Mollath redet viel und schweigt doch
Gustl Mollath bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Konkrete Nachfragen des Gerichts beantwortet er nicht. Verhandlungstag 15 (Alle Berichte zum Verfahren.)
„Ich habe die Taten, die mir vorgeworfen werden, nicht begangen. Ich leide und litt nie an einer psychischen Erkrankung und ich war zu keinem Zeitpunkt gemeingefährlich.“ Viel konkreter äußert Gustl Mollath sich nicht zu den Anschuldigungen, deretwegen er 2006 in der Psychiatrie landete. Am Freitag hat der 57jährige sich zwar zum ersten Mal ausführlich geäußert. Zu den Vorwürfen, um die es bei diesem Verfahren geht – den Misshandlungen an seiner damaligen Ehefrau und Reifenstechereien – blieb er aber wortkarg.
Anklage gegen die Ex-Frau
Vielmehr glich seine Stellungnahme einer Anklage gegen seine Ex-Frau. Diese habe starke Motive gehabt, ihn wegsperren zu lassen. Sie sei im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der Bank und den Nebengeschäften auf eigene Rechnung in „hochfällige Straftaten“ verwickelt gewesen, die mit fünf bis zehn Jahren Freiheitsentzug hätten bestraft werden können. „Um dieses Übel abzuwenden, musste ich mich als treuer Ehemann für eine Beendigung dieser Geschäfte einsetzen.“ Als seine Frau gemerkt habe, dass er ernst mache, habe sie begonnen, ihm Straftaten zu unterstellen. „Ermittlungsbehörden und Gerichte ließen sich dabei von ihr bereitwillig hinters Licht führen“, so Mollath. Ihre in einem Attest dokumentierten Verletzungen etwa habe sie sich selbst bei einem Sprung aus dem fahrenden Auto zugefügt.
Mollath bietet mehrere Beweisanregungen und Zeugen an. Seine Frau habe möglicherweise selbst unter Wahnvorstellungen gelitten. Sie sei schon immer der Esoterik angehangen, dann zum Okkultismus abgedriftet und habe geglaubt, dass sie heilende Hände habe. Als Beleg liefert Mollath Fotos der vor geraumer Zeit gelöschten Internetseite seiner Frau, wo sie ihre Dienste als Geistheilerin anbot.
Zeugen: Gutachter, Steuerfahnder, Schlötterer…
Mollath fordert ein Glaubwürdigkeitsgutachten für die Aussagen seiner Ex-Frau. Er will „Macht und Missbrauch“-Autor Wilhelm Schlötterer als Zeuge laden lassen, um zu belegen, dass zumindest die beisitzende Richterin in dem 2006er-Prozess ganz persönliche Motive gehabt haben könnte, um ihn wegsperren zu lassen. Er selbst, so Mollath, stelle auch Strafanzeige gegen sie und den damals vorsitzenden Richter Otto Brixner. „In meinem Fall gab es Einflussnahmen“, sagt er. „Das waren nicht alles Zufälle und Schlampereien.“
Weil Gerichtsgutachter Norbert Nedopil Mollaths Schwarzgeld-Vorwürfe in seiner Stellungnahme als übertrieben bezeichnet hatte, es habe sich doch nur um „Peanuts“ gehandelt, will Mollath – nach einem kurzen, launigen Exkurs von Charly Brown bis zur Deutschen Bank – einen Steuerfahnder als Zeugen vernehmen lassen, die zur Dimension, der von ihm angezeigten Schwarzgeld-Delikte aussagen sollen. Auch zwei psychiatrische Gutachter sollen geladen werden, die seine geistige Gesundheit bestätigen könnten.
Tatvorwürfe?  „Das steht doch alles in den Akten.“
Das und noch ein wenig mehr trägt Mollath innerhalb einer guten halben Stunde gefasst und ruhig vor. Doch als Richterin Elke Escher schließlich zu den konkreten Tatvorwürfen nachfragt, wird der 57jährige recht rasch wortkarg. Was es dazu zu sagen gebe, finde sich ja alles in den Akten. Er wolle das Gericht „jetzt nicht groß belasten“, indem er das alles wiederhole.
„Sie habe doch einmal geschrieben, Sie hätten sich nur gegen ihre Frau gewehrt und ein leider hinzugefügt. Wie war denn das gemeint?“, will Escher wissen. „Ich habe mich mit den Händen vor ihr geschützt. Es wäre besser gewesen, ich hätte mich zusammenschlagen lassen. Dann wäre das alles besser zu belegen gewesen“, antwortet Mollath. Dann weicht er auf eine körperliche Auseinandersetzung aus, die er mit dem Bruder seiner damaligen Frau hatte. Als Escher erneut nachhakt, spricht Mollath davon, dass er nervös und belastet sei, auch wenn er gerade sehr gefasst wirke. „Ich habe nichts hinzuzufügen“, sagt er schließlich. „Gäbe es ein Interesse an der Wahrheit, dann säße ich heute nicht hier.“ Im vollen Zuschauerraum wird daraufhin kurz applaudiert. Man fragt sich, wofür.
Am Nachmittag wird über Mollaths Beweisanregungen entschieden. Diese werden aber mit ziemlicher Sicherheit abgelehnt werden. Dann folgen die Plädoyers.