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"Bester Stammtisch der Welt"

Landkreis Regensburg: Ein Krankenhausdirektor fürs krankende Wirtshaus-Konzept

Die Karriere des Landkreises Regensburg als Gastronom verläuft bislang mäßig erfolgreich.

Landrätin Tanja Schweiger (li.) und Wörths Bürgermeister Josef Schütz bei der Wiedereröffnung des Butz im Januar 2023 – damals noch mit Geschäftsführerin Nikola Zimmerer. Foto: Landkreis Regensburg/H.C. Wagner

Man wird es wohl nie beweisen können, aber vermutlich sind es diese „Leute im System“, die Landrätin Tanja Schweiger da immer wieder Knüppel zwischen die Beine werfen. Diejenigen, vor denen Schweigers Polit- und Lebensgefährte Hubert Aiwanger jüngst und vermutlich nicht ganz zufällig in Regensburg gewarnt hat. Jene, die, so Aiwanger bei einer Kundgebung am Domplatz, „wollen, dass die kleinen Dorfwirtshäuser schließen, weil sie sagen, ich will nicht mehr, dass da ein Stammtisch beieinander sitzt, der miteinander politisiert, sondern ich will dem sagen, was er zu denken hat über andere Kanäle“.

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Ja, die Stammtische. Mit der Lufthoheit über diese hat Tanja Schweiger ebenso wenig ein Problem wie ihr Hubert. Davon geben Interviews, Facebook-Postings und Auftritte bei Talkshows und Demos beredtes Zeugnis ab. Wohl aber ein Problem hat auch Schweiger mit der schwindenden Zahl der Dorfwirtshäuser und der darin befindlichen Stammtische. Weil dem so ist, wurde der Landkreis auf Schweigers Initiative hin selbst zum Anbieter eines solchen.

Wenn’s nix wird, wird der Landkreis Wirt

Über den kreativen Weg einer Betreibergesellschaft, an welcher der Landkreis 4,95 Prozent hält (aber dem Vernehmen nach schon mehrere Hunderttausend in das Projekt gesteckt hat), übernahm man die Gaststätte Butz in Wörth an der Donau, nebst Hotellerie und eigener Metzgerei.

2019 hatte der Landkreis das Gut von einem Bauunternehmer erworben – in einem 8.000-Quadratmeter-Paket mit dem Nachbargrundstück, das man für den notwendigen Erweiterungsbau der Kreisklinik Wörth benötigte. Weil eine Anverwandte des Unternehmers anschließend recht rasch die Lust am Gastroleben verlor und ein anderer Interessent bis heute nicht in Sicht zu sein scheint, übernahm man – gelegentlicher Kritik von der Seitenlinie zum Trotz – dann selbst.

Brüstl, Bier und Kesselfleisch

Der Landkreis (und mit dem Löwenanteil von 95,05 Prozent an der GmbH die Stadt Wörth) sprang in die Bresche, um über das „einzigartige Projekt“ Butz-GmbH den Weiterbetrieb, die Beschäftigung von 35 Angestellten und natürlich, so steht es „Beim Butz“, „den besten Stammtisch der Welt“ zu sichern.

Seitdem ist die Landrätin nicht nur damit beschäftigt, gelegentlich mit einem Bierchen beim Butz in die Kamera zu lächeln oder auf ihren Facebook-Auftritten für Kesselfleisch und knuspriges Brüstl zu werben.

Ob Kesselfleisch, ob Brüstl: Tanja Schweiger wirbt für das landkreiseigene Wirtshaus. Screenshot: Facebook

Seit der Wiedereröffnung vor einem guten Jahr hat man außerdem dem Vernehmen nach mehrere hunderttausend Euro aus der Landkreiskasse in das Projekt gesteckt und aktuell den mittlerweile dritten Geschäftsführer dafür engagiert.

Krankenhausdirektor statt Starkoch

Wie die MZ berichtet, beendet Martin Kandlbinder nach einem dreiviertel Jahr seine Tätigkeit. Er hatte erst letzten Juni die Geschäftsführung von Nikola Zimmerer übernommen, seit November war Kandlbinder, der 2020 mit seinem früheren Lokal in Ponholz den „Bib Gourmand“ von Michelin abgeräumt hatte, auch Küchenchef.

Nun geht er. Gründe? Unbekannt. Doch es soll alles weiterlaufen wie bisher „Beim Butz“, heißt es vom Landkreis – mit einer internen Nachfolgeregelung. Neuer Geschäftsführer wird demnach Martin Rederer. Der hat zwar keine Erfahrungen mit krankenden Betrieben, aber zumindest als Krankenhausdirektor des kreiseigenen Klinikums Wörth. Und dort auch mit Sparmodellen, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Vielleicht gibt es auch „Beim Butz“ bald eine eigene Beschäftigungsgesellschaft…

Hemmungslos optimistisch

Man hält also dagegen im Landkreis Regensburg. Gegen das Sterben der Dorfwirtshäuser. Gegen jene „Leute im System, die das wollen“. Mit Social Media, Geld, wechselnden Führungskräften und hemmungslos optimistischem Fatalismus. Nicht dass „die“ einem auch noch im Landkreis Regensburg „sagen, was er zu denken hat über andere Kanäle“, weil es nämlich „keinen Stammtisch mehr gibt, an dem er politisieren kann“. Das sollte „uns“ im Zweifel auch ein paar Hunderttausend wert sein. Der Tanja und dem Hubert sei Dank.

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Kommentare (13)

  • Native

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    Die Lage ist Besäufniserregend.

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  • brenner

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    falsch rum: Der Landkreis hält mit 4,95% nur “das übrige paar Prozentchen” der Anteile. Den Rest die Stadt Wörth.

    Nachzulesen der Satzung der Gesellschaft auf http://www.unternehmensregister.de

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  • Stefan Aigner

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    @brenner

    Stimmt. Danke für den Hinweis. Wird korrigiert.

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  • Daniela

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    Ja, der gute alte Stammtisch. Regelmäßig Treffpunkt für die, die was zum meinen haben, zum Karten klopfen, politisieren und das über Stunden mit maximal 2 bis 3 kleine Bier. Man muss ja noch heim. Wenn wundert es also, dass das Wirtshaus auf dem Lande ausstirbt.

    Immer, wenn auf irgendeinem Dorf die Lichter im Dorfwirtshaus ausgehen, sei es, aus Altersgründen oder weil schlicht die Rentabilität nicht gegeben ist, geraten die Ortsansässigen in einen Diskussionsrausch. Warum, wieso, weshalb??? Da saßen doch die die immer da saßen!
    Eben drum!!! Mit 10 Bier am Stammtisch braucht der Wirt nicht 4 Stunden an der Theke stehen!

    In Zeiten von Lieferdiensten und Discount Bier, braucht doch keiner mehr ein Biergarten oder das Dorfwirtshaus. Das Wirtshaus ist doch viel zu teuer und für Diskussionen gibt es Foren im Internet und das ist zudem auch noch fast anonym. Da schaut keiner hin, ob das das 5. oder 6. Bier ist, ob man in Schlappen und Jogginghose auf der Couch lümmelt. Die gesellschaftliche Stellung ist uninteressant. Keiner, der da gegenüber sitzt und einem sagt, was redest denn, Du hast doch eh keine Ahnung.

    Und solange Stadt und Landkreis Geld darein steckt, muss man ja nicht brüten, ob das wirtschaftlich umgeht.

    Persönlich wäre es mir lieber, das Geld liefe in Kindergarten oder Schule, aber ich habe ja eh keine Ahnung und da am Stammtisch sitzen halt auch nur die, die immer da sitzen!

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  • Native

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    Die Menge der Trauergäste sagt nichts über den Verstorbenen. Nur über das Gasthaus, in welchem der Leichenschmaus stattfindet.

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  • Burgweintinger

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    “Die gesellschaftliche Stellung ist uninteressant. Keiner, der da gegenüber sitzt und einem sagt, was redest denn, Du hast doch eh keine Ahnung.”

    Man merkt, Daniela, dass Sie über Dinge reden, wovon Sie keine Ahnung haben, bzw. wahrscheinlich nie einen Stammtisch über eine längere Zeit besucht haben.

    Genau am Stammtisch hat sich das unterschiedliche Klientel getroffen und debattiert, aus verschiedenen Perspektiven.
    Da saß der Schreinmeister neben dem Dorflehrer und der Schichtarbeiter neben dem Allgemeinarzt, und der Bürgermeister und Dorfarchitekt kamen auch noch vorbei…, und die Sportler vom Sportverein, usw.
    Unterschiedliche Meinungen wurden gehört und akzepiert (in der Regel).

    Heute hält sich (außerhalb des WEB) jeder nur in seiner Bubble auf, bzw. umgibt sich nur noch mit Leuten, die ähnlich denken, ein Austausch findet nicht mehr statt, sehr gefährlich.

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  • Daniela

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    @ Burgweintinger
    6. März 2024 um 10:17 | #

    “Man merkt, Daniela, dass Sie über Dinge reden, wovon Sie keine Ahnung haben, bzw. wahrscheinlich nie einen Stammtisch über eine längere Zeit besucht haben.”

    Soso, woran erinnert mich das? Stammtisch!

    Versuchen Sie einmal an einem alteingessesenen Stammtisch einen von den ‘Honoratioren’ eine andere Meinung als deren Meinung zu unterbreiten bei bierkauniger Stimmung. Als erstes bekommen Sie eine abwinken Handbewegung, dann Widerwort, dann wird Ihnen ins Wort gefallen und wenn es hitzig wird, …., dann werdens verbal abgewatscht.

    Aber vielleicht sind ja meine Beobachtung und Erfahrung auch nur die Ausnahme von dem was bei Ihnen die Regel ist.

    Und Stammtisch ist auch nach meiner Beobachtung sehr ‘sortiert ‘ mal die von der FwF, mal die Angler, dann die Handballer…, da hats dann auch sehr sortiert Themen.

    Bürgermeister, Pfarrer wird eher selten am Stammtisch beobachtet.

    Aber nix für ungut, die Ihnen bekannten Stammtische sind möglicherweise, so, wie Sie diese wahrnehmen.

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  • Martin

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    Stammtische hatten Meinungsfreiheit, es gab keine Ideologen mehr seit der Nazizeit dort.
    Jetzt gibt es wieder Ideologen, überraschenderweise aus der Linksgrünen Ecke.
    Wer hätte das gedacht ?

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  • Informant

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    Ja Martin, das wissen wir alle. Ideologen, das sind die mit der anderen Meinung.

    | Politik ist immer mit Ideologie verbunden, eine unideologische,
    | rein technokratische Politik ist realitätsfremd. Politische Programme
    | basieren auf bestimmten Wertesystemen.
    […]
    | Der Vorwurf einer durch Ideologie bestimmten Argumentation findet
    | sich häufig im politischen Diskurs. Damit wird unterstellt, dass ein
    | Standpunkt deswegen nicht stichhaltig sei, weil er auf einer politischen
    | Ideologie basiere.

    Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie#Ideologie_und_Politik
    Aber das ist bestimmt so eine linksversiffte Wikipedia-Ideologie.

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  • Günther Herzig

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    @Burgweintinger
    6. März 2024 um 10:17 | #
    So ist es, gut erklärt.

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  • Informant

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    @Burgweintinger beschreibt den Idealzustand.

    @Daniela beschreibt den Zustand, der entsteht, wenn die Trinkfesten die Stammtisch-Hoheit übernehmen und sich diejenigen, die nicht ihr Gehirn im Alkohol ertränken wollen, nach und nach verabschieden.

    Beides habe ich beobachtet, deswegen kann man m.M.n. nicht sagen “so (oder so) ist es”.
    Es ist so aber auch so.

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  • Mr. T.

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    Es gibt in der Tat beide Extreme der beschriebenen Stammtische, den offenen, an dem sich wirklich Menschen jedes Standes und (fast) jeder Orientierung treffen, und den eingeschworenen Kreis, zu dem sich aber auch niemand groß dazu setzen möchte – und sicher auch nicht dazu aufgefordert wird.
    Erstere sind oft sehr bereichernd. Man bekommt auch mal andere Positionen und Sichtweisen mit und diese werden trotzdem oft leidenschaftlich diskutiert. Extreme Positionen werden aber zu recht nicht geduldet.
    Weitere taugen eher für Milieustudien vom Nachbartisch aus oder einfach nur zur Belustigung oder zum Fremdschämen.

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  • Robert

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    Die Frau Lanrätin war die Tage bei Lanz und hat dort eine Lanze für den dumpfbackingen, arbeitssamen Menschen gebrochen und das Zerrbild vom faulen Asylbetrüger gezeichnet, der bis Mittag im Bett und der Landrätin auf der Tasche liegt . Lanz hat auch die Mär vom Regensburger Ausnahmezustand wiederholt und der Frau Landrätin schön bidermännisch die Stickwörter für ihre hetzerische Pseudoprotest-Haltung angedient. Rückführung und Abschottung war das Credo. Die Frau Landrätin steht ihrem Lebensgefährten und unserem Wirtschaftsmanister (der Hubert mit dem Bruder) keinen Deut nach. Echt schlimm.

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