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Pseudo-Prominenz ohne Rückgrat

Fürstliches Dschungelcamp

Schlossfestspiele: Der fürstliche „Überraschungsgast“ Viktor Orbán erregt weiter die Gemüter. Zumindest bei manchen. Betrachtet man aber, wen Gloria in der Vergangenheit von den Festspielen profitieren ließ, ist Orbáns Einladung nur konsequent. Dem Gros der Pseudo-Prominenz ist das egal.

Der diesjährige „Überraschungsgast“ bei den Regensburger Schlossfestspielen sorgt weiter für Kritik. Unter der Überschrift „Faschisten hofiert man nicht“ befürchtet der stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos Sebastian Roloff in einer aktuellen Pressemitteilung gar, dass beim nächsten Mal die französische Faschistin Marie le Pen Glorias Stargast sein könnte.

Bereits am Samstag hatte die Landtagsabgeordnete Margit Wild (SPD) nach dem Auftritt von Ungarns Staatschef Viktor Orbán von einem Skandal gesprochen. Ein „populistischer Hetzer und Feind der Pressefreiheit“ wie Orbán sei ein unwürdiger Gast für Regensburg.

Christentum sticht Religionsfreiheit

Wie berichtet, hatte Gloria von Thurn und Taxis den ungarischen Staatschef eingeladen und ihm einen regelrechten Staatsempfang samt Nationalhymne bereitet. Die versammelte Prominenz spielte zum größten Teil mit und klatschte brav.

Für Durchlaucht ist der autokratische Nationalist ein „Held“, einer, der sein Volk in die Freiheit führe. Er habe das Christentum zurück in die Staatsidentität Ungarns gebracht. Dafür müsse man dankbar sein.

Tatsächlich hat Orbán den Bezug zum Christentum in der Verfassung festschreiben lassen. Über hundert Religionsgemeinschaften verloren im Zuge dessen ihren Kirchenstatus. Als weitere Folge der Verfassungsänderung werden Benachteiligungen für Alleinerziehende und Homosexuelle befürchtet. Auch das Abtreibungsrecht soll verschärft werden.

Im Glauben vereint: Gloria von Thurn und Taxis und Viktor Orbán. Foto: Staudinger

Die Prominenz übt sich in Schweigen

Doch obwohl Orbán – daneben – seit seinem Regierungsantritt damit begonnen hat, die Rechte von Justiz, Medien und Datenschutzbehörden drastisch zu beschneiden, obwohl unter seiner Ägide Nationalismus, Antisemitismus und Hetzjagden auf die Roma-Minderheit in Ungarn fröhliche Urständ feiern, hält sich der Protest des Promi-Publikums abseits von Margit Wild auch im Nachhinein in Grenzen. Die bayerische Europaministerin Emilia Müller (CSU) spricht gar davon, dass Orbán ein solcher Empfang zustehe.

Es soll eben nichts die Stimmung trüben im Fürstenschloss, wo man doch zum „Get Together“ mit 300 ausgewählten Gästen geladen war. Wo man mit Gastgeberin Gloria und so prominenten Persönlichkeiten wie Claudia Effenberg (viel Geld), Regine Sixt (noch mehr Geld) oder Gerhard Meir (Friseur) Champagner schlürfen durfte. Da hält man lieber den Mund. Dass Gloria Orbáns Kampf für den rechten Glauben unterstützt,überrascht schließlich nicht. Dass Durchlaucht verquere Ansichten hat und diese auch immer wieder äußert, ist schließlich nichts Neues. Und das gilt eben vor allem dann, wenn es um religiöse Dogmen geht.

Durchlauchts Hang zu „Lebensschützern“

Sei es „Schnackseln“ nur zum Zwecke der Fortpflanzung, sei es ihre These von der Pille „als eine Form der Abtreibung“ oder die Ablehnung von Kondomen: Gloria ist das, was man eine militante „Lebensschützerin“ nennt.

Mehrfach ließ sie sich im Vorfeld der Schlossfestspiele zugunsten äußerst fragwürdiger Organisationen aus diesem Dunstkreis versteigern. 2008 erhielt eine Stiftung unter Ägide der homophoben Erzkatholikin Christa Meves („Harry Potter ist Zeichen unserer gottlosen Zeit.“) den Erlös aus der Blaublut-Auktion. Das Jahr darauf durfte sich die „Juristenvereinigung Lebensrecht“ über den niedrigen dreistelligen Betrag freuen, den die Gloria einbrachte.

Zu den Gründungsmitgliedern dieses männerdominierten Juristenclubs gehört etwa der NS-Staatsanwalt Willi Geiger, der im III. Reich mehrere Todesurteile verhängte. Weiteres prominentes Mitglied ist auch Dr. Siegfried Ernst, dem vom Amtsgericht Köln gerichtlich attestiert wurde, dass „seine Äußerungen derart rassistische Züge haben, dass sich bei jedem unbefangenem Betrachter sofort der Vergleich mit der Ideologie des Dritten Reichs aufdrängt”.

„Get Together“ der Pseudo-Prominenz

Vor diesem Hintergrund gemahnt das „Get Together“, zu dem Durchlaucht im Anschluss an die Eröffnung rund 300 ausgewählte Gäste lud, die fernab jener Prominenz liegen, wie man sie etwa ehemals Schlossfestspiel-Gast Liza Minelli noch bescheinigen konnte, und denen es völlig gleichgültig zu sein scheint, mit wem sie sich da beim Champagner vergnügen, weniger an ein fürstliches Event, denn an ein Dschungelcamp im Provinzformat.

A weißes Blattl Papier

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