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Aufklärung über Ehrenbürger Flick

Sulzbach-Rosenberg unterm Hakenkreuz

Für vier Wochen verzichten die politisch Verantwortlichen in Sulzbach-Rosenberg auf ihren großen Rathaussaal, um sich mit der Nazi-Zeit in ihrer Stadt auseinanderzusetzen. Die Wahl des Ortes zugunsten der Aufklärung ist ein Novum in Ostbayern.

Zum ersten Mal öffnete die Stadt Sulzbach-Rosenberg ihren großen Rathaussaal für eine Ausstellung. Diese ist bis 23. Juni von Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 19.30 Uhr zu besichtigen.

„Sulzbach-Rosenberg unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum“ heißt die Ausstellung, die auf 116 Schautafeln dokumentiert, wie es damals war, als tausende Sklavenarbeiter aus 17 Nationen in der Stadt schuften mussten. Vor allem für Friedrich Flick, dem größten Arbeitgeber, Kriegsverbrecher und Ehrenbürger der Stadt. Es ist nicht zum ersten Mal, dass die vor drei Jahren gegründete Projektgruppe „Zwangsarbeit“ um den Berliner Journalisten Chris Humbs, die Causa Flick und die Nazi-Zeit im ländlichen Raum auf die Tagesordnung setzt. Meist zum Verdruss konservativer Kommunalpolitiker und Bürger, die in Treue fest zum „guten Patron“ Friedrich Flick stehen und bis heute nicht bereit sind, ihr Flick-Bild vom Wohltäter zu revidieren. Obwohl die Pilotausstellung vor über zwei Jahren in der „Hüttenschänke“ in Maxhütte-Haidhof eindrucksvoll belegte, wie Flick von der Sklavenarbeit der 1400 Zwangsarbeiter im Eisenwerk Maxhütte profitierte. Aber auch einfache Bürger, Handwerksbetriebe oder Bauern, profitierten vom NS-System der Zwangsarbeit. Eine nachhaltige Aufklärung über die NS-Zeit wie über den Kriegsverbrecher Flick gab es in der Oberpfalz jedoch nie, so dass auch in der Kreisstadt Schwandorf noch 1973 eine Straße nach ihm benannt wurde. Auch hier wurde eine Ausstellung über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit Belegen aus den örtlichen Archiven erarbeitet. Etliche tausend Menschen, Schulklassen und Interessengruppen, nahmen zur sie Kenntnis. Doch dabei blieb es. Mehrheitlich blieben die Stadträte in Maxhütte-Haidhof, Teublitz und Schwandorf bei ihrem Bekenntnis zum Kriegsverbrecher Flick und den nach ihm benannten Straßen. Hoffnung, dass sich in Sulzbach-Rosenberg diesmal das Blatt wendet und Kommunalpolitiker wie Bürgerschaft zu einer neuen Haltung zu ihrem „Ehrenbürger“ finden, gibt es gleichwohl. Zum ersten Mal öffnete sich der große Rathaussaal der Stadt für das Thema NS-Zwangsarbeit und vielstimmig äußerten sich Bürger der Stadt zur Revision ihres Flick-Bildes. Voran die Jugendlichen der Walter-Höllerer-Realschule, die gemeinsam mit Schülern im tschechischen Hoýsov Dokumentationen zur Erinnerungskultur erarbeiteten. Wie es weitergehen könnte und das Friedrich Flick Stadion längstens diesen Namen trägt, wurde auch bei einer Podiumsdiskussion zur Ausstellung deutlich. Seit vier Jahren gibt es in Sulzbach-Rosenberg eine Plattform gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit, der SPD-Stadträte ebenso angehören wie die oftmals ausgegrenzten Antifa-Jugend. Kein Wunder, dass sich organisierte Neonazis in der Stadt nicht breit machen konnten. Einen „Nachholbedarf“ bei der Widmung von Straßennamen für Widerstandskämpfer stellte DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Berndt fest, der sich gleichzeitig dafür stark machte, dass die Ausstellung „Sulzbach-Rosenberg unterm Hakenkreuz“ einen bleibenden Platz in einem künftigen Museum für Industriekultur der Region erhält. Auch das wäre ein Gegensatz zum Städtedreieck und Schwandorf, wo die Ausstellungstafeln eingerollt und zurückgegeben wurden.
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