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Kommentar

Neue Intendanz fürs Jazzweekend: Ganz schlechter Stil

Von heute auf morgen hat Kulturreferent Wolfgang Dersch dem Bayerischen Jazzinstitut den Stuhl vor die Tür gestellt und eine neue künstlerische Leitung angekündigt. Das kann man vielleicht machen, aber nicht so.

Wissen Sie, ich habe keine Ahnung von Jazz. Insofern kann ich auch nicht beurteilen, ob etwas dran ist an der Kritik, die man in Regensburg gelegentlich von lokalen Vertretern der Szene hört. Manchen ist das Bayerische Jazzweekend zu provinziell, manchen zu elitär. Oder irgendetwas anderes passt eben nicht. Im Großen und Ganzen kann ich mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Kritik eher persönlichen Befindlichkeiten, jahrzehntelang gewachsenen Konfliktlinien und irgendwelchen Begehrlichkeiten und Eifersüchteleien geschuldet ist, als dem, was das Bayerische Jazzinstitut da jedes Jahr organisiert hat. Und vielleicht stimmt es ja doch, wenn der ausgewiesene Jazzkenner Ssirus W. Pakzad dem Bayerische Jazzweekend zuletzt bescheinigte, dass selbst äußerst kundige Szenekenner dort immer wieder Entdeckungen machen können und dass es wieder einmal ein Volksfest des Jazz gewesen sei.

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Dass jeder Besuch dort in den letzten Jahren meinen begrenzten musikalischen Horizont immer ein Stück geweitet hat (ganz abgesehen von der angenehmen Atmosphäre, die sich wohltuend von dem Gedrücke und Gedränge beim Bürgerfest mit Hintergrundbeschallung aus jeder Ecke abgehoben hat), das kann auch ich als völliger Laie sagen, der, wie erwähnt, von Jazz keine Ahnung hat.

Etwas Ahnung habe ich aber von Kommunikation und Umgangsformen. Eine solche hat der Regensburger Kulturreferent Wolfgang Dersch offenbar nicht. Anders ist es kaum zu erklären, wie Dersch vergangene Woche dem Jazzinstitut, namentlich Sylke Merbold und Uli Schwarz, den Stuhl vor die Tür gestellt und ihnen kurz nach der 40. Jubiläumsausgabe des Jazzweekends die Intendanz entzogen hat.

Eine Jubiläumsausgabe übrigens, die – das pfeifen die Spatzen von den Dächern – insbesondere auch dank Versäumnissen der Stadt Regensburg fast gescheitert wäre. Die Genehmigungen für die Veranstaltungsorte – originäre und alleinige Aufgabe der Stadt – kamen so spät, dass das Programm erst mit deutlicher Verspätung veröffentlicht werden konnte. Monatsmagazine gingen leer aus. Trotzdem war zumindest im Thon-Dittmer-Palais die Hütte voll. Das Jubiläums-Fest unter Corona-Bedingungen lief gut – und zwar obwohl, darauf lässt eine spätere Pressemitteilung der Stadt Regensburg schließen, man sich im Kulturreferat schon mehr mit den zukünftigen Plänen für ein Jazzweekend unter neuer Intendanz beschäftigt hat, als damit, das Jubiläum ordentlich zu organisieren.

Kaum einen Monat später landete dann die Kündigung im Briefkasten des Bayerischen Jazzinstituts. Die Nachricht wurde noch am selben Tag in der Mittelbayerischen Zeitung lanciert, um nicht zu sagen hinausposaunt, und von Dersch wortreich begründet. Unwidersprochen flankiert war all das von allerlei Geraune, was da in der Vergangenheit schief gelaufen sein soll. Ein solches Vorgehen zeugt entweder von schlechtem Stil und Fehlen jeglichen Gespürs oder davon, und das ist weitaus wahrscheinlicher, dass der Kulturreferent dem Jazzinstitut möglichst öffentlichkeitswirksam einen Arschtritt verpassen wollte. Daran ändern auch die spärlichen pseudofreundlichen Floskeln in einer Pressemitteilung tags darauf nichts.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Intendanz zu wechseln, ist eine Entscheidung, die man treffen kann. Das liegt auch innerhalb der Kompetenz eines Kulturreferenten. Man kann das aber auch mit Anstand tun – und vielleicht einfach mal danke sagen anstatt eine Zusammenarbeit von 40 Jahren, von der die Stadt mit geringem finanziellem Aufwand erheblich profitiert hat, zu beenden wie eine lästige Notwendigkeit.

Nun darf man gespannt sein, was das ohnehin völlig überlastete Kulturreferat und eine neue Intendanz für das Jazzweekend im kommenden Jahr auf die Reihe bekommen. Es wäre allen Beteiligten zu wünschen, dass es gut läuft. Eine gute Grundlage dafür hat Kulturreferent Dersch mit seinem Vorgehen aber zunächst einmal nicht gelegt.

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Kommentare (4)

  • Piedro

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    “…dass es von dieser Basis aus gelingt, die Kultur ins 21. Jahrhundert zu führen.”
    In welchem Jahrhundert befindet sich denn der Herr? Hier hat das 21. Jahrhundert schon vor 21 Jahren begonnen, und “die Kultur” hat den Weg gleich gefunden, ohne Probleme, ohne einen führenden Referenten. Ist das in R. anders? In anderen Teilen Bayerns war das für die Kultur zum Glück kein Problem das nächste Jahrhundert zu finden, Künstler haben sie einfach mitgenommen…

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  • peter sturm

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    wer mit der regensburge jazz“szene“ in kontakt gerät wird ziemlich schnell recht traurig. der hiesige jazzclub ist einer der größten deutschlands, landet aber mit seinen veranstaltungen nur ab und an einen treffer.
    das “bayerische jazzweekend“ war eigentlich meist nicht schlecht kuratiert.
    ich hoffe herr dersch hat für seine entscheidung gute gründe.
    bin gespannt.

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  • Jazzfreund

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    Eifersüchteleien und persönliche Differenzen erschweren. die Organisation des Jazzweekends, eines der herausragenden Ereignisses des Veranstaltungskalenders der Stadt. Solange Richard Wiedamann lebte, konnte die dem Bayerischen Jazzinstituts Intendanz überleben. Für die Stadt war das die kostengünstigste Lösung. Wären die handelnden Personen kommunikationsfähig und kompromissbereit, professionell halt, hätte es die Kündigung entbehrlich machen. Ohne die näheren Gründe zu können, vermute ich, dass politischer Einfluss die Kündigung erforderlich machten. Der Kulturreferent ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger Kenner der Situation und weniger emotional getrieben, die Beendigung der Zusammenarbeit wird einen sachlichen Grund haben.

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