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Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Eine Pressemitteilung der Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder zur Droge Crystal Meth klingt erschreckend. Ein Wissenschaftler des Centre for Drug Research (CDR), widerspricht nun heftig, moniert Fehler und mahnt zur Versachlichung. Peinlich für Schieder: Sie beruft sich just auf eine Studie des CDR.

„Deutlich übertrieben, vieles durcheinander geworfen.“ Ein Wissenschaftler über Marianne Schieders Pressemitteilung zum Thema Crystal Speed. Foto: pm

„Bayern und vor allem die grenznahen Bezirke zu Tschechien werden zunehmend von dem Methamphetamin Crystal überschwemmt. Die Rauschgiftkriminalität nimmt zu, die Symptome sind verheerend, die Anzahl der Drogentoten steigt.“ Es hört sich beängstigend, fast schon apokalyptisch an, was die Schwandorfer Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder (SPD) in einer aktuellen Pressemitteilung schreibt. Hintergrund ist ein Antrag, den die SPD-Fraktion in den Bundestag eingebracht hat, um den Kampf gegen Crystal Speed oder Crystal Meth, wie es auch genannt wird, zu verstärken. Das mag gut gemeint sein, allerdings: Ein Wissenschaftler, auf dessen Untersuchung Schieder sich bezieht, um ihre Aussagen zu untermauern, hat der Abgeordneten nun vernehmlich widersprochen. Einige Aussagen seien „deutlich übertrieben“, zum Teil sogar falsch, schreibt Dr. Bernd Werse vom Centre for Drug Research an der Goethe Universität Frankfurt in einem offenen Brief an Schieder und die SPD-Bundestagsfraktion.

Tote? Dazu gibt es keine Zahlen

Ein schlagendes Beispiel: Auch im aktuellen Drogenbericht der Bundesregierung gibt es keine Zahlen zu Drogentoten durch Crystal Meth. Die Steigerung der Crystal-Meth-Funde führt Werse, der bereits mehrere Studien zu Verbreitung und Konsum illegaler Drogen durchgeführt hat, insbesondere auf die verstärkte polizeiliche Aufmerksamkeit zurück. Was den Wissenschaftler aber besonders ärgert ist, „wie man auf Basis unserer Studie zu solchen Aussagen kommen kann“, sagt er uns am Telefon. Tatsächlich hatten sich Werse und sein Team in besagter Untersuchung für das Bundesgesundheitsministerium mit so genannte „Legal Highs“ beschäftigt. Das sind chemische oder pflanzliche Rauschmittel, die noch nicht illegalisiert wurden und früher zum Teil in Headshops, mittlerweile über das Internet vertrieben werden. „Crystal Meth ist schon seit langem illegal“, sagt Werse. „Da wurde wohl einiges durcheinander geworfen.“

„Behauptungen ohne Anhaltspunkte“

Dass Schieder die liberale Drogenpolitik Tschechiens (seit 2010 gilt der Besitz von zwei Gramm Crystal nur noch als Ordnungswidrigkeit) für die Zunahme von Crystal Meth in Deutschland verantwortlich macht, widerspreche schlicht der Realität. „Für eine solche Behauptung gibt es keinerlei Anhaltspunkte.“ Es sei bedauerlich, dass sich Schieders Pressemitteilung damit „ein weiteres Mal in das in den letzten Jahren aufgekommene Bild der SPD als ‘Verbotspartei’ im Hinblick auf Drogenpolitik“ einfüge. „Und das, wo sich andernorts auf der Welt zunehmend der Gedanke durchsetzt, dass strikte Repression vor allem massive Folgeprobleme mit sich bringt, den Betroffenen kaum hilft, sowie dass liberalere Bedingungen eben nicht zu erhöhten Konsumentenzahlen führen.“

„Ich denke mir doch so etwas nicht aus.“

Marianne Schieder ist über Werses Brief etwas verschnupft. „Es ist völlig normal, dass man einer Studie Teile entnimmt und diese entsprechend interpretiert.“ Außerdem solle „der Herr Professor“ doch mal mit den Polizeibeamten vor Ort reden und mal auf einen dieser Vietnamesenmärkte gehen. „Ich denke mir doch so etwas nicht aus.“ Dass sowohl die beschlagnahmte Menge wie auch die gefasste Schmuggler und (Erst)konsumenten von Crystal Meth erheblich zugenommen hätten, belege auch der Drogenbericht der Bundesregierung. Etwas zurück rudert Schieder in ihrer Aussage zur liberalen Drogenpolitik Tschechiens. Die Quasi-Legalisierung von geringen Mengen Crystal sei zwar nicht die Ursache für die Zunahme der Drogen in Deutschland, aber doch ein Zeichen dafür, dass sich die Verantwortlichen in Tschechien nicht mit dem Problem befassen wollten. Ursache dafür sei die „ausufernde Korruption“ im Nachbarland.

Extensive Berichterstattung = Werbung

Tatsächlich räumt Werse ein, dass die Probleme mit Crystal Meth zugenommen habe. „Allerdings geht es dabei um eine vergleichsweise kleine Personengruppe, die meist schon eine problematische Vorgeschichte haben.“ Und eines gibt er zu bedenken: „Es ist kontraproduktiv, immer wieder eine vermeintliche ‘anrollende’ Meth-Welle zu beschwören.“ Unter anderem eine unter seiner Leitung durchgeführte Studie zur Cannabis-Ersatz-Droge „Spice“ habe gezeigt, „dass extensive Medienberichterstattung über bestimmte Drogen – sei sie auch noch so abschreckend – erst eine (zusätzliche) Nachfrage dafür auslösen kann.“ Auf den Internetseiten der SPD-Bundestagsfraktion findet man nur eine etwas entschärfte Version der kritisierten Pressemitteilung. Von „Überschwemmung“, Zunahme von Drogentoten oder Kritik an der liberalen Drogenpolitik Tschechiens ist dort keine Rede mehr. Marianne Schieder sieht dafür offenbar keinen Grund. Antworten werde sie auf Werses Brief nicht. „Solche E-Mails bekommen wir hier jeden Tag.“ Werse tue den jungen Menschen mit seinen Ausführungen keinen Gefallen. „Er verharmlost das Problem.“

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