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Sozialer Wohnungsbau

Das Jammern der Bauträger

Einen „Pakt mit der Immobilienwirtschaft“ möchte Bürgermeister Wolbergs schmieden, um schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Verpflichtung zum sozialen Wohnungsbau schmeckt deren Vertretern allerdings gar nicht. Und auch der Stadtbau-Chef hat damit so seine Probleme.

Saugutes Geschäft ohne sozialen Wohnungsbau für die Investoren am Schlachthof. Das hätten andere Bauträger auch ganz gern… Foto: Archiv/ Tilmann Riechers

Da könnten einem fast die Tränen kommen: Mit dem Bau von Wohnungen scheint man in Regensburg einfach kein Geld verdienen zu können. Die hohen Energiestandards, barrierefrei soll heute alles sein, womöglich noch hochwertiges Material und dann will die Stadt die Bauträger noch mit einer Sozialwohnungsquote von 15 Prozent belasten. Da bleibt doch kaum noch was zum Leben übrig.

„Sanierung vernichtet bezahlbaren Wohnraum“

„Einen Quadratmeter zu bauen, kostet zwischen 2.100 bis 2.600 Euro“, beklagt sich Immobilienmakler Thomas Neuhoff (Immo Finanz GmbH). „Und da ist noch nicht einmal das Grundstück dabei.“ Bauträger Rainer Hummel (7 Haus GmbH) pflichtet ihm bei: „Jede Kaltmiete unter neun Euro pro Quadratmeter ist bei den Baupreisen und Auflagen schlechterdings illusorisch.“ Und auch Joachim Becker, Geschäftsführer der Stadtbau GmbH („Das soziale Gewissen auf dem Wohnungsmarkt“), klagt über die hohen Bau- und Sanierungskosten. Die müsse man dann auch entsprechend auf die Mieten umlegen. „Mit jeder Sanierung vernichten wir bezahlbaren Wohnraum.“

Baugebiet mit Sozialwohnungsquote: Zuckerfabrik. Foto: Archiv/ Mirwald

Beim „stadtpolitischen Gespräch“ zum Thema Wohnen in Regensburg wollen Bürgermeister Joachim Wolbergs und SPD-Fraktionschef Norbert Hartl von den „Akteuren der Stadtgesellschaft“ wissen, wie man dem Mangel an Wohnungen im Allgemeinen und dem von bezahlbarem Wohnraum im Speziellen am Besten beikommen kann. Bis 2025 fehlen laut Wolbergs 7.000 Wohneinheiten, rund 1.800 Menschen warten derzeit auf eine Sozialwohnung. Um den Wegfall solcher preisgebundener Mietwohnungen zu kompensieren, müssten jedes Jahr rund 130 neue gebaut werden. Einen „Pakt mit der Immobilienwirtschaft“ schmieden ist es deshalb, was Wolbergs langfristig vorschwebt.

Die großen Investoren fehlen

Es sind nicht die großen Bauträger, die am Mittwochabend ins Bischofshof am Dom gekommen sind, um mitzudiskutieren. Die Schmack Immobilien GmbH, die das Areal der ehemaligen Zuckerfabrik vermarktet, hat keinen Vertreter entsandt, ebensowenig die milliardenschwere und in Regensburg recht aktive Immobilienzentrum AG, die sich 60 Prozent des Schlachthof-Areals gesichert hat und dort nicht mit der Verpflichtung, irgendwelch günstigen Wohnraum zu bauen, behelligt wurde. Da backen diejenigen, die sich heute unter die recht zahlreich versammelten Mitglieder der SPD gemischt haben, vergleichsweise kleine Brötchen. Neben Neuhoff und Hummel meldet sich etwa noch Thomas Winter zu Wort, der mit seiner NaBau eG genossenschaftliche Bauprojekte nach Regensburg bringen will. Bislang nur auf dem Papier. Einig sind sich alle Anwesenden zumindest in einem Punkt: Es müssen mehr Wohnungen gebaut werden. Und das möglichst schnell. Wie das allerdings vonstatten gehen soll, darüber gehen die Meinungen dann doch auseinander. Viele Themen kommen auf den Tisch, vor allem geht es aber immer wieder um die 15 Prozent öffentlich geförderten Wohnraums, die bei neuen Baugebieten zur Auflage gemacht wird.

Makler-Logik: Sozialwohnungsbau steigert den Mietpreis

Neuhoff etwa beklagt sich mehrfach darüber. Ein Bauherr sei durch diese Quote geradezu dazu gezwungen, bei den restlichen 85 Prozent höhere Mieten zu verlangen, um noch auf einen ordentlichen Schnitt zu kommen. Damit, so seine Logik, würde der kommunal verordnete Bau von öffentlich gefördertem, bezahlbarem Wohnraum dazu führen, dass die Mieten in Regensburg ansteigen. Man müssen auch endlich aufhören, immer nur über die Kaltmieten zu reden, so Neuhoff. Durch energieeffiziente Bauweise würden schließlich die Heizkosten sinken und im Endeffekt komme der Mieter dann bei der Warmmiete trotz höherer Quadratmeterpreise ja auf das Gleiche.

Zuckerfabrik: „Saure-Gurken-Grundstück“

Stadtbau-Geschäftsführer Becker rät der SPD, doch mal „ganz wertfrei“ über diese Quote, die bislang in Regensburg noch kein einziges Mal zur Umsetzung gekommen ist, nachzudenken. Die Stadtbau soll am Zuckerfabrik-Areal erstmals für diese Quote sorgen. Doch Becker sträubt sich. Das sei ohnehin ein „Saure-Gurken-Grundstück“, das man nur genommen habe, damit dort „endlich etwas vorwärts geht“. Wenn man da auch noch öffentlich geförderten Wohnraum bauen solle, befürchte er, dass die Wohnungen nur schwer zu vermieten seien.

Positioniert sich weiter gegen die 15-Prozent-Quote: Stadtbau-Chef Joachim Becker. Foto: Archiv/ Mirwald

Die Förderung sei kompliziert, die Auflagen der Regierung zu strikt und die Zuschussregelungen nicht attraktiv. „Wo bleibt denn da der Vorteil gegenüber einem Bankdarlehen?“, fragt Becker. 30 Wohnungen der Stadtbau stünden wegen der vorgegebenen Einkommensgrenzen derzeit leer; dass diese Wohnungen sich im oberen Preissegment befinden, erwähnt Becker erst auf Nachfrage.

Der Mythos vom Hartz IV-Empfänger

Generell geistert auch an diesem Abend immer wieder der Mythos durch den Raum, dass öffentlich geförderter Wohnraum nur Sozialhilfe- und Hartz IV-Empfängern zugute komme. Dass die Einkommensgrenzen zum Bezug solcher Wohnungen tatsächlich so bemessen sind, dass eben auch der sprichwörtliche Facharbeiter, die Familie mit mittlerem Einkommen und im Zweifelsfall sogar der Beamte im gehobenen Dienst dort einziehen können (dazu eine Pressemitteilung des Bayerischen Innenministeriums), fällt – wie schon bei ähnliche Diskussionen im Stadtrat – unter den Tisch. Die SPD scheint (mittlerweile) fest zur 15-Prozent-Quote zu stehen; trotz deutlicher Kritik an der Förderpolitik von Bund und Freistaat. Er sehe diese Quote zwar „nicht dogmatisch“, so Wolbergs. Da werde aber nichts aufgeweicht, allenfalls verbessert. Unter Umständen müsse man über ein zusätzliches kommunales Programm nachdenken, um den Bau bezahlbarer Wohnungen attraktiver zu machen. „Es muss diesen Anteil geben. Das werden wir nicht verändern“, bekräftigt auch Hartl. Da kann man nur hoffen, dass kein Bauträger in Regensburg deshalb verhungern muss…
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