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Die Tolerantel

Nix ist passiert!

Toleranz ist eine löbliche Eigenschaft, die den meisten Menschen aber erst mühsam eingeprügelt werden muss. Sind Sie sich eigentlich klar darüber, wie froh Sie sein dürfen, in Regensburg zu wohnen, wo das Morgen stets wieder zu einem Heute ohne Gestern wird?

Wissen Sie, was kürzlich in dieser Stadt Wichtiges passiert ist? Wollen Sie’s wissen? Soll ich Ihnen das sagen? Ja, gut, das kann ich schon machen, ich krieg ja auch Geld dafür. Nix ist passiert. Überhaupt nix. So schaut’s aus.

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Und genau darüber schreib ich jetzt auch, und das hat nur ganz vielleicht damit zu tun, dass ich vertraglich zur regelmäßigen Produktivität verpflichtet bin.

Regensburg, du konsequenzlose Stadt

Jetzt könnten Sie mit Recht sagen, dass es in dieser Stadt Alternativen gibt, um lang und breit über nix und wieder nix unterrichtet zu werden, dafür braucht man nicht zu regensburg-digital. Ja, stimmt schon, aber trotzdem: auch ein torloses Fußballspiel will kommentiert werden, und gerade in diesen Zeiten, wo andauernd irgendwo irgendwas passiert, da muss man sich eigentlich darüber freuen, in Regensburg zu wohnen.

Regensburg, du konsequenzlose Stadt, wo man sich immer leicht damit getan hat, den Rechtgläubigen die Sünden zu vergeben, besonders jenen, die man nach der Messe dringend am Stammtisch braucht. Wenn Regensburg ein paar Berge hätte, könnt’s auch gerne Österreich sein – zu überschaubar, um da gegenüber seinen Nachbarn recht nachtragend zu sein.

Früher war B halt gleichbedeutend mit Beratervertrag

Gut, ab und zu muss vielleicht mal ein Prozess nach München verlegt werden, weil eine übergeordnete Behörde an der ganzen Konsequenzlosigkeit etwas auszusetzen hat. Da kann man dann aber auch den angeklagten Leidtragenden verstehen, dass er sich da schlecht behandelt fühlt, wenn da plötzlich auch ein B ist, wo früher nur ein A war. Das kann ja vorher keiner wissen, da wär ich auch beleidigt.

Dann schaut man sich zum Beispiel den Neujahrsempfang an, wo halt schon das ein oder andere A Sekt säuft, das vielleicht auch einmal hätte B sagen müssen, aber früher war halt B gleichbedeutend mit Beratervertrag. Da muss man sich ja vorkommen wie der erste Pfarrer, der dem Ministranten nicht mehr aus dem Talar helfen darf.

Das Schlimste annehmen, weil einer den Verdienstorden trägt?

Vor dem Gesetz sind nicht mehr alle gleich, das ist das das eigentlich Entsetzliche dieser Zeit. Wo ist der uralte Rechtsgrundsatz hin, wonach der Ober den Unter sticht, und dass die Augenbinde der Justitia schon auch mal verrutschen kann, bei schlechtem Wetter oder so? Auch früher hat man nicht allen alles durchgehen lassen, da gab‘s schon auch mal für höhere Würdenträger nach größeren Verfehlungen drei Wochen verschärftes Refektorium Kloster Banz, und das war doch auch Strafe genug.

Doch mittlerweile herrscht Aufruhr in Bayern. Hat man doch nicht kürzlich eine kaum bescholtene Gastwirtin aus Altötting in Untersuchungshaft genommen! Gibt‘s denn keinerlei Sippen-Immunität mehr? Undenkbar.

Den Erbmonarchen unserer wehrhaften Demokratie wird mit unverhohlenem Misstrauen begegnet, dabei darf auch nicht von jedem Menschen immer gleich das Schlimmste annehmen, bloß weil er den bayrischen Verdienstorden trägt.

Ein Tagessatz darf binnen Tagesfrist vergessen werden

Da lobe ich mir doch nach wie vor mein schönes Regensburg. Hier ist ein Tagessatz immer noch ein Satz, den man binnen Tagesfrist geflissentlich vergessen darf, und solange jemand nicht hinter Gittern sitzt, da kann er ja auch mal bei dem ein oder anderen Empfang vorbeischauen, ein Glaserl trinken und einen Happen essen, und wenn‘s irgendwo ein rotes Banderl durchzuschneiden gilt und man hat zufällig noch eine Schere rumliegen, dann kann man ja kurz vorbeischauen.

So als aktiven Beitrag zur Resozialisierung muss man das sehen, und außerdem ist der Mensch, der nicht verzeihen kann, ein Sklave seines Zorns, der sich nicht beschweren darf, wenn ihn keiner mehr zum Maibockanstich einlädt.

Für was sind wir dann überhaupt katholisch, wenn wir nicht verzeihen gelernt haben? Dem Nächsten. Nicht dem Übernächsten. Wenn wir jetzt so einen bekennenden politischen Landschaftsgärtner aus unserer Mitte verbannen würden, wer soll uns künftig vor dem Fußballspiel den Rasenplatz wässern?

Kennen Sie die Regensburger Kündigung?

Wir haben jetzt auch eine ganz neue Form der Konsequenzlosigkeit. Sie kennen den Marburger Bund, Sie kennen auch das Berliner Testament, aber kennen Sie auch die Regensburger Kündigung? Die geht folgendermaßen: „Sie sind fristlos entlassen, ein schönes Wochenende wünsche ich, wir sehen uns dann am Montag.“

Man muss ja schließlich, gerade im kommunalen Umfeld, nicht immer mit echten Strafen bestrafen, sondern man kann auch jemandem, der nix taugt, so kündigen, dass es halt nicht wirksam ist, so ein DUDUDU mit einem ganz streng hochgehaltenen Zeigefinder. Dann muss man die Kündigung halt zurücknehmen, aber seinen Punkt hat man schon deutlich gemacht.

Das ist wahrhaft salomonisch, weil der Salomon hat das Kind mit den zwei Müttern ja auch nicht wirklich auseinandergeschnitten, sondern nur so getan. Außerdem, jemanden wegen Inkompetenz rauszuschmeissen, verstößt bestimmt auch gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz.

Und auch die anderen, die ihre Tagessätze fleißig abgezwickt haben wie die Blätter vom Abreißkalender der Sparkasse – was soll man mit denen denn machen? Sie nicht mehr einladen? Das sind doch zumindest Menschen, die noch eine Krawatte binden können! Sie sozial ächten, wie jemanden, der beim Hartz IV um 100 Euro beschissen hat? Das ist doch juristisch überhaupt nicht zu vertreten.

In Regensburg weiß man das, in diesem Regensburg, das manchmal wie von Georg Lohmeier erdacht scheint, wo der Herr Rat eh noch niemand auf die Guillotine geschickt hat, und wo der Herr Ökonomierat immer noch seine Weißwürscht fertig essen darf, bevor er zum Gericht muss.

Im Osten nichts Neues. Das ist schön. Ich berichte gerne weiter über nicht das Geringste.

Die nächste Meldung des Tages könnte sein, dass es beim Reisinger nach der Winterpause wieder Knackersemmeln gibt. Und das ist doch mal wirklich was.

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Kommentare (5)

  • Mr. T.

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    Herr Stein wieder in Hochform 👏
    Der zweite Satz des Einstiegs war schon super

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  • Mr. B.

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    Auf den Punkt gebracht!

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  • Dugout

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    ” Wenn Regensburg ein paar Berge hätte, könnt’s auch gerne Österreich sein –”

    Grandios

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Kommentare sind deaktiviert

drin