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„Keine voreiligen Schlüsse ziehen“

Rassistischer Angriff auf der Dult

Eine junge Frau wurde am Samstag auf der Dult zuerst rassistisch beleidigt, dann brach ihr eine unbekannte Täterin das Bein. Die Polizei will bei der Vermutung eines fremdenfeindlichen Hintergrundes „keine voreiligen Schlüsse ziehen“. Trotzdem ermittelt jetzt der Staatsschutz.

Von David Liese

Zum Zuschlagen nochmal unters Riesenrad zurückgekehrt: Die Polizei sucht eine rassistische Gewalttäterin. Foto: Staudinger

Zum Zuschlagen nochmal unters Riesenrad zurückgekehrt: Die Polizei sucht eine rassistische Gewalttäterin. Foto: Staudinger

„Im gesamten Verlauf blieb es zumeist friedlich.“ Das schreibt die Regensburger Polizei in ihrer Bilanz des zweiten Dultwochenendes. Ganz und gar nicht friedlich war eine Gruppe Dultbesucher am Samstagabend: Sie feindete eine 28-jährige Frau und ihren Partner in der Nähe des Riesenrades wegen ihres „asiatischen Aussehens“ rassistisch an.

Als sich Passanten schützend vor das Pärchen stellten, zogen die Pöbler zunächst ab. Kurze Zeit später kehrte eine Frau aus der Gruppe jedoch unvermittelt zurück und trat der 28-Jährigen so gegen das Schienbein, dass dieses brach – das Opfer leidet an einer seltenen Knochenkrankheit. Die Täterin konnte flüchten.

Staatsschutz übernimmt die Ermittlungen

Polizeisprecher Stefan Hartl gab heute gegenüber unserer Redaktion an, man dürfe bei der Vermutung eines rassistischen Hintergrundes „keine voreiligen Schlüsse ziehen.“ Man müsse das immer „relativ betrachten“ – zuerst einmal müssten die Täter ermittelt werden, dann erst könne man die Motivlage abfragen. Um die Tat dennoch „lückenlos aufzuklären“, wurde der Fall an den Staatsschutz übergeben.

Hitlergruß und „Ausländer raus!“ auf der Keplerstraße

Pikant: Nur einen Tag nach der Attacke auf die junge Frau und den rassistischen Beleidigungen gegen sie und ihren Partner nahm die Polizei zwei Männer fest, die in der Keplerstraße „Ausländer raus!“ und „Deutschland den Deutschen!“ grölten – also auf der direkten, zur Abendzeit fast ausschließlich von Dultbesuchern frequentierten Wegstrecke zwischen Dultgelände und Altstadt. Einer von ihnen zeigte den Hitlergruß.

Beide Täter seien der Polizei bereits bekannt, so Hartl. Sie seien „schon mehrfach mit ähnlich gelagerten Delikten“ in Erscheinung getreten. Nach der „polizeilichen Sachbearbeitung“ wurden die beiden freigelassen, auch hier ermittelt jetzt der Staatsschutz. Ein Zusammenhang mit dem Angriff vom Samstagabend ist laut Hartl „zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennbar“ – das betont er ausdrücklich.

Bislang keine fremdenfeindlichen Straftaten auf der Dult

In den letzten Jahren habe es auf der Regensburger Dult keine Straftaten „mit fremdenfeindlichen Hintergrund“ gegeben, erklärt Hartl. Dass rassistische oder ausländerfeindliche Parolen gegrölt werden, könne freilich vorkommen, gerade auch im Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholgenuss. Bei den Tätern vom Sonntag wurden 2,5 bzw. drei Promille festgestellt.

Polizei: Angriff war „möglicherweise“ fremdenfeindlich

Dass sich auf der Massenveranstaltung sehr wohl Nazis herumtreiben und auch straffällig werden, steht außer Frage: 2010 beispielsweise schlug ein 25-jähriger Neonazi einem Jugendlichen auf der Herbstdult einen Maßkrug gegen den Kopf. Der Täter war wenige Monate vorher am Überfall auf die Bar Picasso maßgeblich beteiligt und polizeibekannt.

Um aufzuklären, wer der 28-Jährigen am Samstag das Bein gebrochen hat, bittet die Polizei weiter um Hinweise. Auch am späten Montagnachmittag schreibt Polizeisprecher Albert Brück in einer Pressemitteilung, der Angriff könne „möglicherweise“ fremdenfeindlich gewesen sein.

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