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Ein besonderer Stargast war bei den diesjährigen Schlossfestspielen in Regensburg zu sehen: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Für Gloria von Thurn und Taxis ist der autokratische Nationalist ein Held. Die Landtagsabgeordnete Margit Wild spricht von einem Skandal.

Adel trifft Antidemokraten: Gloria von Thurn und Taxis und Viktor Orbán. Foto: Staudinger

Zum zehnten Jubiläum ihrer Schlossfestspiele hatte sich Gloria von Thurn und Taxis etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie hat den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als Stargast eingeladen. Zur Begrüßung hat sie extra einen schönen ungarischen Satz einstudiert. Was Gloria da auf der Bühne von sich gab, wussten die Gäste nicht, zumindest jene, die des Ungarischen nicht mächtig waren, aber eine in Regensburg lebende Ungarin hat für uns übersetzt. Für Gloria ist der autokratisch regierende Nationalist Orbán demnach ein „Held“, einer, der sein Volk „in die Freiheit führe“.

Die rund 3.000 Besucher wurden von Gloria denn auch gebeten, sich zur ungarischen Nationalhymne zu erheben, um ihrem Helden einen entsprechenden Empfang zu bereiten. Die Regensburger SPD-Landtagsabgeordnete Margit Wild (Foto) war ebenfalls bei der Eröffnung und spricht gegenüber unserer Redaktion von einem „Skandal“. „Die Fürstin kann privat einladen, wen sie will. Sie kann Herrn Orbán meinetwegen auch sympathisch finden. Aber ich lasse mich nicht als Besucherin missbrauchen, um einem europaweit geächteten Mann auch noch eine solche Ehre zu erweisen.“ Orbán sei ein „populistischer Hetzer“ und „Feind der Presse- und Meinungsfreiheit“, so Wild. Tatsächlich hat Durchlauchts Held mit demokratischen Freiheiten nicht wirklich was am Hut.

Orbán: Ein „lupenreiner Demokrat“

Heldenhaft hat Orbán etwa das Mediengesetz geändert. Der regierungskritische und weithin beachtete Sender Klubradio verliert deshalb gerade seine Frequenz. Mittels Gesetzes- und Verfassungsänderungen wurden mit Orbáns Regierungsantritt die Rechte von Justiz, Zentralbank und Datenschutzbehörde zum Teil drastisch beschnitten. Auch für Zwangsarbeit hat der ungarische Staatschef ein Faible: Menschen, die länger als 90 Tage arbeitslos sind, werden zwangsweise zur „gemeinnützigen Arbeit“ herangezogen. Unter Polizeiaufsicht. Auf dem Weg seines Volkes in die Freiheit feiern unter Orbáns Ägide Antisemitismus und völkischer Nationalismus ebenso fröhliche Urständ wie Hetzjagden gegen die Roma-Minderheit in Ungarn. Wiederholt wurde Orbán angesichts seines Regierungsstils schon nach Brüssel zitiert.

Strammstehen für Orbán: Ludwig Spänle und Emilia Müller (re.). Foto: Staudinger

Beim Abspielen der ungarischen Nationalhymne blieb Margit Wild denn auch sitzen. Im Gegensatz zum Gros der versammelten Prominenz (Bayerns Kultusminister Ludwig Spänle und Europaministerin Emilia Müller etwa standen brav stramm.). „Ein solcher Gast ist einer ehemals freien Reichsstadt wie Regensburg unwürdig“, so die Landtagsabgeordnete. Sitzen blieb übrigens der Regensburger CSU-Chef Armin Gugau. Der sagte gegenüber dem Regensburger Wochenblatt: „Ich bin auch nicht aufgestanden. Ich bin Deutscher und kein Ungar.“ Auch eine Begründung.

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