„Bei der CSU ist Schlegl mein Ansprechpartner“
Für den einen ist es ein Triumph, für den anderen ein Debakel: Mit über 70 Prozent der Stimmen ist Joachim Wolbergs zum neuen Oberbürgermeister von Regensburg gewählt worden. Christian Schlegl bezeichnet sein Wahldebakel als „absehbar“.
„So. Jetzt trink ich noch ein Bier und dann geh ich heim.“ Etwa um Mitternacht streicht der neue Oberbürgermeister von Regensburg am Sonntag die Segel. Mittlerweile ist in der Alten Mälzerei immerhin schon wieder so viel Platz, dass man sich von einem Ende zum anderen wenigstens durchdrängeln kann. Vor dem Gebäude, an der Bushaltestelle, wo immer noch Dutzende Menschen ratschen, feiern und den Wahlsieg von Joachim Wolbergs mit Freibier begießen, wird das rote Lametta zusammengekehrt. Drinnen ist die Tanzfläche immer noch voll, während Highway to Hell gespielt wird.
Christian Schlegl hat seinen ganz persönlichen Höllentrip fünf Stunden zuvor zu Ende gebracht. Um kurz vor 19 Uhr traf er zusammen mit seiner Frau als erster der beiden Kandidaten im Leeren Beutel ein, wo die „Wolli, Wolli“-Sprechchöre nach den ersten Prognosen nicht mehr abreißen wollen. Am Ende werden es über 70 Prozent für Schlegls Konkurrenten Wolbergs sein.
„…sehr, sehr hart“
Tapfer bringt Schlegl Interview um Interview hinter sich, „auch wenn ich das heute nicht wirklich brauche, aber es gehört zum Geschäft“. Als Joachim Wolbergs eintrifft und der Jubel nochmal anschwillt, gratuliert Schlegl höflich und applaudiert, als dieser eine kurze Rede hält.
Und während Wolbergs davon spricht, dass er mit vielem, aber nicht so einem Ergebnis gerechnet habe, räumt Schlegl unumwunden ein: „Dieses Ergebnis war für jeden, der sich ein wenig auskennt, absehbar.“ Die zwei Wochen Stichwahlkampf seien auch deshalb für ihn „sehr, sehr hart“ gewesen, sagt er.
Auf das Wahlkampf-Triumvirat Hermann Vanino, Franz Rieger und Peter Kittel, die sich heute weitgehend von ihm fernhalten, lässt Schlegl aber kein böses Wort kommen. Als die Sprache hingegen auf Hans Schaidinger kommt, atmet Schlegl tief durch, schüttelt den Kopf und winkt ab. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint tief zerrüttet zu sein.
„…ganz, ganz ehrlich“
Er müsse sich, was das Wahlergebnis betrifft, an die eigene Nase fassen, sagt Schlegl. Bei der weiteren Analyse „gibt es von meiner Seite nichts mitzudiskutieren“. Er sei jetzt in einer „sehr komfortablen Situation“, murmelt er mit traurigem Blick. „Ich habe einen Tag Urlaub. Dann gehe ich wieder arbeiten bei BMW.“ Sein Mandat als Stadtrat werde er wahrnehmen, aber jedes weitere politische Engagement eng mit seiner Familie abstimmen. Im Moment hat Schlegl ohnehin keine Position inne. CSU-Fraktionschef im neuen Stadtrat wird Hermann Vanino sein.
Der ist für Joachim Wolbergs allerdings nicht der erste Ansprechpartner in der CSU. „Wenn ich Gespräche mit der CSU führen will, dann wähle ich die Nummer von Herrn Schlegl. Wen er mitbringt, ist sein Bier“, sagt er zu uns. Und als Franz Rieger endlich zu Wolbergs durchdringt, um ihm „ganz, ganz ehrlich“ zu gratulieren, erwidert Wolbergs diese Glückwünsche mit einem recht kühlen „Danke“ und kurzem Kopfnicken, während Rieger noch ein Weilchen weiter redet.
Schon zuvor hat sich Peter Kittel Wolbergs förmlich in den Weg gestellt, um ihm in Kumpel-Manier auf die Schulter zu klopfen und zu gratulieren. Mal schauen, ob er den neuen OB künftig ins GigIn schreiben wird.
Gespräche über mögliche Bündnisse im Stadtrat werde es erst in einer Woche geben, sagt Wolbergs. „Diese Woche machen wir nur die Termine aus.“ Wo seine Präferenzen liegen, lässt er sich nicht entlocken, aber, das schiebt er nach, festhalten müsse man schon, „wer da vor der Wahl erklärt hat, nicht mit der SPD zusammenarbeiten zu wollen“. Nach diesem Ergebnis könne man nicht ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen.
Aber als oben in der Mälze gefeiert wird, kommt es öfter zum Plausch mit Vertretern der einen oder anderen Klein- und Kleinstpartei, die sich unter SPDler, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und städtische Honoratioren mischen. Bei alldem Gedränge ist es nur schwer auszumachen, wer da alles gekommen ist. Aber traurig drein schauen nicht einmal die vereinzelt gesichteten CSUler, die die Wolbergs-Wahlparty in der Mälze jener der CSU in Kittels „Mega In“-Lokal Emma vorgezogen haben.