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Der achteckige Turm des Malteser-Hauses birgt eine kleine Sensation.

„Ich bin ein bisschen verrückt, was dieses Thema anbelangt“, sagt Karlheinz Gruber. Der Wackersdorfer Unternehmer ist seit elf Jahren in Regensburg mit seiner Sanierungs- und Wohnbau-Gesellschaft aktiv. Er hat geschafft, was die Regensburger Stadtverwaltung vergeblich in Verhandlungen versucht und wozu der Stadtratsmehrheit die Traute gefehlt hat: Gruber hat die heiß umkämpfte und eigentlich schon zur Fällung freigegebene Malteser-Kastanie gerettet.

Dafür hat er auf ein lukratives Bauvorhaben verzichtet. Für den Innenhof, der von der Rosskastanie dominiert wird gibt es Baurecht. Aber: „Wenn ein Baum da 60 oder 100 Jahre steht, sollte man sich mehr Gedanken machen als Säge raus und weg damit.“

Die Löwenbrauerei Passau, von der Gruber das Gebäude in der Weitoldstraße im vergangenen Jahr gekauft hat, wollte den 60 bis 70 Jahre alten Baum eigentlich fällen und ein mehrstöckiges Wohnhaus im Innenhof des früheren Malteser-Wirtshauses bauen. Da halfen alle Bemühungen der Stadtverwaltung und alle Proteste von Verbänden und Bürgern – es wurden über 500 Unterschriften gesammelt – nichts.

„Fast Körperverletzung, diesen Baum umzuhauen“

Kastanie gerettet! Das sich im Turm dahinter eine kleine Sensation andeutet geht dabei fast unter. Foto: as

Dem Antrag von ödp-Stadtrat Benedikt Suttner schließlich, die Kastanie zum Naturdenkmal zu erklären und das Bauvorhaben dadurch zu stoppen, wollten CSU („Wir wahren das Eigentumsrecht.“) und SPD 2009 im Planungsausschuss nicht zustimmen. Trotz offizieller Verlautbarungen, in denen die Sozialdemokraten die Rettung des Baums verlangt hatten, knickten sie – damals noch mit etwas weniger koalitionärem Selbstbewusstsein ausgestattet – gegenüber der CSU ein. Damit stand der Baum zur Fällung an.

Nur wenige Monate später konnte Gruber seine Verhandlungen mit der Löwenbrauerei erfolgreich abschließen und das Malteser-Gebäude kaufen. Über vier Jahre sei man da schon dran gewesen, sagt er. Das Baurecht im Innenhof aber wollte er nicht nutzen. Einen bereits vereinbarten Termin, den Baum im Innenhof zu fällen, sagte er kurzfristig ab. „Ich hab das gesehen und mir gedacht, das ist fast Körperverletzung, diesen Baum umzuhauen“, so Gruber. Nun hat er Käufer gefunden, die das zu schätzen wissen und ebenfalls der Kastanie dem Vorzug vor einem Neubau geben: Zwei Familien haben das Haus erworben, das Ende des Jahres fertig saniert sein soll.

Freimaurer-Treff mit Papageno?

Doch ganz unabhängig vom ungewöhnlichen Verhalten von Bauträger Gruber und gleichfalls unabhängig von der mit so viel Öffentlichkeit bedachten Rosskastanie deutet sich in dem Haus selbst eine kleine Sensation an. Es handle sich um eines der bedeutendsten Gebäude, das derzeit in Bayern saniert wird, heißt es unter der Hand aus dem Landesamt für Denkmalpflege.

Das Haus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und gehörte dem Regensburger Kaufmann Ludwig Leonhard Schkler. Er war Meister der Freimaurerloge „Carl zu den drei Schlüsseln“. Dieser Loge gehörte auch Emanuel Schikaneder an, Autor des Librettos von Mozarts Zauberflöte und erster Papageno-Darsteller.

Ein Oktagon mit Sternwarte?

Derzeit werden im Malteser-Gebäudes mehrere Wandgemälde freigelegt, untersucht und restauriert. Kunsthistoriker vermuten, dass hier mehrere Räume zur Nutzung als Freimaurerloge ausgemalt wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit befand sich in dem achteckigen Belvedere-Turm ein mehrstöckiger Festsaal, in dem sich die Logen-Mitglieder regelmäßig trafen.

Sollte sich das bestätigen – derzeit laufen noch Untersuchungen durch Denkmalpfleger und Kunsthistoriker – gäbe es in Regensburg die einzige erhaltene Loge des 18. Jahrhunderts in Bayern. Reste einer barocke Stofftapete mit Planeten- und Stern-Motiven deuten zudem darauf hin, dass der Turm auch als Sternwarte gedient haben könnte.

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