Oberbürgermeisterin stoppt Luxusklo
Die geplante Toilettenanlage in der Nähe der Jahninsel ist vom Tisch. Hintergrund sind neuerliche Preissteigerungen. Außerdem wird der vorgesehene Platz anderweitig benötigt.
Ob es den behaupteten Zweck erfüllt hätte, darüber ließe sich trefflich streiten. Aber für Regensburg wäre es wahrscheinlich ein Leuchtturmprojekt in Sachen Toilettenanlage geworden: Das geplante Klo-Häusl an der Ecke Liebl-/Müllerstraße. Hochwassersicher, denkmalgerecht und selbstreinigend. Ausgestattet mit einer aufwändigen Bezahlfunktion. Besucherinnen und Besucher der Jahninsel hätten es – gegen Gebühr – zur Bedürfnisbefriedigung aufsuchen sollen, um die dortigen Gebüsche und die Gärten der angrenzenden Nachbarschaft vor übelriechenden Hinterlassenschaften zu bewahren.
Kritik von Anfang an
Mit Kosten von 330.000 Euro plus 4.000 Euro monatlicher Unterhalt hatte die Stadt zunächst gerechnet – vorbehaltlich einer europaweiten Ausschreibung. Es hätte ein Modellprojekt für weitere Toilettenanlagen im Stadtgebiet werden sollen. Doch nun ist das ambitionierte Klo-Vorhaben vom Tisch. Das hat Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer am Dienstag bei der Sitzung des Planungsausschusses im Regensburger Stadtrat verkündet.
Doch nicht die Proteste von Anwohnerinnen und Anwohnern (gegen den Standort), der Brücke-Fraktion (wegen des hohen Preises) oder der Grünen (wegen der Bezahlfunktion) haben das Aus besiegelt. Die Oberbürgermeisterin selbst hat, wie sie sagt, „das Projekt gestoppt“. Auch wenn es derzeit noch im Investitionsprogramm stehe, brauche man nun keine Debatten mehr „über Sinnhaftigkeit und Unsinnigkeit“ der Maßnahme führen. Diese werde gestrichen, verspricht Maltz-Schwarzfischer.
Pumpwerk statt Klo
Hintergrund sind demnach weitere Preissteigerungen, die sich ergeben hätten. Die Lage im Hochwassergebiet hätte eine zusätzliche Doppelhebeanlage erfordert, was den Preis weiter nach oben getrieben hätte. Dem Vernehmen nach wären nun Investitionen von gut einer halben Million nötig gewesen – für ein Klo mit gerade einmal zwei Kabinen. Auch der monatliche Unterhalt wäre gestiegen – auf nunmehr 5.000 Euro.
Doch vielleicht hätte die Stadt Regensburg – coronabedingte Sparmaßnahmen mal außen vor – sich das prestigeträchtige Klo-Häusl trotz alledem geleistet, wäre da nicht noch ein finales Totschlagargument gewesen: Die vorgesehene Fläche wird für wichtigeres benötigt. Im Zuge der laufenden Hochwasserschutzmaßnahmen soll dort ein Pumpwerk errichtet werden, um die Gärten der Anwohner dann zumindest vor Überschwemmungen zu bewahren.
Vielleicht kommt man nun ja doch noch darauf, dass man sich für das zuvor eingeplante Geld einen wirklich schönen Klowagen leisten und dazu über Jahre hinweg eine Putzkraft nebst Begleitschutz finanzieren könnte.
Mr. T.
| #
Was für ein Glück, dass hier noch Vernunft eingekehrt ist – auch wenn die Entscheidung nicht als der Venunft geschuldet verkauft wird.
Das wäre in der Tat ein Leuchtturmprojekt geworden – für das Schwarzbuch der Steuerzahler und sämtliche Satireredaktionen. In ein paar Jahren hätte niemand mehr von Schilda gesprochen.
Tom
| #
Wer einmal in Dänemark, Schweden oder Norwegen unterwegs war, der weiß es zu schätzen, dass man dort in keiner Stadt lange suchen muss, bis man sein Bedürfnis erledigen kann. Gepflegte und regelmäßig gereinigte Toiletten egal, wo man ist. Abgesperrte oder kostenpflichtige Toiletten an Raststätten oder Tankstellen gibt es auch nicht, alles ist offen, kostenlos und sauber. In Deutschland sind öffentliche Toiletten immer ein Ort des Grauens, weil sie so gut wie nie ausreichend regelmäßig gereinigt werden.
Markus Panzer
| #
Mit Ausnahme des Seilbahnantrages gibt es derzeit wenige Initiativen der Bruecke, die von der großartigen Koalition nach vorausgegangener Ablehnung dann nicht doch noch umgesetzt werden(müssen).
Vielleicht sollten die Koalitionäre die grauen Gehirnzellen eher aktivieren.
Dora
| #
Sch… draff, so einfach werden wichtige Sachen begraben. Vermutlich sind Anzeigen durch das Ordnungsamt gewinnbringender
Tante Mathilda
| #
daß man dafür ne hebeanlage braucht und eigentlich der Standort für den Hochwasserschutz gebraucht wird, hat die Frau Oberbürgermeisterin nicht gewußt? Die planen und disskutieren , faßen Beschlüße und dann stellt man fest, daß der Platz ja schon vergeben ist und man kein OO hinstellen kann? Wer das wohl wieder verbockt hat? Vielleicht könnte Herr Aigner bei der Stadt nachfragen.
sam
| #
First Class Anwohnern: 2
Allgemeininteresse: 0
sind die höhe Kosten mit Absicht gemacht?
joey
| #
@Tom
aus zuverlässiger Quelle einer öffentlich zugänglichen Kultureinrichtung weiß ich, daß da oft riesige Sauereien durch Besucher angerichtet werden. Vermutlich können auch Gastwirte dazu was erzählen.
Vielleicht ist es ja eine Kulturfrage: “wie benehme ich mich wo”.
Robert Fischer ÖDP
| #
Ein Pumpkraftwerk, damit die Gärten nicht volllaufen ist auch irgendwie dekadent.
Das hier würde ich immer noch gerne austesten: https://oeklo.at/mieten/gemeinden
Uli G.
| #
Wie wär´s, wenn die Stadt der Alten Linde 3.000 Euro monatlich dafür gibt, dass sie ihre Toilettenanlage öffentlich macht? Spart Platz, Ressourcen, Investitionskosten und die Unterhaltskosten sind auch geringer.
Samy Ateia
| #
Also die Idee mit einem WC Wagen find ich nicht schlecht, sowas gibt es mit mehr Kabinen und auch barrierefrei, in Monaten mit wenig Bedarf auf der Jahninsel (Winter) könnte der auch andernorts eingesetzt werden.
Dahoam
| #
Kein Klo aus Kostengründen. Ok.
Und dann…
“…soll dort ein Pumpwerk errichtet werden, um die Gärten der Anwohner dann zumindest vor Überschwemmungen zu bewahren.”
Das kostet dann wohl nichts?
Wie war das nochmal mit Vernunft & unnötigen Kosten?
Mio
| #
Das letzte Bild mit den Plänen passt ja auch mal wieder zu den steigenden Preisen:
Da wird unflexibel mit den Original-Plänen EINES Anbieters gearbeitet, dessen Toilette wird “europaweit” ausgeschrieben, aber diese spezielle Toilette kann nur der EINE Anbieter anbieten.
Kein Wunder, wenn dann die Preise einfach in die Höhe getrieben werden können, da die Konkurrenz so einfach auszuspielen ist.
Da fragt man sich auch, wieso so eine Toilette 5000 Euro (sic!) im Monat an Unterhalt kostet. Die sollte bei guter Technik doch selbstreinigend sein und keinen täglichen Service benötigen, geschweige denn einen zu dem Preis möglichen stündlichen Service.
Martin Glogger
| #
Hallo zusammen,
hier sind einige gute Vorschläge für Alternativen zu lesen.
Bei der alten Linde anfragen oder einen mobilen Kloowagen hinstellen, beispielsweise.
Bin gespannt ob auch eine davon aufgegriffen und umgesetzt wird.
Auch eine wichtige Frage: Warum kommen unsere hochbezahlten Repräsentanten nicht auf diese umweltfreundlichen und kostengünstigen Ideen?
Jakob Friedl
| #
Es ist wirklich sehr erfreulich, dass die Auseinandersetzung um die Etablierung von Komposttoiletten bei den Ribisl-Backofenfesten und der Kundgebung am Grünabfall Burgweinting, im „Malkampfbüro“ im Neuen Kunstverein, während des Malkampfs im öffentlichen Straßenraum, im MdbK Leipzig und im Stadtrat zu den gewünschten Resultaten führt: „Stadt Regensburg testet Einsatz von Komposttoiletten; Initiative der SPD-Fraktion trägt Früchte“ https://spd-stadtrat.de/?page_id=309
Einstieg in den Kommunalmalkampf der “Liste Ribisl” mit Kompostklo im Mai 2019 und testweise mit “Die PARTEI” https://www.regensburg-digital.de/im-reich-des-ribislkoenigs/29042019/
Headliner: Carl Kleins Orderly Queue of One (OQOO)
Gründungsfest der Ribisl-Partie im August 2019 mit Kompositionen von 7 Track und Roman S und Kompostklo: http://europabrunnendeckel.de/?p=7817#Gelackofen_Protest3.Oktober
Kompostklo Kundgebung am Grünabfall am 3. Oktober 2019
Malkampfspot eins 2019:
https://youtu.be/E9He5jZ5IjU
Malkampfspot zwei 2019
https://youtu.be/D-C2QkZYLP8
Kompostklo vom Grünabfall in den Kunstverein im Oktober 2019
https://ribisl.org/malkampfbuero-im-neuen-kunstverein/
Malkampfkloinstallation im Museum der bildenden Künste in Leipzig im Februar 2020 https://ribisl.org/ribisl-im-museum/
Ein Jahr nach der Ausstellung im Museum in Leipzig wurde im Regensburger Stadtrat die Anschaffung einer unverhältnismäßig teuren Bezahl-Toilettenanlage in der Müllerstraße beschlossen – Kaum ein Kunstwerk in der näheren Umgebung war derart teuer!
Durch den Bericht der Verwaltung zu einem Antrag der Koalition bekam das Thema im Mai 2021 eine breitere politische Bedeutung: „Ausbau der öffentlichen Toilettenanlagen in Park- und Grünanlagen sowie im Umfeld von Spielplätzen – Antrag der Stadtratsfraktionen CSU, SPD, Freie Wähler sowie der Stadträte Opitz, Meierhofer und Janele vom 01.02.2021 – Bericht der Verwaltung“ VO/21/17765/67: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2021/05/Umweltausschuss29_04_2021Toilettenanlagen_VO211776567.pdf
Die Grundversorgung mit öffentlichen Toiletten ist sehr wichtiges Thema für die Stadt, was in vielen Debatten um nichtaufgestellte teure Dixiklos oder eine leider nur in Aussicht gestellte Toilettenanlage im Ostpark deutlich wurde.
In der Folge verstärkter Ribisl-Einsatz für Komposttoiletten, z.B. beim Gastspiel des Theaters im Ostpark, aber auch für PLKlos und für den Einsatz von kostengünstigen Trockentoiletten bei einem Naturkindergarten.
Zu den Beschlussvorlagen zum Thema Toilettenanlagen und den schriftlichen Kompostklobeiträgen von Grünen und SPD zum Thema Komposttoiletten (Mündliche gab es von allen Seiten viele!): https://ribisl.org/theater-toiletten-im-ostpark/
Das seelenlose Luxusklo in der Müllerstraße ist nun Geschichte!
Die intensive Beschäftigung mit dem Thema öffentliche Toilettenanlagen hat nun mit den seit Mai 2021 laufenden Vorplanungen des Parkhaus-Kollektivs für eine kulturelle und soziale Parkversorgung im Ostpark einen Höhepunkt erreicht. Das geplante Parkhaus im Ostpark ist zwar keine Komposttoilette, kann aber so viel mehr:
https://ribisl.org/projektidee-gemeinschaftshaus-ostpark-mit-angegliederter-oeffentlicher-toilette/
bzw.: http://europabrunnendeckel.de/download/Handout_Parkhaus_Ostpark_web_Arch_Plaene_auf_Seite_18.pdf
Wir freuen uns! Man darf gespannt sein.
Yes
| #
Dann wird halt weiter in die Donau und in den Busch gestrunzt. Kein Problem für uns, Regensburg!
Joachim Datko
| #
Wie wir aus Klärschlamm Kompost machen!
Soviel ich gelesen habe, wird auch ein Großteil des Klärschlamms aus unseren großen Klärwerken auf Felder ausgetragen!
Zu Jakob Friedl 23:01 “Es ist wirklich sehr erfreulich, dass die Auseinandersetzung um die Etablierung von Komposttoiletten […]”
Komposttoiletten sind im Grunde genommen das im Kleinen, was unsere großen Kläranlagen für ganze Städte und die umliegende Region machen.
Was nützen uns z. B. 100 Komposttoiletten, wenn in der Region (Stadt und Landkreis) 300.000 Menschen leben. Das, was in Kläranlagen übrig bleibt und unbedenklich ist, wird gemeinsam mit Grünschnitt kompostiert. Auch hier ist es ein Kreislauf, wie man es mit einzelnen Komposttoiletten versucht.
Dugout
| #
@ Datko
Klärschlamm wird verbrannt oder landet im Landschaftsbau, zu 90% um genau zu sein.
Bleibens bittschön beim philosophieren.
idefix
| #
Bereits vor 10 Jahren hat die Verwaltung aufgrund der hohen Besuchsfrequenz der Insel vorausschauend die Entsorgungsinfrastruktur anpassen wollen. Im Zusammenhang mit dem Neubau der Brückenauffahrt zur Steinernen Brücke und dem Abgang zur Jahninsel lagen bereits Planungsüberlegungen vor, die alte Toilettenanlage der „Alten Linde“ neu zu sanieren und sie auch neben der privaten auch der öffentlichen Nutzung zugänglich zu machen. Damit hätte man das Toilettenproblem elegant auch zum Vorteil des Eigentümers der „Alten Linde“ ohne neuen Platzbedarf lösen können. Über den Vorschlag der Verwaltung konnte damals leider kein Konsens erzielt werden. Dies hindert jedoch die Politik und die Verwaltung nicht daran, über die damalige Planung zusammen mit dem Eigentümer der „Alten Linde“ neu nachzudenken. Es ist und bleibt die notwendige, beste und sauberste Lösung für ein dringendes Bedürfnis von jedermann. Diese gibt es allerdings nicht zum Nulltarif, wie viele meinen zu müssen, denn alles Notwendige in einer Stadt zahlt der Bürger, auch das was sie ausscheiden.
Burgweintinger
| #
@Datko: Oh je, oh je, oh je!
Wie bereits von Dugout geschrieben wird der Klärschlamm zum Teil verbrannt. Die Ausbringung auf landwirtschaftlich Flächen ist mehr oder weniger seit den 90er Jahren auf Grund der hohen Schwermetallbelastung verboten.
Villeicht schiebens noch a bisserl Chemie und Biologie nach, Herr Philosoph/Physiker Datko…