23 Jul2009
Nach Jobverlust direkt in Hartz IV
Der Regensburger DGB-Vorsitzende Willi Dürr (Foto) schlägt Alarm. „Nach dem Jobverlust stürzt mittlerweile mehr als jeder Fünfte ohne Zwischenstopp in der Arbeitslosenversicherung direkt ins Hartz IV-System ab.“ 8.037 Menschen sind in Stadt und Landkreis Regensburg im ersten Halbjahr aus einer Erwerbstätigkeit heraus arbeitslos geworden. Fast 20 Prozent davon waren nach Berechnungen des DGB direkt auf Hartz IV angewiesen. Konkret sind davon 1.450 Menschen betroffen. Sie erhalten ohne Umweg über Arbeitslosengeld I Hartz IV, werden in Ein-Euro-Jobs oder andere Formen öffentlich geförderter Beschäftigung gesteckt.
Hintergrund: In keiner anderen Branche sind – im Zuge der Wirtschaftskrise – in den letzten Monaten so viele Arbeitsplätze abgebaut worden wie in der Leiharbeit. Befristete Beschäftigungsverhältnisse wurden vielfach nicht verlängert. Die Betroffenen können bei ihrer Entlassung die notwendigen Beitragszeiten in die Arbeitslosenversicherung häufig nicht nachweisen. Die Folge: Unmittelbarer Absturz in Hartz IV.
Doch auch diejenigen, die zuvor auf dem ersten Arbeitsmarkt sozialversichert beschäftigt waren, müssen nach Einschätzung von Dürr oftmals den Absturz ins Hartz IV-System befürchten. Im ersten Halbjahr 2009 sind dem DGB zufolge 1.081 Erwerbstätige aus sozialversicherter Beschäftigung hilfebedürftig geworden.
Dürr: „Die Sicherungslücken der Arbeitslosenversicherung sind nicht mehr zu übersehen, wenn viele Menschen bei eintretender Arbeitslosigkeit keine oder nur für kurze Zeit noch Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhalten und schnell auf staatliche Fürsorge verwiesen werden.”
Um einen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben, müssen Erwerbslose mindestens zwölf Monate innerhalb der letzten zwei Jahre Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt haben; vor der Einführung von Hartz IV betrug diese so genannte „Rahmenfrist” noch drei Jahre.
Willi Dürr fordert, die Rahmenfrist wieder zu verlängern, um den Absturz in Hartz IV zu vermeiden. „Viele instabile und befristet Beschäftigte könnten von Hartz IV verschont werden, wenn die gültige zweijährige Rahmenfrist für die notwendigen Beitragszeiten zumindest um ein Jahr verlängert würde.”
Laut DGB waren im Frühjahr dieses Jahres noch 10.283 erwerbsfähige Menschen in Stadt und Landkreis auf Hartz IV angewiesen.
Damit zählten knapp über fünf Prozent der Bevölkerung in und um Regensburg im Alter von 15 bis 64 Jahre zu den Hartz IV-Empfängern.