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Rassismus unter städtischem Wappen

Landshut hetzt

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Auf „Landshut lästert“ verunglimpfen sich anonyme Landshuter täglich. Rassismus zählt dabei zum guten Ton.

Von Felix Hölter

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Jeder kennt es. Man fährt munter mit dem Auto nach Hause, da bleibt der Vorausfahrende an der grünen Ampel stehen. Man sieht den Fahrer vorne mit seinem Handy herumspielen. Man hupt, er fährt noch über die Kreuzung und selbst muss man wieder bei rot stehen bleiben. Natürlich regt das einen auf, vielleicht erzählt man es dem Partner oder der Familie. Aber muss man das gleich mehr als 13.000 Personen gleichzeitig erzählen?

Hetze und Gewaltphantasien

Auf der Facebookseite „Landshut lästert“ hat man die Möglichkeit dazu. Man hackt seine Wut in die Tastatur und schickt die Nachricht dem Administrator der Seite. Dieser veröffentlicht die Schmähung dann anonymisiert. Zwar postet die Seite ähnlich harmlose Beiträge. Aber andere „Lästereien“ verbreiten rassistische Hetze, Gewaltphantasien oder rufen konkret zur Selbstjustiz auf.

Die verschiedenen Ressentiments beziehen sich direkt auf die Ethnie und Religion der Denunzierten.

Hetze gegen Muslime, Roma, Türken: “Landshut lästert”.

Bereits im September 2015 berichtete das Landshuter Nachrichtenportal idowa über den Internet-Mob. Über „Landshut lästert“ wurde im letzten Quartal des Jahres immer wieder fremdenfeindliche Stimmungsmache gegen Flüchtlinge verbreitet. Zwar beteuerte der unbekannte Betreiber über seine Seite, sie sei „politisch neutral“ (siehe idowa). Die Menge an rassistischen und rechtsextremen Beiträgen zeichnet ein anderes Bild. Der anonyme Betreiber der Seite wollte sich uns gegenüber nicht dazu äußern. Die Beiträge sind aber offen zugänglich.

Ideologische Ressentiments

Die Screenshots machen deutlich: „Landshut lästert“ ist nicht unpolitisch. Beiträge dieser Art beschreiben politische Themen und sind politische Polemiken. In den Kommentaren enthüllen sich noch mehr Abgründe. Flüchtlinge seien feige Fahnenflüchtige, während die deutsche Jugend ihr Leben riskiert. Sind das nur alltägliche Vorurteile? Nein, es sind ideologische Ressentiments.

Nicht nur in den Beiträgen der Seite werden rechte und rassistische Meinungen vertreten. Auch in den Kommentarspalte trägt das Früchte.

Nicht nur in den Beiträgen der Seite werden rechte und rassistische Meinungen vertreten. Auch in den Kommentarspalte trägt das Früchte.

Adorno und Horkheimer entwickelten ihren Begriff des Ressentiments. Es grenzt sich ab vom bloßen Vorurteil. Das Ressentiment ist kein einmaliges Fehlurteil, es ist ein Bestandteil einer Weltanschauung. Zum Beispiel, dass – wie oben – die deutschen Soldaten in den Krieg ziehen würden, ohne dies zu hinterfragen, dass Muslime ein hitziges religiöses Temperament besäßen, dass Flüchtlinge faul herumlungern und dass Roma wie selbstverständlich stehlen würden. Individuen werden durch angebliche offensichtliche Attribute einer vermeintlichen Gruppe zugeordnet und verurteilt. Diese Verurteilungen von Gruppen übergehen das individuelle Potenzial einzelner Menschen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Damit erschaffen und erhalten sich die Denunzianten ihr eigenes Weltbild.

Nur eine Stadträtin äußert sich

Vom Landshuter Stadtrat äußert sich auf unsere Nachfrage einzig Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, Fraktionsvorsitzende der Landshuter Mitte und Professorin für Print- und Onlinejournalismus an der Universität der Bundeswehr München zu „Landshut lästert“. Sie fordere schon seit fast zehn Jahren eine Stärkung der Medienkompetenz und ein besseres Eingreifen des Staates im Netz. Goderbauer-Marchner empfiehlt zudem juristische Schritte gegen derartige Seiten.

Trotzdem bleibt offen, inwieweit sich die Stadt konkret mit den Gespenstern der sozialen Medien auseinandersetzen möchte. Neben Rassismus zelebriert die Seite Sexismus, Gewaltaufrufe und Klassismus. Sucht man nach den Begriffen „Landshut“ und „Facebook“, ist „Landshut lästert“ jedenfalls der Top-Treffer auf Google. Es ist eine der größten Seiten auf Facebook, die sich auf Landshut bezieht und trägt darüber hinaus das Landshuter Wappen im Titel.

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Kommentare (10)

  • Bernd Brotach

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    somebody feels butthurt.

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  • Student

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    Und jetzt? Zensur?

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  • Schröck Hans

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    Zensur: “. . . Versuch der Kontrolle der Information” (lt. wikipedia).
    Hat jemand einen Informationsgehalt in diesen Äußerungen entdeckt? Beleidigung und Volksverhetzung sind keine Information, sondern Straftatbestände – und das ist gut so!

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  • grips

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    Das meiste ist einfach nur dumm und daher freie Meinungsäußerung. Aber es steht doch nichts dagegen, den Dummen in eigenen Beiträgen ihre eigene Melodie vorzuspielen? Den anonymen Betreiber kann man ans Licht zerren , wenn man der Staatsanwaltschaft nachvollziehbar darlegen kann,dass man wegen eigener strafrechtlicher oder zivilrechtlicher Forderungen gegen den Betreiber dessen Namen braucht. Sobald sich also jemand durch einen Beitrag dort persönlich gemeint sieht….

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  • Student

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    @Hans

    Unterdrücken freier medialer Meinungsäußerung zählt nun einmal zur Zensur. Wollen Sie das? Wenn Sie auf dieser Internetpräsenz strafrechtlich relevante Inhalte entdeckt haben sollten, dass leiten Sie das doch der Staatsanwaltschaft weiter. Was ein Straftatbestand ist und was freie Meinungsäußerung (und die muss nicht informativ sondern darf auch sinnentleert sein), stellen hierzulande öffentliche Gerichte fest, keine Privatpersonen. Und DAS ist gut so.

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  • Schröck

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    Ich als Privatperson werde wohl in meinem Leben nicht mehr in die Lage kommen, Zensur ausüben zu können, das liegt eigentlich in der Natur der Sache. Was an Volksverhetzung mittels Ressentiments (vielleicht den Artikel nochmal lesen. . .) “sinnentleert” sein soll, erschließt sich mir nicht – es hat doch einen, wenn auch widerwärtigen, Sinn! Aber wenn ich nun alle “strafrechtlich relevanten Inhalte” , die im Internet kursieren, der Staatsanwaltschaft weiterleiten soll, könnte ich keine Steuern mehr bezahlen für einen Apparat (Verfassungsschutz), der ganz genau diese Aufgabe wahrnehmen müßte, nämlich Straftatbestände zu verfolgen, die die Verfassung in Frage stellen. Deren Existenz feststellen, darf wohl jeder Bürger, das zählt eigentlich zur Meinungsbildung. Die Frage ist vielmehr, was genau bei einem schon aufgehetzten Volk nun überhaupt noch als Volksverhetzung wahrgenommen werden kann – und da stellt sich für mich die Frage gar nicht mehr, ob ich von Ihnen als böser Möchtegern-Zensor wahrgenommen werden will. Ich fühle mich gar nicht als Behörde. . .

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  • Student

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    @Hans Schröck

    Sie fühlen sich nicht als Behörde? Natürlich nicht. Weshalb sollten sie?
    Und wie kommen Sie darauf, dass ich Sie als “bösen Möchtegern-Zensor” wahrnehmen sollte?
    Ich hatte Ihnen lediglich vorgeschlagen, doch Anzeige zu erstatten, wenn Sie auf dieser Seite strafrechtlich relevante Inhalte finden (und das ist schließlich nichts, was Aufgabe eines Zensors ist, Privatpersonen aber durchaus dürfen).
    Ein bißchen bequem find’ ich’s nämlich schon, zu klagen, wie schrecklich das doch alles auf dieser Internetseite ist, ja sogar strafrechtlich relevant, verhetzend, ganz schlimm und überhaupt, ja bestraft gehört das eigentlich. Naja, aber was soll ich mich da drum kümmern, ist ja nicht mein Bier, weshalb sollte ich da Anzeige erstatten. Ich bin ja nicht der Verfassungsschutz. Es reicht ja, wenn ich mich hier in dem Forum da aufrege, dass ich das alles ganz schlimm finde.

    Die Inhalte auf dieser Landshut-lästert-Seite passen Ihnen ganz offensichtlich nicht. Aber außer Schröck-lästert diesbezüglich haben Sie wenig zu bieten.

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  • Schröck Hans

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    Es stimmt – die Inhalte passen mir nicht. Ob sie Ihnen passen, weiß man nicht so genau. Ich habe auch noch nie in meinem Leben Anzeige gegen jemand erstattet, auch wenn ich weiß, daß ich das darf. Danke für die Aufklärung, aber ich habe meinen Grund angedeutet und keine Lust, mich ständig zu wiederholen, nur um Ihnen die Zeit zu vertreiben. Und es stimmt auch, daß ich wenig zu bieten habe – außer meinem Klarnamen. Apropos Bequemlichkeit: Wie weit ist es eigentlich mit ihrem Studium? Sie müßten doch mittlerweile schon fertig sein und sich beruflich/gesellschaftlich einmischen. Betrachten sie jedenfalls diese Diskussion mit einem Heckenschützen für beendet.

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  • Student

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    Jaja, keine Sorge, mein Studium habe ich schon vor Jahren beendet. Ich habe mich aber entschieden, meinen noch aus diesen Zeiten stammenden Namen bei regensburg-digital beizubehalten. Und freilich mische ich mich – je nach zeitlicher Kapazität – immer mal wieder beruflich/gesellschaftlich ein. Begegnet sind wir uns vor einer ganzen Weile übrigens auch schon mal ganz kurz. Knapp 15 Jahre ist das her – bei der Theatergruppe Babylon an der Uni.
    Weshalb Sie sich als Heckenschützen betrachten kann ich zwar nicht nachvollziehen, das Ende der Diskussion nehme ich aber gerne an.

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