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Förderprogramm "Neustart Kultur"

Noch online, bald live: Konzertszene startet neu

„Neustart Kultur“ heißt das Förderprogramm, dank dem in den letzten Monaten auch in Regensburg mehrere Konzerte und Veranstaltungen zu vernünftigen Gagen stattfinden konnten. Zunächst nur online im Stream. Doch nun soll es bald wieder mit Live-Konzerten weitergehen. Vier Beispiele.

Aktuell halten sich Musik-Bars – wie hier im Tiki Beat – noch mit Live-Streams über Wasser. Bald soll das wieder vor Publikum klappen. Foto: Andrea Härle

Er sei zuerst skeptisch gewesen, erzählt Hans Krottenthaler. Doch nach zehn Online-Veranstaltungen, die man zwischenzeitlich durchgeführt hat – Lesungen mit Kabarettistinnen wie Eva Karl-Faltermeier und Helmut A. Binser, Konzerten, einer Impro-Show und sogar Tanz – ist der Geschäftsführer des Kulturzentrums Alte Mälzerei (zur Homepage) von dem hauseigenen Live-Stream-Format begeistert. „Klar hat das gewisse Grenzen. Das ersetzt auch kein Live-Konzert. Aber wir konnten da die Möglichkeiten eines Streams mal richtig ausloten, unsere Leute beschäftigen und den Künstlern vernünftige Gagen bezahlen.“ Überhaupt tue es gut, mal wieder etwas machen zu können – in den letzten zwölf Monaten musste allein die Mälzerei über 100 Veranstaltungen coronabedingt absagen, darunter das Kleinkunstfestival, die Sommertanztage, das Popkultur-Festival und die Regensburger Tanztage.

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Alte Mälze: Live-Programm startet im Juni

Möglich gemacht hat die Veranstaltungsreihe „Neustart Kultur“, ein Förderprogramm des Bundes. Die Gelder werden gegen Antrag über die Initiative Musik (Homepage) in drei verschiedenen Förderstufen ausgereicht. Je nach Größe des Veranstaltungsorts gibt es zwischen 50.000 und 150.000 Euro. Für Musikclubs standen zuletzt 32 Millionen Euro zur Verfügung, die bundesweit 439 Einrichtungen zur Planung und Durchführung von Konzertveranstaltungen bewilligt wurden. Dass das Ganze zunächst nur online stattfinden kann, war zwar nicht absehbar, als das Programm aufgelegt wurde, scheint aber bei der Bewilligung der Gelder, die komplett in die Veranstaltungen fließen, kein Problem zu sein.

Ohne die Förderung, aus der nicht nur Künstlerinnen, sondern auch Bühnentechniker, Beleuchterinnen und alles was sonst noch dazu gehört, vernünftig bezahlt werden können, hätte man weder diese Online-Reihe (hier geht es zum Youtube-Kanal der Alten Mälze) noch die nun geplanten Konzerte im Thon-Dittmer-Palais machen können, so Krottenthaler. Unter anderem „Der Nino aus Wien“ und „Amy & Wally Warning“ stehen hier im Juni auf dem Programm – derzeit mit Begrenzung auf 250 Zuschauer und mit Hygieneregeln. Krottenthaler freut sich trotz dieser Einschränkungen: „Live ist halt durch nichts zu ersetzen.“

Neustart mit HEIMATRON-Reihe

Dort, im Thon-Dittmer-Palais, haben auch die Macher der Musik-Bar „Heimat“ eine eigene Konzertreihe (HEIMATRON) geplant. Jeweils eine überregionale Band mit lokalem Support, inklusive Aufträgen für hiesige Beleuchter, Ton- und Bühnentechnikerinnen und Booker. Geld, das also der Regensburger Kulturszene zugute kommt – insbesondere auch den Leuten, die im Hintergrund arbeiten und die nicht auf der Bühne stehen.

Die Heimat legt eine neue Veranstaltungsreihe auf – mit der Hoffnung auf etwas Dauerhaftes.

Das könne man nur dank der Förderung aus dem Neustart-Programm machen, sagt Tobias Maier von der Heimat, die sich während des Lockdowns zuletzt mit dem Verkauf von Streetfood über Wasser gehalten hat. Angesichts der nach wie vor unsicheren Corona-Lage und Vorgaben, die sich jederzeit ändern können, kann ein Konzert nämlich durchaus mal schlecht laufen, muss verschoben werden oder fällt ganz flach. „Und wenn wir das finanzielle Risiko aus eigener Tasche tragen müssten, wären wir tot.“

Jetzt könne man endlich etwas starten, das auch die nächsten Jahre weiterlaufen könnte „und eine nachhaltige Reihe starten, die all denen zugute komme, die in den letzten Monaten nichts zu tun hatten und kein Geld verdienen konnten“. Die Förderung minimiere das Risiko, so Maier. Neustart sei bei alledem auch der richtig gewählte Begriff. „Wir können etwas starten, das wir sonst nie gewagt hätten und das vielleicht langfristig etablieren.“ Die Eintrittspreise von maximal 25 Euro bei den HEIMATRON-Konzerten bleiben erschwinglich. „Das sind gerade einmal drei Burger.“

Tobias Maier – vorerst noch allein in der Heimat zwischen Kunst von Luzie Gerb (re.) und Mickeycoon. Foto: privat

Aktuell stehen bis September fünf Konzerte auf dem Programm. Vor allem Newcomer aus dem Indie-Rock und -Pop-Bereich (hier geht es zum HEIMATRON-Programm).

Degginger goes Open Air

Auch Werner Zapf vom Degginger (Homepage) plant mit den Fördergeldern diesen Sommer eine Konzert-Reihe – Open Air. Die Bühne will er auch anderen Veranstaltern zur Verfügung stellen, die ansonsten keine solche Möglichkeit hätten. Was genau geplant ist, damit will Zapf noch nicht herausrücken.

Er warte noch die Genehmigung durch die Stadt ab. Das Neustart-Programm aber lobt er als „gut und großzügig aufgelegt“. Die Leute der Initiative Musik seien auch proaktiv auf Veranstalter und Kultureinrichtungen zugegangen und hätte sie ermutigt, Anträge zu stellen. „Und den dafür erforderlichen Aufwand ist es wirklich wert.“

Tiki Beat: Von der Live- zur Online-Bühne – und zurück

Peter Vielberth sehnt sich trotz erfolgreicher Online-Reihe nach Live-Konzerten. Foto: Andrea Härle

Auch Peter Vielberth hat gute Erfahrungen mit dem Neustart-Programm gemacht. Das Tiki Beat am Arnulfsplatz (Homepage) haben er und sein Team während der letzten Monate zu einem regelrechten Fernsehstudio umgebaut. Mehrere Kameras, Ton- und Lichttechnik, ein Bildschirm, über das die Bands auf der Bühne mit dem Publikum im Live-Stream kommunizieren können. „Und die Künstler sind einfach heiß darauf, endlich wieder auftreten zu können.“

Für die Burlesque Show Salon Privé, die am 7. und 8. Mai als Live-Stream-Veranstaltung im Tiki stattgefunden hat, sind Darstellerinnen zum Teil aus Frankreich und Italien angereist. Immerhin 400 Zuschauerinnen und Zuschauer waren an den zwei Tagen über Zoom und Youtube dabei. Dreistellig waren die Zahlen aber auch den anderem Veranstaltungen – beispielsweise mit Lokalmatador Christoph Maltz, Thorsten Loher oder Die Nowak (hier geht es zum Youtube-Kanal). „Im Schnitt hatten wir 100 bis 150 Zuschauer.“

„Ich kann vernünftige Gagen bezahlen und einen Teil meiner Leute weiterbeschäftigen, die sich um Kameras und Technik kümmern.“ Auch die notwendige Infrastruktur werde zum Teil erstattet. „Außerdem gibt es für die Künstlerinnen und Künstler einen professionellen Live-Mitschnitt“, beschreibt Vielberth die Vorteile der Förderung. Für ihn als Veranstalter und Wirt bleibt derzeit freilich nichts übrig – abgesehen von den Spenden, die die Zuschauer der Online-Konzerte freiwillig per PayPal bezahlen. „Zum Glück ist mir mein Verpächter stark entgegengekommen“, sagt er. Anders wäre die Schließung wohl kaum zu überstehen gewesen.

Vielberths dringlichster Wunsch: Mal wieder in kleinem Rahmen auch bald wieder Konzerte vor Publikum im Tiki Beat machen zu können. „30 oder 40 Leute – bestuhlt mit Hygienekonzept – so wie es jetzt dann ja auch in anderen Kultureinrichtungen geht.“ Ein Programm (hier online) hat er auf jeden Fall schon bis Oktober. Allein im Juni sind drei Konzerte geplant – vorerst noch als Live-Stream über Zoom.

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Kommentare (1)

  • Bühnen, Bands und Baradies » Regensburg Digital

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