Kurswechsel am Universitätsklinikum. Künftig wird auch dort die „Pille danach“ verschrieben, zumindest unter gewissen Umständen. Die Vorsitzende von pro familia Regensburg begrüßt diese Entscheidung. Mit Blick auf katholische Krankenhäuser sei nun Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in der Pflicht.
Einzige Verhütung, die auch mit „katholischer Grundhaltung“ erlaubt ist: Knaus-Ogino, auch Vatikanisches Roulette genannt (Buchtitel aus dem Jahr 1930, aufgenommen im Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, Wien).
„Da wir bisher sehr wenige dieser Fälle hatten, gab es bis vor kurzem keine verbindliche Regelung für das Vorgehen. Wie die bedauerlichen Vorkommnisse in Köln gezeigt haben, ist eine Einrichtung genauer Anweisungen, um Missverständnissen vorzubeugen, sehr sinnvoll. Daher hat sich das UKR dazu entschlossen, eine so genannte SOP (Standard Operating Procedure) einzuführen.“
Sollte sich ein Vergewaltigungsopfer in der Notaufnahme oder in anderen Bereichen der Klinik vorstellen, werde – sofern die Betroffene dies wolle – die Kriminalpolizei hinzugezogen. „Diese stellt die Beweise durch einen Gynäkologen sicher, was bedeutet, dass die Patientin zunächst ins St. Josef Krankenhaus gebracht wird, da das Universitätsklinikum nicht über eine Gynäkologie verfügt.“ Zwar empfehle man vor einer Verschreibung der „Pille danach“ nach wie vor ein fachärztliches Beratungsgespräch, aber: „In besonderen Fällen, wie z.B. bei einer Vergewaltigung, sind auch die Ärzte in unserer Notaufnahme berechtigt, ein solches Rezept auszustellen.“
Was sind „besondere Fälle“?
Die Frage, welche weiteren „besonderen Fälle“ außer einer Vergewaltigung es gibt, in denen die „Pille danach“ verschrieben wird, beantwortet das Uniklinkum nicht. Ebensowenig erhalten wir eine Antwort auf die Frage, in welchen Fällen Ärzte des Universitätsklinikums nicht berechtigt wären, das Rezept auszustellen. Auf konkrete Nachfragen zu diesen beiden Punkten erhalten wir lediglich eine weitere allgemein gehaltenen weitere Stellungnahme.
„Für die Verschreibung der ‘Pille danach’ empfehlen wir weiterhin grundsätzlich ein fachärztliches Beratungsgespräch, um die Patientin über alle Risiken aufzuklären. Aufgrund des Zeitfensters von drei bis fünf Tagen für die Anwendung einer postkoitalen Kontrazeption ist eine notfallmäßige Vorstellung nur in sehr wenigen Ausnahmefällen erforderlich. Eine Vorstellung beim niedergelassenen Frauenarzt oder dem in Regensburg vorhandenen gynäkologischen ärztlichen Bereitschaftsdienst innerhalb dieses Zeitfensters ist in der Regel realisierbar und in diesen Fällen wird auch auf jene verwiesen.“
Jahrelange Praxis nun offiziell geändert: das Uniklinikum Regensburg. Foto: pm
Es stünden mehrere Präparate und Methoden zur postkoitalen Verhütung zur Verfügung, heißt es weiter. „Mit dem Verweis auf den Facharzt handelt das Universitätsklinikum auch im Sinne des neuen Patientenrechtegesetzes, das zum Wohle des Patienten eine Aufklärungspflicht des Arztes in einem persönlichen Gespräch über Ablauf und Risiken einer Behandlung vorschreibt.“
Petition: Notfallverhütung an allen Krankenhäusern
Levonorgestrel: Forderungen, die Rezeptpflicht aufzuheben verhallen seit Jahren ungehört. Foto: Archiv
Die Vorsitzende von pro familia Regensburg, Margit Wild, begrüßt diesen Kurswechsel am Uniklinikum. „Es ist gut, dass ab sofort ein Rezept für die ‘Pille danach’ ausgestellt wird“, sagt sie. Schade sei allerdings, „dass es immer solch traurige oder erschreckende Ereignisse wie in Köln benötigt, bis eine Verbesserung der Situation der Frauen Einzug hält“.
In Köln hatten mehrere Krankenhäuser unter katholischer Trägerschaft die Behandlung von Vergewaltigungsopfern rundweg abgelehnt. Wie das ARD-Magazin Monitor vergangene Woche aufdeckte, war dies – entgegen den Darstellungen der Kirche – kein „Missverständnis“, sondern entspricht einer offiziellen Weisung. In einem der in der Kritik stehenden Krankenhäuser werden einem internen Schreiben zufolge schon seit fast einem Jahr „keine Untersuchungen an Patientinnen nach einer Sexualstraftat mehr durchgeführt”. Weil man die „Pille danach“ nicht verschreiben könne, seien auch Untersuchungen sinnlos. Ein weiteres katholisches Krankenhaus führt Untersuchungen dem Bericht zufolge nur „im absoluten medizinischen Notfall“ durch.
Margit Wild sieht nun insbesondere Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in der Pflicht. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorfälle in Köln hat pro familia eine Petition gestartet, mit dem Ziel, „Notfallverhütung für vergewaltigte Frauen in allen deutschen Krankenhäusern“, auch katholischen, sicherzustellen.
Noch bis Mittwoch läuft das Volksbegehren gegen Studiengebühren. Die Öffnungszeiten des Bürgerzentrums machen das Unterschreiben für Berufstätige nicht eben leichter. Beobachtungen von Winfried Köppele.
Große Erwartungen richten sich an den neuen Regensburger Bischof. Das liegt an seiner menschlichen Art, vor allem aber an seinem Vorgänger. Ob Rudolf Voderholzer diese Erwartungen erfüllen kann, hängt davon ab, ob er mit dem „System Müller“ aufräumen kann.
Leberkäs und Bier, Wahlkampfreden, die nichts mit dem Wahlkampf zu tun haben und Gäste auf der verzweifelten Suche nach einem Oberbürgermeister-Kandidaten. Am Sonntag lud die Regensburger CSU zum Neujahrsempfang. Zumindest gab es eine Überraschung: In den Reigen der Kandidaten-Kandidaten scheint sich nun auch eine Kandidatin zu gesellen.
Halleluja. Der Stadtrat hat gekreißt und gebar eine 20-Prozent-Quote für öffentlich geförderten Wohnraum. Die jahrelange Diskussion hat nun (vorerst) ihr Ziel erreicht. Zusätzlich werden Menschen mit Kindern in Sachen Eigentumserwerb gefördert – nach Bedingungen, die nicht unbedingt nachvollziehbar sind, an denen man aber auch nicht viel rütteln kann.
Es ist eine Ansammlung von Ungereimtheiten und Skandalen. Vieles wird wohl nie aufgeklärt werden und politische Konsequenzen bleiben aus: Seit Bekanntwerden der NSU-Mordserie wird viel untersucht und viel geschrieben. Doch kommt am Ende wirklich etwas dabei heraus? Ein Vortrag in Regensburg macht da nicht eben optimistisch.
Es war ein Schwärmen über die positive Lage der bayerischen Metall- und Elektroindustrie: Der Bayern-Chef der IG Metall war auf Stippvisite in Regensburg, um sich bei den BMW-Beschäftigten umzuhören. Schließlich stehen bald Tarifverhandlungen an. Eines scheint aber schon festzustehen: Das Problem „Lohndumping per Werkvertrag“ wird bei diesen Verhandlungen keine Rolle spielen. Noch nicht zumindest.
„Pharmaunternehmen und ihre Werbestrategien“: Eigentlich ein spannendes Vortragsthema, zu dem vergangene Woche ans Uniklinikum geladen wurde. Leider blieben einige Punkte dabei außen vor.
Böse Jungs und noch bösere Wörter: Quentin Tarantino liefert mit „Django Unchained“ seinen neuesten Geniestreich ab. Darin geht es alles andere als politisch korrekt zu – allein die Frequenz des „n-words“ dürfte rekordverdächtig sein.
Nur katholische Krankenhäuser verweigern Vergewaltigungsopfern die „Pille danach“? Von wegen. Das durch und durch weltliche Universitätsklinikum in Regensburg hält es ebenso. Mit fragwürdiger Begründung. Die Landtagsabgeordnete Margit Wild, Vorsitzende von Pro Familia, ist empört. „Die Uniklinik stiehlt sich aus der Verantwortung und lässt hilfesuchende Frauen allein.“
Straffere Zügel für die Stadtbau – das hat eine Eingabe des Mieterbunds an den Stadtrat zum Ziel. Nun hat der Oberbürgermeister die Diskussion darüber um fünf Monate verschoben und begründet das mit Zuständigkeiten.
„Es fehlt an Interesse und Kompetenz“, resümiert ein Berliner Historiker seine Erfahrungen mit dem Regensburger Stadtarchiv. Falsche Auskünfte, verschwundene Dokumente, Rügen von der Rechtsaufsicht – die Probleme sind seit Jahren bekannt und bescheren der Welterbestadt zwischenzeitlich auch überregional einen schlechten Ruf in Fachkreisen. Wirklich zu scheren scheint das die Verantwortlichen nicht. Er gedenke nicht, auf Kritik zu reagieren, heißt es vom Oberbürgermeister. Er sei mit seinen Möglichkeiten am Ende, erklärt der Kulturreferent. Und der Archiv-Leiter, den weder OB noch Referent zur Räson bringen können, geht auf Tauchstation.
Darf ein britischer Staatsbürger gegenüber einem schwedischen Fernsehsender auf deutschem Boden straflos den Holocaust leugnen? Nein, sagt das Regensburger Amtsgericht. Beim zweiten Anlauf im Verfahren gegen Richard Williamson hat es den Bischof erneut zu einer Geldstrafe verurteilt. Williamsons Rechtsanwälte wollen notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Zentral ist die Frage: Konnte er wissen, dass seine Aussagen in Deutschland öffentlich werden würden?
Es ist nicht leicht für die Männerwelt, sich dem anderen Geschlecht auf eine Weise anzunähern, ohne dass man sich blamiert, lächerlich macht oder – und das ist manchmal der beste Fall – ignoriert wird. Flirtratgeber, Single-Börsen, Anbandel-Partys und Pick-up-Maschen versprechen unfehlbare Erfolgsstrategien für jedermann. Über deren Sinnhaftigkeit lässt sich streiten, aber immerhin dürfte man(n) mit diesen Tipps straffrei ausgehen. Ganz im Gegensatz zu einem 32-jährigen Regensburger, der wegen fehlgeleiteter Annäherungsversuche neun Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung bekommen hat – und damit noch glimpflich davon gekommen ist.
„Konstruktive Gespräche“ seien es gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt zum Treffen von Politikern und Fachleuten in Sachen Wohnungsbau am Montag. Und tatsächlich scheint eine Sozialquote von 20 Prozent in Neubaugebieten nun in Kürze beschlossen zu werden. Dennoch gibt es innerhalb der Koalition noch einige Diskussionen. Die Basis macht das unruhig. Ein SPD-Ortsverein hat die Fraktion zwischenzeitlich gar aufgefordert, die Koalition mit der CSU „zu überdenken“.
Jetzt ist es raus: Christian Schlegl soll Oberbürgermeister werden. Zumindest, wenn es nach dem amtierenden OB Hans Schaidinger geht. Auf dem Neujahrsempfang der CSU-Verbände im Stadtsüden empfahl Schaidinger den Fraktionsvorsitzenden Schlegl offiziell als OB-Kandidaten und appellierte an die „Vernunft“ der Regensburger CSU. Ein gewagtes Unterfangen, dem der Kronprinz Schlegl gelassen entgegensieht.
Er ist kein Bischof mehr, nur noch ein 72jähriger Volksverhetzer: Richard Williamson. Am kommenden Mittwoch geht der Prozess gegen den ehemaligen Piusbruder in eine neue Runde. Doch der zu erwartende Fan-Club wird erneut ohne sein Idol auskommen müssen.
Das geplatzte Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ist für einige Opfer kein Grund zur Trauer. Beim „Unabhängigen Archiv ehemaliger Regensburger Domspatzen“ hat man vom Anfang an an dessen Sinn gezweifelt. Nun wollen die dort zusammengeschlossenen Missbrauchsopfer dem Kriminologen Dr. Christian Pfeiffer ihre Zahlen zur Verfügung stellen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat unterdessen angekündigt, Pfeiffer zu verklagen. Der sieht einer solchen Auseinandersetzung „mit Freuden“ entgegen.
Das Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist gescheitert. Der von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragte Kriminologe erhebt schwere Vorwürfe. Offenbar wird dabei ein wesentliches Dilemma der Bischofskonferenz: Sie kann solche Forschungsaufträge nicht ernsthaft vergeben. Es steht jedem Bischof frei, sich zu verweigern. Und das Beispiel Regensburg macht deutlich: Hier wurde bislang nicht aufgeklärt, sondern Aufklärung verhindert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Konsequenzen.
Mieten, die sich nach der Sanierung verdoppeln? Nicht bei einem kommunalem Unternehmen, sollte man meinen. Doch, sagt der Mieterbund Regensburg. Am Dienstag stellten die beiden Vorsitzenden einen aktuellen Fall bei der städtischen Tochter Stadtbau „an der Kante zur Luxussanierung“ vor. Jetzt soll der Stadtrat handeln und dem Kommunalunternehmen deutliche Vorgaben machen.