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Postings von „Leuten, die nicht im Thema sind“

Öl ins Feuer der Regensburger Kaufhof-Debatte

Ein Posting des CSU-Stadtrats Tim Helmes zur Kaufhof-Debatte und weitere Kommentare von ihm sorgen für Irritationen bei Stadtratskollegen. Unbedarftheit oder politisches Kalkül?

Warnt vor Ghettobildung und zieht schräge Vergleiche: Tim Helmes. Screenshot: LinkedIn

Zweieinhalb Stunden tagte der Ältestenrat des Regensburger Stadtrats am gestrigen Dienstagabend. Zum bereits zweiten Mal ging es um dasselbe Thema: Die angeblichen Pläne für ein islamisches Kulturzentrum im ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäude und wie die Stadt damit umgehen soll. Wir haben erst kürzlich über die möglichen Optionen berichtet.

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Im Stadtrat gibt es keine Fraktion, die diese Pläne befürwortet. Ohnehin glaubt kaum noch jemand ernsthaft, dass diese Ankündigungen mehr sind als ein Bluff, um die Stadt zu einem voreiligen Kauf zu einem möglichst hohem Preis zu drängen. Am morgigen Donnerstag wird das Thema in öffentlicher Sitzung im Stadtrat debattiert und Vertreter einzelner Fraktionen betonen zumindest im Vorfeld, dass man darüber möglichst sachlich diskutieren wolle.

„Vorkaufsrecht nutzen und Ghettobildung um jeden Preis verhindern“

Vor dem dem Licht der Informationen, die mittlerweile intern und öffentlich vorliegen, hat auch die anfänglich scharf austeilende CSU-Fraktion verbal abgerüstet. Es geht nun nicht mehr vornehmlich um das mit ziemlicher Sicherheit vorgeschobene Thema „Islamzentrum“, sondern darum, wie man mit dem unseriösen Vorgehen der alten und potentiellen neuen Eigentümer umgehen soll.

Das gilt selbstverständlich nicht für alle. Zum Beispiel für Tim Helmes. Der CSU-Stadtrat und JU-Kreisvorsitzende ließ es sich am gestrigen Dienstag auf LinkedIn nicht nehmen, erneut die Geschichte von dem „von privaten Investoren geplante(n) islamische(n) Kulturzentrum“ zu verbreiten, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass es, wie erwähnt, erhebliche Zweifel an diesen Plänen gibt. Stattdessen schreibt Helmes: „Aus meiner Sicht sollte die Stadt ihr Vorkaufsrecht nutzen und die zu erwartende Ghettobildung um jeden Preis verhindern.“

„Komplexe Themen kompakt zusammenzufassen ist eine große Kunst…“

Für Kritik sorgten solche Äußerungen zunächst bei Helmes’ Stadtratskollegen Florian Rottke (Brücke). Der moniert, dass die Verwendung des Begriffs „Ghettobildung“ im Kontext des 1519 zerstörten jüdischen Ghettos auf dem Neupfarrplatz „hochgradig pietätlos“ und „geschmacklos“ sei. „Zu sagen, ein islamisches Einkaufs- und Glaubenszentrum führe zu Ghettobildung ist hetzerisch gegen eine Glaubensrichtung“, so Rottke weiter.

Für Helmes ist solche Kritik „Wortklauberei“. Unter „Ghettobildung“ verstehe man schließlich „die Bildung von abgrenzbaren sozialen Strukturen, welche darauf ausgerichtet sind, sich nicht in unsere Gesellschaft zu integrieren“. Komplexe Themen kompakt zusammenzufassen sei „eine große Kunst und führt dennoch oft zu Irritationen bei Leuten, die nicht im Thema sind“, belehrt er Rottke. Außerdem: Gerade islamische Zentren seien nicht für Offenheit und Toleranz bekannt, wie man zum Beispiel in Hamburg gesehen habe.

Islamistischer Verein und islamisches Einkaufszentrum – alles dasselbe?

Damit spielt Helmes offenbar auf das „Islamische Zentrum Hamburg“ an, einen 2024 verbotenen schiitischen Trägerverein der Imam-Ali-Moschee, der bereits seit 1993 unter Beobachtung des Hamburger Landesamts für Verfassungsschutz stand. Er galt als islamistisch-kämpferisch ausgerichtetes „Instrument der iranischen Staatsführung“.

Doch auch wenn dieser Verein das Wort „Zentrum“ in sich trägt, darf man wohl sagen, dass das „Islamische Zentrum Hamburg“ und ein angeblich geplantes islamisches Kultur- und Einkaufszentrum in Regensburg abgesehen von diesem Wort keine Gemeinsamkeiten haben.

Unter Helmes’ Post entspann sich eine rege Debatte.

Tatsächlich kann man nur hoffen, dass Helmes diese Gleichsetzung von Islam und Islamismus im Stile der AfD nur aufgrund einer Mischung aus Unbedarftheit und Selbstüberschätzung fabriziert hat und nicht aus politischem Kalkül.

Kritik auch aus der SPD

Zwischenzeitlich zieht das Thema weitere Kreise. SPD-Stadtrat Alexander Irmisch schließt sich in einem Facebook-Post den Worten von Florian Rottke „vollumfänglich“ an. Helmes gieße „wider besseren Wissens (…) mit einem mehr als fragwürdigen Vokabular noch weiterhin Öl ins Feuer einer ohnehin schon sehr emotional, und auf wenig Fakten beruhend, geführten Debatte“, schreibt Irmisch.

Vielleicht aber muss man Helmes zugute halten, dass er es einfach nicht besser weiß und sich als auffällig unauffälliger Stadtrat noch nicht groß mit dem Thema befasst und einen wenig durchdachten Text gepostet hat.

Eines von immerhin gut 30 Likes erhält er dafür von Jürgen Helmes und auch hier kann man nur hoffen, dass der dies als wohlmeinender Vater getan hat und nicht als Hauptgeschäftsführer der IHK, der es in dieser Eigenschaft besser wissen müsste.

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Kommentare (15)

  • Lechner

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    Schon komisch:
    Seit geraumer Zeit berichtet ein Herr Dr. Eckl vom Zentralorgan der Regensburger CSU aus seinem vermuteten Insiderwissen!

    Und was ist dran, außer dass dieses Blatt gefüllt wird?

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  • joey

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    Kommentar gelöscht. Bitte erst Artikel lesen, bevor man Fragen stellt, die darin bereits beantwortet werden. Im Übrigen stellen Sie Behauptungen auf, die schlicht falsch sind. Nervt.

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  • Dieter

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    Man muss schon besonders ungebildet sein, wenn man kurz nach dem 27. Januar ausgerechnet von vermeintlicher Ghettoisierung am historisch prägten Neupfarrplatz schwandroniert.
    Gänzlich scheinheilig wird es dann, wenn ein Christasozialer als Relativierung bei anderen fehlende Offenheit und Toleranz bemängelt.

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  • Manfred van Hove

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    Zur Zeit ist es schwierig, zu unterscheiden, was eigene Meinung, objektive Fakten oder einfach nur Wahlkampf ist. Nach der kommenden Wahl werden hoffentlich alle Seiten verbal abrüsten und parteiunabhongig zu einer Lösung kommen.

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  • Native

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    Seit 1892 bis heute erfreut das besondere Juweliergeschäft Pleyer am Neupfarrplatz 5 die Kunden mit exklusiven Schmuckstücken. Das Geschäft befindet sich zudem mitten im Herzen der Regensburger Altstadt. Dabei ist die große Leidenschaft dieses Goldschmiedemeisterbetrieb mit einer ausgewählten Kollektion exklusiver Uhren und besonderer Schmuck für Damen und den Herren bei der Kundschaft nach wie vor geschätzt. Das Gebäudeensemble weckt Erinnerungen an blühende Zeiten des Neupfarrplatz und der gesamten Innenstadt mit einem reichen Angebot von Fachgeschäften mit speziellem Sortiment. In der Innenstadt „brummte“ wirtschaftlich der Bär und war gefragter Kundenmagnet. Leider sind Fachgeschäfte (wie Gummi Schmaus, Rottauscher und kleine Spezialläden aller Art, Dienstleistungen, Handwerker, Hausratswaren und Lebensmittelläden mit regionalem Angebot) weitgehend verdrängt. Schade! Waren die Ladenmieten zu hoch? Finanzstarke Ladenketten und Fastfood Läden, veränderten die Innenstädte negativ. Das Stadtbild vieler Städte wurde durch dieses monotone, uniforme Angebot, austauschbar. In den „goldenen Zeiten“ gab es auch noch eine „gesunde“ Mischung der Bevölkerung. Es wohnten noch Familien mit Kindern in der Stadt. Es herrschte quirliges Zusammenleben.
    Mit der möglichen Option für die Stadt durch die Galeria-Kaufhof-Immobilie, bietet sich die einmalige Chance, aktiv die Gestaltung und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt zu beeinflussen, sie wieder zum attraktiven Anziehungs – und Erlebnispunkt zu machen und ihr neues Leben, einzuhauchen.
    By the way, was mich so ins Schwärmen bringt, sind die Erinnerungen an die blühenden Zeiten. Jedes Mal, wenn ich die historische, gelbe Giebelfassade Neupfarrplatz 5 sehe, erinnere ich mich, wie ich bei der Montage der Leuchtreklamen „Pleyer“ und „Hotel Münchner Hof“ plus Pfeil als Lehrling, vor 60 Jahren, mit auf dem Gerüst stand. Dieser Anblick bringt heute immer noch meine Erinnerungen zurück.
    https://www.juwelier-pleyer.de/

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  • tom lehner

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    Schweiger/Springer haben mit ihrem Buch “Bayerischer Mob” genau das ausgedrückt und beschrieben was unsere Gesellschaft mehr und mehr spaltet.

    Der “Geschäftsführer” und Nachwuchs Sozial Unionler Tim Helmes, seines Zeichens aus Köln, also mit klarem Migrationshintergrund, warnt vor einer “Ghettobildung” im Zentrum Regensburgs. Also „Islamische Umtriebe“ im Schatten des Doms. „Kopftuchmädchen“ auf dem Weihnachtsmarkt, ein Dschihad gegen die Stadtbahn und vieles „Unchristliche“ mehr. Der Untergang der abendländischen Oberpfalz.

    Er sei ein BWLer mit “Erfahrung in der Unternehmensberatung”, sagt er von sich selbst. Das der Kölner an sich nicht unintelligent sein muß zeigt das Beispiel überdeutlich. Er hat schnell gelernt worauf es im Vorfeld einer Wahl ankommt. Z.B. im Gespräch bleiben. Schon als Schülervertreter war ihm das klar. Die Zeit während seines Studiums in Regensburg kann ich mir lebhaft vorstellen. Aber das geht mich nix an.
    Als “Erster inoffizieller Regensburger CSU Islam-Kulturzentrumverhinderer” will er jetzt in die Geschichtsbücher und so kurz vor der Wahl, auch noch ein paar AfD Wählerstimmen zurückgewinnen. Das sich nebenbei der Preis für das “Filetgrundstück” hochtreiben lässt und sich der Druck auf die Stadt erhöht das „Ding“ zu erwerben, ist ein wunderbarer Nebeneffekt. Das bringt bestimmt nicht nur Klicks, Ansehen und Reputation.

    Der feine Herr weiß sehr genau welche Worte er wählen muß um zu emotionalisieren, Angst zu schüren und Stimmung zu machen. Das Thema polarisiert nicht erst seit gestern. Vielleicht wäre in der Causa Helmes eine „Remigration“ nach Köln eine Lösung.
    Das ständige Gehetze um ungelegte Eier ist für das Klima in unserer Gesellschaft jedenfalls keine.

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  • feli

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    von Ghettobildung so kurz nach dem 27. Januar zu sprechen ist echt schlechter Geschmack… hilfe

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  • Solaris

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    @ Tom Lehner “… , seines Zeichens aus Köln, also mit klarem Migrationshintergrund, … ” ist ebenfalls schlechter Geschmack, aber anscheinend in der Oberpfalz wahr.

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  • tom lehner

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    @ Solaris:

    Nach der “Ghettobildung” nehme ich diesen Vorwurf des “Schlechten Geschmacks” gerne an.

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  • Hindemit

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    Dass die Union kein Problem damit hat, nahe an Gendenkterminen/-veranstaltungen zu hetzen und Rechtsextremisten jubeln zu lassen, hat man gestern im Bundestag leidvoll erfahren müssen. Muss man mal zusammenkriegen: An einem Tag, im selben Raum. Erst der Shoa mit (scheinbar) betroffener Miene zu gedenken, Stunden später jubelnde und feixende Rechtsextremisten und Neo-Nazis ermöglichen. Pfui Deifel, Union plus FDP.

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  • Wolfgang Theine

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    @ Tom Lehner 30. Januar 2025 um 08:58
    “…Tim Helmes, seines Zeichens aus Köln, also mit klarem Migrationshintergrund,…”
    “…Vielleicht wäre in der Causa Helmes eine „Remigration“ nach Köln eine Lösung…”
    “…Das ständige Gehetze um ungelegte Eier ist für das Klima in unserer Gesellschaft jedenfalls keine…”

    Wer hetzt denn hier? , wieder einmal.

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  • KW

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    Am Sonntag 2.2. um 13:00 gibt es am Domplatz die Gelegenheit gegen die Steigbügelhalter der CDSU/FDP und Demokratiegegner der Afd zu demonstrieren.
    Ich hoffe sehr, es wird ähnlich voll wie vor einem Jahr am Haidplatz.

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  • Wolfgang Theine

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    @ KW 30. Januar 2025 um 11:30
    Ich teile Ihre Hoffnung und werde natürlich am Sonntag da sein. Ich hoffe allerdings auch, dass dieses Mal die Demo nicht, wie in der Vergangenheit öfters geschehen, von linksextremen Chaoten für ihren Krieg gegen die Polizei mißbraucht wird, was unserem Anliegen sicherlich nicht besonders nützen würde. Da offensichtlich bisher von rechter Seite keine Gegenveranstaltung geplant ist, kann man diesbezüglich also noch hoffen.

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  • Horst

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    Das Gebäude dient auf beiden Seiten des politischen Spektrums nur noch zur Profilierung. Gut für Euch wenn Ihr damit gut Traffic auf Eure Seite bekommt. Eine Anschlussnutzung ist, meiner Meinung nach, im Kontext der relevanten Bürokratie, ausgeschlossen. Es sei den es will noch mal jemand ein Kaufhaus draus machen. Jeder Umbau zieht Brandschutz und Altlasten nach sich die nicht bezahlbar sind.
    Das Baujahr lässt vermuten, dass auch der Wert des Grundstücks recht begrenzt ist, in Anbetracht der 8 stelligen Summen die eine Altlasten Beseitigung kosten dürfte, bevor man das Gebäude nach 3-5 Jahren dann abreißen kann (vgl. Abriss altes Bio Gebäude der Uni Regensburg)

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  • KW

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    Herr Theine, Sie reissen einzelne Halbsätze aus Tom Lehners relativ langem Beitrag heraus, die im Kontext und dem dann durchaus erkennbaren Sarkasmus einen Sinn ergeben, und stellen durch ihre rhetorische Frage fest, es handele sich dabei um Hetze.
    Das lässt mMn auf einen schlechten Stil oder mangelnde Lesekompetenz schliessen.

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