Notwohn-Konzept: Woran hakt es?
Blockiert die SPD ein gutes Konzept der CSU-Sozialbürgermeisterin zur dezentralen Unterbringung von Wohnungslosen? Dieser Lesart widerspricht nicht nur die SPD. Auch andere Koalitionspartner sind mit den Vorlagen von Astrid Freudenstein nicht zufrieden.
Das Thema nagt an der SPD. Man fühlt sich missverstanden und in ein falsches Licht gerückt. Fraktionschef Thomas Burger spricht sogar davon, dass man ein bisschen darunter leide, dass das Thema in der Öffentlichkeit so konfliktbeladen rüber komme. „Dabei fehlt es nur am Fein-Tuning“, sagt Burger am Samstagvormittag. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Fraktion, den beiden Parteivorsitzenden Claudia Neumaier und Raphael Birnstiel sowie Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer steht man vor der Aussiger Straße 25. Eines jener Gebäude, in denen die knapp 140 Menschen leben, über deren zukünftige Unterbringung und Betreuung man sich gerade mit dem Koalitionspartner CSU streitet.
Von der SPD gibt es Lob und Kritik für Freudenstein
Von dem immer noch gültigen Beschluss, die heruntergekommene Notwohnanlage in der Aussiger Straße an selber Stelle komplett neu zu bauen, der 2020 noch einstimmig vom Stadtrat gefasst wurde, haben mittlerweile alle Koalitionsmitglieder im Großen und Ganzen Abstand genommen. Nicht mehr zeitgemäß, aber auch zu teuer, lauten die Argumente. Und hier widerspricht auch die SPD nicht.
Man befürworte ein dezentrales Konzept, betont Parteichef Birnstiel am Samstag. Auch das „Chancen-Haus“ für rund 20 Familien, das laut einem Vorschlag von Bürgermeisterin Astrid Freudenstein in der Augsburger Straße gebaut werden soll, finde man gut, sagt Burger. Und er ist ebenso wie Freudenstein der Ansicht, dass „akuter Handlungsbedarf“ besteht. Dennoch gebe es gute Gründe, warum es die Vorlagen der Bürgermeisterin zuletzt nicht auf die Tagesordnung des Sozialausschusses geschafft haben.
Was passiert mit den anderen Menschen in der Aussiger Straße – schließlich reiche das Chancen-Haus noch nicht einmal für alle Familien hier? Wie lange dauert es, bis ein alternatives dezentrales Konzept umgesetzt ist? Wie viel Personal zur Betreuung und zur Hilfe zurück in den regulären Wohnungsmarkt ist gegebenenfalls nötig? All diese Fragen beantworte das bisher vorliegende Konzept der Sozialbürgermeisterin nicht, so Burger.
„Wir brauchen ein fertiges Konzept und wir brauchen Flächen.“
Überlegungen für ein dezentrales Konzept hat es laut der Oberbürgermeisterin „schon seit Jahren“ gegeben. Das Liegenschaftsamt habe dafür aber keine Flächen gefunden. Deshalb habe man 2020 auch den Beschluss zum Neubau an selber Stelle gefasst – mangels Alternativen. Wenn Freudenstein jetzt eine dezentrale Unterbringung vorschlage, dann gebe es hier auch keinen Dissens mit der SPD. „Aber wir brauchen ein fertiges Konzept und wir brauchen Flächen“, so Gertrud Maltz-Schwarzfischer.
„Wir müssen wissen, wie viel Personal wir brauchen, wo neue Gebäude entstehen sollen und was das alles kostet.“ Man könne eben nicht jetzt ein noch nicht fertiges Konzept beschließen, bei dem die Gefahr bestehe, dass man in ein paar Jahren wieder hier in der Aussiger Straße stehe und immer noch nichts passiert sei, sekundiert Stadtrat Klaus Rappert.
CSU-Fraktionschef Jürgen Eberwein reagierte am Sonntag verschnupft auf den Pressetermin der SPD und die dort getroffenen Aussagen. Es gebe seit Monaten ein Gesamtkonzept für alle Zielgruppen, so Eberwein zur MZ. Von allen Fraktionen habe es dazu „ausschließlich positive Rückmeldungen“ gegeben. Doch die SPD-Fraktion blockiere „nun schon seit einigen Wochen aus nicht nachvollziehbaren Gründen die erforderliche Beschlussfassung und somit die Umsetzung“. Die Sozialdemokraten würden einer CSU-Bürgermeisterin wohl einen solchen sozialpolitischen Erfolg nicht gönnen, heißt es inoffiziell.
Horst Meierhofer (FDP): „Es fehlen nachvollziehbare Grundlagen.“
Doch diesem Bild einer Koalition, die die Vorschläge Freudensteins durchweg begrüßen würde, widerspricht unter anderem Horst Meierhofer (FDP). Natürlich sei das Konzept grundsätzlich gut, aber da fehle eben noch einiges. „Für eine Beschlussfassung brauche ich nachvollziehbare Grundlagen. Und die sind bisher nicht da.“ Man müsse aber wissen, was das Ganze koste und wie lange die Umsetzung dauere.
„Vielleicht kommt man dann beispielsweise zu dem Schluss, dass es für die Übergangszeit noch Teilsanierungen in der Aussiger Straße braucht.“ Vielleicht komme man auch zum dem Schluss, dass zumindest ein Teil in der Aussiger Straße neu gebaut werden muss. Vielleicht komme man zu dem Schluss, dass ein Teil des Konzepts zu teuer sei und man stattdessen an anderer Stelle mehr Sozialarbeiter einstellen sollte. Vielleicht komme man zu dem Schluss, dass es sehr teuer sei, aber trotzdem sinnvoll. „Aber um das zu entscheiden, brauche ich nachvollziehbare Fakten – Kosten, Grundstücke und Zeitangaben. Und da muss die Bürgermeisterin eben noch ihre Hausaufgaben machen.“
SPD-Fraktionschef Burger spricht davon, dass es abseits des „Chancen-Hauses“ nun Aufträge an die Verwaltung brauche, um auch Möglichkeiten für die bedarfsgerechte Unterbringung der übrigen Bewohnerinnen und Bewohner in der Aussiger Straße zu klären. Maximal zwei Jahre Zeit wolle man sich dafür geben. Einiges lasse sich aber vielleicht schon innerhalb weniger Monate klären.
OB ist unglücklich über die CSU
Mit Blick darauf, dass die Koalition in letzter Zeit vor allem durch öffentlich ausgetragene Konflikte – Stadtbahn, Straßennamen, Notwohnanlage – von sich reden machte, spricht die Oberbürgermeisterin davon, dass das Ganze „von Anfang an keine Liebesheirat“ gewesen sei.
Sie habe seit ihrer Zeit im Stadtrat mittlerweile drei Koalitionen erlebt – die „Bunte Koalition“ mit SPD, Grünen, Freien Wählern, FDP und Piratin, die Große Koalition mit der CSU und nun die aktuelle Konstellation, von Kritikern gern als „Graue Koalition“ bezeichnet. Neu und „irritierend“ sei hier, dass die CSU Diskussionen nicht intern oder zumindest im Stadtrat oder den zuständigen Ausschüssen führe, sondern sich stattdessen „auf die mediale Schiene“ begebe. „Das ist unglücklich. Aber diesen Weg hat die CSU nun mal gewählt.“
R.G.
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Und jetzt treffen Sie sich bitte regelmäßig vor einem Gebäude der Notwohnanlage Aussiger Straße, bis übergangsmäßig eine menschenwürdige Duschmöglichkeit – und wenn es in einem Container wäre – beschlossen wurde.
Es fehlen jedoch für die nächsten Meetings Vertreter der Kirchen inklusive Orthodoxen und Moslems.
Ein einziges Plus gibt es bereits am Foto.
Niemand mehr grinst eitel in die Kamera, es sieht aus, als hätte man sich hier zwecks Klärung eines Problems getroffen.
Den fotografierenden Journalisten und Presseleuten: Zeigt auf, wie die Duschen im Keller aussehen, holt euch die Erlaubnis zur Dokumentaion!
Daniela
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Wie wär’s mit Workshop? Jede Stadtratsfraktion bekommt ein Spezialgebiet, es dürfen sich auch Fraktionen zusammen tun, ein Workshop für Familien, ein Workshop für alleinerziehende Mütter, einer für Alkoholkranke, einer für sonstigen Substanzmittel Missbrauch usw.
Jeder Workshop sammelt Infomaterial zu benötigten Ressourcen usw.
Zeitschiene setzen! Auf geht’s!
Vielleicht schaffen es alle Stadträte gemeinsam schlüssige Einzelkonzepte zu erarbeiten und anschließend in einem Gesamtkonzept zusammen zu führen? Dann können zudem sich zur nächsten Wahl auch alle damit schmücken!
Dazu jedesmal ein Glasel vom guten Grander Wasser….
Nein, also wirklich Nein, in anderen Bereichen hätte man die Damen und Herren vom Stadtrat schon gefeuert…,
Wegen fehlender Teamfähigkeit und fehlender Initiative…
Mir ist nur noch nach Satire bei diesem Trauerspiel zu Lasten der Menschen, die da in dieser Notunterkunft leben müssen.
Bertl
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Wie wäre es, erst einmal anzufangen aber nicht locker lassen für das weiter Notwendige?
Die Menschen, die betroffen sind, warten inständig auf eine Lösung.
Daniela
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@ Bertl
Sie haben vollkommen Recht, anfangen damit!
Bei der OB 1 hat man das Gefühl, sie benötige eine Paartherapie! Das war eben einfach keine Liebesheirat, aber genommen hab ich’s dann doch! Nun, kracht und scheppert es immerzu in meiner Ehe und dann wird die”schmutzige Wäsche” von meinem Partner auch noch öffentlich gewaschen! Dann macht der böse Partner aber noch nicht einmal seine Hausarbeit! Geschweige, dass er ein Wirtschaftsbuch aufstellen und führen kann. Mein Sohn, der FDP Sepp, sagt das allergleiche, nix haben wir. Keinen Platz zum Bauen, was kosten soll im Ganzen weiß auch noch keiner, wie viel wir Haushanseln brauchen, um die Kinder und das Haus zu betreuen. Keiner kann es sagen!
Was glauben Sie, was der Paartherapeut vorschlagen wird?
Denken Sie immer zuerst an die Stadtkinder, sie leiden am meisten an dieser Situation! Dann gehen Sie heim und schreiben beide von einander auf, was Sie sich vom anderen wünschen!
Und in der nächsten Sitzung klären wir, wo Sie und Ihr Partner die kleinsten gemeinsamen Nenner haben! Und da knüpfen wir an, um ihr beider Handeln konstruktiv für die Stadtkinder zu koordinieren!
Wie blamabel wollt Ihr eigentlich noch werden, Ihr vom Stadtrat?
Leser7
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Eine dezentrale Lösung wäre ohnehin nötig, während die Blocks neu gebaut werden. Insofern verstehe ich die Bockigkeit der SPD überhaupt nicht.
Die Menschen, die dort wohnen, müssen aus diesen unwürdigen Höhlen raus. Den Anwohnern würde es auch gut tun, wenn nicht alle “Krisenfälle” der Stadt an einem Ort konzentriert wären.
R.G.
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Hat Frau Freudenstein nicht schon gesagt, was sie sich mit den anderen Bewohnern vorstellt, die Übersiedlung in freie Asylsucher-Wohncontainer?
Welche Konzepte haben eigentlich die anderen Parteien in Ideenentwicklung? Auf den Tisch damit!
Hutzelwutzwl
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Das Problem Obdachlosigkeit hat leider viele Ursachen, das weiß auch Herr Kellner. Da gibt es die Familie, die verschuldet oder auch unverschuldet in finanzielle Not geraten ist und aufgrund von Mietschulden obdachlos wird. Ihre Inserentin Amberger Siedlungswerk reagiert in solchen Fällen besonders schnell mit der Kündigung und Wohnungsräumung. Dann gibt es Mieter, die sind aufgrund ihrer Persönlichkeit nicht mietfähig, die jede Wohngemeinschaft sprengen. Alle diese Personen landen in der Aussigerstraße, sofern sie dort eine Wohnung zugewiesen erhalten. Ab sofort zahlen sie keine Miete mehr sondern eine Unterkunftsgebühr. Sie kommen von dort nur weg, wenn die Stadtbau GmbH bereit ist, sie unterzubringen. Bei anderen Regensburger Vermietern haben sie keine Chance mehr. Nicht mietfähige Personen werden Sie in keien Wohngemeinschaft integrieren können, leider.
Leser7
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@Hutzelwutzwl:
woher nehmen sie die Erkenntnis, dass Obdachlose nie mehr eine “normale” Wohnung bekommen können? Dass sie nicht “integriert” werden können?
Kennen sie Obdachlose oder ehemalige Obdachlose? Ich schon. Und die sind “mietfähig” (was für ein Wort!) und leben in normalen Mietwohnungen. Nicht bei der Stadtbau, nicht in einer “Unterkunft”.
Daniela
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@ Leser 7
Hutzelwutzel hat sich sicher unglücklich ausgedrückt. Mit “nicht mietfähig” werden Personen bezeichnet, die nicht ohne Hilfen eine Wohnung bewohnen können. So beispielsweise Personen, die auf Grund meist seelischer ” Krankheit” an einem Messi-Syndrom leiden. Dieser Personenkreis benötigt sehr viel ambulante Hilfe, um eine Wohnung bewohnen zu können, da sie ohne Hilfe meist wieder verwahrlosen und vermüllen würden. Dieser Personenkreis verliert in der Regel jegliche Akzeptanz im sozialen Umfeld. Auch problematisch der Personenkreis mit Substanzmittel- Missbrauch oder – Abhängigkeit. Dieser Personenkreis zieht ggfs. milieuspezifische Klientel an. Diese spezifischen Personengruppen benötigen in der Regel auch neben sozialarbeiterischen auch therapeutische Hilfen. Diese Personengruppen werden auch gerne von öffentlichen und privaten Vermietern gemieden.
Ob man den Begriff der selbst verschuldeten Obdachlosigkeit benutzen sollte, könnte da schon eher zu Diskussionen führen. Der ‘krankheitsbedingte’ Wohnungsverlust ist sehr vielfältig.
Die Anzahl derer, die absichtlich Mietschulden erwerben, weil sie einfach keine Miete zahlen, das Geld verprassen, dürfte in Obdachlosenunterkünften verschwindend gering sein.
Tatsache ist jedoch, dass für diese desaströsen und maroden Notunterkünfte auch noch Gelder fließen und zwar meist aus öffentlicher in öffentliche Hand. Hier in Regensburg Aussiger Straße ist es noch ein “Haus”. Anderen Orts sind es schon mal gleich Baracken oder Container.
Sorry, wenn ich das jetzt einmal salopp schreibe, aber Gebühr ( Miete) würde doch freiwillig da keiner mehr zahlen, mit Gemeinschaftsdusche im Keller usw. Interessant wäre in diesem Zusammenhang schon zu erfahren, wie die Notunterkunft Aussiger Straße finanziell konsolidiert ist. Welche Gelder fließen von wo wohin und werden wie zum Substanzerhalt eingesetzt? Ist da eine klaffende Finanzierungslücke beim Betrieb der Notunterkunft? Wenn ja, müsste diese Finanzierungslücke einbezogen werden, bei eventuellen Kosten für dezentrale Lösungen?
Aber davon erfährt der Regensbürger offiziell zu wenig! Auch der Zusammenhang zwischen zu knappen ” mit Sozialtransferleistung bezahlbaren Wohnraum” in Regensburg wird häufig zu wenig öffentlich erörtert. Welche Sozialtransferleistungen muss Regensburg als Stadt selbst finanzieren? Wie werden in Regensburg von der Wohnbau frei werdenden Wohnungen mit Menschen aus der Notunterkunft besetzt? Es gibt eine Warteliste, eine Diskrepanz zwischen vorhandenen frei werdenden Wohnungen und Nachfrage ist beschrieben. Sollte diese Warteliste nach Dringlichkeit ” abgearbeitet” werden, würden doch gerade Notunterkünftler höchste Priorität haben, oder?! Gerade eben Familien mit Kindern oder eben Alleinerziehende?
Horst
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Was für eine schrecklich scheinheilige Diskussion. Hier reden alle darüber, dass sie sich “Sorgen” machen wie die obdachlosen Menschen “gut” und “am besten” “menschenwürdig” untergebracht werden können.
Dabei geht es zu 90% darum: Die Damen & Herren Abgeordneten wissen, dass sie den Wähler im Nacken haben. Denn praktisch niemand will eine Obdachlosenunterkunft in der Nähe der eigenen Wohnung/Haus/Schule.
Die Menschen haben Angst vor Drogen, Gewalt, Kriminalität, Vandalismus etc. Auch wenn es nur 5-20% der obdachlosen sind, die diese Angst rechtfertigen, wegdiskutieren kann man sie nicht.
Wenn man die Unterbringung von Frauen/Müttern, die arbeit haben, und nicht abhängig sind, die aus einer Partnerschaft flüchten müssen von der Unterbringung von abhängigen trennnt, dann wird der Widerstand schnell weniger.
Für Notwohnungen für Abhängige im normalen Wohngebiet sehe ich keine Chancen. Die sind etwas abseits normaler Wohungen besser aufgehoben.
Gscheidhaferl
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…ich störe mich am Begriff ‘(un-)verschuldet’. Er beruht meines Erachtens auf einem sehr anmaßenden Denken, dass glaubt, klar zwischen ‘Schuld’ und ‘Unschuld’ unterscheiden zu können. Seine Anwendung ist aber – wenn überhaupt – nur in einem sehr überschaubaren und klar zu definierenden Rahmen (z.B. im Strafrecht) vertretbar. Nicht zuletzt weil jemandem, der angeblich ‘Schuld’ auf sich geladen hat, im häufig recht engstirnigen Alltag schnell eigentlich unveräußerliche Rechte abgesprochen werden. Der ‘Schuld’-Begriff, der bei uns seinen Urspung in der klerikalen Mottenkiste haben dürfte, passt meines Erachtens nicht mehr so recht in unsere komplexe Zeit.
Um wieder zum Thema des Artikels zurückzukommen: Es wäre schön, wenn wir uns darauf einigen könnten, dass jede*r bei uns grundsätzlich einen Anspruch auf eine angemessene Wohnung hat. Was jeweils angemessen ist, lässt sich ja diskutieren. Aber eben bitte möglichst ohne sich dabei allzu selbstzufrieden zum Richter über die angebliche ‘Schuld’ oder ‘Unschuld’ von Mitmenschen aufzuschwingen.
Daniela
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@ Gescheidhaferl
Sie sind nicht der einzige, der sich an den Begriffen ‘ verschuldet oder unverschuldet obdachlos’ stört. Es gäbe meines Erachtens nach, keine eindeutige Definition dafür.
Daniela
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Vorlage – VO/19/15483/50 Hinweis auf Vorlage / Stadt Regensburg
Auszug: … 1. Allgemeine Informationen zum Obdachlosenwesen
Nach Art. 6, 7 LStVG haben die Gemeinden als Sicherheitsbehörden die Pflichtaufgabe, die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten, in dem Gefahren abgewehrt werden und Störungen beseitigt bzw. unterbunden werden. Die Obdachlosigkeit bringt es mit sich, dass der fehlende Schutz vor Wind und Wetter eine Gefahr für die körperliche Unversehrtheit darstellt, die grundrechtlich in Art. 2 Abs. 2 GG garantiert ist. …
… b)Notwohnungen in der Aussiger Straße
Die Stadt Regensburg verfügt in der Notwohnanlage Aussiger Str. 23 – 29 A über 74 Wohnungen in einer Größe zwischen 18 m² und 91 m². Hier werden Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Einzelpersonen, welche aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen oder psychischer Erkrankungen nicht in andere Obdachlosenunterkünfte verwiesen werden können, ordnungsrechtlich untergebracht.
Die Auslastung der Notwohnungen liegt derzeit bei ca. 75 %.
Aufgrund des Alters der Gebäude (erbaut im Jahr 1953), der Gebäudesubstanz (Schimmelbefall in einigen Wohnungen) und der Gebäudeausstattung (Gemeinschaftsduschen im Keller, winzige Toiletten in den Wohnungen, keine Heizung) wird derzeit der Neubau dieser Notwohnanlage geprüft. …
3.)Bisherige Erkenntnisse und Bedarf
Unter Bezugnahme auf den vorhandenen Bestand und die jeweiligen Betriebsformen dieser Unterkünfte sowie die gewonnen Erkenntnisse aus dem Kälteschutzprojekt
(VO/19/15482/50), den Erfahrungen des Allgemeinen Sozialdienstes sowie der Obdachlosenverwaltung lässt sich zusammenfassend folgendes feststellen:
– Grundsätzlich ist es sinnvoll, verschiedene Unterbringungsformen zur Verfügung zu stellen, die sich an den jeweils nutzerspezifischen Notwendigkeiten orientieren. Ziel ist es, nicht nur die Versorgung mit Unterbringung zu gewährleisten, sondern auch Hilfsmaßnahmen anzubieten, die Obdachlosigkeit zu beseitigen. Dies gelingt nach Einschätzung der Verwaltung dann am besten, wenn auf die persönlichen und oft multiplen Problemlagen, die die Obdachlosigkeit ausgelöst haben, entsprechend reagiert werden kann. …
4.UfO – Landshuter Str. 49
a) Die Stadt Regensburg hat mit Mietvertrag vom 31.03.2019 ein Gebäude in der Landshuter Str. 49 angemietet, das für den Zweck der Obdachlosenversorgung zur Verfügung gestellt werden kann. Das Gebäude ist aufgrund der zentralen Lage fußläufig gut erreichbar und kann die unter 3. beschriebene Versorgungslücken vollständig decken. …
(Kosten zu 4. Anmerkung)
Kosten und Finanzierung
Für den Betrieb der Einrichtung wird ab 2020 voraussichtlich mit jährlichen (Sach)-Kosten in folgender Höhe gerechnet:
Miete einschl. Nebenkosten, Strom124.260 €
Sicherheitsdienst320.000 €
Reinigungsdienst90.000 €
weitere Sachkosten70.100 €
(z. B. Verwaltungs- und Zweckausstattung, Textilien, Bettenzubehör,
Bürobedarf, Telefon, Werkstattleistungen etc.)
SUMME604.360 €
Zusätzlich ist jährlich mit Personalkosten wie folgt zu rechnen:
1 Einrichtungsleitung einschl. IuK-Arbeitsplatz101.700 €
6 Sozialpädagogen (davon mit 2 IuK-Arbeitsplätzen)528.300 €
2 Hausmeister (mit 1 IuK-Arbeitsplatz)122.300 €
SUMME752.300 €
Die ermittelten Werte beruhen auf den Tabellen zu Personaldurchschnittskosten und Kosten eines Arbeitsplatzes zum Stand 01.04.20.19 und berücksichtigen noch keine Zeitzuschläge für Dienst in den Abendstunden oder an Wochenenden bzw. Feiertagen.
Insgesamt entstehen voraussichtlich Gesamtkosten i. H. v. ca. 1.356.660,– € jährlich. …
Mr. B.
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Zu Daniela
24. Februar 2022 um 06:34 | #
4. Ufo:
Das ist doch alles der hellste Wahnsinn mit den Kosten?
Bin vor kurzem da vorbeigefahren. Ist doch ein uraltes Gebäude?
Im Korruptionsprozess von EX- OB waren doch immer wieder billige Wohnungen als “Ladenhüter” angesprochen worden, die an naheliegende Verwandte oder so verkauft wurden. Hätte man nicht da aus Sicht der Stadt zugreifen müssen, zumal die städtischen Grundstücke, wie man auch in den Prozessen erfahren konnte, oftmals unter Wert an ein paar Immo-Haie verkauft wurden. Die Schwarzen hatten doch oftmals den EX-OB, als er noch 3. Bürgermeister unter Schaidinger war, als “nur” Sozialbürgermeister betitelt.
Daniela
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@ Mr. B.
Das sind die Kosten für nur ein Projekt.
Ich kann Frau Freudenstein in vierlei Hinsicht verstehen, wenn sie Dezentralisierung und Einzelmaßnahmen vorschlägt. Bei diesen Dimensionen würde ein Gesamtkonzept aller erforderlichen Maßnahmen jegliche Haushaltsplanung sprengen. Ich möchte dann einmal die Stadträte allesamt hören. Ich bin wirklich fest der Überzeugung, dass man in Einzelschritten über Jahre Jahrzehnte planen sollte und auch regelmäßig den vorhandenen Bedarf und die Kosten evaluieren muss.
Die Notunterkunft Aussiger Straße ist ein Sanierungsfall. Aber da leben Familien mit Kindern, ohne Heizung, Dusche im Keller und manchmal auch Schimmel in den Wohnungen.