10 Apr2012
Die Reise der Regensburger Ballonauten
Kochkünste und gute Menschen
Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.
Von Reichenbach ab am 16. Juni 32 7 1/2 Uhr abends. 8 3/4 Uhr in Unterhainsdorf angekommen. Unser Quartier schlugen wir auf einer Wiese neben einer
Mühle auf.
Da wir uns in Reichenbach Kochgeschirr kauften habe ich heute abends das erste mal Gelegenheit meine Kochkunst zu zeigen. Es muß ganz gut gewesen sein, da Franz fest aß und die Leute auch ein gutes Urteil
abgaben, hauptsächlich die Frauen. Hier haben wir eine ausgezeichnete Unterstützung erhalten, wir waren ganz begeistert. Anderen morgens
bekamen wir von einer Frau Kaffee, brauchten also nicht Kaffee kochen. War mir ganz lieb. Blieben hier
etwas sehr lange, da wir uns eine Kochkiste machen ließen. Mittags gab es Nudelsuppe und Hackbraten und als Nachspeise Kaffee. Es schmeckt uns sehr gut und was die Hauptsache ist: sehr billig.
Von Unterhainsdorf ab am 17. Juni 32 nachmittags 4 Uhr. Da konnten wir nicht weiterfahren, da die Hauptstraße repariert wurde, so ein Pech, nun wir machten
einfach einen Umweg, aber wir mußten über eine Bauernstraße, welche noch recht steil war fahren bis
wir die andere Hauptstraße erreichten.
Kamen in Schönbrunn um 5 1/2 Uhr an, da uns Lengfeld etwas zu weit war, blieben wir gleich hier.
Eine Fahrlust hatten wir auch nicht, also Quatier genommen in Schönbrunn bei einem Bauern im Hofe
wurden recht nett aufgenommen und hatten bis nachts 12 Uhr Leute um uns. Ich gab einige Lieder zum besten, welche von Alt und Jung, Männlein und Weiblein mit Begeisterung aufgenommen wurden.
Das wir selber kochen merkten wir recht schön an unseren Geldbeutel.
Da wir nicht mehr soviel für unseren Magen brauchen.
Von Schönbrunn ab am 18. Juni 32 früh 9 Uhr. In Lengfeld angekommen um 10 Uhr. War eine recht arme Stadt, aber trotz allem der Wirtschaftlichen
Not Rechnung tragend, nicht schlecht. Hielten uns bis 2 Uhr mittags auf und kamen um 5 1/2 Uhr nachmittags nach Irfesgrün hatten hier sehr gute Aufnahme gefunden, bekamen Mittagessen am Sonntag, hielten uns hier auf, im allgemeinen ist nicht viel zu sagen, einzelne böse Sachen darf man auf einer
solchen Reise nicht übelnehmen, denn überall gibt es böse und gute Menschen.
Von Irfersgrün ab am 20. Juni 32 früh 8 Uhr. Mit frohem Mut ging es wieder fort mit ganz netten Erinnerungen und kamen 5 Uhr nachmittags nach Planitz, fanden dort sehr nette Sportler und blieben gleich da. Im Vereinslokal Gasthaus zur Linde Besitzer
Franz stiegen wir ab.
Das dort ganz gute Menschen sind haben wir bei unserer Abreise bemerkt.
Ein alter Bergmann gab uns eine Steigerlampe, wo er seine schwere Arbeit verrichtete und sein
treuer Begleiter war, er gab es uns mit dem Vermerk, es soll auch erwärmen im Winter und ein treuer Begleitersein auf eurem mühsamen Weg, wie wir ergriffen waren, bei diesen einfachen
Worten, kann man nicht beschreiben. Endlich machten wir uns auf den Weg mit beiderseits feuchten Augen ging es weiter.
Mit gedrückter Stimmung, das Wetter passte auch gerade dazu. Es war recht trübe und schaute
her zum Regnen.
Mehr über die Ballonauten
Der Ball soll wieder rollen: Das Ballonauten-Projekt
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Alle bisher veröffentlichten Tagebuch-Einträge
peter sturm
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so interessant sind tagebücher wenn sie echt sind.
Neuromancerr
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Lassen Sie doch endlich Hernn Kujau seinen frieden, er hat ja nur Volltrottel glücklich gemacht
norbert e. wirner
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ah, nöööö!
das ist doch nicht gefälscht! oder doch?
gegenwartsgerecht ein bisschen aufgeblasen vielleicht, aber hochinteressant und lehrreich.
schön, dass man es hier lesen kann!