Für Porno-Urmann geht’s um die Wurst
Ein Zivilverfahren wegen sittenwidriger Abzocke in Regensburg, ein Strafverfahren wegen Insolvenzverschleppung in Augsburg, dazu die laufenden Ermittlungen wegen der Redtube-Abmahnungen: Porno-Abmahner Thomas Urmann hat derzeit viel in eigener Sache mit der Justiz zu tun.
Verlässt Thomas Urmann langsam das Glück? Dem Profi-Abmahner (Kanzlei U+C) steht keine gute Woche ins Haus. Gleich zwei Mal muss sich der mittlerweile berühmt-berüchtigte Regensburger Rechtsanwalt („Porno-Pranger“, „Redtube-Abmahnungen“) vor Gericht verantworten.
Insolvenzverschleppung, Veruntreuung, Betrug
Am Dienstag wird sich das Landgericht Regensburg in einem Zivilverfahren mit den dubiosen Abmahnpraktiken seiner Kanzlei befassen. Für den bekannten Internetabzocker Frank Drescher hatte Urmann weit über 1.000 Abmahnungen an Online-Händler verschickt und fehlerhafte AGBs moniert. Ein Betroffener wehrte sich – mit Erfolg.
Das Amtsgericht Regensburg bescheinigte Urmann im Juli 2013, „sittenwidrig“ und aus „verwerflicher Gesinnung“ heraus gemeinsame Sache mit Drescher gemacht zu haben, um mit geringstmöglichen Aufwand Geld abzuzocken. Am Dienstag steht nun die Berufungsverhandlung an. Das Verfahren gilt als Musterprozess, dem weitere Klagen von Abgemahnten folgen könnten.
Verglichen mit dem Verfahren, das bereits am Montag ansteht, ist die Verhandlung in Regensburg aber wohl noch das kleinere Übel für den 43jährigen. Am Landgericht Augsburg muss Urmann sich wegen Insolvenzverschleppung, Veruntreuung und Betrugs vor dem Strafrichter verantworten.
Abmahnanwälte mit Affinität zur Wurst
2008 wurde Urmann noch als Retter von den örtlichen Medien gefeiert, als er den Investor für eine traditionsreiche Gundelfinger Wurstfabrik gab. Die Xaver Schwarz Wurst- und Fleischwarenmanufaktur gibt es seit 1871. Zu den Kunden gehörten Handelsketten wie Metro und Norma.
Urmann übernahm die Geschäftsführung der „Xaver Schwarz Wurst- und Fleischwarenmanufaktur GmbH“. Auch einer von Urmanns Kanzleikollegen entdeckte offenbar seine Affinität für Wurst: Er fungierte als Geschäftsführer einer eigens gegründeten Vertriebsgesellschaft. Insider berichten darüber hinaus, dass die Geschäfte zum Teil aus der Kanzlei in Regensburg gemanaget worden sein sollen. „Vormittags kümmerten sich Rechtsanwaltsfachangestellte um Wurstpreise, nachmittags wurden Pornoabmahnungen verschickt.“
Doch beide Gesellschaften waren recht rasch pleite. Und hier setzt die Augsburger Staatsanwaltschaft an.
Insolvenz über ein Jahr verschleppt?
Als Geschäftsführer der „Xaver Schwarz Wurst- und Fleischwarenmanufaktur GmbH“ soll Urmann deren Zahlungsunfähigkeit bereits 2009 bekannt gewesen sein. Doch statt fristgerecht einen Insolvenzantrag zu stellen, wurden noch über ein Jahr weiter Aufträge erteilt und es wurde bestellt.
Die Staatsanwaltschaft wirft Urmann vor, so über 150 Lieferanten um fast 400.000 Euro geprellt zu haben. Den Sozialkassen entstand laut Anklage ein Schaden von mehr als 30.000 Euro. Den Insolvenzantrag im April 2010 stellte übrigens nicht Urmann selbst, sondern die örtliche Krankenkasse.
Der Prozess ist auf fünf Verhandlungstage angesetzt. Sollte Urmann verurteilt werden, drohen ihm bis zu vier Jahre Haft.
Redtube-Abmahnungen: Staatsanwälte ermitteln auch hier
Wegen der Abmahnwelle gegen vermeintliche Streaming-Nutzer des Pornoportals Redtube, die im Dezember 2013 Schlagzeilen machte, ermitteln bereits seit Januar sowohl die Hamburger wie auch die Regensburger Staatsanwaltschaft gegen Thomas Urmann. Der Vorwurf: Betrug.