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Ungewohnt einig, fast schon unpolitisch mutet die Pressekonferenz der Lenkungsgruppe “Verkehrsuntersuchung Großraum Regensburg” an. Landrat, Oberbürgermeister und Freistaat-Vertreter loben sich gegenseitig für die gedeihliche Zusammenarbeit. Die einzigen Zankäpfel sind und bleiben die Donauquerungen links und rechts der Pfaffensteiner Brücke.

In der Walhallastraße wird es in Zukunft einen Haltepunkt der Bahn auf der Strecke Regensburg-Hof geben. (Foto: hb)

Oberbürgermeister Hans Schaidinger hat durchaus recht, wenn er sagt, dass das jährliche Gespräch der Lenkungsgruppe „Verkehrsuntersuchung Großraum Regensburg“ nicht viel Neues gebracht hat. Aber dafür trifft man sich ja auch nicht unbedingt. Verkehrsprojekte brauchen Zeit, stoßen häufig auf großen Widerstand in der Bevölkerung und haben lange Planungs- und Genehmigungsphasen. Und so hatte die Pressekonferenz nach dem Treffen von Stadt, Landkreis und Freistaat – flankiert von Peter Aumer als Bundestagsabgeordnetem – eine fast ungewohnt geschäftsmäßige und nahezu unpolitische Atmosphäre. Die üblichen Sticheleien zwischen Hans Schaidinger und Landrat Herbert Mirbeth beim Thema Donauquerung wurden pflichtgemäß abgespult und störten den Tenor der Veranstaltung nicht: Wir haben Großes vor, wir haben viel zu tun, die Zusammenarbeit ist gar wunderbar und alles läuft in geregelten Bahnen. Getroffen habe man sich außerdem nicht, um spektakuläre Dinge auszuhandeln, sondern um die laufenden, beschlossenen und anstehenden Maßnahmen zu koordinieren, sagt Schaidinger. Sechsstreifiger Ausbau der A3 zwischen Kreuz Regensburg und Rosenhof, Nachrüstung des Prüfeninger Tunnels, Lappersdorfer Kreisel, Sallerner Regenbrücke, Haltestelle Walhallastraße, Neubau der B15, die bald befahrbare Ostumgehung, Elektrifizierung der Bahnstrecke Richtung Hof – es wird alles durchgehechelt, was die Verkehrspolitik in den letzten Jahren und Jahrzehnten so hergegeben hat. Ein Trost am Rande für alle Studenten: Karl Raba vom RVV verkündete, man werde „das Semesterticket in einer vernünftigen Form fortführen“ können.

Ersatztrasse: Hier kämpft die Stadt weiter

Einzig beim Thema „Brücken“ erwacht ein wenig Kampfesgeist. Schaidinger und Planungsreferentin Christine Schimpfermann ziehen einmal mehr die angeblich sprunghaft gesunkenen Fahrgastzahlen vom Norden in die Altstadt heran, seit die Steinerne Brücke für den ÖPNV gesperrt ist: 100.000 Fahrgäste pro Jahr weniger, das bedeute 700.000 Euro weniger Einnahmen. Laut einer Broschüre der Donauanlieger sind es zwar nur 30.000 fehlende Fahrgäste, und die endgültige „Wahrheit“ in dieser Frage kennt wohl ohnehin niemand; aber wenn es um die Ersatztrasse zur Steinernen Brücke geht, wird auch bei der Lenkungsgruppe Verkehrsuntersuchung hart um die eigene Position gefeilscht. Auf der Urteil der Unesco warten alle gespannt; Schimpfermann mahnt aber zur Geduld: Die Unterlagen seien verschickt, die Mühlen der Welterbehüter mahlen langsam.

Eine Westtrasse, wie sie sich die Stadt vorstellt. (Fotomontage: Stadt Regensburg)

Dabei ist sich Schaidinger trotz aller Argumente seiner relativ schwachen Position bewusst: Ein Bürgerentscheid über die Ersatztrasse würde dem Vorhaben wohl ein Ende bereiten, räumt er ein. Doch immerhin – und das scheint den OB zu freuen – habe sich der Wind in Sachen Sallerner Regenbrücke und hinsichtlich einer Parallelbrücke an der A93 gedreht, und die (fiktiven) Bürgerentscheide würden Schaidingers (ebenfalls fiktiver) Prognose zufolge wohl zu seinen Gunsten ausfallen.

Eine Ersatztrasse, wie sie sich die Donauanlieger vorstellen: maßstäbliche 3D-Visualisierung des Rampenbauwerks an der Holzlände. (Dr. A. Löhr)

Ob und wie der Landkreis noch zu seiner westlich gelegenen Donauquerung kommt, ist immer noch nicht geklärt. Die Parallelbrücke – also eine Fahrspur, die an die Pfaffensteinerbrücke der A93 „angestückelt“ würde, technisch davon aber völlig unabhängig wäre – ist momentan offenbar das Kompromissmodell, auf das sich Stadt und Landkreis einigen können. „Auch eine Parallelbrücke ist westlich der Autobahn“, sagt Mirbeth, lässt aber anklingen, dass ihm eine Sinzinger oder eine Kneitinger Brücke nach wie vor lieber wären.

Parallelbrücke als einzige Chance

Eine „vertiefende Untersuchung zur technischen Umsetzung“ für die Autobahn-Parallele steht bevor. Stadt und Landkreis hoffen wahrscheinlich beide, dass diese technische Umsetzung möglich ist. Ansonsten wird der Landkreis wohl Selbstgespräche führen müssen. Denn: „Wenn die Parallelbrücke nicht geht, ist die Diskussion beendet“, sagt Schaidinger. „Für uns nicht!“, protestiert Mirbeth erwartungsgemäß. Schaidinger ist für Mirbeth also das, für den OB die Donauanlieger, das Landesamt für Denkmalpflege und vielleicht die Unesco sind: der Stachel im Fleisch der Brücken-Träume, die rote Ampel auf der erhofften grünen Welle zum Brückenbau.

Mirbeths bunte Träume: mögliche Varianten für einen Verlauf der Trasse beim Bau einer Sinzinger Nahverkehrsbrücke. (Quelle: Landratsamt)

Immerhin: Bei Selbstgesprächen gibt es selten Widerspruch. Und vielleicht gesellt sich Mirbeth ja in 20 oder 30 Jahren zu Schaidinger und Riepl dazu, wenn sie sich – alle im gesegneten Alter von über 80 Jahren – altersmilde und altersweise über ihre verrückten Pläne von Brücken, Tunneln und Stadthallen amüsieren, denen sie in ihrer relativen Jugend nachgehängt sind. Und die Nachfolger hakeln weiter. Irgendwie kann man es sich – trotz relativer Einigkeit in der Lenkungsgruppe – gar nicht anders vorstellen.
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