielt einen mürrischen Polizeibeamten, Hoffman seinen transsexuellen Nachbarn. Aber auch schlechte Filme wie …und dann kam Polly oder Mission Impossible III sind durch Hoffman immerhin sehenswert. In Mission Impossible III gibt er meiner Meinung nach sogar einen der besten Filmbösewichte aller Zeiten. Das geht in dem sonst so grottigen Film leider ein bisschen unter.
Dabei ist es schwer zu sagen, was Hoffmans Stil ausmacht. Es gibt zweifelsohne Schauspieler wie zum Beispiel – den von mir ebenfalls extrem gefeierten – Javier Bardem, die wandlungsfähiger oder „verrückter“ sind.
Auch war Hoffman nicht auf die Rolle des Bösewichts festgelegt. In den meisten Filmen (wie Die Tribute von Panem 2) sind seine Intentionen nicht ganz klar. Ein klassischer Held ist er mit seinem pummeligen Aussehen erst recht nicht. Die Charaktere sind immer intellektuell und doch liebenswert, oft durch eine leicht kauzige Art. Wie in Die Geschwister Savage, noch so ein absolut fantastischer Film.
Müsste ich Philip Seymour Hoffman Stil in einem Wort beschreiben, würde ich sagen: Präzise. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht wieso. Vielleicht ist es die Art wie er spricht, immer irgendwie beiläufig und mit dem Blick nach unten und doch sehr klar, jede Silbe gestochen scharf.
Gestern wurde Hoffman tot in seinem New Yorker Appartement gefunden. Damit verliert die Welt einen großartigen, unersetzbaren Schauspieler. Ich kann jeden seiner Filme empfehlen. Und wüsste nicht, über wen sich das noch sagen ließe.
Der Autor
Thomas Spitzer studierte Mathematik an der Universität Regensburg. Seit 2009 tritt er erfolgreich bei Poetry Slams auf. Inzwischenarbeitet Spitzer als Autor und Kultur-Manager. Sein Buch „bunt und kühl“ erschien im April 2013 beim ConBrio-Verlag. Die zugehörige CDwurde im Dezember an fünf Abenden insgesamt tausend Besuchern vorgestellt. Alle Infos: facebook.com/thomasespitzer
Explodierende Strompreise, gefährdete Arbeitsplätze, Massenverarmung einkommensschwacher Familien, gar das Ende der Industrienation Deutschland, all das schreibt man der Energiewende zu. Die ist ja mittlerweile omnipräsent. Nur, nicht alle sind davon überzeugt, dass sie auch noch was wird. Auf Einladung des „Bündnisses für Atomausstieg“ war die Ökonomin Claudia Kemfert in Regensburg.
Mit einem zweistündigen Porträt des Imkers Ibrahim Gezer ist dem 50jährigen Filmemacher Mano Khalil ein Dokumentarfilm von einer unerhörten Wucht gelungen, der gleichzeitig eine spielerische Leichtigkeit atmet.
60 Tage ans Bett gefesselt – so soll es einer Patientin in der Forensik Taufkirchen ergangen sein. Bereits im Dezember haben wir über diesen Fall berichtet, der mittlerweile immer größere Wellen schlagt. Unter anderem wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit in deutschen Krankenhäusern“ hat Martin Heidingsfelder deshalb am Dienstag Strafanzeige erstattet. Unterstützung erfährt der Nürnberger dabei auch durch Gustl Mollath. Übergeben mussten die beiden ihr Konvolut durchs Fenster, überwacht von Zivilbeamten.
Gefordert (und versprochen) haben es politisch manche, umgesetzt hat es bislang keiner: Das zum Stadtpass weiterentwickelte Sozialticket. Nach sechs Jahren politischen Herumeierns startet am morgigen Donnerstag ein Bürgerbegehren.
Im Bundestag habe er zumindest gelernt, schnell zu reden. Das hat Oberbürgermeister Hans Schaidinger einmal Horst Meierhofer bescheinigt. Es ist auch ein schwieriges Verhältnis zwischen den beiden. Als Schaidinger noch auf den Donaumarkt als Stadthallenstandort fixiert war, hat Meierhofer ihm regelmäßig Contra gegeben und schon mal ein Bürgerbegehren für Schaidingers Rückkehr nach Freilassing in den Raum gestellt. Spaßeshalber versteht sich. Doch das alles ist lange vorbei. Auf den Donaumarkt kommt ein Bayernmuseum, Schaidinger ist in ein paar Wochen nicht mehr Oberbürgermeister von Regensburg und Meierhofer sitzt nicht mehr im Bundestag. Bleibt die Frage, ob er es mit der FDP nochmal in den Stadtrat schafft. Im Interview hat uns der OB-Kandidat aber auch noch ein paar andere Fragen beantwortet.
In ihrem neuen Film Wolf of Wall Street zeigen Schauspielerproduzent Leonardo DiCaprio und Regisseur Martin Scorsese die Verbrecher von heute. Und sich selbst von ihrer besten Seite.
Die Universität Regensburg hat mindestens 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „rechtsfehlerhaft“ befristet beschäftigt. Das hat kürzlich Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle in einem Schreiben Anfang Januar klargestellt. Alle davon betroffenen Beschäftigungsverhältnisse gelten damit als unbefristet. Jetzt muss das Geld dafür – es geht jährlich um einen hohen sechsstelligen Betrag – irgendwoher kommen. Müssen jetzt die Fakultäten an anderer Stelle dafür bluten, dass der Kanzler sehenden Auges zu einer fragwürdigen Praxis gegriffen hat?
Regensburg ist eine gespaltene Stadt. Und zum Spaltpilz wird nahezu automatisch jeder, der in der Altstadt wohnt. Nur wenige finden den Weg aus dem Alleengürtel hinaus ins unbekannte Hinterland. Wer sich schon mal mit einem Altstadtbewohner außerhalb dessen Komfort-Zone verabreden wollte, weiß wahrscheinlich schon jetzt, wovon diese Kolumne voller persönlich geprägter Pauschalurteile unserer Autorin Bianca […]
Der Vorhang hebt sich und gibt den Blick frei auf die Phantasiewelt des Bühnenbildes. Was der Zuschauer im Theater Regensburg allerdings nicht sieht: das Stück hinter dem Stück. Eine Reportage über zeitliche Choreographien, Lampenfieber und eine Welt fernab vom Rampenlicht.
Fast drei Stunden peinliches Frühwerk von Richard Wagner? Bringt’s das? Am Samstag feierte Die Feen am Regensburger Stadttheater Premiere. Eine etwas andere Kritik…
Erst dick, jetzt rank und schlank. Erst der Draufhauer, jetzt der Bürgerversteher. Erst die Hassfigur der CSU, jetzt deren OB-Kandidat. Man reibt sich verwundert die Augen, angesichts der Metamorphose von Christian Schlegl (Ein Porträt aus dem Jahr 2012). Ganz hat der das draufhauen allerdings nicht verlernt. Jetzt trifft es vor allem die SPD und deren Spitzenkandidaten Joachim Wolbergs. „Der soll sich entschuldigen und zwar flott“, sagt Schlegl. Wofür Wolbergs das tun soll, was es mit den Schleglschen Visionen und „rechtsradikalen Gesten“ auf sich hat, darüber haben wir mit ihm gesprochen.
Wenn Schüler in schicken Klamotten auf einem Kartoffelacker knien, dann steckt vermutlich Slow Food Deutschland dahinter. Mit dem Schulprojekt „Teller statt Tonne“ will die Organisation, die sich ihrem Slogan nach für gutes, sauberes und faires Essen einsetzt, dafür sorgen, dass an den Schulen hierzulande endlich über das ungerechte globale Ernährungssystem diskutiert wird.
Tina Lorenz ist nicht nur die einzige Frau im OB-Kandidaten-Reigen. Die 32jährige Theaterdozentin ist auch die einzige, bei der noch unklar ist, ob sie überhaupt zur Wahl antreten darf: Den Piraten fehlen bis zum Stichtag am 2. Februar noch über 250 Unterstützerunterschriften. Vom Leder zieht sie trotzdem: Auf Podiumsdiskussionen, bei Protestaktionen und bei uns im Interview.
Die Regensburger Medien haben sich ein Schweigegelübde verordnet. Dafür sorgt die fragwürdige Dissertation des Putzunternehmers Karlheinz Götz überregional und international für Aufregung. Und zwischenzeitlich gibt es weitere Ungereimtheiten bei der Arbeit des bestens vernetzten Cartellbruders.
Schmerzfrei muss man schon sein, wenn man im Stadtrat häufiger nachfragt. Es kann nämlich sein, dass andere Stadträte, die alles sofort kapieren, einem dann schon zeigen, wo der Bartl den Most herholt. Das zeigte die Diskussion um den neuen Mietspiegel vergangene Woche.
Eine junge Frau wird bei einer Auseinandersetzung auf einer Polizeiwache verletzt. Die Ermittlungen gegen die Polizeibeamten stocken, während sie einen Strafbefehl über 3.600 Euro bekommt. Und vorausgegangen ist dem Ganzen eine mehr als fragwürdige Festnahme. Szenen aus dem niederbayerischen Landshut.
Am Dienstagmorgen verhandelte das Regensburger Verwaltungsgericht zwei Klagen von Flüchtlingen, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die volle Flüchtlingseigenschaft zuerkannt haben möchten. Erfolgreich war dabei zumindest Mohammad Kalali.