02 Okt.2014
Traditionelles Karussell darf nicht auf die Dult
Micky Maus in Lederhosen
Seit 2009 darf das „Kinder-Taxi“ nicht mehr auf die Dult. Die Betreiberin des Fahrgeschäfts unterlag der Stadt heute ein weiteres Mal gerichtlich. Dabei wurde auch die Frage diskutiert, ob Micky Maus oder Goofy besser zur bayerischen Tradition passen.
Von David Liese
„Was nehmen wir aus dieser Verhandlung mit?“, fragt Rechtsanwalt Dr. Jochen Hofmann-Hoeppel rhetorisch, nachdem die Richter geurteilt haben. „Goofy ist tief in der bayerischen Tradition verankert.“
Hofmann-Hoeppel hat sich gerade gemeinsam mit seinem Kollegen, Rechtsanwalt Heidenreich, gute zwei Stunden lang die Zähne an der diesjährigen Maidult ausgebissen. Genauer gesagt: An den Vergaberichtlinien der Verwaltung und einem Fahrgeschäft namens „Kinder-Traumschleife“. Auf diesem Fahrgeschäft ist neben „anderen Märchenfiguren“ nämlich auch ein Goofy abgebildet.

Die Stadt findet das “Kinder-Taxi” seit Jahren nicht attraktiv genug für die Dult. Besonders die Micky Mäuse am Dach waren vor dem Verwaltungsgericht Gesprächsthema. Bild: Archiv.
Das „Kinder-Taxi“ ist noch immer nicht attraktiv genug
Das ist deshalb für die Verhandlung vor dem Regensburger Verwaltungsgericht relevant, weil es unter anderem um die Frage geht, wie gut die „Kinder-Traumschleife“ die bayerische Tradition widerspiegelt. Hofmann-Hoeppel und sein Kollege vertreten Angelika Fieseler, die Besitzerin des „Kinder-Taxis“, einem Karussell, dass bis 2008 viele Jahre lang zur Regensburger Dult gehörte wie der Steckerlfisch oder das Riesenrad. Zum wiederholten Mal trifft sich Fieseler mit der Stadt Regensburg vor Gericht. Seit nunmehr fünf Jahren wurde die Schaustellerin bei der Vergabe der freien Plätze auf der Dult nicht mehr berücksichtigt. Das „Kinder-Taxi“ sei nicht mehr attraktiv genug, argumentiert die Stadt.Schaustellerin Angelika Fieseler will mit ihrem Fahrgeschäft zurück auf die Dult. Foto: ld.
Die Konkurrenz: Dreimal so hoher Stromverbrauch, gleiche Bewertung
Diesmal klagt Fieseler auf die Feststellung, dass ihr der Mitbewerber mit seiner „Kinder-Traumschleife“ rechtswidrig vorgezogen worden sei. Denn im elaborierten Punkte-System, nachdem die mehr als 1000 Bewerber für Mai- und Herbstdult von der Verwaltung verglichen werden, sieht sie nicht nur ihre eigene Bewerbung ungerecht behandelt. Die „Kinder-Traumschleife“ habe zudem in einigen Kategorien zu viele Punkte erhalten. Ihre Anwälte tragen der Kammer des Verwaltungsgerichts zum Beispiel vor, dass Fieselers Fahrgeschäft nur 20 Kilowattstunden Strom verbrauche, während die „Kinder-Traumschleife“ mindestens 60 Kilowattstunden benötige. Dazu komme obendrein, dass der Mitbewerber drei verschiedene Verbrauchsangaben zwischen 60 und 80 Kilowattstunden in seinen Unterlagen gemacht habe. „Hat denn das niemand bemerkt?“, will Hofmann-Hoeppel wissen. Da der „umweltgerechte Betrieb“ ein wichtiges Vergabekriterium sei, wundert sich Fieseler, warum sie und die konkurrierende „Kinder-Traumschleife“ mit gleich vielen Punkten bewertet wurden. Der Vorsitzende Richter Dr. Josef Lohner gibt ihr zumindest eingeschränkt recht. „Das sehen wir auch anders als die Stadt“, sagt er.Die Rechtsanwälte Heidenreich (l.) und Hofmann-Hoeppel bissen sich an den Vergabekriterien regelrecht die Zähne aus.
Thomas
| #
Mitten im Herbst ein klassischer Sommerlochartikel!
Friedrich-Wilhelm Engmann
| #
gerichtliche Niederlagen sind von vorläufiger Qualität – gelegentlich !!