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Reaktion

Nach Kritik: Bistum ändert strittige Veröffentlichung zu Stolperstein

Nicht direkt, aber doch unmittelbar hat das Bistum Regensburg auf Kritik der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) reagiert. Eine Veröffentlichung anlässlich der Verlegung eines Stolpersteins für das Euthanasieopfer Anna Walter auf der Bistumshomepage wurde zunächst von der Seite genommen. Einige Stunden später erschien dann eine geänderter Fassung, in der die kritisierten Passagen fehlen.

Kurz nach Bekanntwerden der Kritik nahm das Bistum seine Mitteilung zunächst komplett von der Seite.

Wie berichtet, hatte die VVN Bischof und Bistum zuvor vorgeworfen, „perfide und geschichtsvergessen“ zu agieren und NS-Unrecht zu verharmlosen.

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Im Nachgang zur Verlegung eines Stolpersteins für Anna Walter in der Wöhrdstraße, wo auch Bischof Rudolf Voderholzer einige Worte sprach, hatte das Bistum am Mittwoch zunächst eine Mitteilung veröffentlicht, in der ein direkter Bogen zwischen den Behinderten- und Krankenmorden während des Nationalsozialismus hin zu Schwangerschaftsabbrüchen heute geschlagen wurde.

Wörtlich hieß es:

„Bereits zu einer T4-Gedenkveranstaltung im Bezirksklinikum Regensburg am 4. November 2015 betonte Bischof Rudolf vor Vertretern der Politik: ‚Beim Gedenken der menschenverachtenden Ereignisse der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland dürfen wir nie den Fehler machen und uns, die wir in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat leben, eine vermeintliche Immunität gegenüber den Mechanismen und Konsequenzen zusprechen, die unter einem derart grausamen Terrorregime möglich waren.‘

Seit vielen Jahren nimmt Bischof Dr. Voderholzer am Berliner ‘Marsch für das Leben’ teil. Dort rief er bereits 2017 dazu auf, die im Grundgesetz festgeschriebene Würde jedes Menschen ‚von seinem ersten Augenblick bis zum letzten Atemzug‘ zu verteidigen. Dabei spiele es keine Rolle, ‚ob der Mensch den Erwartungen anderer entspricht oder nicht‘.
Gerade heute, so der Bischof, erhalten Menschen mit Behinderungen so viel Fürsorge wie niemals zuvor in der Geschichte. Doch bei ungeborenen Kindern gebe es eine ‚unbarmherzige und gnadenlose Selektion.‘ Neun von zehn Embryonen mit Down-Syndrom würden abgetrieben, eine Selektion, die nunmehr am Lebensanfang stattfindet, kritisierte Bischof Rudolf.“

Diese Lesart verharmlose nicht nur das Unrecht des NS-Regimes, so die VVN in einer gestern veröffentlichten Reaktion. Es „dämonisiert und diffamiert Frauen, die Schwangerschaften abbrechen und Ärztinnen und Ärzte, die Abbrüche vornehmen“, heißt es weiter. „Solche Anfeindungen muss sich niemand gefallen lassen.“

Rudolf Voderholzer bei der Stolpersteinverlegung für Anna Walter in der Wöhrdstraße. Foto: Herbert Baumgärtner

Auf die Verantwortlichen beim Bistum machte diese Kritik offenbar Eindruck. Während die Mitteilung kurz nach unserem Bericht zunächst nicht mehr erreichbar war, wurde am heutigen Freitag nun die gekürzte Fassung online gestellt. Ein Hinweis auf die vorherige Veröffentlichung und vorgenommene Änderungen fehlt (Hier geht es zum Screenshot der ersten Veröffentlichung, hier der aktuelle Text auf der Bistumsseite.).

Anna Walter wurde am 19. November 1940 zusammen mit 128 weiteren Patientinnen und Patienten aus der aus der Heil- und Pflegeanstalt Kartaus ins oberösterreichische Hartheim deportiert und dort mit Kohlenmonoxid ermordet. Sie war eines von 642 Regensburger Opfern der „Aktion T4“, dem systematischen Massenmord an seelisch, körperlich und geistig behinderten Menschen zwischen 1940 und 41.

70.273 Männer und Frauen fanden durch die „Aktion T4“ den Tod. Mehr als 216.000 wurden insgesamt im Rahmen der Krankenmorde während des Nationalsozialismus umgebracht.

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Kommentare (9)

  • Mr. T.

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    Wie bei allen Fehlern bis Verbrechen durch die katholische Kirche wird auch hier wieder nichts eingestanden und es erfolgt keine Entschuldigung. Es wird nur das nötigste getan, um den Fehler zu vertuschen. So ein Dreckshaufen 💩

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  • Kreszenz

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    Danke an Regensburg Digital dass ihr ein Auge auf das habt, so umfassend darüber berichtet. Da fragt man sich schon: Wo ist da der Rest der Medienlandschaft!!? Na ja, zumindest habt ihr scheinbar eine sehr breite Leser*innenschaft *zwinker*zwinker*

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  • R.G.

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    Es könnte mich wärmen,wenn aus dem Artikel eine journalistische Zusammenarbeit zwischen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und regensurg digital entstünde, so dass man einzelne Namen von Stolpersteinen und Verfolgte noch ohne dieses Denkmal, je in einem Artikel mit einer Biografie vorstellte.
    Gedenken muss wie alles andere erlernt und geübt werden.
    In den Kommentarspalten dieser Beiträge sollten daher nur Worte des Gedenken oder Trostes veröffentlicht werden.

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  • Hthik

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    Wenn man der Argumentation von xy in der anderen Diskussion folgt, war es hier Aigner und er ganz allein, der das bewirkt hat. Auch da holt sich das Bistum einen Punkt, weil es die Leistung von Graf von Galen nicht gar so sehr in den Himmel hebt, wie das früher üblich war. Nicht dass ich ihm grundsätzlich jeden Respekt versagen würde, aber da waren viele, genau weiß man’s nicht und es gab schon Druck von einer beschränkten Öffentlichkeit, den Verwandten und Bekannten. Wo die Kirche nichts getan hat, beruft man sich gerne darauf, es hätte vielleicht die Lage der Betroffenen verschlimmert, siehe die Niederlande. Also so oder so: immer alles richtig gemacht.

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  • Daniela

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    Ich finde es gut, dass das Bistum Vorderholzers merkwürdige Gedankengänge ersatzlos gestrichen hat. Jetzt brauchts nur noch jemanden im Bistum, der Vorderholzer einmal gründlich zur Ordnung ruft und ihm gegebenenfalls mal “das Mundwerk” verbietet, wenn er sich wieder in solchen ‘Gedankenwirrwarr’ verstrickt.

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  • Gscheidhaferl

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    @Daniela
    Das Bistum kann seinem Chef nichts streichen. Er ist vor Ort der unumschränkte Monarch, der bestenfalls einen Rat seiner Untergebenen annimmt. Es gibt in der Kirche auch keinen wirksamen Aufsichtsrat, oder Ähnliches. Die Grundstruktur der katholischen Kirche ist im Kern eine streng hierarchische, mit der Spitze in Rom. Einen Bischof kann nur der Papst zur Ordnung rufen. Und ich denke, der wird hier nicht involviert gewesen sein. Voderholzer wird sich hier schon selbst zurückgenommen haben. Es dürfte aber naiv sein, hier von echter Einsicht auszugehen. Er hat eben die mögliche Angriffsfläche verkleinert.

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  • Ich

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    Solche Äußerungen können auch nur von einem Menschen kommen, der sich für den Nabel der Welt hält. Bischof Voderholzer sollte es Herrn Fuchs gleichtun und ebenfalls seinen Hut nehmen.in meinen Augen ist Herr Voderholzer ein ewig gestriger, der vom heutigen Leben keine Ahnung hat. Und Abtreibungen mit den Morden unter dem Nazi Regime gleichzusetzen. Geschmackloser gehts wirklich nicht mehr

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  • Daniela

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    @Gscheidhaferl
    21. Mai 2023 um 09:29 | #

    Das ist schon richtig, was Sie mitteilten. Aber kann nicht auch das einfache Fußvolk einmal einem ‘Kirchenmonarchen’ gepflegt den Marsch blasen?
    Einsicht bei Voderholzer? Egal, wenn ihm seine Kirchengemeinde davon läuft! Da wird der Herr wohl künftig mehr nach denken müssen, um sich nicht wieder in die ‘ Nesseln zu setzen’. Die katholische Kirche ist immer mehr unter Beobachtung. Tausende haben ihr den Rücken zugekehrt wegen der Missbrauchsfälle und es könnte eine neue Austrittswelle kommen, wenn Voderholzer sich nicht in seinen teils abstrusen Vergleichen und Anschauungen zähmen kann.

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  • Gscheidhaferl

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    @Daniela
    Das Kirchenvolk kann mit den Füßen abstimmen (siehe die dramatischen Austrittszahlen), kann laut opponieren (wie z.T. Wir sibd Kirche, Maria 2.0 etc ) oder versuchen, einen konstruktiven Dialog zu betreiben (Synodaler Weg): Nichts vermag das Selbst- und Weltbild der Fraktion der Kirche zu erschüttern, der Herr Voderholzer angehört. Kritik dringt offenkundig nicht zu ihnen durch, sondern wird selbstmitleidig umgedeutet. Die Kirche mag noch soviel Leid verursacht haben, sie ist per (Selbst-)Definition immer Opfer, niemals Täter. Das eigene Beharren auf den diversen erzkonservativen (im Kern menschenverachtenden) Positionen wird zu märtyrerhafter Standhaftigkeit ‘im wahren Glauben’ verklärt. Teile der Kirche wünschen sich sogar, dass sie sich ‘gesundschrumpfen’ möge. Wir würden sagen, sie betreiben die Umwandlung der Kirche in eine gänzlich irrationale fundamentalistische Sekte. Die Komplexität der Welt, die vielfach fließenden Grenzen überfordert sie und ihre Anhänger. Dem wird mit groben holzschnittartigen vereinfachten Zerrbildern von der Welt begegnet, die absolut zwischen Gut und Böse unterscheidet. Dieses gewaltsame Zurechtbiegen der Realität verunmöglicht, uns sachlich und konstruktiv mit den Problemen der realen Welt zu befassen. Als ob es Albert den Großen und Thomas von Aquin niemals gegeben hätte. Sie sehen ja, wieviel Zeit wir schon wieder auf diese unselige Institution (bzw. mit deren ideologischen Nebelkerzen) verschwenden.

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