Kein Testlauf für Lockerungen in Regensburg
Weder die Stadt noch der Landkreis Regensburg kommen für das Modellprojekt der Bayerischen Staatsregierung in Frage, in dessen Rahmen leichte Lockerungen verbunden mit großflächigen Corona-Tests erprobt werden sollen.
Bereits am gestrigen Montag hatte der Regensburger Bundestagsabgeordnete Stefan Schmidt (Grüne) scharfe Kritik am bayerischen Ministerpräsidenten geübt. Mit seinen vollmundigen Ankündigungen von „Tübingen plus“ habe Markus Söder zunächst Hoffnung auf Lockerungen geschürt. Auch Regensburg hatte zu den annähernd 100 Städten und Regionen gehört, die sich Söder zufolge für das Modellprojekt beworben hatten, bei dem erste Öffnungsschritte verbunden mit Schnelltests erprobt werden sollten (unser Bericht).
„Tübingen plus“ nur bis 100.000 Einwohner
Tatsächlich hatte Söder bei einer Pressekonferenz am 23. März drei bis vier Modellregionen in Bayern angekündigt, tags darauf, die zunächst angekündigte Osterruhe war gerade abgesagt worden, waren es bereits acht und der Ministerpräsident sprach von „Tübingen plus“. Wieder ein paar Tage später war zunächst von Lockerungen gar keine Rede mehr, sondern von „Notbremse“ und härterem Lockdown.
Doch bei acht „Tübingen plus“-Städten soll es dennoch bleiben, so die Nachricht bei der heutigen Pressekonferenz anlässlich des Impfgipfels. Allerdings sollen nur Städte bis zu einer Größe von maximal 100.000 berücksichtigt werden. Damit ist Regensburg, wo der Inzidenzwert heute bei 152 liegt (Landkreis: 208) draußen. Einen Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Peter Aumer, ein eigenes „Regensburger Modell“ zu entwickeln, hat Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer laut Mittelbayerischer Zeitung bereits eine Absage erteilt.
Ohnehin will Söder „Tübingen plus“, dieser Begriff fällt am heutigen Dienstag nicht mehr, nun ausdrücklich nicht als Weg verstanden wissen, „um eine Art schnelle Öffnungen zu erreichen“. Dies diene als „zweiwöchiger Testlauf“, um zu sehen, „inwieweit man mit Testen und Inzidenz vernünftig umgehen kann“.
„Corona-Schlingerkurs“
Am Mittwoch kommender Woche wolle man entscheiden, wie man dabei vorgehen wolle. Stabile Inzidenzen und ausreichende Testkapazitäten seien die Grundvoraussetzung, um an dem Modellprojekt teilnehmen zu können.
Schmidt hat Söder bereits zuvor einen von „halbgaren Ankündigungen“ gezeichneten „Corona-Schlingerkurs“ vorgeworfen. Er wolle offenbart „von der Krise seiner von Affären gebeutelten Partei und seinen persönlichen Ambitionen in der Bundespolitik ablenken.“ Dass Söder im Rahmen der heutigen Pressekonferenz die Gelegenheit genutzt hat, um gegen seinen Konkurrenten um eine mögliche Kanzlerkandidatur Armin Laschet zu sticheln („Ich finde es sehr seltsam, wenn der CDU-Vorsitzende mit der CDU-Kanzlerin ein halbes Jahr vor der Wahl streitet.“) hat diese persönlichen Ambitionen zwischenzeitlich unterstrichen.
Timo
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Maßnahmen beenden, zügig.
Mr. T.
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Das ist kein Schlingerkurs, das schaut nur so aus. Das Problem ist der durch die digitale Infrastruktur verzögerte Beobachtungszeitraum der Staatskanzleilichen Entscheidungen. Man bräuchte Glasfaser von Söders Mund bis in den Kopf des Bürgers. Wegen der vorhandenen langsamen Datenleitungen erscheint dies eben wie ein konfuser, erratischer Fehlervertuschungskurs mit Vertrauen auf die geringe Aufmerksamkeitsspanne des Wählers. Und wer ist schuld an der schlechten Infrastruktur? Wieder einmal der Audi Scheuer!
Dugout
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Aus meinem Kommentar vom 24.03.2021:
“Sollte sich die Sache in Tübingen zum Schlechten wenden, wird Palmer das machen was er immer macht. Ist ja nur ein Altersheim betroffen, ist ja nur eine Schule von vielen betroffen, ist ja nur eine Flüchtlingsunterkunft……….”
Gerade hat Palmer in “Report Mainz” zum auf 104 gestiegenen Inzidenzwert folgendes gesagt: ” Die Steigerung beruht im wesentlichen auf einem Ausbruch in einer Erstaufnahme Einrichtung. Mit Einkauf in der Innenstadt hat das sicher nichts zu tun”
Er war immer ein Schwätzer
Robert kocht
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@Timo und dann?
Möchten Sie das Risiko tragen, dass die Zahlen steigen? Dass die Prognosen für eine dritte Welle mit noch höheren Zahlen als in der zweiten Welle eintreten?
Dass die Intensivstationen, die in den letzten Tagen ohnehin schon Alarm geschlagen haben, komplett dicht sind, und wählen müssen, wer zuerst ans Beamtmungsgerät darf?
Ich war im Januar beruflich in einigen Krankenhäusern – was die Pfleger, Ärzte und überhaupt alle Angestellten berichteten, war erschütternd.
Das aber sind die Menschen, denen Gehör geschenkt werden muss.
Und nicht den Leuten, die nicht in der Lage sind, von blanken Zahlen auf die Vor-Ort-Realität zu abstrahieren.
Natürlich ist das eine vollkommen beschissene Situation, in der wir uns alle befinden. Und natürlich läuft da auf Entscheidungsebene viel falsch.
Aber was ist denn aus epidemiologischer Sicht die Alternative?
Ich bin kein Epidemiologe, ich bin auch kein Infektiologe, kein Virologe. Aber ich vertraue der Wissenschaft, alles andere wäre fahrlässig. Nicht blind vertrauen, auch kritisch hinterfragen.
Aber wenn der Einzelne feststellt, dass er keine ausreichende Fachkenntnis besitzt, um die Möglichkeitend ausreichend differenziert bewerten zu können, dann ist Zurückhaltung mit Forderungen geboten.
Ein befreundeter Arzt formulierte es kürzlich, als ich ihn fragte, wie er die Entwicklung sieht, so: “Wir warten alle auf den Sommer.”
Mr. T.
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Mich würde an dieser Stelle einmal interessieren, ob kontrollierte (!) Lockerungen mit vollständiger Absicherung durch tagesaktuelle Schnelltests wirklich die Anzahl der Infektionen erhöhen oder nur die Anzahl der positiven Testungen. Dies wird derzeit ja oft in den Raum gestellt, dann aber nicht weiter untermauert.
Joachim Datko
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Bei einer Pandemie abstrahiert man mit Zahlen von den persönlichen Schicksalen zu allgemeinen Aussagen über die Pandemie.
Zu Robert kocht 22:51 Zitat: “Das aber sind die Menschen, denen Gehör geschenkt werden muss. Und nicht den Leuten, die nicht in der Lage sind, von blanken Zahlen auf die Vor-Ort-Realität zu abstrahieren.”
So bitter das persönliche Schicksal sein mag, Zahlen geben uns einen Überblick und auch die Aussage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand betroffen wird.
So sinkt die tägliche Todesrate trotz steigender Neuinfektionen und einem Anstieg der Intensiv-Patienten seit vielen Wochen kontinuierlich.
Beispiel: Deutschland: 83 Millionen Einwohner
Datum Do – Neuinfektionen – Todesfälle Do – Fr
04.02.21 -12.908 – 855 – 689
25.03.21 – 21.573 – 183 – 157
So etwas sieht man bei der Betrachtung von Einzelschicksalen nicht.
Ich bin zuversichtlich, dass wir wegen des Anstiegs der Geimpften und des “Sommereffekts” keinen größeren Anstieg bei den täglichen Todesfällen sehen werden. Es ist eher zu erwarten, dass der Abwärtstrend anhält.
Trotzdem sollten wir weiterhin vorsichtig sein.
Gerda Huber
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@Robert kocht: Ich verstehe Ihre Bedenken, allerdings sollte man neuere wissenschaftliche Erkenntnisse dazu berücksichtigen (die durchaus zur Beruhigung beitragen können):
“In den USA haben mittlerweile 17 Staaten alle Einschränkungen aufgehoben und sind zu einem normalen Leben ohne Masken, Lockdown oder Schließungen von Schulen, Kirchen, Gastronomie und Geschäften zurückgekehrt. Von den Medien wurde ihnen die Katastrophe prophezeit und Berge von Toten – nichts davon ist eingetroffen. Präsident Joe Biden hatte sogar von einer „Neandertaler“ Entscheidung gesprochen wie Texas und Mississippi alle Einschränkungen aufgehoben haben.
Im Vergleich schneiden die offenen Bundesstaaten sogar besser ab als die mit den strikten Maßnahmen. Es zeigt sich absolut kein Nutzen von Lockdown und Masken. Und in vielen anderen Parametern, wie etwa bei der Arbeitslosigkeit, erzielen die offenen Staaten auch wesentlich bessere Resultate.
Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte sich im September Rat von Spitzenwissenschaftlern geholt und hat dies auch öffentlich über YouTube gestreamt und zelebriert. Die Gesprächspartner von DeSantis sind die Stanford Professoren Nobelpreisträger Michael Levitt (Prof. of Biophysics at Stanford University), Martin Kulldorff (Professor of Medicine at Harvard Medical School) und Jay Bhattacharya (Professor of Medicine at Stanford University), wie ich hier (LINK IM ORIG.-ARTIKEL) berichtet habe.”
Quelle und ganzer Artikel:
https://tkp.at/2021/03/28/gouverneur-von-florida-zieht-bilanz-ueber-ein-halbes-jahr-ohne-einschraenkungen-und-masken/
Und zur immer wieder weit verbreiteteten Angst wegen der Auslastung der Intensivbetten liegen jetzt für 2020 verblüffende Zahlen vor:
“Ein Gesamtbild der Lage liefert eine neue Studie zweier Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin, die sich auf die vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH (InEK) erhobenen Klinikdaten des Vorjahres stützt. Der Hauptbefund: Im ersten Pandiemiejahr brach die Zahl der bei den Krankenkassen abgerechneten Behandlungen gegenüber 2019 um 13 Prozent ein. Statt damals 19,2 Millionen waren es 2020 nur mehr 16,8 Millionen Fälle.” etc.
Die ganze erstaunliche Analyse hier:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=70975
Gscheidhaferl
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“Einen Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Peter Aumer, ein eigenes „Regensburger Modell“ zu entwickeln, hat Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer laut Mittelbayerischer Zeitung bereits eine Absage erteilt.”
Wow! Mal wieder volles Engegament der Stadtregierung!
Frau Freudenstein kann da übrigens leider auch nicht helfen. Die erholt sich noch von der letzten Sitzbankeinweihung.
auch_ein_regensburger
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„Es zeigt sich absolut kein Nutzen von Lockdown und Masken“. Gerda Huber erklärt mal wieder die Welt, der Faktenlage zum Trotz.
Quellen anzugeben, spare ich mir an dieser Stelle, gibt es tausendfach im Netz.
Charlotte
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Wieso brauchen wir überhaupt weitere Modellprojekte? Tübingen hat den Test gemacht (Bravo an dieser Stelle). Hier kann man wunderbar sehen, was passiert. Die Zahlen steigen auch dort in einer Phase des exponentiellen Wachstums. Es entwickelt sich ein Reisetourismus aus anderen Regionen und Städten ( natürlich schlecht grundsätzlich, für Regensburg wäre es eine Katastrophe, denn alle Nachbarregionen kämpfen mit der 300er Marke). Partys ohne Abstand im öffentlichen Raum entwickeln sich, weil wieder mal ein Teil meint, alles ist jetzt wieder ohne Rücksicht auf andere möglich.
Mr. T.
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Charlotte, Tübingen ist eigentlich eher ein positives Beispiel als ein negatives. Die Zahlen sind durch verstärkte Testungen gestiegen. Ohne diese wären diese Menschen weiter symptomlos in die Arbeit, Schule oder Kirche gegangen und hätten andere anstecken können. Dadurch, dass alle Menschen im öffentlichen Raum getestet wurden, wurde es eher sicherer. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht es ist, nur die Inzidenz zu betrachten.
Gscheidhaferl
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Nochmals zur Ehrenrettung der 7-Tage-Inzidenz (weil hier immer wieder missverständliche Einlassungen kursieren):
Sie gibt die Anzahl der in 7 Tagen bei den Behörden eingegangenen Infektionsmeldungen wieder. Es wird also zunächst ganz simpel gezählt.
Um die Zahlen unterschiedlich großer Orte (z.B. Pentling und München) besser miteinander vergleichen zu können, werden sie anschließend standardisiert. D.h. sie werden so hoch- bzw. runtergerechnet, als ob sie sich immer auf einen Ort mit 100.000 Einwohnern beziehen würden. Es ist letztlich wie eine Prozentrechnung, nur eben nicht bezogen auf 100, sondern auf 100.000.
Jetzt wird besonders bei hohen Inzidenzwerten gerne behauptet, mehr Tests hätten die Inzidenz in die Höhe getrieben, als ob das nur ein bedeutungsloser mathematischer/statistischer Effekt wäre. Das ist aber Blödsinn, weil bei der Berechnung der Inzidenz nirgends die Anzahl der Tests einfließt.
Die Formel lautet (‘Anzahl der Infektionsmeldungen innerhalb von 7 Tagen’/’Anzahl der Einwohner des jeweiligen Orts’)*100.000=7-Tage-Inzidenz.
Die Inzidenz hängt also einzig von den gemeldeten Infektionen ab. Die Tests haben nur insofern Einfluss darauf, weil durch mehr Tests in der Regel mehr Infektionen aufgedeckt werden. Im Umkehrschluss heißt das: Je weniger getestet wird, um so unzuverlässiger ist die Inzidenz, weil wahrscheinlich viele Infektionen unentdeckt bleiben.
Das Problem mit der Inzidenz ist also nicht, dass sie an sich ein schlechtes Maß ist. Weil aber an vielen Orten zu wenig getestet wird, muss befürchtet werden, dass sie die Corona-Verbreitung dort eher unterschätzt. Im Zweifelsfall ist daher eher den niedrigen, als den hohen 7-Tage-Inzidenzen zu misstrauen.
Es muss also eigentlich darum gehen, möglichst viele Menschen möglichst oft zu testen. ‘Freiheiten’ wie das Tübinger Tagesticket sind dafür sicher ein guter ‘Anreiz’ (sofern man sich damit nicht andere / neue Probleme einhandelt).
Mr. T.
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Gscheidhaferl, Sie ehaben es ja selbst erklärt. Inzidenzwerte sind also nur bei vergleichbaren Testungen vergleichbar. Also bei einer ähnlichen Zahl von Testungen pro Zeiteinheit bezogen auf eine bestimmte Anzahl von Personen. Und wenn jetzt eine Testoffensive wie in Tübingen gestartet wird, ist die Inzidenz dort nicht mehr mit der Inzidenz von vor der Testoffensive vergleichbar. Je vollumfänglicher die Testungen sind, desto mehr Unsymptomatische werden gefunden. Wenn nur bei konketem Verdacht getestet wird, werden diese gar nicht entdeckt.
Dugout
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Kommentar gelöscht. Bitte sachlich bleiben.
Dugout
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Hier der link zum Artikel:
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_89765182/tuebingen-modellprojekt-zieht-die-reissleine-es-kommen-einfach-zu-viele-.html
Gscheidhaferl
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@Mr. T.
Und welche Konsequenz sollte daraus jetzt gezogen werden? Viele scheinen gar nicht wissen zu wollen, wie’s mit Corona bei Ihnen aussieht, sobald ihnen die Inzidenz zu hoch steigt. Also weniger testen, damit die Werte wieder sinken? Die 7-Tage-Inzidenz weiter diskreditieren (obwohl wir keinen Indikator haben, der weniger angreifbar wäre)? Lieber erst die Todesfälle zählen und die anderen möglichen Folgen einer Erkrankung ausblenden? Ich denke soweit herrscht doch unter denkenden Menschen Einverständnis, dass es das nicht sein kann, oder? Vor allem solange nicht genug Impfstoff da ist und wir noch gar nicht wissen, ob eine Impfung wirklich auch Infektionen vermeiden hilft oder ‘nur’ schwere Infektionsverläufe verhindert.
Ich fände es jedenfalls besser, statt auf die 7-Tage-Inzidenz einzudreschen, lieber den Schnarchnasen in den Hintern zu treten, die das Testen nicht auf die Reihe bekommen. Die Selbsttest in den Schulen, über die bei uns beispielsweise noch diskutiert wird, werden in Österreich schon längts gewinnbringend eingesetzt (sonst stünden die noch schlechter da). Und nicht zuletzt Herr Palmer beweist ja, dass auf kommunaler Ebene durchaus etwas eigenständig unternommen werden könnte.
@Dugout:
Danke übrigens für den Link! Schade, dass der Modellversuch demnach wohl nicht funktioniert. Müsste wohl wenigstens regional stärker abgegrenzt werden. Wobei sich der Andrang auf Tübingen ja nicht zuletzt aus der Passivität und Einfallslosigkeit anderer Kommunen ergibt…
Aber was echauffieren wir uns hier? Wir laufen ja leider eh nicht erntshaft Gefahr, in Regensburg mit vergleichbaren Aktivitäten behelligt zu werden. Archäologinnen erfreuen sich wohl einfach lieber an der Vergangenheit, statt sich für eine lebenswertere Gegenwart oder gar Zukunft all zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Mr. T.
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Gscheidhaferl, ich finde, dass man mehr testen müsste, auch wenn dann die Inzidenz steigt und manche meinen, dass es dadurch schlimmer wird. Da muss man dann eben erklären, warum die Inzidenz steigt, anstatt damit das Scheitern von irgendwelchen Modellen zu erklären. Also Pflichttests an Arbeitsstätten und Schulen. Und Öffnungsstrategien mit Zwang zu tagesaktuellen Tests. Und das nicht nur in ein paar “Modellkommunen” ohne Schnarchnasen an der Spitze. Weil dann gibt es genau das Problem, dass diese überrannt werden. Öffnungen im Einzelhandel würden vielleicht auch den Andrang auf die Supermärkte entzerren, wenn man andere Artikel dann nicht auch noch dort kaufen muss.
Gerda Huber
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auch-ein-regensburg erklärt mal wieder die Welt, völlig an der aktuellen wissenschaftlichen Faktenlage vorbei. Dazu findet man X Studien im Netz. Und – offenbar davon noch nichts mit bekommen. (na gut, man kann ja nicht alles wisssen, aber dann bitte das “von-oben-herab” abstellen):
“Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Auswirkungen rät die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) dringend dazu, die bayerische Empfehlung einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Vor einer Übernahme der bayerischen Verordnung durch andere Bundesländer rät die DGKH ab.
….
Die jetzige Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken in Bayern verunsichert die Bevölkerung im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit der bisherigen AHA+L-Regel.”
Komplette Stellungnahme der Gesellschaft für Krankenhaushygiene hier:
https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/805
Dugout
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@ Gscheidhaferl
Es ist einerseits natürlich bedauerlich, anderseits war es ganz klar absehbar. Genauso absehbar war auch das Verhalten Palmers nach dem scheitern. Man lässt ihm seine Ausreden anscheinend unkritisch durchgehen. Mir ist das unverständlich.
Was sich in Tübingen abspielt ist schlicht die Realität und nicht irgendein Unglück.
Wenn ich Gastronomie und Einzelhandel plus Kino usw.usw. öffne, dann kommen auch Menschen um diese Angebot zu nutzen. Und es spielt schlichtweg keine Rolle ob das nun Tübinger sind oder Stuttgarter oder nur der halbe Landkreis.
Laut Palmers Konzept wäre es doch egal . Wer negativ getestet ist darf rein ins Paradies, wer positiv ist muss draußen bleiben. Da spielt es doch keine Rolle woher die Menschen kommen.
” Es kommen zuviel Fremde” sagt er. Das muss ein Reflex sein bei Palmer, anders kann man sich diesen Quatsch nicht erklären.
Die bisher einzige , aber durchaus wichtige, Erkenntnis ist das gewonnene Wissen über das realistische Ausmaß der Infektionen. Das ist natürlich ein Gewinn.
Nur wenn ich durch massives Testen mehr Infizierte finde als vorher bekannt, dann muss ich konsequenterweise auch die Schlusse daraus ziehen.
Palmer weiß genau auf welchen dünnen Eis er spaziert. Nicht zufällig hat er sehr, sehr schnell nach Ausgangssperren geschrien.
Sollte es in Tübingen nämlich so richtig in die Hose gehen dann wird man in Zukunft auch bei ihm etwas genauer hinsehen wenn er mal wieder medienwirksam einen angeblichen “Tübinger Weg” erfindet.
Charlotte
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Mr. T., nicht nur durch die Testungen sind die Zahlen gestiegen sondern eben auch durch mehr Kontakt und daraus entstandener Mobilität. Denn auch nicht getestete Personen bewegen sich in der Stadt oder treffen sich in Gruppen. Ich bin bei ihnen, dass soviel wie möglich getestet werden muss. Das muss aber erstmal ein großer Teil akzeptieren! Ohne das Zuckerl ‚ich darf was’ lehnen immer noch zu viele Menschen und auch Unternehmer regelmäßige Tests ab. Das ist genauso bei der Impfung: erst wenn keiner mehr ohne Impfnachweis in die Gastronomie gehen oder in Urlaub fahren kann, wird auch der Rest sich impfen lassen. Ich sehe das im eigenen Kollegen- und Mitarbeiterkreis, im Bekanntenkreis oder auch bei den Lehrern haben sich nicht alle an ihre Vorbildfunktion beim Testen erinnert. Auch geben selbst positiv getestete heute nur noch 1-2 Kontakte an. Natürlich völlig unrealistisch! Damit isoliert sich die Masse eben auch nicht mehr. Zu Beginn der Pandemie waren es im Schnitt 8-10 Kontakte. Die Inzidenz ist natürlich eine wichtige Zahl, denn sie zeigt uns, was uns in ein paar Wochen erwartet! Die Dunkelziffer ist dann noch nicht berücksichtigt, denn diese Infizierten stecken ja munter weiter Arbeitskollegen und Familienmitglieder an.
Es hilft nichts: endlich 3-4 Wochen kompletter Lockdown mit Testpflicht bei systemrelevanten Beschäftigten, impfen und nochmals impfen und dann langsam öffnen!
Skyrider
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“Die Dunkelziffer ist dann noch nicht berücksichtigt, denn diese Infizierten stecken ja munter weiter Arbeitskollegen und Familienmitglieder an.”
Kann doch gar nicht sein. Laut Aussage der Bundesregierung, der Staatsregierung und des RKI ist doch gar nicht erwiesen, dass sich in den Arbeitsstätten, die ja alle ein “tolles Hygienekonzept” haben, Ansteckungen ereignen. Oder etwa doch?
Ich wäre auch für den wirklich harten Lockdown. Wir schließen a l l e s für 2 Wochen (auch die Grenzen zu Tschechien) natürlich auch die bis jetzt von MP Söder” geschonten Großbetriebe”, schicken alle “Saisonarbeitskräfte” (Ausnahmegenehmigung weil “Systemrelevant” auf Druck der Landwirte) wieder nach Hause und die omnipräsenten Politiker in Bayern in “mediale Quarantäne”. Zwischendurch impfen wir alle Bürger ein drittes Mal (falls Impfstoff vorhanden) und hoffen, dass nicht erneut ein zweimal
g e i m p f t e r, n e g a t i v getesteter “Superspreader”, mit nachweislich bestätigter extrem hoher Virenlast, ein halbes Krankenhaus mit Corona ansteckt, wie in Halle geschehen. Nach der erfolgreichen Bundestagswahl, mit anschließendem erneuten noch “härteren Lockdown”, feiern wir Weihnachten und Corona ist besiegt……….
Gerda Huber
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Man sollte sich – gerade bei “den Linken” mal überlegen, wohin das alles gesellschaftlich führt. Wenn man den – noch dazu unwirksamen – “Dauerschutz”, Pflichttests, Lockdown, Maskenpflichtquatsch, Ausgangssperren UND SHITSTORMS gegen Lockerungen etc. so weiter führt, was dann passiert….
Deshalb schliesse ich mich Timo an: MASSNAHMEN SOFORT BEENDEN!
Dazu ein guter und reflektierter Artikel in der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-geschlossene-gesellschaft-und-ihre-neuen-freunde-warum-es-falsch-ist-die-gesundheit-hoeher-zu-gewichten-als-die-menschenwuerde-ld.1609287
Joachim Datko
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Was ist die Maxime für mein eigenes Handeln in der Corona-Krise? Was sollte die Maxime für das Handeln der Regierung sein?
Ich habe es da einfach. Für mich zählt, was die Wissenschaftler der einschlägigen Fachbereiche sagen. Ich lege mich da auf die Bärenhaut und lasse die Wissenschaftler für mich denken. Das gilt auch dort, wo ich selbst keine große Gefahr sehe. Auch da bin ich vorsichtig, wenn die Warnung von Epidemiologen oder Virologen kommt. Lieber einen größeren Abstand als einen zu kleinen, da werde ich nicht um Zentimeter feilschen, sondern großzügig sein.
Zu Charlotte 18:04 “Es hilft nichts: endlich 3-4 Wochen kompletter Lockdown mit Testpflicht bei systemrelevanten Beschäftigten, impfen und nochmals impfen und dann langsam öffnen!”
“Komplett” klingt für eine angepasste Reaktion zu rigoros. Die Regierung hat viele Aspekte in die politischen Entscheidungen einzubeziehen. Am runden Tisch sitzen nicht nur die Mediziner, sondern auch Wirtschaftler, Soziologen, Psychologen, Statistiker und was wir sonst noch an Fachleuten zur Bekämpfung der Pandemie brauchen. So hat z. B. das Wirtschaftsministerium einen wissenschaftlichen Beirat, der sich um wirtschaftliche Aspekte der Corona-Krise kümmert. Selbst die Regelungstechnik könnte uns hier weiterhelfen. In der Regelungstechnik geht es nicht um eine möglichst drastische Reaktion, sondern um eine angepasste Reaktion. Je schneller man auf Entwicklungen reagiert, desto kleiner können die jeweiligen Korrekturen sein. Es kann durchaus sinnvoll sein, wenn die Regierung Entscheidungen häufig anpasst. Leider wird dies oft als Inkonsequenz gesehen, obgleich es sich um intelligente Entscheidungen handelt.
Joachim Datko – Ingenieur, Philosoph
Piedro
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@Gerda Huber
Gut reflektiert? Eher nicht. Ab dem dritten Absatz ist die neoliberale Agenda des Autors klar erkennbar, ab da wird es widersprüchlich und erkennbar bemüht zum “richtigen” Schluss zu kommen. Der Staat lenkt die Gesellschaft nicht? Das ist Bullshit. Ohne staatliche Vorgaben würde sich die Einkommens- und Vermögensverteilung nicht beständig weiter in Richtung Schere entwickeln, mit anderer Regelung fände eine andere Entwicklung statt. Ohne staatliche Vorgaben kann es keine soziale Gerechtigkeit geben, oder entsprechend weniger. Rassismus, lobbyorientierte Politik, Umweltschutz, alles gesellschaftliche Themen, die “den Staat” fordern. Das in den Gegensatz zur freien Gestaltung sozialer Beziehungen zu setzen ist albern. Der Staat ermöglicht diese Gestaltung für viele erst, man denke an Eheschließung homosexueller Paare, Diskriminierungsgesetze, Förderung von Benachteiligten, einst auch in der Bildungspolitik, usw.
Der Verweis auf Popper ist schon beinahe niedlich. Nach den Ausführungen in diesem Artikel definiert sich der Autor selbst als Feind der offenen Gesellschaft. Daraus dann abzuleiten, wir (oder die Schweizer?) stünden am Scheideweg von der freien in eine totalitäre Gesellschaft, ist nicht mehr nur albern, das ist handfest deppert, auch nach der eigenen Definition, denn, abgesehen von zwei peinlichen Beispielen, ist kein EU-Land in Gefahr, der Staat könnte “im Namen einer höheren Ideologie in alle sozialen Verhältnisse hineinregieren, ohne Grenzen und Schranken.” Selbst Sie, gnä Frau Huber, haben schon etliche Beispiele präsentiert, dass dem eben nicht so ist. Immer, wenn ein Gericht Vorgaben aufgehoben hat, auch, wenn Sie den Grund des Aufhebens nicht begriffen haben. Der Grund ist, dass eben genau diese Gefahr nicht besteht.
Die Intention des Autors ist klar erkennbar, wenn er von “herbeigeredeten Krisen” schreibt, und dabei Covid und Klimawandel als Beispiel nennt. “So stellt man alle Menschen unter den Generalverdacht, letztlich mit allem, was sie tun, andere schädigen zu können” ist der mit Abstand dümmste Satz in dem Artikel. Vor allem im Covid-Kontext, was ja, trotz des philosophischen Mäntelchens Thema sein soll, lässt sich daraus nichts anderes ableiten als das Gefühl, dem Autor sei an individueller Freiheit gelegen. Und schon kommt die Vokabel Willkür. Auftakt für den nächsten Schlenker. “Offene Gesellschaften haben Pandemien vergleichbarer Grössenordnung stets erfolgreich rein medizinisch bekämpft statt mit politischen Repressalien.” Noch hohler geht’s nicht. Medizinische Gegenmittel stehen erst seit einigen Monaten zur Verfügung, Medikamente gegen Covid noch gar nicht. Zum Glück verdeutlicht der Autor, dass es ihm gar nicht um das Thema geht, sondern um seine neoliberale Agenda. Die Aussage zur Energiewende ist an Oberflächlichkeit kaum zu unterbieten, aber ein, für den Autor, passendes Beispiel. Und schon streckt er den Finger auf um auf die “Feinde der offenen Gesellschaft” zu zeigen, ohne sich die Mühe zu machen sie ansatzweise zu benennen, und was eignet sich dazu besser als eine Lüge? Wissenschaftler geben nicht zu, wenn sie kein Wissen haben? Wo war der Mann im letzten Jahr? Deshalb reden Politiker existentielle Krisen herbei. pseudowissenschaftlichen Modellrechnungen, wie niedlich, passt auf Covid und die Klimafrage, vor allem, wenn man sich mit der Floskel begnügen kann, dann noch ‘ne Lüge nach schieben und alles passt: den Forderungen der Wissenschaft sind keine rechtsstaatlichen Grenzen gesetzt. Wer glaubt denn sowas wirklich?
Ich weiß ja nicht, was der Autor so gut reflektiert hat, aber seine Argumente sind es nicht. Popper hätte den Herrn im Halbschlaf zerlegt. Wie vermutlich alles, was vom Liberalen Institut publiziert wird. Neoliberalismus ist alles andere als ein Garant für eine offene, freie und gerechte Gesellschaft, auch, wenn er das behauptet.
Auf Ihr Dauergelaber von der Unwirksamkeit der Maßnahmen mag ich nicht eingehen, ich bitte des zu verstehen. Es wäre ebenso mühsam wie vergeblich, Ihnen abermals vor Augen zu führen, dass diese Behauptung Blödsinn ist.
Mr. T.
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Das Problem am aktuellen Lockdown und seiner Fortdauer ist doch, dass wir zwar seit Monaten einen gefühlten Lockdown haben, aber keinen faktischen. Seit November müssen sich die Menschen im privaten extrem einschränken, spüren aber langsam, dass dies alles nichts bringt. Immmer wenn ein Ende absehbar wird, kommt ein neuer Grund für eine Verlängerung. Das Problem ist, dass das was den Menschen wie ein Lockdown vorkommt, eigentlich gar keiner ist. Es werden nur Infektionen im privaten, der Gastronomie und im Einzelhandel (und mittlerweile teilweise auch in Schulen) verhindert, an allen anderen Orten wie “systemrelevantem” Handel, im ÖPNV, an Arbeitsstätten und in Kirchen nicht. Hier gibt es nur Appelle, bei letzteren nicht mal das. Und es ist kein Wunder, dass sich langsam mal die eine oder der andere denkt, dass das so überhaupt keinen Sinn macht. Man kann den ganzen Tag auf der Baustelle, im Büro oder in der Produktionshalle nebeneinander arbeiten, aber Abends nicht mal alleine aus dem Haus gehen. Schüler können den ganzen Vormittag am Schulweg und in der Schule nebeneinader sitzen, sich aber nachmittags nicht mal zu dritt auf dem Spielplatz treffen. Man kann sich beim Discounter durch die Gänge drängen, nicht aber alleine in einer Boutique einkaufen. Und wenn dann versucht wird, Lockerungen in diesen Bereichen mit strengen Testungen zu erreichen, damit sie viel sicherer wie die nach wie vor zugänglichen Bereiche sind, wird dies verhindert. Dabei würden die Testungen für diese Bereiche auch die unsicheren Bereiche ohne Testpflicht mit absichern und entzerren.
Kann es sein, dass man Angst hat, dass man dann langsam merkt, wo die Infektionen wirklich stattfinden und nicht mehr auf ein “diffuses Geschehen” verweisen und die Schuld alleine bei unvernünftigem Verhalten im Privatbereich suchen kann?
Gscheidhaferl
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@Mr. T., Charlotte, Skyrider
Jetzt müssten wir nur noch im Stadrat sitzen ;-)
@Dugout
Ich stimme Ihnen zu, dass es etwas merkwürdig wirkt, dass in Tübingen offenbar niemand mit dem Naheliegenden gerechnet haben will: Dem Andrang von außen. Da kann einem schon mal der Begriff ‘Sollbruchstelle’ in den Sinn kommen.
Mr. T.
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Gscheidhaferl, Ministerpräsident und Schattenkanzler müsst ich sein …
Für den Stadtrat würden fürs erste 49 Friedl und ein Wolbergs für die Opposition reichen.
Bianca
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Geöffnet:Einzelhandel des täglichen Bedarfs.
Mittlerweile sind die Batterien meiner Uhren leergesaugt. Kein Batteriewechsel möglich! Nix geht mehr. Termine usw alles gestorben, bis…?
Mr. T.
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Bianca, Uhrenbatterien gibt’s auch in den Supermärkten, die bei mehr Gedränge und Infektionsgefahr die Aufgaben des leichtfertig geschlossenen Einzelhandels mit übernehmen.
Und wenn man sie nicht selber wechseln kann/möchte, sollten Uhrmacher als Handwerker eigentlich offen haben.
xy
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“Inzwischen liegen zahlreiche Studien vor, die nachweisen, dass Lockdowns keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Bekämpfung der Corona-Pandemie machen.”
Diesen Satz aus der NZZ hätte ich gerne belegt. Wenn das wirklich so wäre und wenn das wirklich seriös wissenschaftlich belegt wäre, dann wäre unsere Strategie wirklich desolat. Allein mir fehlt der Glaube. Andernfalls hätte der NZZ-Professor das belegt. Richtig ist allerdings, dass das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG) nicht alle anderen Grundrechte überwiegt. Dazu heute Ferdinand Kirchhof in der WELT:
“Aber man kann eine Gesellschaft, man kann eine Wirtschaft, man kann persönliche Beziehungen auch zu Tode schützen. Mein Beispiel dafür ist immer der Straßenverkehr. Dort gibt es jedes Jahr Verletzte und Tote. Nun könnten wir entscheiden: Das dulden wir nicht, wir unterbinden den Straßenverkehr mit Autos, Fußgängern, Radfahrern. Damit haben wir Gesellschaft, Wirtschaft und Personen effektiv geschützt – aber eben zu Tode geschützt. Das lässt sich auf die Pandemie übertragen. Wir sind noch nicht in diesem Bereich. Aber je länger die Maßnahmen andauern, desto verfassungsrechtlich drängender wird es, diese durch sie verursachten, schweren Schäden mit in den Blick zu nehmen.”
Gscheidhaferl
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@xy
Die Ausführung von Herrn Kirchhof finde ich nur insofern bemerkenswert, weil sie aus meiner Sicht ein gutes Beispiel dafür sind, wie unzureichend ernste Fragen bei uns häufig diskutiert werden. Als ob es immer nur die Wahl zwischen ‘Ganz’ und ‘Gar nicht’ gäbe.
Wie machen wir es denn im Straßenverkehr? Wir reduzieren die Risiken durch Tempovorgaben, technische Lösungen (z.B. Airbags) und in dem wir Verkehrsplanung betreiben. Letzteres leider nicht in Regensburg, aber darum geht’s jetzt nicht.
Wenn wir die Einhaltung der Vorgaben jetzt noch ernsthaft kontrollieren würden und auf unsinnige Regelungen verzichten, dann hätten wir wahrscheinlich traumhaft gute Verhältnisse auf unseren Straßen.
Und so ähnlich könnte vielleicht auch eine Pandemie angegangen werden. Wir bräuchten differenzierte Konzepte, statt Pseudo-Lockdowns kombiniert mit gesundheitsgefährdenden Lockerungsfantasien und einer Vogel-Strauß-Politik vor Ort.
Aber so wie den heiligen Interessen der Automobilindustrie von Menschenleben bis hin zur Rechtstaatlichkeit geopfert wird (weil es ja angeblich nur ‘Ganz’ oder ‘Gar nicht’ gibt), so werden die unzureichenden Pandemie-Schutzmaßnahmen vielleicht ja auch bald den ‘Interessen der Wirtschaft’ geopfert. Weil auch da keine differenzierten Lösungen präsentiert werden (die es dieser Wirtschaft zumuten würde, ihre Belegschaften zu testen; stattdessen ist die Politik drauf und dran Kinder einer Testpflicht zu unterwerfen).
Narzissmus und Kleinmut scheinen das Land zu regieren. Und natürlich die A****kriechrei vor dem großen Geld. Willkommen in der europäischen Wertegemeinschaft!
Mr. T.
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xy, es wird zumindest so sein, dass so ein halbschariger Lockdown, wie wir ihn seit Monaten haben, kaum was bringt. Ein Lockdown, der Arbeiter*innen, Schüler*innen, Kirchgänger*Innen und Querdeppen wie heut in Stuttgart nicht konsequent ausklammern würde, würde schon was bringen.
Ansonsten sollte man auf die NZZ-Artikel zur Zeit nicht so viel geben. Die betreiben mittlerweile fast schon so eine rechte Zerrüttungsstrategie wie die russischen Medien. Die Belege für die Aussage werden wir nie sehen.
Ja klar, der Straßenverkehr ist das Paradebeispiel dafür, dass wir bislang noch nie besonders viel Wert auf einen umfassenden Schutz der Bevölkerung gelegt haben. Mit einem Bruchteil des Aufwands, der für die aktuelle Pandemie getrieben wurde, könnte man seit Jahren die jährlich 400.000-600.000 Infektionen und 10.000-20.000 Toten durch Krankenhauskeime verhindern. Das war aber bislang immer zu teuer für unser Gesundheitssystem.
Mirosch60
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@Bianca:
Mein Uhrmacher wehcselt die Rundzellen für 5 EUR per Stück. Auch jetzt.
XYZ
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Mr. T.gestern 18.51
Das Problem liegt darin, dass Politiker samt Ministerien so gut wie keinerlei Verwaltungs-Erfahrung haben. Das wäre am Beispiel derGastatätten sehr schön zu exerzieren: es gibt unterschiedliche Betriebsarten, in der Genehmigung wird das festgeschrieben, samt Anzahl der Sitz- und Stehplätze, schon aus Brandschutzgründen. Es wäre ganz einfach gewesen: reine Schankwirtschaften werden geschlossen (das wären etwa Discos und Bars), Gastwirtschaften mit überwiegender Bewirtung ( das ist die Mehrzahl) können bei Reduzierung der Plätze auf die Hälfte mit Abstand offen bleiben. Ganz abgesehen davon werden Speisewirfschaften regelmässig auf die Einhaltung der Hygiene überprüft.