01 Apr2008
Nebahate J. – Verlegt, verladen, abgeschoben
Schwerkranke Frau wird in einer Nacht- und Nebelaktion von Polizei abgeholt.
Er musste erst ein wenig betteln, bevor er seine Mutter sehen durfte. Das erzählt der Sohn von Frau J., als er gegen 4 Uhr morgens vor der JVA Regensburg steht. Dort wurde seine Mutter am Nachmittag in eine Einzelzelle verlegt, nachdem sie zuvor mehr als zwei Wochen eine Zelle mit sechs anderen Frauen geteilt hat. Doch heute ist alles anders: Für 3 Uhr morgens hat sich die Bielefelder Polizei angekündigt. Sie bringt die 44jährige zum Flughafen Düsseldorf, von wo aus heute, 12 Uhr, ein Flug nach Belgrad geht. Abschiebung nennt sich das.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk hatte sich dagegen ausgesprochen. Frau J. hat als kosovarische Roma in Serbien kaum Chancen durchzukommen. Von weitgehender Rechtlosigkeit spricht die UN-Organisation. Zudem ist zu befürchten, dass ihr Ex-Mann ihr nachreist. Der hat sie jahrelang misshandelt und vergewaltigt, erzählen übereinstimmend mehrere Familienangehörigen von Frau J. Das hat sie auch im Frauenhaus erzählt. Er hat in Deutschland Aufenthaltsrecht und Reisefreiheit. Es bestehen rege Kontakte nach Serbien, wo Frau J. nach dem Willen der Ausländerbehörde Gütersloh (nicht Regensburg wie fälschlicherweise von uns gestern berichtet) landen soll.
Von der Bundespolizei wude eine Maschine gebucht für 12.00 Uhr ( Fluggesellschaft Jat Airlines ) . Das ist der einzige Flug (Abschiebeflug), bestätigt durch Flughafen Düsseldorf.Die Faxnummer der Bundespolizei (Abteilung Schubwesen ) ist 02241 – 238 – 1199 )
Offenbar nur nach dem Willen des Ausländeramtes und der dort tätigen Mitarbeiter. Das Bundesamt für Migration hatte noch gestern Nachmittag gegenüber Marion Puhle vom Regensburger Flüchtlingsforum bestätigt, dass die Abschiebung aufgeschoben sei. Ein Schreiben eines Regensburger Ehepaars (Daniela und Dr. Harald Camin) war dort eingegangen mit Verweis auf die Artikel in Wochenblatt digital. Daraufhin zeigte man sich im Bundesamt verwundert und sprach von Aufschiebung. Die ist nach bisherigen Stand nicht erfolgt. Gegen 4 Uhr morgens kam ein Polizeibus, die unter Angstzuständen leidende und suizidgefährdete Frau wurde verladen und es ging zur rund fünf Stunden dauernden Fahrt nach Düsseldorf. Ihren Sohn hatte sie am Nachmittag noch kurz gesehen. Als der Bus an ihm, seinen Cousin und Marion Puhle vorbei fährt, weint er. „Das ist, als ob jemand gestorben ist”, sagt sein Cousin.