SOZIALES SCHAUFENSTER

Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Wenn das kein Medien-Masochismus ist: Der Regensburg-Bezug eines Gebets und extremistischen Verschwörungen Richtung Osten beschäftigen Martin Oswald in seiner heutigen Kolumne.

Liest und leidet: Marin Oswald.

Liest und leidet: Martin Oswald.

Es war augenblicklich klar! Dieser Wochenblatt-Aufmacher muss Thema meiner kleinen Kolumne werden! In der Ausgabe vom 8. Januar findet sich schön platziert zwischen „Maggie will den Bachelor“, Friseurwerbung und Haarentfernungsanzeige ein Bild von Schumacher mit seinem ehemaligen Manager Willi Weber.

Nachdem Schumachers Skiunfall quer durch diverse Medien auf schäbigste Weise durch den Boulevard-Fleischwolf gedreht wurde, gibt es nach Helmvideo über Corinna Schumachers Leid bis hin zu minütlichen „kritisch, aber stabil“-Meldungen eigentlich kaum mehr etwas, das einen ‚speziellen‘ Nachrichtenwert hätte und nicht schon zigfach ausgeschlachtet worden wäre. (Noch wartet man vergeblich auf Bilder vom OP-Tisch oder Krankenbett – also strengt Euch an, liebe Journaille!)

Danke für dieses Gebet!

Für findige Lokaljournalisten gibt es da allerdings schon noch eine Möglichkeit: den (scheinbaren) Lokalbezug. Sobald der gegeben ist, schreibt sich eine unbedingt berichtenswerte Meldung fast von selbst. Und so lautet die Schlagzeile, die man im Newsroom des Wochenblatts erdacht hat: „Regensburger Ex-Manager betet für Schumi“. Zum Glück ist der Ex-Manager der Schumacher-Brüder und verurteilte Insolvenzverschlepper Willi Weber in Regensburg geboren. Sonst müsste dieser Lokalbezug wesentlich aufwändiger gesucht werden.

War vielleicht die letzte Glühbirne, die Schumacher vor dem Unfall löschte, aus Regensburg? Oder fuhr er gar mit einem Regensburger Auto zum Skihang? Die Recherche würde gewiss Stunden in Anspruch nehmen.

Danke, Willi Weber also für Ihr Regensburger Gebet! Sofort will man weiterblättern und die genauen Umstände erfahren.

„Überglückliches Regensburg – Heute sind wir alle Papstbruder“.

Hätte der Regensburger Willi Weber nicht gebetet, hätte es vielleicht der nicht gebürtige, aber ebenfalls betende Regensburger Georg Ratzinger, der kürzlich heimlich seinen ebenfalls mit Regensburg eng verbandelten Bruder und Stellvertreter Gottes auf Erden a.D. in einem römischen Krankenhaus empfing, zum Aufmacher gebracht. Der watschende Ratzinger-Bruder begeht am Erscheinungstag des nächsten Wochenblatts seinen 90. Geburtstag. Vielleicht kriegt er ja dann die Titelschlagzeile. Ich hätte auch schon einen Vorschlag: „Überglückliches Regensburg – Heute sind wir alle Papstbruder“.

Mehr noch als Willi Weber und die Ratzinger-Brothers ist allerdings das Ostentorkino mit Regensburg verbunden. Dieses steht nämlich seit über 40 Jahren mitten in Regensburg und ist auch nicht nach Stuttgart oder Rom gezogen. Im Jahr 2015 könnte Schluss sein für das Kino, weil der Pachtvertrag ausläuft und eine Verlängerung bisher nicht in Sicht ist. Möglicherweise haben die Hausbesitzer etwas anderes mit der Lokalität vor.

Aufgedeckt: Die wahre Motivation der Kino-Freunde!

Die Kunde von der möglichen Schließung verbreitete sich schnell und immer mehr Leute bekunden seither ihre Solidarität mit dem Kino und warnen vor einer möglichen Schließung. Der Aufmacher im Wochenblatt war aber nicht drin. Aus gutem Grund – wie sich herausstellen sollte.

Denn Redaktionsleiter Christian Eckl hat die wahre Motivation hinter den zahlreichen Solidaritätsbekundungen und Unterstützungsaufrufen mit dem Ostentorkino aufgedeckt:

„Ich frage mich, warum man in Regensburg Politik machen kann, indem man den Untergang des Abendlandes beschwört, weil eine Kneipe [Kinokneipe, Anm. d. Autors] oder ein Kino dichtzumachen droht… Ich frage mich ehrlich, warum man sich nicht erst mal alle Argumente, auch die der Besitzer anhört, bevor man Solidarität bekundet und den Untergang des Welterbes vorhersagt. Ich frage mich auch, warum eine laute Minderheit in dieser Stadt viel zu viel Aufmerksamkeit erhält. Wie Extremisten, die offensichtlich aus dem Untergang der DDR noch nichts gelernt haben, vor sich hinkeifen können und bei Manchen tatsächlich Beachtung finden.“

Da haben sich also extremistische DDR-Nostalgiker zusammengerottet, um den Untergang des Abendlandes (oder wahlweise des Welterbes) zu beschwören und wahrscheinlich auch noch zu zelebrieren. Eine wild gewordene Minderheitenmeute, die die Nachrichtenlage in Regensburg an sich reißt. Ja, haben denn diese ganzen verrückten Apokalyptiker nichts aus der DDR gelernt? Hätte man dort nämlich jedes Kino gerettet, so gäbe es die DDR vermutlich immer noch. Oder würden die Extremisten, unter ihnen auch die OB-Kandidaten Jürgen Huber und Joachim Wolbergs, nicht so laut keifen, dann wäre die DDR niemals untergegangen. Oder wäre sie schneller untergegangen?

Ach, ich krieg’ die Analogie nicht richtig zusammen, aber eins ist klar: erst einmal sollte Herr Eckl die eigenen Redaktionsreihen von Extremisten säubern. Am 2. Januar titelte das Wochenblatt Regensburg auf Seite 1: „Drohende Schließung empört – Rettet das Ostentorkino!”

Preistreiberei durch städtische Tochter?

„Stadtbau missachtet den Mietspiegel“

Eine Mischung aus Täuschung und Einschüchterung? Die Stadtbau soll hunderte Mieterhöhungen verschickt haben, die nicht in Einklang mit dem Mietspiegel stehen. Das kritisieren – in erneut seltener Einigkeit – die miteinander scharf konkurrierenden Interessenvertreter von Mieterbund und Mieterverein.

Umstrittene Erweiterungsbauten

Hotel Jakob: Gericht verhängt Baustopp

Die umstrittenen Erweiterungsbauten im Hinterhof des Hotel Jakob liegen vorerst auf Eis. Der Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hat einer Nachbarschaftsklage stattgegeben und verhängte einen Baustopp. Das berichtet der Bayerische Rundfunk am heutigen Freitag auf seiner Webseite.

Putzunternehmer erfüllte sich Lebenstraum

Plagiate und andere Abgründe: Die Doktorarbeit von Verdienstkreuzträger Karlheinz Götz

2005 erwarb sich der Regensburger Putzunternehmer und Runtinger-Preisträger Karlheinz Götz an der Universität Oviedo einen Doktor-Titel. Doch nicht nur der Promotionsort kommt einem bei näherer Betrachtung spanisch vor. Nachtrag: Am Mittwoch erhielt Götz übrigens das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Ostentorkino und Kultkneipen vor dem Aus

Empört Euch, bitte!

Chaplin, Ostentorkino und Kinokneipe schließen. Vielleicht ein Symptom für eine beunruhigende Entwicklung, gerade in der Oststadt. In jedem Fall aber ein herber Verlust für jeden Regensburger Filmfreak.

Fröhliche Weihnachten

Unsere Redaktion macht eine kurze Pause. Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern für das kontinuierlich steigende Interesse, bei unseren Werbekunden und Mitgliedern des Fördervereins für die Unterstützung und wünschen ein paar erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

"Da scheint es einen Schutzschirm zu geben"

Porno-Abmahner im Glück

Der Regensburger Abmahn-Anwalt Thomas Urmann („Porno-Pranger“) ist ein Glückskind. Trotz dubioser Praktiken, zahlreicher Strafanzeigen und deutlicher Gerichtsurteile ist die Staatsgewalt in der Vergangenheit nicht gegen den Profi-Abmahner vorgegangen. Bei anderen werden aus weit geringerem Anlass Geschäfts- und Kanzleiräume durchsucht, Akten und Computer beschlagnahmt und das Telefon überwacht. Ein ehemaliger Geschäftspartner von Urmann, der von dieser Aktion betroffen war, sagt: „So lange wir mit Urmann zusammengearbeitet haben, schien es einen Schutzschirm gegeben zu haben. Der war danach sehr schnell weg.“ Ein Vergleich.

Interview mit dem SPD-Kandidaten

Warum so zurückhaltend, Herr Wolbergs?

Sozialbürgermeister ist er, Oberbürgermeister will er werden: Joachim Wolbergs (SPD). Doch vom vermeintlichen Vorsprung, den ihm die MZ zunächst bescheinigte, scheint inzwischen nicht mehr viel übrig. Und beim Sozialbericht, einem seiner Kernthemen, wurde er zuletzt ein wenig ausgebremst – so der Anschein, ohne dass er darauf reagiert hätte. Warum so zurückhaltend? Ein Gespräch über den Sozialbericht, die CSU und warum der Wahlkampf weitgehend inhaltsleer bleibt.

Eine Telefonat nach Taufkirchen

Hilfeschreie aus der Forensik

Laute Hilfeschreie. Solche hört man im Hintergrund eines Telefonats mit einer Insassin der Forensik in Taufkirchen. Was war da los? Wir veröffentlichen hier die Aufnahme des Telefonats, zusammen mit einer unvollständigen Stellungnahme des Klinikums. Heute war Gustl Mollath zusammen mit zwei Begleitern in Taufkirchen, um sich ein Bild von der Situation dort zu machen.

Pirat wird Freigeist 2013

Ein Zugezogener mit Elan

Ein wenig nach Wahlkampf riecht es schon, wenn eine Piratin einen Piraten laudatiert. Aber der Bund für Geistesfreiheit (bfg) zeigt sich von seiner Wahl überzeugt: Freier Geist 2013 ist Benedikt Pirk. Er habe sich mutig dafür eingesetzt, „dass man nicht alles glauben soll, was die Kirche einem vorlügt“, sagt der bfg-Landesvorsitzende Erwin Schmid.

Insider veröffentlicht U+C-Dokumente

Gutachten wirft Porno-Abmahnern Betrug vor

Die Piratenpartei hat am Donnerstag Mandantenvereinbarungen der Porno-Abmahner von Urmann und Collegen (U+C) veröffentlicht. Ein Gutachten des Rechtsanwalts Christian Solmecke kommt zu dem Schluss: Diese Abmachung ist illegal. Mit Blick auf die Einstellung eines Strafverfahrens gegen U+C durch die Regensburger Staatsanwaltschaft spricht der Jurist Dr. Walter Felling von einem „Skandal“. Die Piraten veröffentlichen indes nach und nach weitere Insider-Informationen aus der Urmann-Kanzlei.

drin