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Polizei ermittelt

Nächtlicher Aktivismus nervt Stadt Regensburg: Illegale Bänke und ein Fake-Fahrradweg

Als verantwortungslos und gefährlich bezeichnet die Stadt einen gefakten Radweg, den Unbekannte in der Nacht zum Montag auf die Auffahrt zur Nibelungenbrücke gemalt haben. Doch nicht nur deshalb ermittelt die Polizei.

Kein Fahrradweg: Unbekannte haben in der Nacht zum Montag mit einer “Kunstaktion” an der Kreuzung Weißenburgerstraße/Adolf-Schmetzer-Straße gegen die dortige Verkehrsführung protestiert. Foto: Forderungskampagne Regensburg

Die Stadt Regensburg scheint ein wachsendes Problem mit nachtaktiven Aktivisten zu haben. Bei der Luxustoilette am Schwanenplatz (Kosten: rund 900.000 Euro) wurde binnen kürzester Zeit gleich zwei Mal Ersatz angebracht für die Sitzbank, die vor bald einem Jahr entfernt wurde, um Obdachlose davon abzuhalten, in dem Wartehäuschen zu nächtigen.

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Ende Juni schlug ein selbsternannter „Mitternachtsbauhof“ zu und schraubte kurzerhand eine neue Holzbank an die vorhandenen Bohrlöcher. Nur wenige Tage später, in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli griffen die „Architekturfreund*innen“ zu handfesten Mitteln und zementierten eine kleines Bänklein auf den Untergrund. Es war bereits der dritte Versuch, Ersatz zu schaffen für die verschwundene Bank. Schon im vergangenen Jahr hatten Unbekannte ein Palettenbett im Wartehäuschen hinterlassen.

Bänke wegschrauben hui, Bänke hinschrauben pfui

Während die städtischen Mühlen bei der Suche nach einem offiziellen und eigentlich auch versprochenem Ersatz für die Sitzbank eher langsam mahlen – derzeit befänden sich zwei Varianten für eine neue Sitzgelegenheit „in Prüfung“, Abschluss unklar, Kosten ebenso, heißt es auf Nachfrage – ist man mit dem Entfernen unaufgefordert angebrachter Alternativen nicht nur relativ schnell, sondern reagiert auch recht rigoros. Man habe beide Fälle zur Anzeige gebracht und ein Bußgeldverfahren gegen Unbekannt eingeleitet, so eine Sprecherin.

Festzementiert: das kurze Bankvergnügen beim Luxusklo am Schwanenplatz. Foto: Regensburger Architekturfreund*innen

Deutlich schärfer fällt nun die Reaktion auf einen Fahrrad- und Fußgängerüberweg aus, den „engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger“, so die Selbstbezeichnung, an der Kreuzung Weißenburgerstraße/ Adolf-Schmetzer-Straße in der Nacht zum Montag über die Auffahrt zur Nibelungenbrücke gepinselt haben. „Diese Aktion ist verantwortungslos und stellt einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr dar“, so die städtische Pressestelle. Die Polizei ermittelt.

Kritik an „gefährlicher Radwegführung“

Die unbekannten Aktivistinnen von der „Forderungskampagne für Regensburg“ sprechen ihrerseits von einer „Kunstaktion“, um auf die „gefährliche Radwegführung“ an der Kreuzung hinzuweisen. „Radfahrende müssen auf der Straße zwischen Lkw und Bussen fahren und zuvor erst einmal die Abbiegespur kreuzen. Erst vor kurzer Zeit ist in Leipzig eine Radfahrerin von einem Lkw überfahren worden, als sie an einer Straße mit ähnlicher Verkehrsführung fuhr“, heißt es in einer per E-Mail verschickten Erklärung.

Anlass des Protests seien aber auch die Planungen für das neue Parkhaus auf dem Parkplatz Altes Eisstadion am Unteren Wöhrd, mit denen die Stadt „einmal mehr Millionen für den motorisierten Individualverkehr“ verschwende. „Das Geld können wir brauchen um die Mobilitätswende zu gestalten, die wir dringend brauchen um von der hoch gefährlichen Verschmutzung unserer Atmosphäre weg zu kommen“, schreiben die Unbekannten. „Wir haben ja schon ein leer stehendes Parkhaus. Wie viele Parkhäuser braucht es denn noch, bis wir merken, dass wir Stahlbeton nicht essen können?”

Stadt: Übergang über diesen Kreuzungsast „nicht möglich“

Tatsächlich gab es vor etlichen Jahren noch die Möglichkeit für Radler und Fußgängerinnen, die Nibelungenbrücke an dieser Stelle direkt zu überqueren. Doch weil es sich bei der Achse „Weißenburgstraße – Nordgaustraße“ um „eine der wichtigsten ÖPNV-Routen im Stadtgebiet“ handelt, wie die Stadt mitteilt, und wohl auch für den motorisierten Individualverkehr, sei ein solcher Übergang über diesen Kreuzungsast „nicht möglich“. Dies sei schon mehrfach von Ingenieurbüros geprüft worden.

Von den Aktivistinnen wurde zusätzlich ein Hinweisschild angebracht. Foto: Forderungskampagne Regensburg

Und so müssen Fußgänger zwei bis drei Ampelphasen in Kauf nehmen, wenn sie von der Adolf-Schmetzer-Straße Richtung Ostentor wollen. Radfahrer aus dem Stadtosten können über eine mittige „Umweltspur“ einfädeln und in diese Richtung fahren. Die Stadt spricht in diesem Zusammenhang von einer „Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger“, die man dort durch verschideene Maßnahmen in den letzten Jahren umgesetzt habe.

Straftatbestände werde geprüft

Apropos Verkehrssicherheit, die unbekannten Aktivisten haben ihre Kunstaktion mit einem Schild versehen: „Kein Übergang für Fußgänger und Radfahrer”, ergänzt um den Hinweis „Hier könnte aber einer sein”.

Das wurde zwischenzeitlich entfernt, ebenso wie der aufgemalte Überweg weggefräst wurde. Ob neben dem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr weitere Straftatbestände erfüllt wurden, werde durch die Polizei geprüft, so die Stadt Regensburg.

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Kommentare (12)

  • Harry

    |

    Diese Kreuzung ist eine Zumutung für Radfahrer (allein der Stress, dass man nicht von Norden nach Süden fahrend von den Rechtsabbiegern erwischt wird, weil der Radübergang so schön versetzt ist). Danke an die “engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger”.

  • Markus Feilner

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    Kommentar gelöscht. Bitt nicht irgendwelche Vermutungen über angeblich verantwortliche Personen hier im Forum anstellen. Es laufen polizeiliche Ermittlungen.

  • Schwan68

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    @Harry
    Für wen diese Situation “Stress” bedeutet, der sollte nicht am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen.
    Viel zu oft sehe ich dort von der Brücke herabkommende Radfahrer, die ohne nach links oder rechts, geschweige denn nach hinten schauend einfach über die Adolf-Schmetzer-Strasse rasen.
    Das sehe ich übrigens nicht nur an dieser Kreuzung. Was hindert eigentlich Radfahrer daran, diesen für sie potentiell gefährlichen Verkehrssituationen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken?

  • bKant

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    Geht’s der Subversion gut, geht’s uns allen gut.

  • Reg

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    Gleich mal vorweg: Ich bin kein Fan solcher Aktionen und finde das verantwortungslos.
    Allerdings zeigen die verschiedenen Beispiele etwas:
    Die Stadt wird derzeit so schwach verwaltet und geführt wie noch nie. Verschiedene Millionenprojekte werden ungeprüft in das Stadtbild gestellt, ob das jeweilige Projekt hinterher angenommen wird oder nicht, bleibt ein Roulettespiel.
    Die Stadt müsste endlich mal in Erfahrung bringen wer hier was benötigt wird und wie man dieses erreichen kann. Es braucht endlich mal eine vollumfängliche Datenerhebung und dann ein daraus resultierendes Konzept. Während weiter Zeit vergeht, spielt man sich mit nicht funktionierenden Einzelprojekten wie dem Parkhaus am Galgenberg, der Stadtbahn oder sonstigen am Ziel vorbei geplanten Unsinn und verbrennt gutes (Steuer-) Geld…

  • Informant

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    Wäre schön, wenn die Polizei Unfallstatistiken für Radfahrer liefern könnte, welche diese Kreuzung von Ost nach West überqueren. Laut Untersuchungen zu dem Thema und laut erfahrenen Radfahrern ist die aktuelle Radverkehrsführung zwar nicht gefühlt, aber tatsächlich sicherer. 1) Die Radfahrer sind im Blickfeld der anderen Verkehrsteilnehmer 2) Geradeaus fahrende Radfahrer fahren nicht rechts von Rechtsabbiegern — allerhäufigste (gelegentlich tödliche) Unfallursache.

    Die aufgemalte Variante ist (bzw. wäre) nicht sicherer als die aktuelle Lösung, im Gegenteil.

  • Informant

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    @Schwan68 “Viel zu oft sehe ich dort von der Brücke herabkommende Radfahrer, die ohne nach links oder rechts, geschweige denn nach hinten schauend einfach über die Adolf-Schmetzer-Strasse rasen.”

    Schauen Sie nach links und rechts, wenn Sie bei Grün mit dem Auto geradeaus über die Adolf-Schmetzer-Strasse rasen (ja rasen – ich gehe davon aus, Sie sind nicht langsamer als die Radfahrer). Wenn nein, warum nicht und warum sollte das dann ein Radfahrer tun, der geradeaus bei Grün über die Adofl-Schmetzer-Strasse fährt?

    Bitte konkret antworten und kein Whataboutism, dann folgt vielleicht sogar ein Erkenntnisgewinn.

  • kasernenviertler

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    gleiches wenn man von burgweinting kommt und auf höhe ostangente in die bajuwarenstraße möchte.
    legal muss man an 3 x an der ampel stehen bleiben

  • Studi

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    Der Radweg wie von den Demonstranten gezeichnet ist leider der falsche Ansatz. Das Radweg der Zukunft verläuft nicht rechts und links an der Straße entlang, sondern sollte so gut wie möglich unabhängig davon sein. Die Niederlande mach es vor. Die jetzige Verkehrsführung geht schon eher in die richtige Richtung. Die Fahrradfahrer sollen sich schon vor der Ampel richtig einordnen und so eine unnötige Fahrradampel verhindern. Sinnvoller wäre die Frage ob man nicht den rechten Fahrstreifen bis zum Ostentor zum Fahrradstreifen macht, um das Konzept mal einen Schritt weiter zu denken. Dadurch kann der Radverkehr effektiver gelenkt werden. Ich bin deswegen auch Befürworter lieber an einer Straßenseite einen zweispurigen Fahrradweg zu haben als auf beiden Seiten einen einspurigen. Dadurch benötigt man weniger Fahrradampeln und kann Fahrradampeln auch effizienter schalten (grüne Welle). Den Preis den man dafür zahlen muss ist eben, dass man ab und zu erst die Straßenseite wechseln muss, um auf den Fahhradweg zu kommen.

  • thomas otto

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    ich kann die erfahrungen von schwan68 bestätigen.
    @informant:
    hier in rgb findet keine etappe der tdf statt. und dass es der gesundheit durchaus zuträglich ist, an solch hoch frequentierten kreuzungen mal das hirn einzuschalten.
    sie wissen doch ganz genau, dass es genügend verkehrsteilnehmer gibt mit erwörbener rotgrün-schwäche, chronischer überforderung und rücksichtslosigkeit. egal welche fortbewegungsart.

  • Schwan68

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    @Informant
    30kmh mit dem Auto sind was anderes 30kmh mit dem Rad.
    Und natürlich hat gerade in einem Kreuzungsbereich das gesamte Verkehrsumfeld meine Aufmerksamkeit. Und natürlich achte ich schon am Beginn des Gefälles darauf, ob sich auf dem Radweg ein Fahrradfahrer befindet.
    Machen Sie das nicht, wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind? Haben Sie vielleicht gar keinen Führerschein? Das würde Ihre Fragen erklären.
    Aber für den Erkenntnisgewinn: Als Autofahrer muss ich an dieser Kreuzung von Norden kommend bei Grün nicht damit rechnen, dass mir von links oder rechts ein Fahrzeug in die Quere kommt.

  • Hobbyrichter

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    Ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr (315b StGB) setzt eine konkrete Gefährdung von Leib oder Leben oder Sachen von bedeutendem Wert voraus. Konkret heißt, dass schon fast was passiert sein muss. Dazu lese ich hier nicht, da dürfte also nichts dran sein. Aber eine Sachbeschädigung an der Straße liegt wohl vor.

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