07 Apr2008
Königliches – ohne Hans
„Massenansturm” bei Königstreuen blieb aus – lustig war’s trotzdem.
„Am Domplatz. Sie sind am Domplatz”, raunt es durch die erwartungsvolle Menschenansammlung, die sich um kurz vor acht vor dem Leeren Beutel versammelt hat. Journalisten, die wissen wollen, wie lang es noch dauert, bis Erwin Huber zurücktreten muss. Überzeugte Fans, die dem CSU-Chef und vor allem Ministerpräsident Günther Beckstein ihre Aufwartung machen wollen, Autogrammjäger, C-Promis und Adabeis, die aufs Foto wollen und natürlich ein paar kommunale CSU-Größen. Gerhard Weber und der Rieger Franze sind die „Ranghöchsten” – Hans Schaidinger ist schon weg. Er hat das Fest der Königstreuen verlassen, kurz nachdem Schirmherr Albert Schindlbeck mit zwei Schlägen angezapft und Unterhaltungsunikum Heiner Reichert seine Starkbierrede gehalten hatte. Den Erwin und den Günther mag der Hans heute nicht sehen.
Ganz im Gegensatz zum Hofmann Toni, dem „Kini” der Königstreuen, hinter dem sich der Kittel Peter immer wieder eine wenig vordrängeln muss, damit er auch aus Foto kommt, als Beckstein und Huber schließlich nebst Gattinen in blaulichtbewehrten BMWs am Leeren Beutel vorfahren.
Die Blasmusik spielt den Defiliermarsch, als die beiden ihren – von der Regensburger Öffentlichkeit kaum beachteten – Triumphzug in den Festsaal starten. Der vielfach verkündete „Massenansturm” ist ausgeblieben. Es sind noch Plätze frei. Und so dürfen die Massen nicht miterleben, wie beide – begleitet von der königstreuen „Königin der Herzen”, Petra Schulz, den Saal betreten. Untermalt von „Bravo”-Rufen des Hofmaier Jet, der leider aus dem Stadtrat geflogen ist. Er war eines der netteren Freibier-Gsichter. Von der Petra Schulz hat sich Beckstein schon einmal den Kugelschreiber ausgeliehen, als er das letzte Mal da war. Damals hat er Hans Schaidinger die traditionsreiche – seit fünf Jahren existierende – Salvatorkette der Königstreuen verliehen. Die soll der Günther heute selbst bekommen, aus der Hand seines Tandem-Partners, Parteichef Erwin Huber. Der muss sich von seiner Frau stützen lassen, als er den Saal betritt und als er seine Laudatio auf Beckstein hält, merkt man, dass er bei der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth ziemlich viel schreien hat müssen. Er ist heiser und wirkt fahrig. Es ist schwierig, den Balanceakt zwischen Parteichef, Finanzminister und heimatverbundenem Bayern so aufzubereiten, dass er gefällt. Da hilft es auch nichts, dass Huber mindestens 20 Mal „Weltoffenheit” und immer wieder „Tradition” in den Saal krächzt. Untermauert von etwas unbeholfen vorgetragenen lateinischen Zitaten. Das hat der Strauß besser gekonnt. Dass Huber gerade in Regensburg betont, dass er auch zu dieser Diözese gehört und dass ihm das gefällt, wo es doch grad einen Kinderschänder-Skandal gegeben hat, sorgt weniger für Applaus als für Gelächter und Raunen. „Ich hätte keinem die Kette lieber überreicht”, muss er sagen, bevor Günther Beckstein das Podium betritt, der sich die ganze Zeit hervorragend mit seinem Bruder Hellmut unterhalten hat. „Lieber Erwin”, beginnt er seine Rede mit einem fast hämischen Grinsen. „Du wirst mit mir gut zusammenarbeiten und Dich großzügig zeigen.” Das hört sich fast schon an, wie wenn zwei sympathisch-kriminelle Mafia-Bosse miteinander plauschen.
Der Herr Ministerpräsident streichelt die Seele der Königstreuen, weiß um die Bedeutung der Könige für Bayern und will schließlich die Schlösser vom König Ludwig zum Weltkulturerbe erklären lassen – in einer Stadt, deren Oberbürgermeister diverse Bauvorhaben durchsetzen möchte, die deren Status als Weltkulturerbe gefährden könnten. Zum Glück hört es der Hans nicht. Er ist ja nicht da. Darüber schimpfen die Leut schon die ganze Zeit. „Eine Frecheit. Der Herr ministerpräsident ist schließlich da.” %%% Der „Herr Ministerpräsident” schwenkt bei seiner Rede nur einmal ins Lateinische – am Ende – und sagt „Prosit” – „Es möge uns allen wohlergehen.” Dann trinkt er von dem Bier, dass ihm der Erwin während seiner Rede bringen durfte und lässt sich von ihm die Salvatorkette um den Hals legen. Die hat der Erwin letztes Jahr bekommen und sie hat ihm Glück gebracht. „Ohne die wär ich nie Parteichef geworden”, hat er vorher noch gesagt. Dann hat er sie vielleicht zum gerade richtigen Zeitpunkt wieder abgegeben.