medbo-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie erweitert Angebot
Wenn die Schule Sorgen macht
03.12.2015 Mit einem erweiterten Angebot will die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP) dem Bedarf noch besser gerecht werden.
Finn (9) geht in die dritte Klasse einer Regensburger Schule. Eigentlich macht ihm der Unterricht Spaß, weil er sich fast in jedem Fach leicht tut. Fast – mit Ausnahme von Deutsch. Irgendwie schafft er es nie einen Satz zu schreiben, ohne dass sich mindestens zwei Rechtschreibfehler einschleichen. Das Ergebnis hat sich auch schon im letzten Zeugnis gezeigt. Die schlechte Deutsch-Note hatten Finn die Ferien verdorben, denn regelmäßig kam es mit seiner Mutter zum Streit, dass er üben und sich anstrengen solle. Dazu fallen Aufmerksamkeitsprobleme auf, die gerade im Unterricht und bei den Hausaufgaben deutlich werden. Aber alles half nichts. „Wahrscheinlich bin ich zu dumm.“ Immer öfter überfallen solche trüben Gedanken den aufgeweckten Jungen.
Hilfe hat Finn letztlich in der Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP) in der Vitusstraße erhalten. „Gerade nach Schulbeginn melden sich wieder verstärkt Eltern von Schülern bei uns“, erklärt die Leitende Oberärztin Dr. Stephanie Kandsperger. Hinter den Problemen der Kinder verstecken sich oft sogenannte umschriebene Entwicklungsstörungen. Dazu gehören Störungen im Bereich der Sprache, Motorik sowie Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Eng damit verbunden ist oft ein geknicktes Selbstbewusstsein bis hin zur Depression.
Detektivisch geht das Team, das aus Ärzten, Psychologen, Ergotherapeuten, Logopäden und aus Mitarbeitern des Sozialdienstes besteht, an die gründliche Ursachenforschung. Mit den Eltern wird ein ausführliches Gespräch geführt, in dem bis zur Schwangerschaft zurückgegangen wird, um jeden Aspekt der Entwicklung des Kindes zu erfassen. Gleichzeitig wird das Kind je nach Problemfeldern testpsychologisch untersucht. Eine körperliche Untersuchung ist stets dabei, denn ein beispielsweise schwerhöriges Kind kann nur schwer seine Aufmerksamkeit auf den Unterricht lenken. Eine Untersuchung der Gehirnströme mittels EEG hilft, Aufmerksamkeitsstörungen von bestimmten körperlichen Erkrankungen, wie beispielsweise Sonderformen einer Epilepsie, abzugrenzen. „Die Grundzüge der Diagnostik behalten wir bei jedem Kind oder Jugendlichen bei, damit wir auf keinen Fall etwas übersehen“, beschreibt Dr. Kandsperger die genaue Suche in der von verschiedenen Faktoren bestimmten Entwicklung ihrer Patienten.
In der Ambulanzbesprechung sind alle Mitglieder des multiprofessionalen Teams dabei und erörtern die Diagnosen sowie die Behandlungsvorschläge, die im Anschluss ausführlich mit der Familie besprochen werden. Häufig versuchen die Mitarbeiter der KJP – im Einverständnis mit den Sorgeberechtigten – mit der Schule in Kontakt zu treten, um dem Schüler bei vorliegender Lese-Rechtschreibstörung bei Tests mehr Zeit oder gegebenenfalls auch Förderunterricht zukommen lassen. Auch ist es sinnvoll, sich mit der zuständigen Lehrkraft und gegebenenfalls dem Schulpsychologischen Dienst gerade bei Aufmerksamkeitsproblemen auszutauschen, um eine gute schulische Förderung des Kindes zu erreichen.
Zur Behandlung der Problembereiche des Patienten gehören auch verschiedene Therapien, die individuell auf die Symptome und Störungsbilder der Patienten angepasst werden. Die KJP hat vor kurzem ihr Angebot erweitert und bietet nun neben Einzeltherapien mit dem Kind und ggf. medikamentöser Einstellung sowie bereits bestehenden Gruppentherapien für Patienten mit Essstörungen und ADHS auch folgende Behandlungen an:
• Psychomotorik-Gruppe zur Förderung der sozialen Kompetenzen
• Soziale-Kompetenz-Gruppe für Jugendliche
• Marburger Konzentrationstraining
• Verhaltenstherapeutische Gruppe für depressive Jugendliche
• achtsamkeitsbasierte Entspannungs-Gruppe für Jugendliche
• Phonologie-Gruppe
• Ambulante Kunsttherapie für Jugendliche mit Interesse an kreativen Medien
• Ambulante aufsuchende Tätigkeit
„Wir wollen unserer Klientel vom Säugling bis zum Heranwachsenden in der jeweiligen Phase optimale Diagnostik-Bedingungen zur Verfügung stellen und den hilfesuchenden Familien mit kompetenten Behandlungsangeboten gerecht werden“, sagt die Leitende Oberärztin.
„Wer bei seinem Kind auffällige Veränderungen wahrnimmt oder sich Sorgen um die Entwicklung des Kindes macht, sollte sich zeitnah Unterstützung holen“ so Dr. Kandsperger. Die Familien können sich mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie unter 0941/941-4004 in Verbindung setzen. Informationen auch unter www.medbo.de