Klage: 250.000 Euro wegen Blog-Beitrag?
JAKO ist zurückgerudert! Der Sportartikelhersteller hat sich wegen der Abmahnung des Bloggers Frank Baade offiziell entschuldigt. „Wir haben ganz offensichtlich überreagiert”, erklärt JAKO-Vorstandsvorsitzender Rudi Sprügel in einer Pressemitteilung. JAKO hatte Baade wegen eines Beitrags abgemahnt, in dem er deftig über das neue Logo des Unternehmens im Speziellen und JAKO im Allgemeinen hergezogen war. Baade nahm den Beitrag vom Blog und akzeptierte eine entsprechende Unterlassungserklärung. Wenige Monate später erhielt Baade eine erneute – wesentlich teurere – Abmahnung, weil JAKO-Anwältin Iris Sanguinette Auszüge des Beitrags beim tschechischen Newsaggregator Newstin entdeckt hatte.
Dieses Vorgehen löst einen Sturm der Entrüstung in der Blogosphäre aus, der sich bis zu den etablierten Medien (u.a. Süddeutsche, Handelsblatt, Spiegel Online) fortsetzte. Jetzt hat JAKO nachgegeben und Baade sogar ins Unternehmen eingeladen. „Wir haben uns rein rechtlich überhaupt nichts vorzuwerfen“, betont JAKO-Boss Sprügel, „aber rückblickend betrachtet, wäre es viel besser gewesen, wir hätten mit Herrn Baade persönlich Kontakt aufgenommen und die Sache mit ihm direkt geklärt.“ Ob man sich nichts vorzuwerfen hat, mag mal dahingestellt sein. Ein Unternehmen wie JAKO sollte es verkraften können, wenn ein Blogger wie Baade das neue Logo „Scheiße” findet und das auch öffentlich kund tut. Aber sei’s drum.
Interessant ist ein weiterer Fall, der im Zuge der JAKO-Welle bekannt geworden ist. Der Telekommunikationsdienstleister Primacall hat den bekannten Blog „Spreeblick” wegen eines Artikels aus dem Jahr 2007 verklagt und verlangt dessen Löschung samt Kommentaren. Spreeblick hatte einen ehemaligen Primacall-Mitarbeiter interviewt, der mit nicht gerade schmeichelhaften Details aus dem Unternehmen aufwartete.
Die Löschung von beanstandeten Passagen aus dem Interview reichte Primacall nicht, die Möglichkeit einer Gegendarstellung lehnte man offenbar ab. Stattdessen wird jetzt vor dem Landgericht Hamburg geklagt. Der Streitwert liegt bei 10.000, das angedrohte Ordnungsgeld bei 250.000 Euro. Meinungsfreiheit ist halt schwer zu verkraften. Mal sehen, ob es wieder kräftig stürmt in der Blogosphäre …
P.S.: Die Macher von Spreeblick beraten sich derzeit mit ihren Anwälten (Eine Zusammenfassung der Ereignisse aus der Sicht von Spreeblick). Viel Erfolg!