Nazi-Funktionär hat ausgedient: Neuer Name für Regensburger Karl-Freitag-Park
Drei Jahre nach einem Vorstoß der Frauen Union und ein Jahr nach einem Grundsatzbeschluss des Stadtrats wird der Park nun nach Charlotte Brandis benannt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft mit 18 Jahren im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde. Die CSU will über den Vorschlag noch beraten.
Noch Ende Juni schien eine Einigung in weiter Ferne. Dass der Karl-Freitag-Park (inklusive diverser Irrungen, Wirrungen und Namensverwechslung, über die regensburg-digital zunächst exklusiv berichtet hatte) nach einem glühenden Nationalsozialisten und NS-Multifunktionär benannt ist, war schon geraume Zeit bekannt – insbesondere durch einen Vorstoß der Frauen Union.
Schon seit einem guten Jahr ist man sich im Stadtrat auch darüber einig, dass der Park umbenannt werden soll. Welchen Namen die Grünanlage in Kumpfmühl an der Augsburger Straße, gleich neben den Schrebergärten aber künftig tragen soll, darüber herrschte aber Uneinigkeit – insbesondere zwischen CSU und SPD.
Hildegard Anke, Hans Weber – CSU und SPD uneins
Während die Frauen Union 2021 vorgeschlagen hatte, die damals noch lebende, zwischenzeitlich verstorbene Altbürgermeisterin Hildegard Anke zu bedenken, lehnten die Sozialdemokraten dies ab und brachten den NS-Widerständler und späteren SPD-Bürgermeister Hans Weber ins Spiel, dem wiederum die CSU nicht zustimmen wollte.
Als die Mittelbayerische Zeitung Ende Juni nachfragte, hieß es dann von der städtischen Pressestelle nicht nur, dass in der zwischenzeitlich ehemaligen Koalition keine Einigung habe erzielt werden können, zudem seien weitere Namensvorschläge eingebracht worden. Auch der von Charlotte Brandis.
Im Vorfeld einer Sitzung des Ältestenrats Anfang dieser Woche, bei der das Thema auf der Tagesordnung stand, bekundete CSU-Chef Michael Lehner gegenüber der MZ, dass man erneut Hildegard Anke vorschlagen wolle. SPD-Fraktionschef Thomas Burger sah in dem Vorschlag Charlotte Brandis eine „gelungene Idee der Oberbürgermeisterin“. Und Grünen-Stadtrat Daniel Gaittet, Chef der zweitgrößten Fraktion im Stadtrat, ließ wissen, dass eine Name, der in Opposition zum Nationalsozialismus stehe, durchaus naheliege.
Beschlussvorschlag kommende Woche: Charlotte Brandis
Bei der Sitzung des Planungsausschusses kommenden Dienstag wird Planungsreferent Florian Plajer den Stadträtinnen nun vorschlagen, den 1,6 Hektar großen Park nach Charlotte Brandis zu benennen. Sie stehe „exemplarisch für viele Regensburger Jüdinnen und Juden, gerade auch Kinder und Jugendliche, die dem Holocaust zum Opfer fielen“, heißt es in der Vorlage.
Das Schicksal der jungen Frau, die 1942 zusammen mit ihrer Familie ins polnische Ghetto Piaski deportiert und vermutlich in Sobibor im Alter von 18 Jahren ermordet wurde – ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt – ist durch gut erhaltene Quellen sehr gut dokumentiert.
In einem Koffer, den der Journalist Thomas Muggenthaler 2022 im Zuge von Recherchen bei einer Hauzenberger Familie entdeckte, die ihn anschließend dem Stadtarchiv vermachte, findet sich eine Vielzahl an Fotos und Dokumenten, insbesondere eindrückliche Briefe, die Charlottes Mutter Alice aus dem Ghetto schrieb, in denen sie eine Freundin um Essen, Hygieneartikel und Medikamente bat, die sie ihr nach Piaski schicken möge. Die Dokumente geben einen seltenen Einblick in das Leben in Ghetto.
Familie wurde 1942 deportiert
Charlotte Brandis, Tochter eines Textilgroßhändlers, besuchte in Regensburg das städtische Mädchenlyzeum, Vorläuferin des heutigen Von-Müller-Gymnasiums. Auf Veranlassung von NS-Oberbürgermeister Otto Schottenheim musste sie die Schule wegen ihrer jüdischen Herkunft am 4. November 1936 verlassen. Das elterliche Geschäft in der Maxstraße 16 wurde zwangsarisiert – enteignet. Ihre Wohnung wurde während der Pogromnacht verwüstet, der Vater geschlagen. Eine angedachte Ausreise in die USA zerschlug sich.
Am 4. April 1942 wurde die sechsköpfige Familie zusammen der Großmutter mütterlicherseits und 200 anderen Regensburger Jüdinnen und Juden in einen aus München kommenden Zug ins polnische Piaski, in der Nähe von Lublin, gepfercht. Es war die erste Deportation aus der Domstadt (Mehr darüber). Charlotte Brandis, die noch am 8. September 1942 in einer Postkarte verzweifelt um Hilfesendungen bat, dürfte wenig später zusammen mit ihrer ganzen Familie im Vernichtungslager Sobibor ermordet worden sein.
CSU entscheidet sich erst am Montag
Heute erinnern Stolpersteine in der Maxstraße an das Schicksal der Familie Brandis. Durch die Nähe des Parks zum Von-Müller-Gymnasium, dessen Vorläuferin Charlotte Brandis besuchte, sei sowohl ein „direkter räumlicher wie auch historischer Bezug gegeben“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Die CSU will laut Auskunft von Michael Lehner bei ihrer Fraktionssitzung am Montag darüber diskutieren, ob sie dem Vorschlag zustimmt. Eine Mehrheit im Planungsausschuss dürfte aber so oder so als sicher gelten.
Oleg
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Warum nicht einfach Kaulbach- Park?
Roche-Dirac
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Ja. Stimmt. Kaulbach- Park wäre wohl ein spannungsfreier Name.
Es muss ja nicht immer alles einen NS- bzw. Anti-NS-Bezug haben.
Haruko
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Bei allem Verständnis: was genau zeichnet Charlotte Brandis aus, um als Namensgeberin für einen Park zu dienen? Warum nicht eines ihrer Geschwister? Warum nicht ihre Eltern? Warum nicht einer der 200 anderen Menschen, die mit ihr deportiert wurden? Das Schicksal von Charlotte Brandis wird nicht dadurch gewürdigt, indem sie Namensgeberin eines Parks wird, ohne irgendeinen — jedenfalls soweit im Artikel erkennbar — Bezug zu diesem Park zu haben. Wenn die Tatsache, als Jude von Nazis ermordet worden zu sein, bereits als Begründung für Namensträgerschaft ausreicht, dann hätte man auch gleich würfeln können.
Tina
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Irgendwer wird schon noch was finden…
Hthik
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@Roche-Dirac 11. Juli 2024 um 23:42
“Es muss ja nicht immer alles einen NS- bzw. Anti-NS-Bezug haben.”
Hmm … ohne NS-Bezug (beiderlei Art) … haben wir da was in Regensburg? Mir fällt jetzt da auch nichts ein, aber irgendwo war wohl mal was.
Ich sehe gerade, dass das schön zeigt, wie sinnvoll doch ein Auto ist, um sich in der Innenstadt zu bewegen.
Burgweintinger
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Haruko, vielleicht ist es die Nähe zum von Müller Gymnasium (also Park und Schule), wo einst Charlotte Brandis an die Schule ging, bevor sie diese verlassen musste…
Daniela
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@Haruko
12. Juli 2024 um 01:38 | #
Ihrem Kommentar finde ich durchaus hilfreich, weil er einen sehr wichtigen Ansatz bietet. Warum eine einzige Person benennen, wenn es viele Personen mit diesem Hintergrund gebe?
Viele zig Millionen wurden Opfer des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges.
Vielleicht wäre eine alles umschließende Bezeichnung besser?
So etwas, wie Friedenspark.
Entscheidend ist vielleicht weniger der Name, sondern die Begründung der Namensgebung.
Lenerl
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@Haruko und Daniela:
Geht´s noch? Ich bin über ihre Kommentare echt empört!
Klar, es ist natürlich sehr bequem dabei zu bleiben, dass IRGENDWELCHE Deutschen IRGENDWELCHE jüdischen/ queeren/ psychisch erkrankten/ geistig oder körperlich behinderten/ widerständlerischen/…. Menschen auf bestialischste und unmenschlichste Weisen denunziert und ermordet haben- aber so ist es nicht. Es waren nicht irgendwelche Menschen, sondern die hatten Namen und Bezüge zueinander. Charlotte Brandis steht dabei stellvertretend für die unzähligen Opfer, ihre Geschichte ist gut dokumentiert und nachvollziehbar (steht im Text), was ist daran so schwer zu verstehen? Denken Sie wirklich ihre Eltern oder Geschwister würden jetzt sagen: “Das finden wir aber blöd, dass der Park jetzt ausgerechnet nach der Charlotte benannt wird, wir hätten das doch auch verdient.”?
Aber klar: Während man in Deutschland kein Problem damit hat, Jahrzehnte durch einen Park zu spazieren, der nach einem glühenden Nazi und NS-Funktionär benannt ist, geht’s los mit dem Mimimimi, wenn die Namensgeberin eines der Opfer werden soll. Die müsste sich dann irgendwie „auszeichnen“, wie Haruko meint und Daniela findet diesen Kommentar auch noch hilfreich. Und am Ende solls dann ein „Friedenspark“ werden.
Ich musste mich echt schon lange nicht mehr so viel fremdschämen.
Hthik
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@Burgweintinger 12. Juli 2024 um 13:32
Danke. Ja, sowas könnte man vermuten, wenn man besonderes Insiderwissen hat, etwa den Artikel gelesen.
Daniela
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@ Lenerl
Was ist denn so widrig, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, , soweit mir erinnerlich, ca. 60 Millionen Opfer desNationalsozialismus unddes2. WK, verschiedenster Nationen, Religionen und Weltanschauungen, Opfer des deutschen und internationalen Widerstandes, Zwangsarbeiter, Beteiligten der Armeen, die in den Krieg involviert waren und schlussendlich den Krieg unter Einsatz Ihres Lebens beendet haben?
Und Friedenspark könnte eine wichtige Ermahnung sein, gerade in Zeiten, wie diesen? Sorry, ich finde daran nichts zum Schämen.
Wilfried Süß
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@ lenerl
Sie sind mir mit Ihren Kommentar zuvorgekommen. Ich sehe es genauso: Durch eine konkrete Person aus der Mitte der Stadtgesellschaft, stellvertretend für alle Vergessenen und Unbekannten, die Greuel dieser Zeit an diesem friedlichen, schönen Ort öffentlich bewusst zu machen.
Aus meiner Kindheit und Jugendzeit sind mir der Park und seine Umgebung vertraut. Es wird höchste Zeit, den zwar eingeschliffenen, aber unwürdigen Namen jetzt zu tilgen.
Lenerl
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@ Daniela:
Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, warum ein „Friedenspark“ besser erinnern oder ermahnen sollte, als ein Park, der nach einem der Opfer benannt ist, das exemplarisch für all die anderen steht. Nicht umsonst nutzt man heutzutage überall das „storytelling“.
Für mich klingt „Friedenspark“ so, als hätten wir irgendwas aus der Geschichte gelernt. In (für mich noch nicht genau einschätzbaren, mehr oder weniger) weiten Teilen der Bevölkerung (heute auch wieder: Volk) sehe ich das aber nicht. Daher irritiert mich der Reflex, eine Individualisierung der Geschichte(n) des Dritten Reichs sowohl auf der Täter-, als auch auf der Opferseite, abzulehnen. Der kommt eigentlich immer, wenn es darum geht, Taten und Menschen im ganz konkreten Umfeld (im eigenen Dorf, in der eigenen Stadt, in der eigenen Familie/ Verwandtschaft,…) konkret zu benennen. Ja, manche finden heutzutage gar, man könne das Thema langsam mal abschließen, ist ja lange her und was haben wir eigentlich noch damit zu tun!?
Ich habe auch lange Zeit ganz abstrakt aller möglichen Dinge „gedacht“ (im Sinne des Gedenkens). Aber dann hab ich mir irgendwann gedacht (im Sinne des Denkens): Mensch, ich weiß überhaupt nicht, wer „die Nazis“ oder „die Opfer“ vor meiner Haustür oder sogar in meiner Familie eigentlich waren und was sie konkret erlebt haben. Ich hab da auch nie was drüber in der Schule gelernt. Meine Erfahrung ist, dass ich Vieles erst angefangen habe zu verstehen, als ich nach Antworten auf diese Fragen gesucht habe.
Aber erklären Sie mir gerne, warum Sie Charlotte Brandis als weniger geeignet halten, diesem Regensburger Park einen würdigen Namen zu geben und warum „Friedenspark“ die bessere Option sein sollte, der Opfer zu gedenken. Ich lerne ja gerne immer noch dazu.
Grübler
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Die Regensburger CSU wieder.
Im Herzen halt doch rückständige Rechtskonservative. 😂
Aschupark wäre schön:
Antifaschistischer Schutzpark 😂
Hthik
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@Lenerl 14. Juli 2024 um 13:21
“Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, …”
Je abstrakter, desto weiter der Opferbegriff. Weil es wichtig ist, dass auch der brave Wehrmachtssoldat doch bloß ein Verführter war: Sein Leben – Pflichterfüllung bis zum Untergang.
Dass es irgendwie zur Naziherrschaft gekommen ist, dass diese Soldaten auch Bürger waren, die zu einem Großteil die Nazis und andere nationalistische. militaristische und autoritäre Parteien unterstützt haben, dass der Antisemitismus weit anerkannt war und er und die Rassenlehre als ernsthafte wissenschaftliche Forschungsprogramme galten, ist ja nicht wichtig. Weil ich glaube, die wollten alle gar nicht die Leute an der Macht, die sie da wählten. Das waren nur missverstandene Protestwähler und so sind eigentlich die SPD und die paar demokratiefreundlichen Kleinstparteien schuld, die auf ihren Werten beharrten und nix getan haben, keine Kompromisse machten, um die zurückzuholen. Verbohrte Demokratie- und Menschenrechtsfundis eben. Hätten damals die christlichen Parteien doch nur mit den Nazis eine Regierung gebildet, dann wären die entzaubert worden. Kurz gesagt: die OBin kann man nicht wählen, denn deren Ansichten sind irgendwie schuld am WWII. Soll keiner sagen, das Rechte Studium der Geschichtswissenschaft könne keine Rezepte für das Handeln in der Jetztzeit liefern. Nun Sächsisches Volk steh auf und Sturm brich los!
Daniela
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@ Lenerl
Ich lehne mich jetzt sehr weit aus dem Fenster, selbst auf die Gefahr hin, dass ich unzutreffend dann als Antisemiten abgestempelt werde. Ich widersprechen hier schon einmal ausdrücklich.
Aber, wie wäre es mit Ernst Thälmann oder Rosa Luxemburg, oder Klara Zetkin, oder Weiße Rose Park. Es missfällt mir, dass, geht es um die Opfer des Nationalsozialismus die Juden überpräsentiert werden in Deutschland. Was ist mit den Cinti und Roma, was mit Deportierten aus Tschechien, Polen, Frankreich…., die sehr jung als Zwangsarbeiter nach Deutschland verbracht wurden und auch bis zum Tode gequält und ausgebeutet wurden.
Ich möchte wirklich niemanden zu nahe treten, aber ich habe zu Ihrer Meinung halt eine andere Position.
Wie wäre es, wenn man andere Meinungen erst einmal nachverfolgen würde und sich dann Empörung ausruft.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Hthik
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@Daniela 13. Juli 2024 um 23:51
“Was ist denn so widrig, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, …”
Mey, so sind sie halt, die g’spinnertn Literati. Schauns’s dieser Brecht, nix Gescheites studiert, in irgendwelche Vorlesungen gegangen und dann “Furcht und Elend des Dritten Reiches” verfasst. Wäre er bei der Philosophie geblieben und hätte einen klugen Essay verfasst über das Konzept des Führerkults, dessen Attraktivität im Gegensatz zu den tatsächlichen Wirkungen und den in der passenden Fachzeitschrift veröffentlicht, dann hätte er vielleicht was erreichen können.
“Ich weiß, für Sie ist das alles out: Sozialismus, Revolution, der Kampf um eine gerechtere Gesellschaft. Aber wieso eigentlich?”
Wolfgang Theine
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In der Sache stimme ich Lenerl uneingeschränkt zu, auch wenn ich das mit dem “Fremdschämen” dann doch sehr übertrieben finde.
Auch dem Kommentar von Herrn Süß zolle ich Beifall und hoffe, dass die CSU Fraktion ( die schon wieder! ) doch noch über ihren Schatten springt.
Wollte man der Argumentation von Daniela folgen, müsste man auch die mit individuellen Namen versehenen “Stolpersteine” in Frage stellen.
Und die Aussage, ” das bezüglich des Gedenkens an die Opfer des NS Regimes die Juden überrepräsentiert seien, finde ich schon mehr als grenzwertig.
Bei 6 Millionen waren sie auch als Ermordete überrepräsentiert.
Günther Herzig
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Daniela
14. Juli 2024 um 15:12 | #
Das nennt man mal ein Outing! Warum sollten auch Juden und Israelis überrepräsentiert sein. Sie waren ja nur 1000 Jahre betroffen und 1000 Jahre vorher und jetzt schon wieder, ohne dass ein Ende absehbar wäre.
Hthik
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@Daniela 14. Juli 2024 um 15:12
“Aber, wie wäre es mit Ernst Thälmann oder Rosa Luxemburg, oder …”
Rosa Winkel.
“… Klara Zetkin, oder Weiße Rose Park. Es missfällt mir, dass, geht es um die Opfer des Nationalsozialismus die Juden überpräsentiert werden in Deutschland. Was ist mit den Cinti und Roma, was mit Deportierten aus Tschechien, Polen, Frankreich…., die sehr jung als Zwangsarbeiter nach Deutschland verbracht wurden und auch bis zum Tode gequält und ausgebeutet wurden.”
Was soll’s denn jetzt sein und warum?
Ich würde jetzt nicht darauf schwören wollen, dass die Lehranstalt für höhere Töchter da war, wo das Von-Müller ist, aber mir ist der historische Bezug gut genug.
Schwan68
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@Hthik
“Was ist denn so widrig, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken?”
Eigentlich nichts, trotzdem stört man sich dran.
Hthik, der Frequenz, Vehemenz und dem Umfang Ihrer posts nach scheinen Sie sich ja beruflich mit Meinungsverbreitung zu befassen.
Nur weiter so, wenn’s zum Unterhalt und Ihrem Wohlbefinden beiträgt und außerdem auch noch dem Kampf um eine “gerechtere” Gesellschaft dient.
Störend ist nur, dass Sie stets andere Auffassungen meinen ins lächerliche ziehen zu müssen, weil Sie glauben im Besitz der absoluten Weisheit zu sein.
Aber warum machen Sie das nur hier in diesem lokalen Forum und auch noch anonym? Sie haben das Zeug dazu, die humanistische Bildung und einen geschliffenen Sprachwitz und sind damit sicher zu Höherem berufen.
Nur Mut, gehen Sie an die Öffentlichkeit, schreiben Sie ein Buch , oder so. Man wird Sie erhören und Ihr Kampf wird nicht vergeblich sein.
Daniela
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@Günther Herzig
14. Juli 2024 um 17:16 | #
Ich entgegne 13 Millionen Zwangsarbeiter während der NS Zeit in Deutschland.
Auch in Regensburg gab es sie.
Studi
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Ich muss @Schwan68 leider zustimmen. Auch wenn Hthik oft eine meiner Meinung nach sinnvolle Meinung vertritt, so ist die Art und Weise wie er sie vorbringt oft nicht förderlich für die Diskussion. Ehrlich gesagt ist mir das oft zu geschwollen um dem zu folgen. Nur mal als Anregung für @Hthik.
Ich glaube ein Grund warum Juden oft überrepräsentiert sind, liegt auch daran dass sie eben die Gräuetaten der Nazis am besten repräsentieren. Jeder kann sofort etwas mit Judenverfolgung im dritten Reich anfangen. Die Verfolgung der Sinti und Roma ist den Leuten nicht so präsent. In diesem Sinne könnte man den Name eines Juden sozusagen ein generischer Überbegriff sehen, ähnlich dem Argument pro Friedenspark.
Die Frage die sich für mich stellt ist: Wenn der Park zuvor nicht nach einem Nazi benannt worden wäre, hätte man ihn dann auch nach einer Jüdin benennen wollen? Oder hätte man ihn dann einfach z.B. Kaulbachpark genannt. Den Park nach einer Jüdin zu benennen nur um jetzt etwas gut zu machen halte ich für fragwürdig. Argumente dafür müssten grundsätzlich erklären warum es sinnvoll ist einen x-beliebigen Park nach einem Opfer des Nationalsozialismus zu benennen, finde ich.
Hthik
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@Schwan68 14. Juli 2024 um 17:29
““Was ist denn so widrig, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken?”
Eigentlich nichts, trotzdem stört man sich dran.”
Ich ginge auf die Kampenwand, wenn ich mit meiner Wampen Kant.
Auch hier hilft Kant nicht weiter. Auch wenn man sich nicht dran stört, ist nur ein Park zu benennen. Was soll es also sein? Alle zwei Meter ein anderer Name? Bindestrichgebinde?
Dixi et salvavi animam meam.
Mr. B.
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Zu Schwan68
14. Juli 2024 um 17:29 | #
Das ist das Phänomen der Linken in unseren Parteien.
Bis zum Angriff auf Israel dem Sozialismus hinterherlaufen und dann plötzlich, weil es politisch gut aussieht, plötzlich gegen Putin sein.
Dann umschwenken und gegen Israel sein, obwohl es nach dem Massaker noch viele Geiseln gibt.
Es ist unvorstellbar eine absolut total verlogene Politikvorstellung.
Warum fahren Sie z. B. nicht nach Rußland und fordern die Enteignung von Putin.
Aus meiner Sicht brauchen wir diese Parteien, auch Rechts, bei uns nicht.
Beim Gedenken an die Vorfälle im Nationalismus haben wir eine Pflicht, wogegen es für den Sozialismus andere Länder gibt, in denen man seine geistige Haltung ausleben kann/ könnte.
Hthik
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@Studi 14. Juli 2024 um 19:10
“Ehrlich gesagt ist mir das oft zu geschwollen …”
Das ist leider bereits mein bester Versuch, nicht geschwollen zu schreiben. Sollte mir was Besseres einfallen, schreib ich dies.
“Den Park nach einer Jüdin zu benennen nur um jetzt etwas gut zu machen halte ich für fragwürdig.”
Es macht nichts Vergangenes gut. Es macht, was jetzt ist besser.
Man hätte die Schilder sofort demontieren sollen. Dann wäre da eben derweilen ein unbenannter Park gewesen.
“Argumente dafür müssten grundsätzlich erklären warum es sinnvoll ist einen x-beliebigen Park nach einem Opfer des Nationalsozialismus zu benennen, finde ich.”
Ich nicht, aber wenn wäre mir jeder von den Nazi Ermorderte hinreichender Grund für sich selbst.
BvG
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Eine der Erholung dienende Klein-Parkanlage hinter einer Schrebergartenkolonie ist doch kein Holocaust-Mahnmal. Der Holocaust als Aufstand der Kleingärtner? Mehr Trivialisierung der Shoa geht kaum noch.
thomas otto
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park der opfer des nationalsozialismus!
es wurden nicht nur juden ermordet, sondern auch (damals als “zigeuner”) bezeichnete menschen, zwangsarbeite, psychisch kranke und so weiter und so fort. so oft anonym.
gängiger spruch damals: kartaus, kartaus machs türl auf, der ….kommt im dauerlauf…
es wäre anständig, diesen in rgb gequälten und ermordeten menschen einen friedlichen park zu widmen und der bevölkerung in erinnerung zu rufen.
Hthik
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@Schwan68 14. Juli 2024 um 17:29
“… schreiben Sie ein Buch …”
Ich hatte mir sogar schon einen pfiffigen Titel überlegt, der mein ganzes Leiden, zu schreiben und zu schreiben um die Menschheit zu befreien und unterdrückt zu werden, in zwei Worten, gleichsam als Stoßgebet, ausdrückt. Aber man sagte mir “Mein Kampf” wäre schon vergeben.
Mr. T.
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Die Reaktionen hier zeigen auch, wie wichtig es ist, Opfern (nicht nur des Nationalsozialismus) einen Namen, ein Gesicht, eine Biografie zu geben, die stellvertretend für sämtliche Anonymen Opfer steht. Es erschwert das Verdrängen. Deswegen mögen das viele nicht.
Die bereits erwähnten Stolpersteine erfahren deswegen ja genauso Kritik.
Die gemeinen Bürger*innen verdrängen damals wie heute sehr gerne alles unangenehme, um in Gegenwart des Unangenehmen angenehm leben zu können. Man mag nicht mit Opfern konfrontiert werden. Vor allem nicht, wenn man denen auch sonst mit großer Gleichgültigkeit begegnet und sich nicht dafür einsetzt, ihr Leid zu mindern. Das war schon mit dem Gros der deutschen Bevölkerung in den 30ern so und ist jetzt nicht anders.
Jürgen
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Ich stimme da Mr. T zu, denn die Verdrängung bzw. das Negieren des Dritten Reiches scheint in diesen Tagen wohl zur allgemeinen Gewohnheit bei vielen geworden zu sein.
Selten war Diskriminierung, Ausgrenzung und Homophobie wieder so angesagt.
Der “whatauboutism” anderer Opfergruppen des Dritten Reiches gegenüber ist, wie jeder “whatauboutism” unangebracht und ein leicht durchschaubarer schlechter Stil, um alles abzulehnen wenn man sonst keine Gründe findet.
Mitläufer, Steigbügelhalter und glühende Fanatiker, egal welchen Regimes, haben als Namensgeber nichts verloren. Ehrt man sie, dann ehrt man auch deren Gesinnung.
Schwan68
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@Hthik, 14. Juli um 23:20
Naja, für “Das Kapital” hätte es ja eh nicht gereicht.
Johannes
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Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich will im Park generell absolut Niemandem gedenken und auch nicht an vermeintlich wichtige Persönlichkeiten erinnert werden, egal ob künstlerische, politische oder sonstwen, sondern einfach nur meine GOTTVERDAMMTE RUHE haben vor dem Touristen- und Verkehrswahnsinn in der Stadt. Nennt ihn doch “Oberer Kumpfmühler Park”, dann weiß man auch gleich ungefähr, wo er ist.
Schwan68
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@Johannes
Sehr gute Idee für die Namensänderung.
Jetzt haben Sie sich aber leider als Verdränger und Negierer geoutet, wenn nicht sogar als potentieller Mitläufer und Steigbügelhalter. Da muss man heute schon aufpassen.
Es nutzt auch nichts auf andere Opfergruppen hinzuweisen und damit zu zeigen, daß man sich sehr wohl mit dem Themenkomplex befasst hat und weit davon entfernt ist etwas zu verdrängen oder zu leugnen.
Für Leute wie den Jürgen ist das dann nämlich “whatsaboutism”. Und er durchschaut garnicht, daß das genau der schlechte Stil und das Totschlagwort ist, mit dem aus seiner Blase heraus andere Meinungen diffamiert werden, wenn man keine anderen Gründe mehr findet.
Studi
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@Jürgen
15. Juli 2024 um 09:44
Andere nicht jüdische Opfer als Namensgeber vorzuschlagen ist nicht Whataboutism, da die Missstände im dritten Reich dadurch nicht relativiert werden, falls sie das gemeint haben.
@Johannes
15. Juli 2024 um 10:44
Sie müssen ja nicht über den Namen des Parks nachdenken wenn sie ihn besuchen. Angenommen es hätte einen Herrn Kumpfmühl gegeben, der xy gemacht hat. Darüber haben sie sich ja auch keine Gedanken gemacht, wo der Name herkommt. Es gibt einem nur die Möglichkeit darüber Gedanken zu machen, und wenn man das tut, dann wird man eben an die Gräuetaten des dritten Reichs erinnert.
Abgesehen davon wäre Oberer Kumpfmühler Park auch missverständlich, da es ja mehrere Parks in der nähe gibt, und nicht klar ist ob man DEN oberen Kumpfmühler Park meint oder einen Park im Süden von Kumpfmühl. Die Benennung nach einem Namen ist da deutlich eindeutiger (das ist ja buchstäblich das Konzept von Namen).
Burgweintinger
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Studi, sehe ich genauso! Ich mache mir keine Gedanken über den Fürst Anselm, wenn ich in der F-A-Allee spazieren gehe, nur manchmal, was wohl der Anselm denken würde, dass heutzutag viele Menschen ihn enteignen würden…
Ich finde es gut, wenn Parks einen “richtigen” Namen haben, manchmal macht man ja auch einer Bank im Park eine Pause und lässt die Gedanken schweifen und wer will, kann dann auch mal den Parknamen googeln und kucken, was dahintersteckt, warum nicht?
Hthik
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@Johannes 15. Juli 2024 um 10:44 | #
“… ich will im Park generell absolut Niemandem gedenken …”
Das mit dem Neuralink ist Elon Musk. Der Nachname fängt wie der, der Obin auch mit M an, kann man leicht verwechseln, sind aber unterschiedliche Leute.
Jonas Wiehr
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Wie wär es denn mit “Fürstenpark” oder “Park Thurn und Taxis”. So kriegt das Fleckchen Grün etwas Noblesse, aber jeder Bürgerliche, Arbeiter und Student, jeder Arbeitslose, Bürgergeldempfänger und Migrant darf rein, ohne Eintritt bezahlen zu müssen.
Mist – geht ja nicht, Werteunion, klerikalkonservativ etc. Auch wieder kein unbelasteter Name!
Andrea Mink
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Vielleicht sollte man den Park zu einem Gedenk-Park für alle Regensburger Holocaust-Opfer machen, denn es es gab hier auch viele unrettbare Menschen, die einfach ausgelöscht worden sind.
Mir schwebt ein Skulpturen-Park zum Thema Gedenken an die Opfer vor.
Wilfried Süß
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Die “Umfirmierung” ist im Stadtrat weitgehend schon gelaufen.
Zur Lage des Parks sei für die Jüngeren gesagt: Bis Anfang der 60er Jahre lag vor seinem Zugang von der Augsburger Straße her links das alte Kirchlein Sankt Johannes, für das der dahinter folgende Kohlenhändler den Evangelischen nach dem Krieg einen ehemaligen Lagerschuppen überlassen hatte. Am Ende des Parks war eine Wiese mit dem “Hahnerweiher”. Die Brauerei Kneitinger nutzte das Heu für ihre Pferde und das Eis für die Kühlung der Bierkeller im Sommer. Westlich davon folgten “bis zum Horizont” die Felder des städtischen Guts Königswiesen. Es gab keine Erzbischof-Buchberger-Allee und kein Von-Müller-Gymnasium. Dessen Ursprung war damals noch am Petersweg in dem Bau rechts vom Parkhaus angesiedelt. Es macht also wenig Sinn, in der unmittelbaren Umgebung des Parks nach einem Bezug für die Namensgebung zu suchen. Dass die Namensgebung die Erholungsqualität dort beeinträchtigen könnte, halte ich für psychisch konstruiert.
Burgweintinger
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“Vorher konnte aber Charlotte, die älteste Tochter der Brandis, die Auswirkungen des
nationalsozialistischen Regimes bereits selbst erfahren. In ihrem Schülerakt wurde
vermerkt:
„Auf Veranlassung des Herrn Oberbürgermeister der Stadt Regensburg am 04.11.1936
aus dem Städtischen Mädchenlyzeum ausgeschieden“
1
Am 2. April 1942 wurde die gesamte Familie zusammen mit der Großmutter und über 100
weiteren Regensburgern aus der Stadt gebracht. Sie durften jeweils einen Koffer, eine Bettrolle
und einen Rucksack mitnehmen – in ihre neue Heimat im Osten, wo sie künftig unbehelligt
leben und arbeiten können – diese Lüge wurde ihnen zugemutet. Überdies mussten sie für
diesen Transport in ihren Tod auch noch die Fahrtkosten übernehmen – 50 Reichsmark pro
Person!
1
Vgl. Broschüre zur Geschichte des Von-Müller-Gymnasiums in den Jahren 1933 bis
1936 – Geschichtswerkstatt der SMV des V-M-G; Hrsg. Michael Wabra 1987”
Als Quelle stand zur Verfügung:
Wittmer Siegfried, Regensburger Juden – Jüdisches Leben von 1519 bis 1990, Regensburger
Studien und Quellen zur Kulturgeschichte Band 6; Universitätsverlag Regensburg, 2002²
Jürgen
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@Schwan68
@Studi
Es ist kein “whataboutism” wenn man andere Namensgeber vorschlägt, sondern, wenn man so argumentiert, dass man andere Opfer nicht gebührend würdigt und deshalb der Park nicht umgewidmet werden kann oder soll.
Es wird also eine nicht erfüllbare Forderung gestellt, um es grundsätzlich abzulehnen.
Letztlich ist mir der Name egal, sofern damit nicht einem Mitläufer oder gar Mittäter gehuldigt wird. Der diskutierte Vorschlag wäre insofern interessant, weil angeblich ein örtlicher Bezug bestünde.
Es gibt hier einige gute Vorschläge. Man sollte sich halt grundsätzlich Gedanken machen warum man eine Örtlichkeit einen Namen gibt. Stichwort Bezug.
Daniela
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@ Andrea Mink
Die Idee eines Skulpturen- Parks gefällt mir. Sie birgt die Idee, sichtbar und ergreifbar zu machen, wie viele Opfergruppen es gab. Es besteht zudem die Möglichkeit den Opfern Gesichter zu geben. Man könnte sich dadurch damit auseinandersetzen, dass auch unschuldige Kleinkinder, Kinder und Jugendliche in den Tod geschickt wurden.