Für einiges Aufsehen hat zu Jahresbeginn die Gruppe „Anonymous“ mit dem
Enthüllungsportal Nazi-Leaks gesorgt. Erstmals wurde hier unter anderem gehackte Listen mit
Namen von NPD-Spendern und Kunden in einschlägig rechtsextremen Versandhäusern mit Namen und Adressen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
„Auch Regensburger auf der Liste“ oder „Oberpfälzer am Pranger“ lauteten daraufhin einige Schlagzeilen der lokalen Medien.
Erfreuliches Ergebnis für Regensburg
Durchforstet man die NPD-Spender-Liste nimmt sich das Ergebnis für den Raum Regensburg allerdings durchaus erfreulich aus: Gerade mal vier Namen aus Stadt und Landkreis werden dort als Spender aufgeführt. Darunter befinden sich mit Wolfgang Rochner (Regensburg) und Karin Machner (Wenzenbach) zudem zwei ehemalige NPD-Bundestagskandidaten, die aus ihrer rechtsextremen Gesinnung also ohnehin keinen Hehl machen und die es insofern nur wenig kratzen dürfte, sich nun auch als NPD-Spender im Internet wiederzufinden.
Renommierter Schmuckhändler ein NPD-Spender?
(
Anmerkung der Redaktion: Die folgenden Passagen haben wir am 12. März verändert und anonymisiert.)
In den hier gelöschten und veränderten Passagen ging es um einen Regensburger Schmuckhändler, der auf der Nazi-Leaks-Liste als NPD-Spender erwähnt wurde. Nennen wir ihn Herrn Braun. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt Herr Braun seit 27 Jahren ein Geschäft in der Regensburger Altstadt.
Die Tatsache, dass ein renommiertes und geachtetes Mitglied des Regensburger Geschäfts- und Gesellschaftslebens als NPD-Spender bezeichnet wird, war für uns Anlass, dem nachzugehen und ihn um eine Stellungnahme zu bitten. Es ging schließlich nicht um irgendjemanden.
Auf unsere Anfrage hat Herr Braun nicht reagiert (eine Lesebestätigung der E-Mail liegt uns vor). Zwei Tage später haben wir dazu diesen Artikel veröffentlicht, in dem auch Herr Braun Thema war. Eine Reaktion darauf gab es zunächst nicht.
Firmengeschichte wird umgeschrieben
Zwei Monate später wandte sich der Rechtsanwalt von Frau Braun an unsere Redaktion mit der Bitte, den Namen eines bekannten Nürnberger Lieferanten des Schmuckgeschäfts von der Seite zu entfernen. Da habe es Ärger gegeben. Dieser Bitte kamen wir ohne Umstände nach. Anders war es mit der Bitte, jeden Zusammenhang von Herrn Braun mit dem Schmuckgeschäft aus dem Artikel zu löschen. Es wäre schlichtweg gelogen gewesen.
Wir haben allerdings klargestellt, dass Frau Braun alleinige Inhaberin des Geschäfts ist. Ebenso haben wir erläutert, dass der Internetauftritt des Geschäfts etwa Mitte Februar (laut Google Cache) völlig verändert wurde.
Der Name von Herrn Braun wurde von der Internetseite ebenso entfernt wie das gemeinsame Foto mit seiner Frau. Er war plötzlich nie Schmuckhändler. Die ehemals gemeinsame Unternehmensgeschichte, auf der in verschiedenen Werbetexten von Magazinen und auf der Firmenseite zuvor noch ausdrücklich Wert gelegt worden war, existiert nun nicht mehr. Lediglich bei genauerer Suche findet man noch das gemeinsame Foto von Herrn und Frau Braun.
Gut eine Woche später ließ uns Frau Braun über ihren Rechtsanwalt nun die Forderung zukommen, jeden Hinweis auf das Schmuckgeschäft zu entfernen. Der Mann habe damit ja überhaupt nichts zu tun. Das sei doch alles die Unwahrheit.
Ebenso sollten wir einen
Verweis auf das Blog von Peter Viebig, Redakteur der Nürnberger Zeitung, entfernen, wo der tatsächliche Name von Herrn Braun als erstes genannt wurde. Ansonsten werde Frau Braun klagen.
Name ist mittlerweile weithin bekannt
Eigentlich war der Artikel schon alt und wurde nicht mehr gelesen. Es wäre nicht aufgefallen, ihn einfach zu löschen. Wir haben uns dagegen ebenso entschieden wie gegen einen Konfrontationskurs.
Wir haben den Text vorerst im Sinne einer außergerichtlichen Einigung anonymisiert, aber auch die Abläufe detailliert geschildert.
Der tatsächliche Name von Herrn Braun ist unabhängig von unserem Artikel mittlerweile bekannt und steht nach wie vor auf der von Anonymous veröffentlichten und
weithin verbreiteten NPD-Spender-Liste.
Man kann es Frau Braun zunächst einmal nicht vorwerfen, wenn Herr Braun tatsächlich ein Faible für eine Neonazi-Partei haben sollte.
Die Frage, ob er nun NPD-Spender war oder nicht, hat Herr Braun bis heute übrigens nicht beantwortet. Das mag jeder interpretieren wie er will.
Eine erneute Aktualisierung des Artikels behalten wir uns vor.
Bert
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Egretzberger Werner, Fröhliche-Türken-Straße
Wenn das mal keine Ironie ist :D
mkJV
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das ist doch der Laden in der Tändlergasse…
… und ich hab in diesem Sch…laden schon mal etwas gekauft…
Pragmatiker
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Mal langsam. Nicht antworten bedeutet nicht automatisch, dass man “böse” ist. Vielleicht ist er in Urlaub oder liest seine Mails nur unregelmäßig. Rufmord ist ja auch nicht nett, oder?
Bernhard
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Zitat aus dem Artikel: “Auf eine E-Mail-Anfrage unserer Redaktion vom vergangenen Donnerstag (siehe unten) erhalten wir zwar am Sonntag eine Empfangsbestätigung, geantwortet hat uns Werner Egretzberger allerdings bislang nicht.”
Gelesen scheint die Mail ja irgendwer zu haben…
Pragmatiker
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Naja, trotzdem habe ich Bauchgrimmen, wenn aus einer Nicht-Antwort gleich eine Verurteilung gestrickt wird. Es gibt kein Grundrecht darauf, eine Antwort zu bekommen.
Bernhard
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Stimmt! Aber mit der Nicht-Antwort schadet sich der Betroffene in diesem Fall ausschließlich selbst (sofern die Veröffentlichung auf Nazi-Leaks nicht zutrifft). Eigentlich hätte er jetzt Gelegenheit, das auszuräumen.
frage
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hm. ich geb pragmatiker recht. wo kommen wir hin wenn man sich permanent rechtfertigen muss, weil irgendjemand im netz irgendwas schreibt? keiner stellt die frage, ob die daten die da im netz kursieren tatsächlich richtig sind. grundsätzlich wird aber erst mal vorverurteilt.
auf der anderen seite gibt es aber auch kein gesetz, das eine unterstützung verbietet. so sehr mich das in diesem fall (sollte es tatsächlich so sein!!!) schmerzt.
sie aber grundsätzlich hinstellen und mit dem finger auf jemanden zeigen finde ich nicht gut. als journalist kann man auch recherchieren und dann erst eine meldung übernehmen. dazu muss man den anderen nicht anhören. ist schon ein bisschen seltsames bild und man macht es sich hier schon sehr einfach.