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„Ob Jesus auch so gehandelt hätte?“ Betroffener von Gewalt und Missbrauch antwortet auf die kühlen Schreiben des Bistums Regensburg

Will das Bistum Regensburg auf Schmerzensgeld verklagen: Manfred van Hove. Foto: privat

Juristisch verbrämte Antworten ohne ein Wort des Mitgefühls oder Bedauerns hat Manfred van Hove auf seine Bitten und Forderungen um ein Gespräch und ein angemessenes Schmerzensgeld vom Bistum Regensburg erhalten. Er wurde über Jahre bei den Domspatzen vergewaltigt. Jetzt hat er der Präventionsbeauftragten des Bistums geantwortet.

Fünf dürre Sätze. Damit hat Dr. Judith Helmig, Leiterin der Stabsstelle für Kinder- und Jugendschutz im Bistum Regensburg, ein nochmaliges außergerichtliches Vergleichsangebot der Rechtsanwälte von Manfred van Hove wegen Schmerzensgeld für die jahrelangen Vergewaltigungen, die ihm als Kind bei den Domspatzen angetan wurden, zurückgewiesen.

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„Ihr Schreiben vom 05.12.2024 ist hier per Post am 9.12.2024 eingegangen.

Inhaltlich kann ich nur meine bisherigen Ausführungen wiederholen: Das Verfahren bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen in Bonn ist das außergerichtliche Angebot der Bistümer. Die Kommission legt Ihre Entscheidungen in Anlehnung an die Rechtsprechung fest und berücksichtigt damit auch das sogenannte Kölner Urteil.

Im Übrigen möchte ich noch erwähnen, dass es inzwischen auch klageabweisende Urteile gibt.

Höchstvorsorglich weise ich darauf hin, dass etwaige angefallene anwaltliche Gebühren und Kosten nicht übernommen werden.“

Mit ähnlich kühlen Worten hatte Helmig, die 2016 als Präventionsbeauftragte im Bistum eingesetzt wurde und eine „Kultur der Achtsamkeit und Sensibilisierung für das Thema sexueller Missbrauch“ voranbringen soll, Manfred van Hove auf ein Schreiben geantwortet, das dieser an Bischof Voderholzer gerichtet und um ein Gespräch gebeten hatte.

Kein Wort des Bedauerns oder des Mitgefühls, keine Spur von Empathie, lediglich das Zurückziehen auf juristische Standpunkte, wie man sie aus Anwaltsschreiben kennt, aber nicht von der Leiterin einer Stabsstelle für Kinder und Jugendschutz erwarten würde. Ähnliche Erfahrungen hat auch der Ex-Domspatz Matthias Podszus gemacht, der aktuell eine Klage gegen das Bistum anstrengt, wegen dem, was ihm an der Vorschule in Pielenhofen angetan wurde.

Man fragt sich ohnehin, warum just die Präventionsbeauftragte solche Schreiben beantwortet und ob sie nicht andere Aufgaben hätte, aber vielleicht handelt man im Bistum Regensburg einfach pragmatisch und hat mit Helmig eine studierte Juristin an der Hand, die schon in der Vergangenheit damit auffiel, den Missbrauchsskandal bei dem Domspatzen kleinzureden (mehr dazu hier).

Manfred van Hove hat nun angekündigt, den Klageweg zu beschreiten, obwohl er ob seines hohen Alters eine gütliche Einigung vorgezogen hätte. Wie berichtet, gestand ihm die erwähnte Kommission 15.000 Euro „freiwillige Anerkennungsleistung“ zu, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Das erwähnte Kölner Urteil sprach einem Betroffenen hingegen 300.000 Euro Schmerzensgeld zu. Doch Manfred van Hove geht es nicht ums Geld, sondern um etwas ganz anderes.

In einem Offenen Antwortschreiben an die Präventionsbeauftragte legt er seine Motivation dar. Wir veröffentlichen diesen Brief, den van Hove an alle deutschen Bischöfe verschicken will, in voller Länge.

Sehr geehrte Frau Dr. Helmig,

der sachliche Ton ihres Schreibens ist der Sache, um die es hier geht, nicht angemessen. Die Firma Gott & Sohn weist eine Reklamation bezüglich einer fehlerhaften Lieferung zurück, liest man so als Unbeteiligter. Ich schließe daraus, dass das eigentliche Problem noch immer nicht angekommen ist und Sie wenig verstanden haben.

Es gibt kein Verbrechen, das der katholische Komplex in seiner Geschichte ausgelassen hätte. Hier etwas Folter, dort ein wenig Scheiterhaufen, dazu eine Prise Inquisition und zur Abrundung Glaubenskriege mit Millionen von Opfern. Immer hat es die Kirche verstanden, nicht dafür zur Verantwortung vor einem ordentlichen Gericht gezogen zu werden. Immer blieb ihr Tun ohne Konsequenzen. Die Verquickung von weltlicher und geistiger Macht hatte sie immer in die Lage versetzt, Täter, Richter und Henker zugleich zu sein. Das vermeintliche Monopol auf das Paradies wurde als Blankoscheck für jedwedes Handeln betrachtet.

Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte ist nun die Gelegenheit, die Verbrechen ihrer Mitarbeiter von einem weltlichen Gericht beurteilen zu lassen. In alter Gewohnheit hat die Kirche ein eigenes Tribunal geschaffen, das sich Unabhängige Kommission nennt, um die Beurteilung und deren Folgen im eigenen Hause durch handverlesene Personen beurteilen zu lassen. Es dürfte einmalig in der deutschen Justizgeschichte sein, dass der Täter selbst bestimmt, wie seine Taten zu beurteilen sind. Diese Sondergerichtsbarkeit ist eine Anmaßung in einem demokratischen Rechtsstaat.

Ohnehin hat die Kirche das zwielichtige Glück, dass viele Opfer schon tot sind oder sich aus Scham nicht offenbaren. Pech nur, dass es noch einige Überlebende gibt, die das tun, wozu sie zur Tatzeit nicht in der Lage waren. Dazu gehöre ich.

Die Kirche hat sich, wie jeder Bürger auch, vor einem ordentlichen Gericht zu verantworten und die durch Urteil entstehenden Folgen zu tragen. Darum werde ich mich bemühen, juristisch und durch persönliche Protestaktionen. Dabei geht es mir nicht um Geld, sondern um Recht und Gerechtigkeit. Eher kann ich mit den Vorkommnissen nicht abschließen.

Ob Jesus auch so gehandelt hätte wie das Bistum Regensburg ist eine Frage, die sich jeder Bischof stellen sollte.

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Kommentare (15)

  • Mr. T.

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    Eine angemessene Antwort von Herrn van Hove. Ich wünsche ihm viel Kraft und Erfolg bei der Beschreibung des juristischen Wegs. Ähnlich wie Frau Pelicot zuletzt geht er den Weg hier auch stellvertretend für die unzähligen anderen Opfer.

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  • Hindemit

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    Ich schließe mich gerne Mr. T und seinen ermutigenden Wünschen für Hr. van Hove an.
    Möge doch bitte endlich auch für den Missbrauch der Kirche der Appell der bewundernswerten Gisèle Pelicot gelten: Die Scham muss die Seiten wechseln!

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  • Madame

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    Vor allem sollte das Zölibat abgeschaft werden

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  • Walter

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    Es wäre gut, zu dieser Präventionsbeauftragten ein paar Hintergrundinformationen zu erhalten. Solche Leute fallen nicht so vom Baum, oder eher “nach oben”. Die hält sich die Kirche meist “in der Hinterhand”, zieht sich dieser über zwanzig Jahre heran, und anhand deren Lebensweges ergeben sich dann immer so einige Zusatzfragen.

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  • Walter

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    @Hindemit: Bitte mal! Wer sogar den eigenen obersten Auftraggeber “besch….st”, von dem erwarten Sie doch nicht Charakter, und schon gar keine Moral. So was wird spätestens im Seminar abtrainiert, und im Weihekurs das Fehlen bestätigt. Der frühere Regens A.W. spielte im Weihekurs zum Üben des Beichtens mal eine Dorfschrulle, dann wieder einen oberpfälzer Bauern.

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  • Walter

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    Eine tolle Antwort von Herrn van Hove! Gratulation! Die KK hatte über die Jahrhunderte auch nur diesen großen Einfluß, weil diese eine Sündenvergebung anbot. So wie ein monopolistisches Postunternehmen des Mittelalters Briefe geöffnet und ich schreibe einmal “Schindluder” mit dem Inhalt getrieben haben soll. Wer sich dieser Praxis der Buße und Versöhnung hingibt hat schon versagt. Gab deswegen schon einmal Ärger am Bismarkplatz, als jemand als Kursbeichtvater einen über 80/90jährigen Kanonikus der Alten Kapelle vorschlug. Einwand des Kurskaplans: “Der Kanonikus W. sieht und hört ja nicht mehr richtig!” Genau deshalb aber wollten ihn die Seminaristen, denn Gott sieht und hört doch alles. ;-) Es gibt auch noch Interessantes zum früheren Spiritual Msgr. Willibald Kammermeier (+ 2020). Ein herzensguter Mann, der das sog. “Forum Internum” und “Forum Externum” Jota genau beachtete. Zum Leidwesen von Bischof Manfred und “den Seinen”.

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  • Nocheinüberlebender

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    Immer wieder die gleiche Geschichte: Nachdem ich mehrfach in Regensburg vorgesprochen hatte, bat ich, dass ein Vertreter zu mir nach Nürnberg kommt (dass Bischof Voderholzer ein Gespräch ablehnte, das war ja trotz gegenteiliger Versprechen, schon einmal Gesprächsgegenstand gewesen), also, man lehnte so ein Treffen in Nürnberg ab, da ja Winter sei und es nicht zugemutet werden könne, bei so einem Wetter zu fahren (kein Witz!). Generalvikar Fuchs sorgte bei mir dafür, dass ich bei den Regensburger Domspatzen nicht anerkannt wurde (es gab Beschuldigungen gegen mich von, ich wäre nie bei den Domspatzen gewesen, bis “Märchenerzähler” und “Sie haben das aus dem Internet” etc.).; dann wurde Michal Fuchs aus der Schusslinie genommen und nichts passierte bisher, obwohl ich ja (wegen anderer schlimmer Vergehen außerdem) sofort beim Unabhängigen Beauftragten für sexuellen Kindesmissbrauch sofort angekannt wurde und meine Glaubwürdigkeit unter Beweis gestellt wurde (durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen ich als Fallbeispiel aufgeführt bin – teilweise auch durch die katholische Kirche selbst, die diese Gutachten in Auftrag gab). Wenn ich den Text oben lese, dann erinnert mich das an so manches, was mir widerfuhr.

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  • Lauberzehrling

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    “Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde.” – Mt 18, 6.

    Man wünscht sich, dass in der Kirche viele sich diese Worte zu Herzen nähmen und genommen hätten.

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  • Walter

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    @Nocheinüberlebender: Schreiben Sie einmal direkt an den aktuellen Generalvikar Dr. Batz. Dieser hat nicht grundlos die Dissertation über ein soziales Thema geschrieben und ist anerkannt worden, während man einem seiner Kurskollegen ein abgelehntes Heiratsangebot als “Widerwort” auslegte, und ihn nicht zum Professor beförderte, sondern eiskalt fallen liess. Roland B. wird Sie verstehen! Er wollte m. W. diesem Kollegen helfen, und lernte den Irrwitz der Diözese am eigenen Leibe kennen. Erst nach einer Karenzzeit in Barbing durfte er “viel Wissen gesammelt” nach Regensburg zurück. Erwähnen Sie in Ihrem Brief aber besonders “Josef hat geholfen!”

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  • Native

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    Ehre sei Gott in der ersten Etage!
    Courage! Courage!
    Macht eure Fabrik auch mal Plei-hei-te,
    die Kirche, die steht euch zur Sei-hei-te
    und gibt euch stets das Geleite:
    sie beugt dem Proleten den Rücken krumm
    und hält ihn sein ganzes Leben lang dumm,
    und segnet den Staat und seine Soldaten,
    die Unternehmer und Potentaten
    und segnet überhaupt jede Schweinerei
    und ist allemal dabei.
    Jeder lebe in seinem Rahmen:
    unten die Arbeitsamen
    und oben die mit den Börseneinnahmen –
    Amen.
    (aus: Kurt Tucholsky, Gesang der englischen Chorknaben, 1928)

    Mehr sog i ned!

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  • Daniela

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    Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! (Matthäus 25.40)

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  • Ulrich Mors

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    Mit Herrn van Hove setzt sich regensburg.digital erneut für ein Missbrauchsopfer der Katholischen Kirche im Bistum Regensburg ein. Dabei wird deutlich, dass das Opfer die materiellen Folgen überwunden hat und ob seiner mental starken und kämpferischen Persönlichkeit die Kirche zu einem Dauerbekenntnis ihrer historischen Verfehlungen bewegen will, die es für fortgesetzt und nicht überwunden hält. Dabei sieht es auch fortlaufende Verweigerung der Anpassung an unsere demokratische Ordnung. Als Mittel zur Verwirklichung seines Anliegens setzt van Hove dabei unsere Rechtsordnung ein in Verbindung mit dem gesamtgesellschaftlichen Druck aus den Missbrauchsverbrechen. Ein Kernanliegen ist ihm ein Gespräch mit dem Bischof von Regensburg.

    Voll zustimmen kann ich Herrn van Hofe bei der Bitte um das Gespräch mit Bischof Voderholzer. Unabhängig von allem muss es fundamentales Bewusstsein und Verpflichtung der höchsten Kirchenführer sein, sich über kirchenerschütternde Vorgänge durch persönliche Gespräche zu informieren, dabei für ihre ganze Kirche menschliche Anteilnahme zu bekunden und tragende Grundlagen gegen Wiederholung zu finden. Das erscheint auch als Gebot aus dem Kern des Christentums ebenso wie aus Vernunft. Die Verweigerung der mit einem Gehör sichtbaren Anteilnahme zerstört zusätzlich zum bisherigen Missbrauch und schädigt mehr als saekularer Atheismus das Ansehen von Grundelementen christlichen Glaubens, der überzeugend seit jeher aus persönlichem Beispiel lebte.

    Im juristischen Vorgehen kann ich Herrn van Hove
    in seiner fortgesetzten Form nicht folgen. Ganz selbstverständlich und unstrittig ist, dass alle Mitglieder christlicher Kirchen den Normen unseres Staates unterliegen und für ihre Verwirklichung eintreten müssen. Die Fortdauer von Missbrauch lag an der Nachwirkung einer Sonderstellung im Staat, in der Verkennung der Opferbetroffenheit und dem Bestreben zur Wahrung des Ansehens, bei allem mit Missachtung eigener Lehre und der Stärke von Sexualität. Hier hat die Katholische Kirche aber bereits deutlich gemacht, dass sie nicht nur zur Veränderung bereit ist sondern auch eingeleitet hat . Wie jedem bei Verfehlungen muss man auch ihr Zeit geben, die Veränderungen dauerhaft zu beweisen. Das unendliche Insistieren auf anerkannten und eingeleiteten Veränderungen weckt m.E. bei grundsätzlichen Gegnern die Schädigungslust und schwächt eine der wichtigsten Grundlagen unseres persönlichen, gesellschaftlichen und staatlichen Lebens, ganz besonders angesichts anderer gerade erst deutlich sichtbar gewordener Probleme. Die Gegenwehr ist jetzt nicht nur legitim sondern notwendig. Der Einsatz unserer Rechtsordnung erfordert auch konsequent, dass man sie auch anderen zugesteht. Dazu gehört, dass man die Verjährung anerkennt sowie die von allen Bischöfen gemeinschaftlich rechtsgültig getroffene Entschädigungsregelung, die durchaus Möglichkeiten bietet. Ihre Infragestellung wirkt wie Widerspruch und Hemmnis für das Hauptanliegen und zur persönlichen finanziellen Lage.

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  • Mr. T.

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    Ulrich Mors, die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Kirche immer nur soweit bewegt hat, wie sie von der Justiz und der Gesellschaft dazu gezwungen wurde. Ich gehe davon aus, dass auch Ende der 50er nach Bekanntwerden und der Sanktionieren der Missbrauchstaten Zeitlers die Kirche Entrüstung vortäuschte, dies als Ausfall eines Einzelnen abtat und beschwor, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird. Und dann kam Zimmermann und dasselbe hat sich wiederholt. Und so ist es immer weitergegangen und so wird es immer weitergehen. Deshalb ist es Herrn van Hove hoch anzurechnen, dass er hier nicht nachgibt und den beschwerlichen Weg beschreitet, augenscheinlich nicht zu seinem eigenen finanziellen Vorteil, wohl eher stellvertretend für alle anderen Opfer, vor allem die, die dazu nicht in der Lage sind oder waren.
    Bei anderen Straftätern hofft man auch nicht auf vorgeblich eingeleitete Veränderungen und gibt ihnen Zeit, die Veränderungen dauerhaft zu beweisen. Das wäre ja nur zu absurd. Die Verjährung von sexuellem Missbrauch sollte es nicht geben bzw. sollte sie frühestens dann zu laufen beginnen, wenn das Opfer nachweislich frei von sämtlichen Schäden daraus ist. Auf eine Verjährung abzustellen ist ein moralischer Offenbarungseid für einen Täter. Wieso sollte man die von allen Bischöfen gemeinschaftliche getroffene Entschädigungsregelung akzeptieren? Das Wort “rechtsgültig” habe ich hier absichtlich entfernt. Das war nicht mehr als ein freiwilliges, lächerliches Entschädigunsgangebot, das nicht einmal “Almosen” genannt werden kann.
    Es gibt wirklich nichts schlimmeres, als Leute, die an die Vergebung aller Sünden glauben.

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  • Luck

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    Nach Mr. T gibt es also nichts schlimmeres als Leute, die an die Vergebung aller Sünden glauben.

    Großbetrüger, Halsabschneider und Sadisten übertrumpfen diesen Personenkreis also nicht. Ob mit oder ohne Personalunion solcher Attribute.

    Es gab keinen rechtlichen Zwang, die Einrede der Verjährung nicht im Prozessgeschehen zu verwenden.
    Somit eine weitere Behauptung von Mr. T mit etwas fragwürdigem Charakter.

    Der Maßstab einer Organisation wie der Katholischen Kirche sollte nicht das Recht, sondern allgemeine Gerechtigkeit sein.
    Würde diese gelebt, hätte es keine Prozess-Anstrengungen gebraucht. Denn dann hätte die Kirche und alle lauteren Personen in ihr mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, den Traumatisierten, Verletzten und Verängstigten Trost und Halt mittels radikaler Solidarität zu geben.
    Es gibt schließlich nichts konsequenteres als die Handlung gewordene Liebe.
    Das würde dabei auch einschließen, alle Teile der kirchlichen Interpretation einer eigentlichen Liebes-Botschaft kritisch zu hinterleuchten und vom Allmachtsschund und dessen Schikanen zu befreien.
    Ein Wesen, dass so borniert ist, dass es einen Martertod zur Versöhnung mit wem auch immer braucht, verdient rigide Verachtung und keinen Gottesthron.
    Wie kann man Göttlichkeit stärker verfreveln als auf diese Weise?
    Einer Sichtweise übrigens, welche eindeutig auf den Schattenseitens Adams basiert und die Lehre Jesus mit Füßen tritt.

    Wenn Personen unterschiedlichen Geschlechts zu jemand “Vater” sagen, kann man ziemlich einfach schlussfolgern, dass diese Personen Kinder dieses Vaters und somit Geschwister sind.
    Und in diesem Kontext ist auch die Person Jesu zu betrachten.
    Gut, es gibt gebildete Esel, welche es aufgrund der Substanzenlehre und andere Doofheiten anders und damit ziemlich schräg sehen.
    Diese Verbildungslücke schützt aber nicht davor, den Gotteslästerer aus Nazareth frivol zu instrumentalisieren und das allererste Gebot gründlichst zu missachten: Fürchte dich nicht!

    Dieses Gebot ist der zentrale Unterschied zwischen monotheistischen Regionen und polytheistischen. Jedenfalls in der römischen und hellenististischen Version, wenn man Ciceros “De Divine” als Grundlage nimmt. Denn dort mussten Götter besänftigt werden. Und wodurch?
    Durch Opfer natürlich, was sogar bis zum Menschenopfer reichen konnte.

    Und die Schweine mit der Kutte oder anderer “ehrwürdiger” Insignien suchten sich als Herrschaften auch ihre Opfer raus und demütigten und verletzten sie.
    Ein Jupiter darf das ja nach einem römischen Sprichwort.

    Dabei ist gerade das Gegenteil der Fall.
    Denn wenn schon Adel verpflichtet, dann sollte Göttlichkeit noch viel mehr verpflichten.
    Gut, verängstigten und missbrauchenden Arschlöchern bleibt diese Einsicht verborgen, bis sie schließlich massiv damit konfrontiert werden.

    Eine Religion, welche darauf baut, dass Sünden vergeben werden müssen, versündigt sich am “Fürchte dich nicht” und kann somit nicht für die Botschaft dieses Gottes und damit auch nicht für ihn sprechen.
    Man kann sich dies einbilden und als Bildung ausgeben.
    Man sollte sich auf Gläubige, die darauf abfahren, aber nicht allzu viel einbilden…

    Einer Elly Maldaque ist die Erlösung von den Maßstäben Adams gelungen, indem sie bekannte, dass plötzlich alles so leicht sei, seitdem sie den Weg des Menschenrechts gehe.
    Sie kümmerte sich um Menschen, putzte für diese und gab ihnen Rückhalt. Da waren zwei oder drei in seinem Namen versammelt. Nicht im stillen Kämmerlein oder auf den Emporen des Vatikans oder anderswo.

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  • Günther Herzig

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    Wenn Herr van Hove erklärt, die Kirche habe sich, wie jeder Bürger auch, vor einem ordentlichen Gericht zu verantworten und die durch Urteil entstehenden Folgen zu tragen, dann verlangt er ein Handeln des Staates und der Gesellschaft nach definierten Regeln, wozu auch gehört, dass es zu einer Verfolgungsverjährung kommen kann. Diese rein juristische Sichtweise meinen er, ebenso wie die Kirchen, sicher nicht. Ich bin sicher nicht bekannt für einen kirchenfreundlichen Standpunkt, frage mich in dieser Situation aber, was denn als Antwort von Frau Dr. Helmig erwartet werden konnte. Selbst Herr van Hove bestätigt ihr einen sachlichen Ton. Dass die Bistümer um eine gemeinsame Haltung ringen, ist nicht zu übersehen. Dann sind für diese Aufgabe, die durch die Kirche erkennbar als Verpflichtung verstanden wird, auch Regeln von allen Beteiligten zu finden. Das alles kostet Zeit und nicht zuletzt auch Geld, das bei der Kirche nicht einfach herumliegt. Und es erfordert Geduld. Was Herr van Hove in seinem Brief zusammengefasst hat, bedarf keiner Korrektur oder Beschränkung. Das geforderte staatliche Handeln ist ohne gesetzliche Grundlage, die es in der vorgestellten Weise nicht geben wird, auch nicht vorstellbar. Ich habe mich schon oft gefragt, wie der Lauf der Geschichte der Menschheit ausgesehen hätte, ohne die Religionen, die alles begleitet haben. Ich bin der Überzeugung, dass es dann andere Mächte gegeben hätte, die ebensolche Verbrechen begünstigt und begangen hätten. Der Mensch an sich ist fehlsam, weiß es auch und sucht sich verschämt so gut es geht Erklärungen, nach denen er besser aussieht. Der Mensch selbst ist das Problem, ob er eine schwarze Soutane trägt oder als Sportlehrer einen Trainingsanzug. Und die Sorglosigkeit und Vertrauensseligkeit der Eltern betroffener Kinder bedarf auch noch einer genaueren Untersuchung.

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