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Sallerner Berg

Neues Schulzentrum könnte 100 Millionen Euro kosten

Am Donnerstag soll der Finanzausschuss es Regensburger Stadtrats eine neuerliche Kostensteigerung des geplanten Schulzentrums am Sallerner Berg absegnen. Aus anfänglich etwas mehr als 50 könnten nun 100 Millionen Euro werden. Die Bürgerinitiative Sandberg spricht von einem finanziellen Desaster, fordert in einem Brief an die Stadträtinnen und Stadträte einen sofortigen Planungsstopp und die Suche nach einem Alternativstandort.

Das alte Grundschulgebäude am Sallerner Berg durch einen modernen Holzbauu ersetzt werden. Ein Fass ohne Boden? Foto: Bothner

Im Vorfeld der Sitzung des Finanzausschusses im Regensburger Stadtrat am kommenden Donnerstag fordert die BI Sandberg einen sofortigen Planungsstopp für das neue Schulzentrum am Sallerner Berg. Hintergrund sind neuerliche Kostensteigerungen des, so bezeichnet es Planungsreferentin Christine Schimpfermann, „bis dato teuersten Schulprojekts“ in Regensburg. Auf dem Gelände der in die Jahre gekommenen Schule am Sallerner Berg, dreieinhalb Hektar groß, sollen bis 2029 eine neue Grundschule mit Mensa und Dreifachturnhalle, ein Hort und die Jakob-Muth-Förderschule realisiert werden. Letztere ist derzeit auf drei Standorte im Stadtgebiet verteilt. Ebenso geplant ist eine Außenstelle des Gartenamts.

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Statt 53 nun bald 100 Millionen?

Als im Dezember 2018 der Grundsatzbeschluss für das Vorhaben fiel, wurden die notwendigen Investitionen noch mit knapp 53 Millionen prognostiziert, im September 2019 waren es dann – inklusive der Abbruchkosten für die alten Gebäude – bereits 63,9 Millionen. Im vergangenen November ging man bereits von „mindestens“ 79 Millionen aus – einschließlich Möblierung und Abbrüchen (unser Bericht). Nun – etwas mehr als ein halbes Jahr später – haben sich diese Kosten nochmals erhöht. In der Beschlussvorlage, die am Donnerstag zunächst dem Finanzausschuss und kommende Woche dem gesamten Stadtrat vorgelegt wird, werden die Gesamtprojektkosten nun mit 84,6 Millionen beziffert (hier geht es zu der Vorlage). Das ist allerdings nicht das Ende der Fahnenstange.

„Aufgrund der hohen Indexsteigerungen der letzten Jahre und der großen Volatilität bei den Bau- und Materialpreisen“ hat das Hochbauamt auch zusätzliche Risiko- und Indexsteigerungskosten ermittelt, die einerseits anfallen könnten, sofern die Baupreise weiterhin auf dem derzeit hohen Niveau steigen und andererseits, wenn es zu Problemen beim Bauuntergrund, mit Schadstoffen oder durch Firmeninsolvenzen kommt. Bei einem Worst-Case-Szenario kämen dann noch weitere 14,1 Millionen Euro hinzu – damit könnte das neue Schulzentrum inklusive Zubehör die Stadt knapp 100 Millionen Euro kosten.

„Standort absolut nicht geeignet“

Für die BI Sandberg, die den Standort schon länger in Frage stellt und die zuvor unter anderem schon Probleme mit der Führung des Baustellenverkehrs moniert und grundsätzliche Bedenken angesichts der Beschaffenheit des Untergrunds angemeldet hatte, bringt das nun das Fass endgültig zum Überlaufen. Angesichts der „explodierenden Planungs- und Baukosten“ kommt die Bürgerinitiative zu dem Schluss, dass „dieser Standort für das Schulzentrum absolut nicht geeignet ist“. In einem dreiseitigen Brief an die Stadträtinnen und Stadträte (hier als PDF) appellieren sie, die Planungen sofort einzustellen und auf die Suche nach Alternativstandorten zu gehen.

Die Bürgerinitiative hatte sich eigentlich von Anfang an gegen den Standort am Sallerner Berg gewandt und auch Alternativen – etwa ein Feld in der Nähe von Gallingkofen – ins Spiel gebracht. „Aber nachdem der Stadtrat im November mehrheitlich das Projekt beschlossen hat, haben wir diesen Kampf verloren gegeben“, sagt BI-Sprecher Alois Zorzi. Stattdessen habe man sich darauf konzentriert, zumindest den schweren Baulastverkehr aus dem Sandberg-Viertel draußen zu halten – zum Teil erfolgreich.

Baustellenfahrzeuge über zehn Tonnen sollen durch die Konradsiedlung und eine vorübergehende Bauverkehrsstraße die Verlängerung des Aberdeen Parks geleitet werden (was wiederum dort, wie berichtet, die Bürgerinitiative Regensburg Nord – Konradsiedlung auf den Plan gerufen hat). Alle Fahrzeuge unterhalb von zehn Tonnen Gewicht dürfen hingegen auch über den Sandberg fahren.

Sparen auf dem Rücken der Anwohner?

Laut einem von der Stadt in Auftrag gegebenem Gutachten (hier die Stadtratsvorlage vom November 2020 mit Gutachten als PDF) ist dort – insbesondere in der Hunsrückerstraße, Erzgebirgstraße und Im Reichen Winkel – zwar eine vorübergehende Anhebung der Tonnagenbeschränkung von fünf auf zehn Tonnen während der Baumaßnahme möglich. Allerdings solle dies „zwingend“ über ein umfangreiches Monitoring- und Beweissicherungsverfahren begleitet werden, um eventuelle Schäden frühzeitig zu erkennen und zu dokumentieren.

Dass sich die Stadt dieses Monitoring „natürlich ersparen“ wolle, wie Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer Mitte Mai im Stadtrat erklärt hatte, bezeichnet Zorzi als „skandalös“. Der Schulneubau werde mehr und mehr zu einem Fass ohne Boden. Geld für das Monitoring, dass im Sinne der Anwohner ausgegeben werden würde und da nicht mehr ins Gewicht falle, solle aber gespart werden.

„Das versteht wirklich kein Bürger mehr.“

„Im Grunde hat sich die Stadtplanung da völlig verrannt“, ist Zorzi überzeugt. Alternativstandorte seien nicht geprüft und auch dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgelegt worden. „Jetzt wird der Schulneubau auf dem Sallerner Berg zu einem unkalkulierbaren finanziellem Desaster. Eine weitere Steigerung auf über 100 bis 115 Millionen Euro bis zur Fertigstellung ist nach unserer Auffassung mehr als wahrscheinlich.“ Dass dann an anderer Stelle, beim Siemens-Gymnasium, wegen zwölf Millionen Euro ein ganzes Stockwerk wegfalle mit dem Argument, man müsse sparen, „das versteht wirklich kein Bürger mehr“.

Die BI Sandberg will nun mit der Bürgerinitiative Nord-Konradsiedlung Kontakt aufnehmen. „Wir dürfen uns wegen der Baustraße nicht weiter auseinander dividieren lassen“, so Zorzi. Denn im Grund müsse man doch ein gemeinsames Ziel haben: Den Neubau an der geplanten Stelle verhindern.

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Kommentare (8)

  • Markus Panzer

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    Offensichtlich gibt es in der Bürgerschaft mehr Sachverstand als in der regierenden Koalition.
    Bereits in der entsprechenden Stadtratssitzung hatte die Bruecke v.a. wegen der enormen Kostenexplosion einen Antrag gestellt, alternative Standorte zu prüfen. Wie immer haben das die Grauen abgelehnt. Wäre nun nicht zum ersten Mal, dass die Opposition recht hatte.

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  • Gscheidhaferl

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    Vielen Dank an die Redaktion für’s Dranbleiben an dem Thema!

    Abgesehen davon: Gibt es irgendjemanden, den die neuerliche Kostensteigerung überrascht? Oder jemanden, der noch ernsthaft auf die Zusagen der Verwaltung vertraut?

    Wird sich die Stadtratsmehrheit vielleicht endlich mal aufraffen können, nicht nur alles abzunicken, was ihr vorgelegt wird? Werden die Herr- und Frauschaften vielleicht doch noch irgendwann begreifen, dass sich Fraktionszwang und Allgemeinwohl selten miteinander vereinbaren lassen? Und dass sie eigentlich Letzterem Verpflichtet sind?

    Wäre doch mal eine großartige (positive) Überraschung, wenn der / die Eine oder Andere die Größe hätte, einzusehen, dass der Neubaubeschluss vielleicht übereilt und auf unzureichender Informationsgrundlage gefasst wurde? Wäre doch mal was.

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  • Gscheidhaferl

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    @Panzer
    Kann es sein, dass die Brücke den Antrag nicht ganz allein gestellt hat?

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  • Ingrid Maria Bergbauer

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    Des is ja unglaublich ich hoffe das die Vernunft siegt und alles noch mal von der Pike auf überdacht wird.

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  • Simplicissimus2021

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    Ich kenne aus meiner Zeit als Geschäftsführer einer Bauträgerfirma in de 90-er Jahren
    die HOAI (Honorarordnung der Architekten und Ingenieure). Grundsatz: “Wenn ein Bau während der Bauzeit teurer wird, bekommt der Architekt ein höheres Honorar.”
    Das wäre verständlich, wenn es um Änderungswünsche des Bauherrn geht, aber sicher nicht, wenn es z.B. an einer mangelhaften Ausschreibung liegt.
    Ein Architekt in der Familie erklärte mir damals, wie manche seiner Kollegen in Zusammenarbeit mit Baufirmen teilweise tricksen, damit a) eine bestimmte Baufirma den Auftrag bekommt und/oder b) Nachträge ordentlich Gewinn bringen. Ganz kritisch sah er öffentliche Bauvorhaben, da der Bauherr (wie Kommunen usw.) solchen Machenschaften oft fachlich nicht gewachsen ist oder auch das Interesse fehlt, sich dagegen zu wehren.
    Beispiel: Eine Kommune, in der wir ein Mehrfamilienhaus bauten, entschied sich, auf den Gehsteigen in einem bestimmten Gebiet nicht für geteerte Gehsteige (Preis ca. 60 DM / qm) , sondern für ein sündteures Pflaster (Preis ca. 200 DM / qm, wenn ich mich recht erinnere ).
    Dadurch wurde das Bauvorhaben deutlich teurer und das Honorar der Architekten deutlich höher. Uns als Bauträger betraf das nicht besonders, da bei Mehrfamilienhäusern das nur einen unbedeutende Erhöhung der Kosten pro qm ausmachte, aber die privaten Anlieger der Straße hatten enorm höhere Kosten, mit denen sie nicht rechneten.

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  • Tante Mathilda

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    Bleibt nur zu wünschen daß der Standort überprüft wird . Nicht, daß der instabile Sandberg bei Starkregen abrutscht oder das Fundament der Schule unterspült wird

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  • Gscheidhaferl

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    …nachdem Herr Panzer noch nicht wieder geantwortet hat, bin ich so frei meine Version unters Volk zu bringen:

    Die ÖDP soll in der fraglichen Sitzung zunächst die Vertagung des Themas beantragt haben. Dem stimmten neben Brücke auch Die Partei und die Grünen zu; die Mehrheit stimmte freilich dagegen. Daraufhin brachte die ÖDP einen Antrag ein, wonach der Standort (angesichts der Kostensteigerung von 50 auf 79 Mio) nochmal überprüft werden sollte. Dieser Antrag wurde nur mehr von Brücke und Partei unterstützt. Die Grünen unterwarfen sich wohl dem Koalitionszwang.

    Wie im wahren Leben gilt wahrscheinlich auch in der Stadtratsarbeit, dass es innerhalb der Oposition großen Zusammenhalt braucht, um gegenüber einer zahlenmäßig überlegenen Koalition etwas zu erreichen, die sich in erster Linie als verlängerter Arm der Verwaltung zu verstehen scheint und erst bei gehörigem Druck dem Dialog stellt. Die Bürgerinitiativen im Stadtnorden scheinen das zum Glück auch so zu sehen.

    Herr Panzer hingegen (der hier hoffentlich nicht für die Brücke als Ganzes spricht) gefährdet mit seinen Profilierungsversuchen auf Kosten der anderen Opositionsparteien (deren Anteil an der Sache er verschweigt) letztlich mögliche Erfolge zugunsten der Stadtgesellschaft.

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