„Normale Prügelei“ oder rassistische Attacke? Am Mittwoch meldeten sich zwei Zeuginnen öffentlich zu Wort. Sie beklagen sich auch über die Polizei. Die Geschäftsführung des Café ALEX hat sich ebenfalls geäußert. Die wichtigsten Fragen aber bleiben dabei offen.
Nezar R. im Krankenhaus. Warum wird ein stark blutender Mann ohne Hilfe aus dem Lokal geschickt?
Zwei Zeuginnen haben dem Jordanier, der am 20. September im Regensburger Café ALEX krankenhausreif geprügelt wurde nun öffentlich den Rücken gestärkt. Bei einem Treffen des Vereins „Keine Bedienung für Nazis“ am Mittwoch bestätigten die beiden Frauen die Schilderungen des 29jährigen Medizinstudenten, denen zufolge es sich um einen rassistisch motivierten Angriff eines Mitglieds der Hells Angels und dessen Frau gehandelt habe.
Wie bereits am Montag ausführlich berichtet, soll das Pärchen Nezar. R. (Name geändert) zunächst beschimpft haben, weil er beim Hinsetzen mit der Bank gewackelt habe. „Scheiß Ausländer“ sei dabei unter anderem gefallen. Der 60jährige Mann sei schließlich an den Tisch von R. und seinen Freundinnen gekommen und handgreiflich geworden. Als Nezar R. aufstand, habe ihn die Frau des Rockers mit einem Glas am Kopf verletzt, während der Mann ihm zusätzlich einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben soll. Im Zuge der Auseinandersetzung brach R.s Sprunggelenk. Vom Schichtleiter des Lokals wurde der 29jährige vor die Tür geschickt. Dort soll es beim Warten auf Polizei und Krankenwagen zu weiteren rassistischen Beleidigungen, Hitlergruß und Morddrohungen durch den 60jährigen und dessen Frau gekommen sein. „Im Lokal war es sehr laut. Da kann es schon sei, dass die Beschimpfungen nicht von jedem gehört wurden“, sagt eine der beiden Zeuginnen. Draußen aber sei das nicht zu überhören gewesen. Es habe sich aber niemand eingemischt.
Zeuginnen wurden drei Mal vernommen
„Wir haben bereits am selben Abend versucht, das bei der Polizei zu Protokoll zu geben“, sagt die andere Frau. Allerdings seien die beiden sowie ein dritter Zeuge, der mit Nezar R. an jenem Abend unterwegs war, von den Beamten eher abgewimmelt worden. „Uns wurde gesagt, dass das jetzt nicht schriftlich festgehalten wird, weil wir sowieso zur Vernehmung geladen werden.“ Am 8. und 9. Oktober hätten sie schließlich ihre Aussagen bei der Polizei gemacht. „Dort haben wir nochmal alles erzählt, die Aussagen durchgelesen und unterschrieben.“ Deshalb sei es völlig unverständlich, warum die Polizei zunächst gegenüber manchen Medien jeden rassistischen Hintergrund der Tat verneint habe. Am Dienstag nun seien sie alle drei von der Polizei angerufen und telefonisch erneut befragt worden. „Mir wurde anfangs sogar gesagt, dass man meine erste Aussage nicht mehr finden könne“, sagt eine der beiden. Später sei das Vernehmungsprotokoll aber doch noch aufgetaucht.
Polizei: „Normales Procedere“
Bei der Polizei hat nach Öffentlichwerden des Falls das für politisch motivierte Kriminalität zuständige Kommissariat Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Inhaltlich werde man das Ganze derzeit nicht mehr kommentieren, sagt Pressesprecher Michael Rebele. „Jetzt werden alle Vernehmungen abgeschlossen und dann geht das alles zur Staatsanwaltschaft.“ Dass in der Nacht keine Vernehmung mehr gemacht werde sei aber ein normales Procedere. „Es ist üblich, dass Zeugen und Beschuldigte erst später zur Vernehmung geladen werden.“ Dass die Protokolle zunächst nicht aufgetaucht seien, sei möglicherweise dadurch zu erklären, dass sich der zuständige Sachbearbeiter eine Woche in Urlaub befunden habe. „Es kann sein, dass er es wo abgelegt hatte, wo es die Kollegen nicht finden konnten.“ Da auch das Pärchen Anzeige erstattet habe, sei man von einer gegenseitigen Körperverletzung ausgegangen. „Das gehört leider zum Arbeitsalltag.“ Die zuständigen Beamten hätten dem Fall deshalb keine übergeordnete Bedeutung zugemessen. Auch der Ablauf der Vernehmungen sei vor diesem Hintergrund nichts ungewöhnliches.
Nezar R. gilt ebenfalls als Beschuldigter
Tatsächlich gilt auch Nezar R. als Beschuldigter. Die Aggression sei von ihm ausgegangen lautet die entsprechende Version. Er habe nach einer verbalen Auseinandersetzung zuerst zugeschlagen. Sowohl der 60jährige wie auch dessen Frau machen Verletzungen im Gesicht geltend.
Das bestreiten am Mittwoch sowohl R. wie auch die beiden Zeuginnen. „Ich bin nicht aufgestanden. Erst als der Mann zu uns an den Tisch kam. Dann bekam ich das Glas an den Kopf.“ Es könne sein, dass er die hinter ihm stehende Frau dann mit dem Ellenbogen irgendwie getroffen habe, sagt er. Zugeschlagen aber habe er nicht. „Ich habe ausdrücklich auf einem Alkoholtest bestanden, bevor ich ins Krankenhaus gebracht wurde“, sagt R.. Der sei auch noch vor Ort von der Polizei gemacht worden. „Nicht dass es plötzlich heißt, ich sei betrunken gewesen.“ Eine Blutprobe, die ihm an dem Abend im Krankenhaus entnommen wurde, werde er zur Verfügung stellen.
Nicht mehr ganz sicher waren sich die Zeuginnen am Mittwoch, ob das Pärchen nach der Auseinandersetzung tatsächlich noch ein Bier von einem Kellner bekommen habe. Aber auf jeden Fall hätten sie eines bestellt.
ALEX-Geschäftsführung: Was genau passiert ist, weiß man nicht
Bei der Geschäftsführung der Gastro-Kette, zu der das Café ALEX gehört ist man zwischenzeitlich um Schadensbegrenzung bemüht. Über ein Münchner Kommunikationsbüro hat man eine Stellungnahme abgegeben. Man bedauere „diesen Vorfall außerordentlich“, heißt es darin. Die „Auseinandersetzung“ sei sehr schnell eskaliert. Mitarbeiter des ALEX hätten eingegriffen, als sie es mitbekommen hätten, „die Parteien getrennt und aus dem Lokal begleitet“. Wie es zu der Eskalation gekommen sei oder wer zuerst zugeschlagen habe, könne man nicht sagen, heißt es auf Nachfrage. „Das ging alles zu schnell und das Lokal war voll“, so der von der Geschäftsführung beauftragte Pressesprecher.
Während all dies nachvollziehbar erscheint, kann er aber eine wesentliche Frage nicht beantworten: Wie kann es – völlig unabhängig vom Ausgangspunkt und Ablauf der Auseinandersetzungen – sein, dass ein stark blutender Mann, Nezar R., vor die Tür geschickt wird, ohne Hilfe oder ohne, dass man ihm zumindest ein Tuch gibt, um die Blutung zu stillen? „Wir haben schon versucht bei den Mitarbeitern nachzuhaken“, sagt uns der Pressesprecher. Bislang aber ohne Ergebnis.
Nezar R. will auch bei der Polizei aussagen. „Aber seit ich erfahren habe, dass ich als Beschuldigter gelte, werde ich das nur über meine Rechtsanwältin machen.“
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