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Finanzierung: Wir setzen seit sechs Jahren auf unsere Leser

In eigener Sache: Die Crowd, die sich nicht traut?!?

Kennen Sie die Krautreporter? Das sind rund 20 Journalisten. „Der Onlinejournalismus ist kaputt“ sagen sie und wollen binnen eines Monats 900.000 Euro von der Crowd – den potentiellen Leserinnen und Lesern – einsammeln, um anschließend ein unabhängiges Online-Magazin auf die Beine zu stellen. Was für die Krautreporter die Crowd, ist für Regensburg Digital der Förderverein. Bereits seit sechs Jahren finanzieren unsere Leser freiwillig eine unabhängige Berichterstattung im Netz. Der Onlinejournalismus ist nicht kaputt! Er braucht nur Zeit, mutige Journalisten und eine Crowd, die sich traut…

Von Dike Attenbrunner

Erst das Kraut, dann das Fleisch, lautet das Prinzip der Krautreporter. Foto: Dontwoorry/ Wikimedia Commons

Erst das Kraut, dann das Fleisch, lautet das Prinzip der Krautreporter. Foto: Dontworry/ Wikimedia Commons

Eins muss man ihnen lassen: Gut vernetzt sind sie, die Krautreporter rund um Philipp Schwörbel, Sebastian Esser und Alexander von Streit. Kaum ein Medium, das noch nicht über das ambitionierte Projekt berichtet hat, bei dem derzeit per Crowdfunding Geld für ein unabhängiges Onlinemagazin gesammelt wird. Vorbild für die drei Gründer ist De Correspondent aus den Niederlanden: Vom Leser finanziert, wird auf Werbung verzichtet und so für journalistische Unabhängigkeit gesorgt. Der Unterschied zum niederländischen Pendant: Die deutschen Reporter wollen keine Bezahlschranke hochziehen. Die Artikel sollen nicht nur von den Abonnenten, sondern von allen gelesen werden können. Die Kollegen aus den Niederlanden haben indes gezeigt, dass es auch mit Paywall geht.

Wer will schon für Journalismus im Internet bezahlen?

JournalistWir sind also mal wieder bei der Frage aller Onlinejournalismus-Fragen angelangt: Wer will schon für Journalismus im Internet bezahlen? Und funktioniert ein Bezahlsystem, bei dem einige wenige blechen und der Rest umsonst konsumiert?

Sollte es den Krautreportern bis Ende der Woche tatsächlich gelingen, die 900.000 Euro von insgesamt 15.000 Abonnenten einzutreiben, „könnten sie zum Vorbild für eine ganze Generation werden“, schrieb Benjamin O‘Daniel vergangene Woche für das Medienmagazin journalist. „Sie hätten bewiesen, dass man als Journalist seine eigene Publikation im Netz aufziehen und abseits von Bannerwerbung finanzieren kann“, heißt es weiter im Text.

Leserfinanzierung in Regensburg seit sechs Jahren

Nun ja, wir wollen uns nicht größer machen als wir sind, aber der Preis für einen leserfinanzierten unabhängigen Onlinejournalismus geht nach… Regensburg! Bereits seit sechs Jahren wird Regensburg Digital hauptsächlich von seiner „Leser-Crowd“ am Leben gehalten. Der „Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.“, mit dem aktuell ein hauptamtlicher Redakteur und mehrere freie Journalisten und Fotografen finanziert werden, entstand zu einer Zeit, als das Prinzip Crowdfunding gewissermaßen noch in den Kinderschuhen steckte.

Zugegeben, größenmäßig können wir mit den Krautkollegen nicht mithalten, die neben den drei Gründern mit 25 freien Autoren an den Start gehen wollen. Und auch das Gehalt des hauptamtlichen Redakteurs und Herausgebers Stefan Aigner ist weit von den 2.000 Euro entfernt, die die Krauts ihren Mitarbeitern zu zahlen bereit sind. Und, okeeee, Regensburg Digital klingt vom Namen her lange nicht so hip und sexy wie „Krautreporter“. Aber immerhin zeigen wir netzmäßig gesehen schon einige Jahre, dass es Leser gibt, die eine kritische Berichterstattung und Hintergrundrecherchen wollen – und gerne bereit sind dafür zu zahlen. Und zwar ganz ohne Gimmicks oder Redakteure-zum-Anfassen-Events. Sondern einzig und allein deswegen, weil wir unsere Arbeit machen.

Der Onlinejournalismus ist noch lange nicht kaputt

Trotzdem tönen die Krautreporter auf ihrer Webseite: „Der Online-Journalismus ist kaputt. Weil vielen Medien Klicks wichtiger sind als Geschichten. Weil niemand mehr den Überblick behalten kann, wenn die Welt nur noch in Eilmeldungen erklärt wird. Weil Werbung nervt, die umständlich weggeklickt werden muss. Weil sich auch in seriösen Online-Medien der Boulevard ausbreitet.“ Und versprechen: „Wir kriegen das wieder hin.“

Auch wenn vieles davon wahr ist: Der Onlinejournalismus an sich ist deswegen noch lange nicht kaputt! Mit dieser Behauptung verkennen die Krautreporter, dass es durchaus mediale Plattformen wie Regensburg Digital gibt, die sich trotz Widrigkeiten (Klagen, Klagen und nochmals Klagen) ihre Unabhängigkeit bewahren, weil deren Leser genau das bei den etablierten Heimatzeitungen vermissen.

Und da wären wir auch schon beim eigentlichen Unterschied angelangt: Regensburg Digital misst sich bei den meisten Themen eben mit den lokalen medialen Platzhirschen. Weil diese nun mal nicht jedes heiße Eisen anfassen. Sei es aus Bequemlichkeit oder dem einen oder anderen Werbekunden zuliebe. Die Krautreporter hingegen warten mit einer Themenliste auf, die man so ohnehin auch bei süddeutsche.de oder ZEIT ONLINE erwarten würde. Ein Alleinstellungsmerkmal ist was anderes.

Anstrengend, aber: Es lohnt sich!

Dennoch: Die breite Resonanz, die das Krautprojekt gerade nach sich zieht, ist immens wichtig. Wir brauchen diesen Diskurs über die Qualität und den Wert von Journalismus. Doch die Beweispflicht liegt bei uns: Wir Journalisten sind es, die unseren Lesern tagtäglich zeigen müssen, wieso sie eine unabhängige Berichterstattung unterstützen sollen. Ja, das ist anstrengend. Ja, das braucht Mut. Ja, dazu ist ein sehr langer Atem vonnöten. Aber es lohnt sich: Die Zugriffe auf Regensburg Digital steigen kontinuierlich und der Förderverein wächst. Auch wenn wir zugeben müssen, dass sich ruhig ein paar Mitglieder mehr hinzugesellen dürften (Wer also mitmachen will: Bitte hier entlang!). Denn dann könnten wir Regensburg Digital um ein paar festangestellte Redakteure erweitern und einen noch breiteren Inhalt anbieten.

Die Crowd, die sich nicht traut?!? Nein. Selbst wenn die Krautreporter scheitern sollten, heißt das noch lange nicht, dass damit auch der Onlinejournalismus über die Klippe gesprungen ist. Aber man sollte vielleicht auch online endlich mal anfangen, mehr lokal und nicht immer gleich national-global zu denken. Es gibt hierzulande an etlichen Standorten immer noch viel zu viele Meinungsmonopolisten, denen man journalistisch die Stirn bieten kann und muss. Es braucht nur mutige Journalisten, einen langen Atem und eine Crowd, die sich traut…

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Recherche zu einem Regensburger Namenspatron

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Der Theologe und Philosophieprofessor der Philosophisch-theologische Hochschule (PTH) Josef Engert gilt als Vater der Universität in Regensburg. Ein städtischer Preis trägt seinen Namen. Tatsächlich war Engert ein Antidemokrat und Antisemit. Nachdem im ersten Teil unserer vierteiligen Serie die Zeit vor 1933 behandelt wurde, wird nun versucht, anhand von ausgewählten Briefen und Schriften Engerts anwachsendes völkisch-christliches Engagement für den Nationalsozialismus nachzuzeichnen.

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