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Ende der Fahnenstange?

Krematorium: Sanierung kostet knappe vier Millionen

Eine 2017 losgetretene Affäre brachte es ans Licht: Das Regensburger Krematorium war ein Sanierungsfall. Am Donnerstag setzt der Verwaltungsausschuss des Stadtrats nun den Schlusspunkt und bewilligt weitere Mittel für die insgesamt knapp vier Millionen teure Komplettrenovierung.

Lange wurden die Mängel im Regensburger Krematorium bestritten. Die Behebung der Mängel kosten nun knappe vier Millionen Euro. Foto: Archiv/rw

Es ist nur einer von über 20 Punkten, die am Donnerstag auf der Tagesordnung des Verwaltungs- und Finanzausschusses im Regensburger Stadtrat stehen. Größere Debatten sind nicht zu erwarten. Doch die ausführliche Verwaltungsvorlage setzt den Schlusspunkt unter eine Affäre, die vor über vier Jahren ihren Anfang nahm, für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, Durchsuchungen und überregionale Berichterstattung sorgte. Es geht um das Regensburger Krematorium auf dem Dreifaltigkeitsberg. Illegale Verbrennung von Abfall, Störung der Totenruhe, Betrug und Körperverletzung lauteten seinerzeit unter anderem die Vorwürfe. Insbesondere ein Whistleblower, der selbst rund 15 Jahre bei der städtischen Friedhofsverwaltung gearbeitet hatte, war mit den Zuständen an die Öffentlichkeit gegangen.

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Von den strafrechtlichen Vorwürfen blieb nichts übrig

Von den strafrechtlich relevanten Vorwürfen blieb am Ende nicht viel übrig. Zwar bezweifelte die Staatsanwaltschaft nicht, dass regelmäßig Leichenteile und Pathologieabfälle in den Särgen Verstorbener mitverbrannt wurden, allerdings stuften die Ermittler die Schuld als gering ein, teils seien die Taten verjährt und teils konnte kein direkter Tatnachweis geführt werden. Insbesondere den Vorwurf der Körperverletzung sah die Staatsanwaltschaft damals nicht als bestätigt an.

Es könne nicht bewiesen werden, dass es in Zusammenhang mit (unbestreitbaren) Störfällen „zu konkreten Gesundheitsgefahren für die Mitarbeiter gekommen ist, die von den Verantwortlichen in Kenntnis der Mängel der Anlage bewusst in Kauf genommen worden wären“. Was die Affäre aber doch ans Licht brachte, war der marode Zustand der Anlage, den die Stadt zuvor monatelang kleingeredet hatte.

Weitreichende Mängel gab es

Erst November 2017 räumte die Stadt schließlich weitreichende Mängel ein. Der Stadtrat bewilligte kurzfristig „überplanmäßige“ Sondermittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro zur Sanierung der Filteranlage. In der entsprechenden Verwaltungsvorlage hieß es damals unter anderem:

  • „Die einzuhaltenden Abgaswerte bezüglich Kohlenmonoxid, gemessen am Schornstein, (wurden) in den letzten Jahren zu häufig überschritten.“
  • „Die Filteranlagen sind aus dem Jahr 1994 und abgewirtschaftet. Sie müssen ersetzt werden.“
  • Es könne vorkommen, dass ein Ofen „ins Gebäude Abgase abgibt“, ebenso, dass Abgas ohne Filterung über den Schornstein nach außen gelangen – neben Kohlenmonoxid sind dies bei der Leichenverbrennung entstehende, hochgiftige Dioxine und Furane.

2018: Die Kosten verdoppeln sich

Dass es neben den Filteranlagen auch mit dem Rest des Krematoriums nicht zum Besten stand, wurde ebenfalls eingeräumt: Auch die Öfen, die Regelungstechnik und die Sargeinführanlagen müssten auf absehbare Zeit ersetzt werden, hieß es – allerdings noch ohne konkretere Angaben.

Kein halbes Jahr später wurde der Stadtrat mit weiterem Sanierungsbedarf konfrontiert. Gemäß einer Beschlussvorlage vom April 2018 sollten nun neben den Filteranlagen auch der kompletten Abgasweg erneuert werden. Ein neuer Raum für Abgaskühler musste her, die Staubsauganlage sollte ausgewechselt werden sowie die Elektroleitungen und -technik der Rauchgasreinigung ersetzt und die Steuerung zu modernisiert werden. Die Kosten der Sanierung verdoppelten sich von 1,1 auf 2,2 Millionen Euro.

2020: Die Ofensanierung wird teurer

Zudem war nun auch von einer „Phase II“ der Sanierungsarbeiten die Rede, in deren Zuge innerhalb der nächsten „ca. 3 bis 6 Jahre“ auch die Öfen „erneuert oder neu ausgemauert“ werden müssten. Damalige Kostenschätzung des hinzugezogenen Sachverständigen und ausführenden Planers: weitere 850.000 Euro. Der bescheinigte dem Regensburger Krematorium trotz der damit beschlossenen De-Facto-Komplettsanierung, dass es „vorschriftsmäßig funktioniert“.

Gut zwei Jahre später, im Dezember 2020, erhöhte sich diese Summe nochmals – nun waren es 952.000 Euro, die für die Erneuerung der Öfen veranschlagt wurden.

2021: Neue Öfen müssen her

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass es mit einer Erneuerung oder Ausmauerung der Öfen nicht getan ist, sondern, dass diese komplett ersetzt werden müssen. Wörtlich heißt es in der Vorlage für kommenden Donnerstag:

„Der im Rahmen der aktuellen Anlagenaufnahme festgestellte hohe Verschleiß macht einen Komplettersatz der Öfen notwendig. Dies liegt an der bereits langen Nutzungsdauer der Öfen, aber auch am zwischenzeitlich erfolgten Ofenbetrieb von weiteren 3 Jahren. Zusätzlich gilt aber: Der Komplettersatz erlaubt es, beim Ofenkonzept den technologischen Schritt zu Öfen moderner Bauart zu machen.“

Gemäß der Vorlage erhöhen sich die Kosten dadurch um weitere 700.000 Euro. Damit belaufen sich die Gesamtkosten für die Sanierung des Krematoriums, das vor knapp fünf Jahren noch vorgeblich in Ordnung war, mittlerweile auf knapp vier Millionen Euro.

Nun entsprechen Arbeits- und Umweltschutz dem Stand der Technik

Das fachlich zuständige Rechtsreferat zieht aus alledem ein positives Fazit. Die Anlage sei dank all dieser Maßnahmen „komplett erneuert“. Die Instandhaltungskosten werden dadurch für die kommenden Jahre im Vergleich zur Vergangenheit „deutlich geringer“ sein. Und: „Mit Abschluss dieser Maßnahmen ist die gesamte Anlage vollständig modernisiert und entspricht dem Stand der Technik, insbesondere auch hinsichtlich des Umweltschutzes und des Arbeitsschutzes.“

Diesen so beschriebenen positiven Endzustand hat die 2017 losgetretene Affäre zumindest beschleunigt.

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Kommentare (2)

  • Hthik

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    Zumindest beschleunigen, wenn nicht gar auslösen hat da der investigative Impetus und die Hartnäckigkeit eines Blogs gewirkt. Erneut: Chapeau!

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  • R.G.

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    Ich habe sehr oft, die Tage wieder, an den Helden gedacht, der das Problem auffliegen ließ. Hoffentlich geht es ihm gesundheitlich besser!

    PolitikerInnen!
    Jetzt wäre die Zeit gekommen, den Mann zu besuchen und ihm zu danken!

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Kommentare sind deaktiviert

drin