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Schildbürgerstreich

Nach Stürzen und viel Kritik: Bayernhafen Regensburg baut Barrieren am Uferweg zurück

Tiefe Rinnen im frisch asphaltierten Uferweg der Donaupromenade sorgten für Kritik, Berichterstattung und Stürze. Jetzt hat der Bayernhafen reagiert und die Hindernisse zurückgebaut. Auf Fragen bleibt man schmallippig.

Braucht’s das? Der Bayernhafen machten den Uferweg kurzzeitig zum Hindernisprarcour. Foto: privat

Die einen würden es als Hirschauer Stückl bezeichnen, andere als Schildbürgerstreich. Für Bernadette Dechant ist es „schlichtweg ein Wahnsinn“, was sich der Bayernhafen Regensburg entlang der frisch asphaltierten Uferpromenade zwischen Donaulände und Marina-Quartier geleistet hat – und nun nach nicht einmal einer Woche wieder zurückbaut. „So geht der Freistaat mit unseren Steuergeldern um“, ärgert sich die CSU-Stadträtin. „Sind da lauter Blöde am Werk?“

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Ein Blick zurück. Anfang März verkündete der Bayernhafen stolz, dass die komplette Asphaltierung des Uferwegs in Kürze abgeschlossen ist. „Mit der ansprechenden Gestaltung (…) wird dieser für Kreuzfahrttouristen aus aller Welt sowie für die Radfahrer und Fußgänger aus dem benachbarten Quartier aufgewertet“, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung.

Sturz beim Fototermin

Doch Fußgänger und Radler wunderten sich, als sie Anfang der Woche den fast fertigen Weg nutzen wollten. Dort fanden sich mehrere tiefe und gepflasterte Rinnen. Stolperfallen für ältere Fußgänger und Kinder. Für ältere Menschen mit Rollstuhl oder Rollator ein schwer zu bewältigendes Hindernis, weil sich die kleinen Räder verkanten, und für Radfahrer eine ernsthafte Gefahr.

Als die Mittelbayerische Zeitung am Dienstag wegen Hinweisen einer Radfahrerin vor Ort ist, kommt es laut dem Bericht während des Fototermins zum Sturz einer Radlerin. Ein ältere Dame konnte demnach gerade noch absteigen.

Die Rinnen sind offensichtlich nicht zur Regenwasserableitung gedacht. Zur Donauseite hin sind sie zugemauert. Das teilte am Dienstag der Bayernhafen genau der MZ auch noch genau so mit. „Bei den Querrinnen am Uferweg handelt es sich um Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduktion für Fahrzeuge aller Art in diesem verkehrsberuhigten Bereich.“

ADFC, Stadträtin und Stadt intervenieren

Seitdem ist einiges passiert. Mehrere Radfahrerinnen haben sich beschwert – bei unsere Redaktion und anderen Medien. Regine Wörle vom ADFC schrieb einen geharnischten Brief an die Hafenverwaltung und wies auf die fehlende Barrierefreiheit und mehrere Fahrradstürze hin, von denen ihr berichtet wurde.

Auch Bernadette Dechant wurde aktiv, wandte sich an Bürgermeisterin Astrid Freudenstein und Planungsreferent Florian Plajer. Und die Stadt Regensburg verwies in einem Statement zwar auf die Zuständigkeit des Hafens für den Weg, kündigte aber an, auf die Verantwortlichen dort zuzugehen.

Rückbau mit fragwürdiger Begründung

Nun, am heutigen Donnerstag, wurden die Rinnen entfernt und wurden durch gepflasterte Streifen ersetzt. Gegenüber unserer Redaktion versucht eine Sprecherin des Hafens, die akribisch gepflasterten Rinnen als verkehrsberuhigende Maßnahme während der Bauarbeiten zu verkaufen. Mehr oder weniger. Man bleibt sehr schmallippig.

Es hätten doch (seit heute entfernte) Schilder darauf hingewiesen, das die Nutzung des Uferwegs während der Bauarbeiten für Fußgänger und Radler verboten sei, heißt es denkbar schmallippig.

Dass die Rinnen aber nur während der Bauarbeiten gedacht waren, ist aber angesichts der aufwändig zementierten Pflasterung und des kurzen Zeitraums, für den sie existierten, kaum glaubwürdig.

Nach nicht mal einer Wochen wurden aus den Rinnen Streifen. Fotos: privat

Auch die Stadt Regensburg teilt mit, dass der Hafen nach Rücksprache nun Änderungen vorgenommen habe, sprich: Man hat die Stolper- und Sturzfallen durch optisch auffällige, aber ungefährliche gepflasterte Streifen ersetzt.

Das ist übrigens genau das, was Klaus Wörle vom ADFC als Maßnahme zur Geschwindigkeitsbegrenzung vorschlägt – nicht nur für Radler, sondern auch für Taxis, Busse und Lieferfahrzeuge, die den Uferweg nutzen. „Dass solche optischen Barrieren wirken und abbremsen, ist belegt.“

Schaut der Hafen nur auf sich?

Wörle bedauert, dass der Hafen „augenscheinlich nur auf seine Interessen schaut und macht, was er will“. Schließlich sei auch der Bayernhafen Teil der Stadtgesellschaft und wirke in diese hinein. „Das sollte ein Geben und Nehmen sein. Da wäre mehr Gesprächsbereitschaft gefordert.“

Wörles Befürchtung: Mit der aktuellen Haltung werde es schwer, die notwendigen Radvorrangrouten in Richtung der Schwabelweiser Brücke umzusetzen. Seit Jahren liefen entsprechende Bemühungen nach einer passablen Querung durchs Hafengebiet ins Leere. Der Hafen fordere nur, gebe aber kaum etwas zurück.

Bernadette Dechant, die als Sprecherin der Bürgerbewegung Hohes Kreuz immer wieder mit dem Hafen im Clinch liegt, wird noch deutlicher. „Denen sind wir doch vollkommen wurscht.“ Doch zumindest sind die Rinnen jetzt weg – unmittelbar bevor mehrere Kreuzfahrtschiffe beim Donaumarkt anlegen und teils gebrechliche Touristen den Uferweg in Beschlag nehmen. Zum Teil mit Rollatoren.

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Kommentare (7)

  • Hoppala

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    Den Hindernisprarcour finde ich praktisch, schließlich können sich die Touris gleich beim Aussteigen von den Schiffen auf die kaputten Regensburger Straßen und Wege einstellen.

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  • growth mindset

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    Wer macht den sowas? Vermutlich ist das ein neuer Fall für die „Schilda-Response-GmbH“ im Satire-Sketch von Gerhard Polt „Responsabilist“ 😊
    Unglaublich! Da wird ein E-Scotter mit seiner geringen Bodenfreit ohne Vorwarnung (Warntafel) zum „Auweh-Roller“.

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  • Jakob Friedl

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    Ich habe neulich einen voll besetzen Schiffstouristenbus beobachtet, der sich bedenklich schaukelnd im Kriechtempo teilweise seitlich an einer Radlstopperrinne vorbei tastete – ohne stecken zu bleiben. Allerhöchte Risikostufe an der Ufermauer! Ich habe ein wenig gefilmt wie Fuß- und Radverkehr mit den Todesstreifen zurechtkommen, diese absurde Schwerlast-Szene jedoch leider nicht im Kasten :-)
    Der Bayernhafen hat anscheinend etwas gegen Radrouten… Die Uferprominade muß jedoch barrierefrei gestaltet sein.

    Ein bisschen etwas zu stadtteilverbindenden Hauptradrouten, Grünkorridoren, Erholungs- und Ausgleichsflächen im erneut erweiterten und in Aufstellung befindlichen B-Plan Sondergebiet Hafen:
    Die an der Donaulände verlaufende Radlroute soll(te) entsprechend dem geplanten Hauptradroutennetz und dem Stadtentwicklungsplan 2040 eigentlich weiter zur Schwabelweiser Brücke führen und dort auf die andere von der Straubingerstraße kommende Hauptradroute treffen. Entlang der Donau liegen auf einem Teilstück jedoch ungenutzte Gleise, die der Bayernhafen nicht für einen Radweg aufgeben will. (Dahinter wurde eine große Logistikhalle gebaut, die weiteren Schwerlastverkehr über den Auweg abwickelt.) Die Fahrradverbände und der Bund Naturschutz fordern in ihren Einwendungen zu den B-Planaustellungen Sondergebiet Hafen nicht nur die Umsetzung der Radrouten sondern auch freien Zugang zur Donau. Zwischen Auweg und Straubingerstraße soll(te) die Hauptradroute 17 durch einen Grünkorridor, bzw. eine Ausgleichsfläche führen. (siehe: Rahmenplan Innerer Osten, Beschluß zum Radwegelückenschluss, B-Plan 147-1, Hauptradroutennetz) Der für dieses Gebiet 2015 aufgestellte B-Plan 147-I sah vor, dass die Stadt zwischen Auweg und Straubingerstraße Grundstücke an der Bahnlinie erwirbt oder sich Wegerechte sichert. Der 2014 aufgestellte B-Plan 147 wurde 2019 mit dem ersten Aufstellungsbeschluss B-Plan -274 Sondergebiet Hafen einverleibt. Bis 2024 wurden die Ziele des bis dahin nach wie vor in Aufstellung befindlichen B-Plan 147-1 jedoch offenbar vernachlässigt – denn zwischenzeitlich konnte der Bayernhafen die Grundstücke erwerben und eine Firma Container in den Grünstreifen stellen. Zwei Reihen Bäume wurden nicht gepflanzt, nur gerodet. Es war unmöglich von der Verwaltung Auskünfte zur Umsetzung der Planungsziele erlangen, über dieses Thema zu debattieren oder einen Ortstermin zu vereinbaren. 2024 wurde im Rahmen der erneuten B-Planaufstellung zum erweiterten Sondergebiet Hafen die Untätigkeit der Stadtverwaltung “geheilt” indem der B-Plan 147-1 nachträglich aufgehoben wurde. Pläne zu Grünkorriror und Radweg fehlen nun im Aufstellungsbeschluss zum Sondergebiet Hafen – sind jedoch als Planungsziele schriftlich erwähnt.

    Ich bin gespannt, ob und wie es der Stadt im Rahmen der B-Planaufstellung Sondergebiet Hafen doch noch gelingt die Radwege, Grünkorridore und den freien Zugang zur Donau im erweiterten Sondergebiet Hafen durchzusetzen.

    Der mitten im Stadtgebiet gelegene Bayernhafen müßte dazu seine Einstellung zur Stadt und ihren Bewohnern gründlich ändern: Mittlerweile werden sogar die Arbeiter vom Containerterminal von der Bayernhafenaufsicht vertrieben, wenn sie am Donauufer beim Wäldchen sitzen und ein Feierabendbier trinken wollen.)

    Mehr zur B-Planaufstellung Sondergebiet Hafen: https://ribisl.org/sondergebiet-hafen/

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  • Fußgänger

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    wenn man vorher auf Schotterweg unterwegs war und von rasenden E-Bikes beträgt würde. Stellt sich die Frage Teerstraße ohne Geschwindigkeits Begrenzung…..auf in den Kampf ihr armen Fußgänger

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  • Lol

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    Der Bayernhafen sollte echt mehr für die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern machen! Auf dem Weg in die Arbeit kommt es dort des öfteren vor, dass mich auf dem Fahrrad die LKWs mit 50-60km/h überholen und meist keine 1,5m Abstand! Ein Radweg würde die Gefahr um einiges reduzieren.

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  • Fahrrad

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    @Lol
    Vorsicht mit dem Wunsch nach “Radwegen”!! Wenn nicht wirklich Platz dafür ist, werden schmale, sogenannte “Schutzstreifen” angelegt, die man dann benutzen MUSS – es wird in Folge noch knapper überholt, weil alle glauben, dass du den Streifen schon nicht verlassen wirst.

    Was oft hilft: Mehr Abstand zum Straßenrand, etwas weiter links fahren. Dadurch wird i.d.R. vorsichtiger überholt und man kann notfalls nach rechts ausweichen, wenn’s zu eng wird.

    Radwege, Radstreifen, Schutzstreifen sind in erster Linie dazu da, den Autoverkehr zu ‘entstören’ und gehen oft auf Kosten der Radfahrer (schlechte Oberfläche, kein Winterdienst, Umwege, doppelte Wartezeit an Ampeln, erhöhte Gefahr an Kreuzungen, Falchparker, unaufmekrsame Fußgnäger, Mülltonnen, Werbetafeln, …)

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  • Michinga

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    300 Rinnen ersetzen eine Stadtbahn!

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