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Erich Später: „Die Vetriebenenverbände haben kein reales Interesse an den tatsächlichen Opferzahlen.\"></a>2005 machte Erich Später zum ersten Mal in Regensburg Station, um im Rahmen einer Lesereise sein Buch über die Sudetendeutsche Landsmannschaft („Kein Friede mit Tschechien“) vorzustellen. Während in Regensburg alles ruhig verlief, bescherte ein Abend in Weiden der Organisatorin, einer Lehrerin, eine regelrechte Hetzkampagne in der Sudetendeutschen Zeitung. Dort wurde ihre Schule, Telefonnummer und Sprechstunde veröffentlicht, mit der Aufforderung, sich zu beschweren. Der Ärger reichte bis zu Beschwerden ins Kultusministerium. Das ist drei Jahre her.</p>
<p>Am Mittwoch ist Später erneut in Regensburg zu Gast. Auf Einladung der „Jugendinitiative gegen Antisemitismus und Rassismus“ spricht er zu rechtsextremen Tendenzen in den Vertriebenenverbänden. Der Schwerpunkt liegt auch dieses Mal auf der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL). Und so haben sich unter den (größtenteils jüngeren) Besuchern auch etwas betagtere Vertreter der SL eingefunden. Ebenso vom Witikobund, offiziell ein sudetendeutscher „Kulturverein“. Vor allem dessen Vorsitzender in Regensburg, mit dem sich auch der Oberbürgermeister bisweilen ablichten lässt, liefert ein eindrucksvolles Bild seiner Gesinnung. Aber dazu später.</p>
<p>„Das Naziregime und der von Deutschland ausgehende Vernichtungskrieg werden gerne als Vorgeschichte der Vertreibung abgehandelt“, so Später zum Geschichtsbild der SL. Gerne wird die Rolle der Sudetendeutschen im Naziregime dabei ausgeblendet. „Mit der Machtübernahme Hitlers wurde der Rechtsstaat in Deutschland vernichtet.“ An Stelle eines Staatswesens, das auf gemeinsamen Werten und Ideen gründet, trat eine über Rasse und Blut definierte Volksgemeinschaft, die einen „doppelten Krieg“ gegen „Minderwertige“, geistig und körperlich Behinderte, und Juden begann. Die deutsche Minderheit, etwa in der Tschechoslowakei und Danzig, habe sich damals „in vollem Wissen

„In der Tschechoslowakei hatte die dort lebende deutsche Minderheit eine zentrale Funktion bei der Zerschlagung der Republik und der siebenjährigen deutschen Terrorherrschaft.“ Dem Großteil der Täter sei es nach Kriegsende gelungen, zu entkommen. „Nach 1945 haben sich diese Bankrotteure sofort wieder organisiert.“ In Gestalt der Landsmannschaften. Die größte unter ihnen: die Sudetendeutsche.

Keine Akzeptanz des verlorenen Krieges, keine Bereitschaft, daraus Konsequenzen zu ziehen und das stete Bestreben, sich ausschließlich als Opfer, als „Volksgruppe im Exil“ darzustellen, seien die kennzeichnenden Wesenszüge dieser Landsmannschaften. Kennzeichnend auch das Führungspersonal. SS-Sturmbannführer, NSDAP-Kreisleiter etc. waren keine Seltenheit in den Lebensläufen.

Später nennt mehrere Beispiele.

Rudolf Lodgman von Auen: Mitbegründer der radikal antisemitischen deutsch-nationalen Partei in der CSR, bis 1959 Bundesvorsitzender der SL.

Frank Seiboth: Gauschulungsleiter der NSDAP im Sudetenland, später Mitglied des Witikobundes und Vorsitzender der SL in Hessen.

Walter Becher, Verfasser zahlreicher Hetzartikel im NSDAP-Gauorgans für das Sudetenland „Die Zeit“, bis 1982 Vorsitzender der SL, ab 1967 Mitglied der CSU.

Franz Karmasin: Hauptsturmbannführer der Waffen-SS, nach dem Krieg Redakteur und Verlagsleiter der Sudetendeutschen Zeitung, bis zu seinem Tod 1970 Geschäftsführer des Witikobundes. 1947 war Karmasin in der Tschechoslowakeit wegen Beihilfe zum Massenmord zum Tode verurteilt worden. Die Bundesrepublik verweigerte allerdings seine Auslieferung.

Bis heute hätten die Vetriebenenverbände „kein reales Interesse“, die tatsächliche Zahl deutscher Opfer der Vertreibung zu klären. Die SL hat sich bei der Opferzahl seit Jahren auf 250.000 Tote festgelegt. Eine Zahl, die unter anderem die deutsch-tschechische Historikerkommission als frei erfunden bezeichnet (Die Kommission geht von 10.000 bis 20.000 Todesopfern aus). Allerdings ist diese Zahl nahezu identisch mit den 260.000 von Nazis ermordeten jüdischen Bürgern in der Tschechischen Republik. „Aufrechenmentalität“, nennt Später diese Haltung der SL.

Ein weiteres Beispiel dafür ist auch die vom Bund der Vertriebenen (BdV) ins Feld geführte Zahl von „14 Millionen deutschen Vertriebenen“. Dass knapp die Hälfte dieser Zahl daraus resultiert, dass der Vertriebenenstatus 1953 mit dem Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz 1953 erblich wurde, fällt dabei unter den Tisch. Später: „Die größte Vertreibung der Weltgeschichte hat in der Bundesrepublik durch Geburten stattgefunden.“

Aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 3. März 2008: Oberbürgermeister Hans Schaidinger im Kreis der Funktionäre. Links Friedrich Kaunzner (SL), rechts Erhard Lug, Vorsitzender des Witikobundes.

Zum Teil lautstark ist der anschließende Protest der anwesenden Funktionäre. „Sie kommen mir vor, als seien Sie kein Deutscher“, hört man aus der einen Ecke. „Der Altkommunist Wehner hat auch Verbrechen begangen“, aus der anderen. Erhard Lug, Vorsitzender des Witikobundes in Regensburg, ist am lautesten. Erst vor kurzem hat der Verfassungsschutz beim Witikobund „eine Verdichtung von Anhaltspunkten für rechtsextremistische Bestrebungen“ ausgemacht. Bis 1967 wurde diese revanchistische Kaderorganisation mit Überschneidungen zur SL ganz offiziell als rechtsextrem eingestuft. Alle Gründungsmitglieder 1949 waren Mitglieder von NSDAP oder SS. Lugs Schlagworte von „Umerziehung“, den „vielen Schandmalen in Deutschland“ und seine Aufforderung „deutschnational zu denken“ belegen am Mittwoch eindrucksvoll die mehr als fragwürdige Haltung dieses Vereins. Bei offiziellen Terminen posiert Oberbürgermeister Hans Schaidinger schon mal mit Lug vor der Kamera. Auch das ist fragwürdig.

Nachdenklich über Lugs Parolen zeigt sich am Ende des Abends Arthur Bechert, der als Vertreter der Russlanddeutschen gekommen ist. Zuvor hat er Erich Später scharf kritisiert, weil dieser in seinem Vortrag das Schicksal der Russlanddeutschen nicht berücksichtigt habe. Erich Später hatte allerdings ausdrücklich eingeräumt, dass etwa die Wolgadeutschen Opfer des stalinistischen Statsterrors geworden seien.

Zum Nachlesen

Später, Erich: Kein Frieden mit Tschechien. Die Sudetendeutschen und ihre Landsmannschaft. Hamburg 2005.
Im Netz: Texte der deutsch-tschechischen Historikerin Dr. Eva Hahn


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