Novents: Leerer Kinosaal voller Solidarität
Solidarität im Lockdown: Statt selbst um Unterstützung zu bitten, sammeln die Kinos im Andreasstadel Spenden für ausgewählte Künstler, Kultureinrichtungen und Gastronomen. Schon drei Mal fanden kein Konzert, keine Party und kein DJ-Event statt, für die man Tickets erwerben kann.
Die Geschichte beginnt während des ersten Lockdowns. Als Geschäfte, Kinos und Kultureinrichtungen geschlossen wurden und noch nicht klar war, ob es irgendeine staatliche Hilfe geben würde, sandten Florian Scheuerer und Josef Lommer einen Hilferuf an Freunde und Unterstützer, um die Kinos im Andreasstadel über die Zeit der Zwangsschließung zu retten. Mit Erfolg. „Wir haben fast 20.000 Euro von unserer Community bekommen“, erzählt Scheuerer. Bass erstaunt und begeistert sei man von dieser großen Solidarität gewesen. Und mit den Überbrückungshilfen von Bund und Freistaat und dank zusätzlicher Nebenjobs, bei denen die beiden Kinomacher arbeiten, ist die Zukunft erstmal gesichert.
Schon drei Mal: Nichts fand statt
„Wir haben klug gewirtschaftet, gespart und uns eingeschränkt. Darum wird uns die anstehende zweite Zwangsschließung in diesem Jahr keinen größeren Schaden zufügen“, haben sie ihren Unterstützern deshalb am 28. Oktober, kurz vor dem zweiten „Lockdown light“ mitgeteilt. Und neben einem „tausendfachen Danke“ bitten sie nun erneut um Hilfe, allerdings nicht für sich selbst:
„Wir haben Ihre Wärme schon erfahren dürfen. Lassen Sie auch andere daran teilhaben!“
Und so gibt es nun seit drei Wochen jeden Mittwoch und Samstag ein „Novent“ in den Kinos im Andreasstadel – zugunsten von jeweils drei Akteuren aus der Gastro-, Kultur- und Musikszene findet nichts statt.
Das Live-Konzert der Demograffics und Tribez ging schon nicht über die Bühne, nicht gemischt von Matthias Aiblinger. Es wurde keine Cocktailparty von Schierstadt und Early Bird mit DJ Marc Zimmermann gefeiert. Und auch Mr. Mojo hat schon bei der nicht stattgefundenen Party von Büro und Piratenhöhle im Andreasstadel nicht aufgelegt.
Fast 3.000 Euro ausgeschüttet
Beim ersten Novent war der große Kinosaal im Andreasstadel zwar leer, aber ausverkauft. Die letzten beiden Male gingen gut gut 50 Karten weg, erzählt Florian Scheuerer. Dabei habe das ganze zunächst nur als Witz begonnen. Ein Witz, der sich „gut entwickelt“ habe. Immerhin kamen jedes Mal rund 1.000 Euro zusammen. Nach Abzug der Ticketsteuer verteilen Scheuerer und Lommer die Summe komplett an die drei Akteure, die den Abend nicht gestalten durften.
„Das ist auf den ersten Blick nicht viel, aber für manchen reichen die 200 oder 300 Euro vielleicht schon für die Miete oder zumindest für ein paar Einkäufe“, so Scheuerer. „Fakt ist: Die Leute brauchen Hilfe und da ist jeder Euro wichtig.“
Es wird noch länger nichts stattfinden
Für die Novents hören sich Scheuerer und Lommer bei Gastronomen, DJs, Bands und Kultureinrichtungen um, gerade auch außerhalb ihrer „Bubble“. Und auch dort gebe es breite Solidarität untereinander. Scheuerer: „Ich habe schon ein paar Mal Absagen bekommen mit dem Tenor ‚Bei uns ist alles einigermaßen in Ordnung, aber frag doch mal die‘.“
Kommenden Mittwoch wird übrigens die Band Null nicht zusammen mit dem Liedermacher Mathias Kellner auf der Bühne im Andreasstadel stehen. Lucas Adlhoch wird diese Show auch nicht mischen. Tickets gibt es hier – 15 Euro nomaler, zehn Euro ermäßigter Preis. „Zumindest ein Bier sollte jeder der drei den Nichtbesuchern wert sein“, so Scheuerer. Schließlich wird noch länger nichts stattfinden – mit vielen Beteiligten.
Mr. T.
| #
Coole Idee! Da geh ich nicht hin. null wollt ich schon lang mal nimmer sehen.
Giovanni Bavarese
| #
Ich suche auf diesem Weg jemanden, der mich nicht dort hin mit begleitet. Hab einen schönen Zweiersessel ergattern können! Keine Angst, garantiert keine Zutraulichkeiten aber vielleicht doch die eine oder andere Vertrautheit beim gemeinschaftlichen nicht erlebten Ereignis! Geschlecht und Alter egal, Hauptsache, ihr freut euch wie ich auf den schönen Abend! Gemeinsam gegen Einsamkeit!