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Ostentum: 65 Meter – oder weniger

Ostenturm vs. Dom: Blick von der Burgruine Donaustauf. Montage aus der Untersuchung.

Ostenturm vs. Dom: Blick von der Burgruine Donaustauf. Montage aus der Untersuchung.

„Damit hat sich der Investor keinen Gefallen getan“, sagt Joachim Graf (ödp). „Wir sind sehr unglücklich über diese Eskalation“, meint Christian Schlegl (CSU). „Bei solchen Vorwürfen muss Herr Ruscheinsky schon den Beweis antreten“, schimpft Norbert Hartl (SPD). Am Dienstag wurde den Stadträten im Planungsausschuss die „Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung“ (SVU) zum Ostenturm präsentiert. Wie berichtet, hält das damit beauftragte Münchner Büro Eisenlauer Voith das 108 Meter hohe Gebäude für „unverträglich“ mit dem Stadtbild. „Die Fernwirkung des Turms würde den Dom in seinem Alleinstellungsmerkmal nachhaltig beschädigen“, so Stadtplaner Peter Eisenlauer. Allenfalls eine Höhe von 65 Metern sei denkbar.

„So ist der Turm nicht mehr attraktiv“, sagt dagegen Konrad Habbel. Man müsse „etwas Tolles“ bieten, um einen anständigen Quadratmeterpreis zu erzielen und 80, 90 Meter sollten es deshalb schon sein. Habbel und Alexander Ruscheinsky sind es, die den Ostenturm gern im von ihnen gemanagten Businesspark Regensburg – an der Osttangente – bauen möchten. Die beiden hatten sich kurz vor der Sitzung in einer scharfen Stellungnahme an die Stadträte gewandt. Von einem „Gefälligkeitsgutachten“, das „wertend“ und „fehlerhaft“ sei, ist darin die Rede. Das abschließende Urteil, dass der Ostenturm für das Stadtbild unverträglich sei, bezeichnet Habbel als „völlig willkürlich“. Selbst anhand der Fotomontagen in der Untersuchung könne er „keine Störung des Welterbes erkennen“, so Habbel. Er hofft nun, dass die UNESCO zu einem anderen Ergebnis kommt, als das Gutachten. Diese Hoffnung dürfte sich als trügerisch erweisen.

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Das Welterbesteuerungskomitee hatte die Untersuchung bei seiner Sitzung am 13. Oktober als Tischvorlage erhalten und sich nach längerer Diskussion auf Ende November vertagt. Ein positives Signal, wie Habbel und Ruscheinsky vermuten?

Ostenturm vs. Dom: Blick von Regensburg-Ziegetsdorf.

Ostenturm vs. Dom: Blick von Regensburg-Ziegetsdorf.

Die Haltung von Generalkonservator Egon Greipl, Mitglied im Steuerungskomitee, dürfte die beiden kaum hoffnungsfroh stimmen. Zwar wird im Landesamt für Denkmalpflege derzeit noch ein fachliches Gutachten zur Höhe des Ostenturms erarbeitet. „Der Aussage des Gutachtens, dass ein Ostenturm mit mehr als 65 Metern Höhe das Ensemble Regensburg mit Stadtamhof und die historischen Blickbezüge zwischen Altstadt, Burgruine Donaustauf und Walhalla auf jeden Fall beschädigt, stimme ich schon jetzt zu“, so Greipl. Das Landesamt untersuche derzeit „sehr sorgfältig“, ob die verträgliche Obergrenze tatsächlich bei 65 Metern odern nicht sogar deutlich darunter liegen müsse.

Schlechte Karten also für Habbel und Ruscheinsky, die auch bei der Ausschusssitzung am Dienstag einiges einstecken mussten.

Von der Zuschauerempore aus konnten die beiden verfolgen, wie Planungsreferentin Christine Schimpfermann ihre Vorwürfe „in aller Entschiedenheit“ zurückwies. Die Stadtverwaltung stehe dem Projekt völlig offen gegenüber. „Es hat von Denkmalschützern genügend Einwände gegeben, denen wir uns einfach anschließen könnten. Stattdessen haben wir geprüft.“ Ohnehin müsse nun das Urteil der UNESCO abgewartet werden.

Ostenturm vs. Dom: Blick von der Marienhöhe.

Norbert Hartl ist persönlich zwar eher leidenschaftslos, was das Hochhausprojekt angeht – innerhalb der SPD gibt es dazu geteilte Meinungen, Altoberbürgermeisterin Christa Meier etwa lehnt Hochhäuser in Regensburg grundsätzlich ab. Umso leidenschaftlicher wird Hartl aber, als er mit Habbel und Ruscheinsky ins Gericht geht. Die Untersuchung sei hervorragend, eine „sehr, sehr gute Vorarbeit“ und wenn die Investoren schon so heftige Vorwürfe erhöben, sollten sie diese auch beweisen.

Allenfalls Jürgen Mistol (Grüne) mochte den Kritikpunkten der beiden Investoren folgen. „Es wundert mich, dass Sie zu einer so eindeutigen Aussage kommen“, so Mistol an Eisenlauer gerichtet. Man wisse doch, wie das sei mit Gutachten, da gebe es häufiger den Eindruck: Wer zahlt, schafft an.

Sichtlich betrübt über „diese Eskalation“ ist CSU-Fraktionschef Christian Schlegl. Die Investoren hätten sich selbst geschadet. Dabei stehe die CSU dem Projekt, wie überhaupt „allem, was Wachstum mit sich bringt“, sehr offen gegenüber. Er hoffe, dass die Maximalhöhe von 65 Metern nicht das abschließende Urteil der UNESCO sei, aber: „Wir unterwerfen uns der ständigen Aufgabe, dass die UNESCO-Welterbe-Errungenschaft nicht verloren geht.“

Verträgt Regensburg nun generell keine Hochhäuser, wie etwa Christa Meier meint? Kommt es auf die Höhe an oder worauf sonst?

„Es kommt darauf an, ob durch turmartige Bauten von beträchtlicher Höhe die Denkmalwerte des Ensembles Regensburg und Stadtamhof und die Denkmalwerte der historischen Blickbezüge zwischen Altstadt, Burgruine Donaustauf und Walhalla beschädigt werden oder nicht“, beschreibt Generalkonservator Greipl die Sicht des Landesamts für Denkmalpflege. „Vor allem kommt es aber darauf an, ob der Stadt Regensburg solche Beschädigungen egal sind oder nicht.“

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Kommentare (12)

  • wastl

    |

    irgendwie eine Posse….seinerzeit wurde Köngiswiesen mit Plattenbauwolkenkratzern verschandelt und es hat niemanden in der Politik interessiert. Und jetzt soll ein 108 Meter hoher Turm gebaut werden und alles protestiert obwohl der wesentlich weniger schlimm aussieht als diese Wolkenkratzer in Königswiesen die das auf der A3 vorbeifahrende Publikem wunderbar präsentiert bekommt….

  • Helmut Matias

    |

    Wastl hat recht!
    Erst unsere Enkel werden es verstehen: Das Ostenturm-Hochhaus verbraucht ein Minimum an Grundfläche/ Natur, erzeugt ein Maximum an Nutzfläche und minimiert den Energiebedarf. So einfach ist das!! MfG

  • Kommentator

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    1. Man stelle sich statt des 108 Meter hohe Hochhauses ein ebenso hohes Windrad (zur Stromerzeugung) am selben Standort vor – die Wirkung auf das Weichbild wäre ungefähr derselbe.
    2. Das “Attraktive”, das die Investoren meinen, ist wohl die gute Aussicht aus dem Hochhaus auf Stadt und Land. Davon haben nur die Wenigen im Turm etwas – der ungleich viel größere Teil der Gemeinde muss dafür den Anblick eines Hochhauses hinnehmen.
    3. Werden das Gewerbeflächen oder Wohnflächen? Hat Regensburg da eher Leerstand oder eher Bedarf? Wenn ja, wieviel? Besteht der Bedarf überhaupt, oder zieht man damit Mieter aus anderen Flächen ab?
    Mein Vorschlag: Erklärt den Bürgern, welche Vor- und Nachteile sie jeweils von diesem Hochhaus haben, und dann lasst die Bürger entscheiden.

  • Westnerwachtler

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    Ich hab den Längsten, äh, höchsten. Peinlich, peinlich… Da scheint aber jemand gewaltige Minderwertigkeitskomplexe zu haben.

  • Lothgaßler

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    Wenn ich mir die Bilder ansehen, dann stört mich anderes doch deutlich mehr, z.B. der durch Kalkabbau zernagte Bergrücken und die weißen Dinger am rechten Rand beim Blick von der Marienhöhe.
    Auch die Osttangente kann, abhängig vom Standpunkt, den Gesamteindruck erheblich negativ beeinträchtigen.
    Wie weit will man die Weltkulturerbe-Grenze eigentlich ziehen?
    Der Fotoapparat braucht schon großes Weitwinkel, um diese Blickbeziehungen abbilden zu können.
    Scheinbar will man dem Investor nicht offen sagen, dass man in Regensburg andernorten die Entwicklung von Gewerbeflächen anschieben möchte.

  • Hans Hauser

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    @ Matias
    Minimierte Grundfläche stimmt schon, aber allein auf Grund des großen Anteils an Fassadenfläche im Verhältnis zur Nutzfläche kann so ein Turm niemals effizient mit Heiz/ Kühlenengie umgehen.

    @ Westnerwachtler
    Vollkommen richtig. Mit so einem Turmbau will man immer etwas beweisen. Ich hab den Größten. Das ist in Regensburg schon im Mittelalter so gewesen. Nur hatte da jedes Geschlecht so einen – kleineren – Turm, alle standen um die – großen – Türme des Domes in der Mitte herum, ein homogenes Stadtbild entstand, von dem wir heute behaupten, es sei ein Welterbe. Und jeder konnte für sich behaupten, er habe auch einen Großen. Wenn auch nicht den Größten.

    Was wollen nun die zwei Facility Manager von diesem erstklassigen “Businesspark” zwischen Schrottplatz und Umgehungsstraße, welcher nicht einmal eine vernünftige Zufahrt besitzt, mit ihrem Turmbau ausdrücken. Wollen sie diesen städtebaulich höchst markanten Fleck auf der Regensburger Landkarte für alls sichtbar markieren, “seht alle her, aus welchem Elend wir kommen?”

    In jedem Fall, alles was Regensburg nicht braucht, ist ein wahllos im Brei der Indurstriebrache stehender Turm von einer jeden Maßstab sprengender Höhe. Wenn das Ganze nicht sowieso nur ein PR – Gag zweier von Profilneurosen zerfressenen Adabei´s ist, die Regensburg im schlimmsten Fall mit einer Pleite und der daraus resultierenden Hochhausruine zurück lassen werden.

  • Beobachter

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    So, nun mal unabhängig vom konkreten Hochhausbau – was bilden sich Gestalten wie Greipl und der in keinster Weise legitimierte Gestaltungsbeirat und die abgehobene Klicke von Gutachtern und Planungsbüro eigentlich ein wer sie sind? Man denke an das erbärmliche Gezerre, als VDO seinen Neubau hochziehen wollte (wohlgemerkt im Industriegebiet) – Wir sind drauf und dran unsere Standortvorteile einzubüssen und dann darf sich jeder Investor noch mit diesen Verhinderern rumschlagen. Es geht hier ja nicht darum (überspitzt formuliert) den Dom abzureissen um ein Kaufhaus draufzustellen, sonden um einen Industriebau, der mehrer Kilometer entfernt entstehen soll.

    Ich rate den Regensburgern folgendes: Bereisen Sie die Welt! Da findet man natürlich vieles, was nicht akzeptabel ist oder auch in architektonischer Hinsicht besser als Unfall zu beschreiben ist. ABER: Dort spielt in Zukunft die Musik – Regensburg und der Rest von D. werden ein ruhiges Altenheim – Die jungen und talentierten Leute sind alle weg, denn gute Chancen und Verdienst locken hier nicht mehr. Und wer dann für das Altenheim/Museum aufkommen wird ist mir schleierhaft.

  • Veits M.

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    „Die Fernwirkung des Turms würde den Dom in seinem Alleinstellungsmerkmal nachhaltig beschädigen“, so Stadtplaner Peter Eisenlauer.

    Lassen Sie sich diesen Satz doch einmal richtig auf der Zunge zergehen!

    Was ist ein “Alleinstellungsmerkmal”?
    Wer bestimmt das?
    Wozu brauchen wer ein solches Merkmal?
    Wie könnte der prognostizierte “Schaden” ausschauen?
    UInd was bedeutet in diesen Zusammenhang “nachhaltig”?

    Jenseits der historischen Altstadt ist R. – leider – in vielem beliebig und austauschbar.
    Was sich damit “veträgt” – mehr oder weniger – das ist meiner Meinung nach in vielfältiger Hinsicht eine subjektive Einschätzung – wie in farblicher Hinsicht das Rebl-Haus. Dort meine die Planungsreferentin auch sinngemäß, des würde die umliegende – graue – Bebauung dominieren; aber was bedeutet das schon?

    Ich rege an, pauschal ein passendes, die Sichtachsen nicht mehr beeinträchtigendes “Hochhausareal” für die nächsten 50 Jahre auszuweisen; damit haben dann unsere Nachfahren bei den späteren Ausgrabungen es insoweit leicht zu eruieren, warum unsere Gesellschaft des 21. Jahrhunderts es nicht schaffte, die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten:

    Diese unsere in extenso individualiserte Gesellschaft wollte ganz materiell “nach oben” – und hatte aufgehört sich den Menschen und den Natur zuzuwenden.

  • grace

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    Vielleicht gehts ja darum, einen Präzedenzfall wg. eines allfälligen Minaretts, das möglicherweise höher als der Dom sein würde, zu vermeiden.

  • Bernd Henneberg

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    Zitat: Vielleicht gehts ja darum, einen Präzedenzfall wg. eines allfälligen Minaretts, das möglicherweise höher als der Dom sein würde, zu vermeiden.
    Man stelle sich vor von dort oben würde ein Muezzin aus dem Koran vorlesen und dann würde wie in Jericho sämtliche Mauern einstürzen, wie eindrücklich in der Bibel dargestellt. Entsetzlich: Stell dir vor der Ruf des Muezzin würde bis nach Landshut reichen und das Atomkraftwerk zum Einsturz bringen. Das wäre dann das Ende der CSU-Herrschaft, aber auch das Ende Bayerns.

  • grace

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    Ich stell mir grade vor, Müller sitzt auf dem Höheren der beiden Domtürme, mit einer riesigen Posaune und trötet gegen den Muezzin auf dem Ostenturm…und Meier, auf dem Niedrigeren, skandiert die Internationale gegen das ungebremste Hochhaus-Wachstum…

  • Beni

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    @wastl :

    Weil die damals Fehler gemacht haben, dürfen wir das jetzt auch. …. oder wie soll man das verstehen?

    Aber ich gebe dir recht, ich würde Königswiesen auch abreissen ;)

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drin