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Filmkritik: Und Äktschn!

Hitler privat

In seinem neuen Film nimmt Gerhard Polt nicht nur Video Blogger und Imagefilmer aufs Korn, sondern wirft auch spannende Fragen zur künstlerischen Verklärung des Lebens von Adolf Hitler auf. „Und Äktschn!“ ist nichts weniger als ein kleines Juwel.

Kulturschmarrn von Thomas Spitzer

Äktschn2Leider kommt Gerhard Polt mit seiner Vision einer Adolf-Hitler-Satire und der Frage, worüber man lachen darf, ein bisschen zu spät. Denn selbst wenn Er ist wieder da noch durch die (Hörbuch)charts geistert: Der Hype um das Hitler-Buch ist längst abgeklungen. Hitler-Witze sind wieder out. Und werden ihrem Anspruch ohnehin nicht gerecht: Entweder man macht sich über die Person Adolf Hitler lustig, sein Bärtchen und die Stimme. Das ist im besten Fall albern, jedoch meist ziemlich witzlos, liefert es doch keine neuen, spannenden Ansichten. Oder man versucht, sich über die Denkweise Hitlers und anderer Nationalsozialisten zu amüsieren. Das ist schwer bis unmöglich.

Wahrscheinlich ist das der Grund dafür, dass sich Comedians, Unterhalter und Schauspieler seit jeher an Hitler abarbeiten, ja, die Zähne ausbeißen. Von Walter Moers (Der Bonker) bis Dani Levy (Mein Führer), von Christoph Maria Herbst (als Hatler in den Wixxer-Filmen und Hörbuchstimme von Er ist wieder da) bis Michael Kessler (in der TV-Serie Switch). Wirklich spannende Ansätze wie in Tarantinos Inglourious Basterds bekommt man dabei leider selten.

Vom Casting des Schäferhunds bis zur Räumungsklage

Nicht so in Und Äktschn!, dem neuen Film von Gerhard Polt. Darin spielt Polt den leidenschaftlichen Hobbyfilmer Pospiech, der von seiner Ehefrau in die Garage verbannt wurde und dort seitdem kleine Filme und Videoblogs dreht. Das ändert sich als ein junger Sparkassen-Direktor beschließt, ihn zu fördern. Erst soll Pospiech einen (übrigens extrem komischen) Imagefilm für die Sparkasse drehen, dann wird ein Filmpreis über 30.000 Euro ausgeschrieben. Berauscht von den neuen finanziellen Mitteln und überzeugt von seiner Mission als ‚Aufklärer’ beschließt Pospiech kurzerhand, den Film „Hitler Privat“ zu drehen. Doch sobald er damit anfängt, gibt es allerlei Turbulenzen – vom Casting des Schäferhunds bis zur Räumungsklage.

Unterwegs macht sich Polt über so ziemlich alles lustig, was der Bereich ‚Irgendwas mit Medien’ hergibt. Von iPhones bis zum Videochat, sogar eine kleine Hommage an den Poetry Slam ist zu erkennen. („Schmetterling, Oh, Schmetterling / Was schmetterst du so vor dich hin?“). Außerdem stellt der Film die wichtige Frage, inwiefern es erlaubt (und möglich) ist, Hitler in seinem privaten Umfeld zu zeigen. Ob man der Figur Hitler überhaupt noch etwas abgewinnen kann. Und welche Rolle Hitler-Filme in Zukunft noch spielen können.

Äktschn1Dabei ist es nur schwer zu erkennen, ob sich Und Äktschn! über Hitler selbst oder die damit verbundenen Tabubrüche lustig macht. Generell hat man manchmal das Gefühl, der Film wisse selbst nicht mehr so genau, über was er sich als nächstes amüsiert. Selten wird ein Gedanke wirklich konsequent zu Ende geführt. Die Zuschauer im Kinosaal schien das manchmal zu irritieren. Doch der – von Polt gewohnte – bayerische Lokalkolorit hält den Film frisch, sympathisch und vor allem zusammen. Und Äktschn! bleibt bis zur letzten Minute unterhaltsam und – das ist das Beste – will nie mehr sein als er ist. Polt erspart dem Zuschauer dieses Gefühl, dass ihm das Lachen im Hals stecken bleibt. Wahrscheinlich ging es ihm vielmehr wie seiner Hauptfigur: Er wollte einfach nur einen Film machen.

Der Autor

Thomas Spitzer studierte Mathematik an der Universität Regensburg. Seit 2009 tritt er erfolgreich bei Poetry Slams auf. Sein Buch “bunt und kühl” erschien im April 2013 beim ConBrio-Verlag. Am 26.2. geht seine Lesebühne “Irgendwas mit Slam” im W1 in die nächste Runde. Alle Infos: facebook.com/thomasespitzer

Interview mit OB-Kandidat Benedikt Suttner

„Es ist mein Job, eine drauf zu kriegen.“

Er kam 2009 als Nachrücker in den Stadtrat, ist dort mit 31 Jahren der jüngste und nun gleich Oberbürgermeisterkandidat: der Grundschullehrer Benedikt Suttner (ÖDP). Im Stadtrat fiel die ÖDP in den letzten Jahren vor allem durch ihre Gegnerschaft zu fast allen Großprjekten auf. Im Zuge der Debatte um den BVP-NSDAP-CSU-Politiker Hans Herrmann hat sie zuletzt eines ihrer Zugpferde, Eberhard Dünninger, an die CSB verloren. Wie will Suttner mit seiner Partei bei dieser Wahl punkten? Wir haben ihn gefragt.

Wahlwerbung bizarr

„Und? Ois in Ordnung?“

Bei dem einen befindet man sich auf der Suche nach den Tassen im Schrank, der andere ist ganz und gar farblos und eine dritte plaudert munter sinnfrei vor sich hin. Es ist nur schwer festzustellen, ob sich Kandidaten im Vorfeld der Kommunalwahl bewusst lächerlich machen, um – wie man so schön sagt – viral im Netz verbreitet zu werden oder ob sie das, was sie da sagen und tun tatsächlich ernst meinen. Wir verleihen Preise.

Experte kritisiert angebliche Studie

„Jobwunder“ Regensburg? „Quatsch!“

Dass mit der Studie des Suchmaschinenbetreibers Adzuna, laut der Regensburg den „attraktivsten Arbeitsmarkt“ in ganz Deutschland hat, etwas nicht stimmt, beweist bereits ein Blick auf aktuelle Zahlen. Dass die Herangehensweise an sich zu keinem ernstzunehmenden Ergebnis führt, bestätigt jetzt auch der renommierte Experte Prof. Dr. Ernst Kistler.

Eine "Studie" mit Schwankungen

Großes Job-Wunder(n) in Regensburg

Regensburg ist „das neue Symbol für das deutsche Jobwunder“. Das behauptet nicht irgendjemand. Das vermeldet (online) die Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Verfasser bezieht sich dabei auf eine „Studie“ von zweifelhaftem Wert. Diese Woche, Stand heute, ist Regensburg übrigens gerade kein Jobwunder. Doch das kann morgen schon ganz anders sein.

Hans Herrmann hat keine Ehren verdient

Vom Arisierer zum Planierer

Nach wie vor läuft er: der Diskussionsprozess darüber, ob ein Nazi-Bürgermeister Schulpate, Ehrenbürger und Namensstifter eines Parks in Regensburg sein soll. Man müsse Hans Herrmann differenziert sehen und auch seine Verdienste in der Nachkriegszeit beachten, sagen die Verteidiger des BVP-NSDAP-CSU-Politikers. Recherchen von Regensburg Digital belegen nun: Als CSU-Oberbürgermeister hat Herrmann auch im Nachkriegs-Regensburg mehr als genug Schaden angerichtet.

Interview mit OB-Kandidat Richard Spieß

„Ich hatte auch Angst davor, dass der Russe kommt“

Er ist bislang der Kandidat mit den wenigsten Wahlplakaten und den wenigsten Fotos in der Mittelbayerischen Zeitung, darf sich aber dafür auf die Fahnen schreiben, die meisten (verbalen) Watschen im Stadtrat eingefangen zu haben („Wendehalskommunist“, „rote Socke“, „gnadenloser Demagoge“ etc.) und häufiger Auslöser von Wutanfällen des Bürgermeister-Trios zu sein: Richard Spieß. Seit 2004 ist der selbständige Handwerker bei der Linken (damals noch WASG) und kandidiert nun zum zweiten Mal als Oberbürgermeister-Kandidat. Im Interview erzählt er uns, warum in Verwaltungsvorlagen Schaidingers Wunschzahlen stehen, wohin ihn sich manche Medien wünschen und wie er den überhitzten Immobilienmarkt in den Griff bekommen möchte.

Affäre Götz

Lügen oder Realitätsverlust?

Der Unternehmer Karlheinz Götz hat sich nach langem Schweigen zu seiner fragwürdigen Doktorarbeit geäußert. Die Zusammenfassung: Auch wenn nichts in Ordnung ist, soll alles in Ordnung sein. Die Universität Oviedo scheint zusätzlich ein veritables Eigeninteresse daran zu haben, die Causa Götz zu den Akten zu legen. Wir haben uns mit der Verteidigungsrede von Herrn Götz beschäftigt.

Rechtsstreit um Befristung

Die Leiharbeiter der Hochschullehre

Fünf Jahre lang war Rainer Barbey als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität Regensburg beschäftigt. Weil seine Stelle befristet war, soll er jetzt gehen. Der Fall erinnert an die rechtsfehlerhafte Beschäftigung von Studiengangskoordinatoren, bei der kürzlich das Wissenschaftsministerium eingegriffen hat. Die Uni hat offenbar einen ganz eigenen Wissenschaftsbegriff.

Anzeigen-Flut gegen Nazi-Blockierer

Ermittlungen mit zweierlei Maß?

Warum wird gegen manche Teilnehmer der NPD-Sitzblockade ermittelt und gegen andere nicht? Der ehemalige FDP-Kreisvorsitzende Michael Feil spricht von „Willkür“. Bemerkenswert dabei: Gegen ihn wird nicht ermittelt, gegen den Demonstranten, der neben ihm saß, schon. Der Landtagsabegeordnete Jürgen Mistol hat sich mit einer Anfrage an die Staatsregierung gewandt.

OB-Kandidat Ludwig Artinger im Interview

„Uns hätten sie ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen“

Bei der letzten Kommunalwahl war er der glückliche Dritte: Mit fast 13 Prozent als Oberbürgermeisterkandidat schaffte Ludwig Artinger einen Achtungserfolg. Die ehemals nur durch Guerilla-Stadtrat Günther Riepl vertretenen Freien Wähler sind derzeit drittstärkste Fraktion und nach anfänglichen Kappeleien kommen sich Artinger und CSU-Fraktionschef Christian Schlegl immer näher. Wofür der Amtsrichter allerdings thematisch steht, ist manchmal schwer zu greifen. Über ein paar Punkte haben wir mit ihm gesprochen.

Polizei setzt auf harte Linie

Anzeigenflut gegen Nazi-Blockierer

Nach der Eskalation bei der Auflösung einer NPD-Blockade im September in Regensburg setzt die damals scharf kritisierte Polizeiführung nun auf eine harte Linie. Seit wenigen Tagen laufen gegen bis zu 20 Personen, die an der friedlichen Sitzblockade teilgenommen haben sollen, Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der Nötigung. Der Strafrechtler Dr. Jan Bockemühl rät den Betroffenen, sich „zu einer breiten Phalanx zusammenzuschließen und die Sache durchzufechten“.

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