Margit Wild kritisiert große Nachfrage an Nachhilfeangeboten
„Echte individuelle Förderung an Schulen notwendig“
Eine heute veröffentliche Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Nachhilfeunterricht in Deutschland hat für die Bildungsexpertin Margit Wild erschreckende Ergebnisse geliefert: demnach nehmen 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler Nachhilfeunterricht – das entspricht 14 Prozent – und es werden jährlich knapp 900 Millionen Euro aus privater Hand dafür ausgegeben, das ergibt einen Schnitt von 87 Euro pro Monat.
„Es ist erschreckend, dass so eine große Summe jährlich von den Eltern für Nachhilfeangebote ausgegeben werden muss. Das ist ein deutliches Zeichen, dass unser Schulsystem verbessert werden muss“, so die Landtagsabgeordnete Wild. „Wir fordern daher echte individuelle Hilfe im Unterricht durch ein Zweipädagogensystem im Klassenzimmer“.
Eine Erkenntnis der Studie ist aber auch, dass Schülerinnen und Schüler, die Ganztagsschulen besuchen, deutlich weniger Nachhilfe in Anspruch nehmen. „Im guten Ganztag werden die Schülerinnen und Schüler gut betreut, individuell und gezielt gefördert. Die Studie beweist einmal mehr, dass ein guter Ganztagsunterricht erfolgreich ist“, so die Regensburger Abgeordnete.
Die Bertelsmann-Studie verdeutlicht erneut die soziale Selektivität des Bildungssystems. Demnach nutzen mehr Schülerinnen und Schüler aus einem Elternhaus mit mehr als 3.000 Euro Nettohaushaltseinkommen Nachhilfeangebote, als aus Familien mit weniger als 1.500 Euro Nettohaushaltseinkommen. Zudem nehmen Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund häufig am Nachhilfeunterricht teil, als Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. „Das private Nachhilfesystem verstärkt soziale Ungleichheiten. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die schulischen Bildungsangebote so gut sind, dass der schulische Erfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, bekräftigt Wild. Denn Nachhilfe werde – so eine Erkenntnis der Studie – häufig genutzt, um durchschnittliche Schülerinnen und Schüler besser zu machen und ihnen so den Übertritt zu ermöglichen oder einen Numerus Clausus zu erreichen, weniger aber um bereits abgehängten Schülerinnen und Schülern wieder Anschluss zu verschaffen.
„Das ist volkswirtschaftlicher Irrsinn, den wir hier betreiben: Knapp eine Milliarde Euro geben Eltern jährlich für Nachhilfe aus, statt dass wir staatliche Schulen besser ausstatten und so Bildung für alle anbieten können“, kritisiert Wild.