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Wenn Polizeialltag und persönliche Betroffenheit aufeinanderprallen: „Normal bis ruhig“ war laut Polizei die Sicherheitslage bei der diesjährigen Herbstdult. Die Wahrnehmung eines Prügelopfers ist naturgemäß eine andere.

Dass die Sicherheitslage bei der Herbstdult insgesamt eher ruhig war, hilft dem Opfer eines Schlägers nur wenig. Foto: Archiv/ Staudinger

Dass die Sicherheitslage bei der Herbstdult insgesamt eher ruhig war, hilft dem Opfer eines Schlägers nur wenig. Foto: Archiv/ Staudinger

In der Bilanz der Regensburger Polizei zur diesjährigen Herbstdult war es nur eine kleine Notiz. „Am 30. August wurde um 22.45 Uhr ein 45jähriger aus Regensburg am Franziskanerplatz unweit des Dultgeländes von einem 26jährigen aus Straubing zusammengeschlagen und erlitt dabei Verletzungen im Gesicht.“ Alltag für die Polizei, die von einer „normalen bis ruhigen Dult in Bezug auf die Sicherheitslage“ spricht. Zehn Körperverletzungen – davon vier gefährliche – angesichts von zwei Wochen intensiven Bier-Zeltens hört sich auch nicht besonders schlimm an. Von außen betrachtet.

Nasenbein zertrümmert, Augenhöhle gebrochen

Anders ist es, wenn man selbst Opfer einer solchen Körperverletzung wird. So wie Herbert Meyer (Name geändert), jener 45jährige eben, dem an besagtem 30. August von das Nasenbein zertrümmert und die Augenhöhle gebrochen wurde. Der damalige Untersuchungsbericht des Uniklinikums listet eine Mittelgesichtsfraktur, zahlreiche Blutergüsse und „multiple Riss-Quetschwunden“. Etliche Male war Meyer seitdem immer wieder im Krankenhaus, ob sein Auge dauerhaften Schaden davontragen wird, ist bislang noch unklar.

Gemeinsam mit seinem Neffen und einem Freund war Meyer auf dem Heimweg von der Dult, als sie auf Höhe des Franziskanerplatzes von einem Trio – zwei Männer und eine Frau – aufgehalten und nicht vorbei gelassen wurden. „Irgendwann hab ich mein Handy genommen und gesagt: ‘Ich ruf die Polizei’“, erzählt Meyer. Darauf habe der 26jährige gebrüllt: „Was willst Du? Die Polizei rufen? Ich werden Dich mit meinem Schwanz abstechen.“ Wenig später hatte der 26jährige, ein Straubinger Kickboxer, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, Meyer umgehauen, kniete auf seinem Brustkorb und traktierte sein Gesicht mit den Fäusten. „Die Frau hat noch recht dreckig gelacht.“

Sein Neffe habe die Aufmerksamkeit des Mannes schließlich auf sich gelenkt, so dass er von Meyer abließ und nun zunächst ihn Richtung Dult verfolgte. Schließlich verzog sich das Trio Richtung Auto. Dort, auf Höhe der Wöhrdstraße, wurden sie von der Polizei gestellt, die der gemeinsame Freund von Meyer und dessen Neffen gerufen hatte. Meyer kam da gerade am ursprünglichen Tatort wieder zu sich und saß benommen auf der Straße. Schließlich rappelte er sich auf, um nachhause zu gehen. Dort traf er wieder mit seinem Neffen zusammen, der ihn ins Krankenhaus brachte.

„Als ich da am Boden gelegen bin, hat mir niemand geholfen.“

Wie geht es einem nach so einer Attacke? Meyer klingt schockiert und verbittert zugleich. „Als ich da am Boden gelegen bin, hat mir niemand geholfen“, sagt er. Sein Neffen und dessen Freund verfolgten gerade den Schläger und informierten die Polizei. Und die Leute auf dem Heimweg von der Dult hätten, „wenn sie überhaupt was gemacht haben“, ihn angegafft, mit dem Finger auf ihn gezeigt und „noch blöd dahergeredet“.

Auch von der Polizei hätte Meyer sich mehr Einfühlungsvermögen erhofft. Drei Tage später am Abend habe ein Beamter bei ihm angerufen und gefragt, wann er vorbei kommen könne, um seine Aussage zu machen. „Wie es mir geht, hat keiner gefragt. Außerdem sollte ich noch eine Stellungnahme abgeben, warum ich mich vom Tatort entfernt habe.“ Als er sein Handy, das am Tatort liegengeblieben und von einer Zeugin gefunden worden war, bei der Dienststelle abgeholt habe, hätte man ihn fast eine Stunde warten lassen. „Da würde man sich schon einen anderen Umgang erwarten.“

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Einem Polizeisprecher zufolge laufen derzeit Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den 26jährigen Straubinger. Es müssen noch mehrere Zeugen vernommen werden. Von einem alltäglichen Ereignis angesichts der Dult will man bei der Polizei zwar nicht sprechen – es habe sich „schon um erhebliche Verletzungen“ gehandelt. Allerdings seien Körperverletzungen bei der Dult „natürlich immer da“. Und wie schwer jemand verletzt werde, sei oft Zufall. Die diesjährige Herbstdult sei kein Ausreißer, was Straftaten im Allgemeinen und Körperverletzungen im Besonderen betreffe. Entsprechend sei in der Bilanz eben von einer „normalen bis ruhigen Dult“ die Rede.

Aus der Sicht der Polizei mag das durchaus verständlich sein. Doch ebenso nachvollziehbar ist Meyers Aufregung. „Wenn ich jetzt im Nachhinein lese, was für eine schöne und friedliche Dult das war, dann wird mir schlecht“, sagt er. „Dass der Typ mich nicht totgeschlagen hat, war reines Glück.“

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