Konsequenzen ziehen aus der massenhaften Abwanderung von Landeskindern!
Derzeit flüchten nicht nur zehntausende junge Menschen nach Bayern, nein, jedes Jahr verlassen auch einige Tausend den Freistaat, unter ihnen hunderte von ausgebildeten jungen PädagogInnen, die weitab der weiß-blauen Heimat deutlich bessere Arbeitsbedingungen finden. Da wird von einem Referendars-Seminar an einem Gymnasium berichtet, dass von den 25 fertigen LehrerInnen zehn in andere Bundesländer gehen, zwei haben jetzt im Februar eine Planstelle in Bayern bekommen. Sicherlich kein Einzelfall, es liegen aus dem Ministerium leider keine Zahlen vor, wie viele junge Lehrkräfte nach dem Ende ihrer Ausbildung außerhalb Bayerns zu arbeiten anfangen. Auf Facebook existiert eine Seite “Bayrische Lehrer erobern Berlin“, mit über 500 Mitgliedern! In Berlin wird zwar nicht verbeamtet, aber in der Hauptstadt bekommt man von Anfang an mehr Geld als angestellte Lehrkraft – und darf außerdem streiken!
Derweil sucht das KM verzweifelt Menschen, die die über 1000 neuen Stellen (teilweise allerdings auch befristet) besetzen, die für die Beschulung der jungen Flüchtlinge dringend notwendig sind. Nicht mehr als die Hälfte davon soll bis Ende Januar besetzt gewesen sein (siehe verschiedene Zeitungsberichte). Arbeitsbeginn: Mitte Februar. Seit kurzem kann auch an bayrischen Grund- und Mittelschulen Mehrarbeit angeordnet werden, sprich Überstunden, wenn dadurch die Beschulung von Flüchtlingskindern abgesichert wird.
Woran liegt es, dass arbeitslose Gymnasial- und RealschullehrerInnen nicht an die Grund- und Mittelschulen gehen wollen? Einerseits an schlechten und unklaren Vertragsbedingungen: Hauptpersonalrat Johannes Schiller erklärt das so: „Mindestens 300 Euro netto weniger für eine Tätigkeit, die pädagogisch sehr fordernd sein kann, dazu zusätzlich Prüfungen, wenn jemand in einer Nachqualifizierungsmaßnahme ist. Teilweise Befristungen, bei denen niemand an das Versprechen glaubt, man werde dann in zwei oder drei Jahren schon entfristet.“
Die GEW fordert kurzfristig eine deutliche Verbesserung dieser Vertragsbedingungen, in Form einer Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung während einer angemessenen Einarbeitungszeit. Johann Spielbauer, Mittelschullehrer und Personalrat für Regensburg Land meint dazu: „27 Stunden, überwiegend in Fächern, in denen sich die jungen KollegInnen erst einarbeiten müssen, das ist eine Zumutung. Ich kann gut verstehen, dass da die fertigen ReferendarInnen von Gymnasium und Realschule nicht alle „Hurra!“ schreien.“
Eine Lösung? „Die GEW fordert seit Langem ein gleich bezahltes Eingangsamt für alle Schularten. „Wenn alle E 13 bzw. A 13 bekommen, dann müssten jetzt nicht Überstunden angeordnet, Teilzeit gestrichen und Pensionäre zurückgeholt werden, weil die jungen LehrerInnen wo anders einfach besser verdienen,“ pflichtet Christa Schmidbauer bei, Stufen-Personalrätin bei der Stadt Regensburg.
An etlichen bayrischen Schulen scheint auch Merkels Aufforderung „Wir schaffen das!“ noch nicht angekommen zu sein. Einige Berufsschulen beantragen gar keine Stellen für die Flüchtlingsbeschulung beim Ministerium. Man könne die Lehrkräfte in ein paar Jahren ja nicht mehr beschäftigen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Viele Berufsschulen holen daher „freie Träger“ mit ins Boot, die für wesentlich weniger Geld als der Staat dann Leute einstellen, die Deutsch, Sozialkunde und „Integration“ unterrichten. Erwin Saint-Paul, Mitglied im Landesvorstand und Berufsschullehrer kritisiert dieses Sparmodell: „Die KollegInnen müssen genauso bezahlt werden, wie wenn sie beim Freistaat selbst beschäftigt wären. Unterricht ist eine öffentliche Aufgabe und darf nicht über gut gemeinte Projekte privatisiert werden. Befristungen und Lohndumping gefährden die Qualität des beruflichen Schulwesens. Für uns als Gewerkschaft ist das nicht hinnehmbar!“
Ebenso wenig kann die GEW Aussagen wie die von MdL Tomaschko im Bildungsausschuss am 4.2.2016 tolerieren. Stellvertretende Bezirksvorsitzende Anna Forstner kritisiert den CSU-Politiker:„Wenn er nun den Flüchtlingen die Schuld zuschiebt an der chaotischen Situation an bayrischen Schulen und Kindergärten, dann lenkt er nur von den Versäumnissen der bayrischen Staatsregierung ab.“ Die GEW stehe für eine weltoffene Gesellschaft, in der das Recht auf Bildung für alle Menschen gelte.